Barfuss Querfeld- u. Wald- u. Wiese-ein (Hobby? Barfuß! 2)

Norbert @, Friday, 02.04.1999, 02:34 (vor 9368 Tagen)

Hallo Freunde

Da dies mein erstes Posting in diesem Forum ist, kurz zu mir
Name Norbert, Alter 43, seit einigen Jahren barfuss-fan
und seit kurzem Leser dieses Forums.

Heute habe auch ich die Saison barfuss eröffnet
und einen lange gehegten Plan verwirklicht:
Eine Barfuss-wanderung querfeld-wald-und-wiese-ein.
Bei ca 12-15 Grad ging es zunächst am Grün-rand eines
Feldwegs zum Wald, dort am Rand entlang. Wegen der
geplanten Strecke fand ich Shorts, Pullover u. barfuss die
einzig vertretbare Kleidung, obwohl es zunächst etwas kühl war.
Bemerkenswertes: Man sollte sich zumindest soweit
mit der Botanik befassen, dass man Disteln, Brennnesseln
und dornige Ranken bereits mit dem Auge und nicht
erst mit der Fusssohle erkennt...
Den diesbezüglichen Reflex hatte ich zum Glück bereits
bei einigen anderen einschlägigen Gelegenheiten trainiert,
sodass auch die halbe Glasflasche, die später unter
meinem Fuss auftauchte quasi automatisch ein 'Ausweichmanöver'
auslösen konnte.
Neben den bereits mehrfach in diesem Forum beschriebenen
sehr positiven Empfindungen von inniger Verbundenheit mit
der Natur, die ich hier nur kurz bestätigen möchte (insbesondere
das Laufen in nassem Gras und auch Laub fand ich so herrlich,
dass ich garnicht mehr aufhören wollte) entdeckte ich noch einen
Aspekt des barfuss-laufens in der Natur, der mir besonders bezüglich
meiner querfeldein-Wanderung wertvoll war:
Barfuss ist keine Wiese zu nass, kein Weg zu schlammig
und kaum eine Schlamm-Pfütze zu tief!
(meine perönliche Wohlfühl-Grenze endet dabei etwa oberhalb der Knöchel)
Weil es dann doch etwas langweilig war, dauernd nur am Rand des
Waldes entlangzulaufen, ging ich einfach mal rein.
Auch im Wald gab es viele Stellen, an denen sich unter dem
Laub Schlammlöcher befanden, die einem beschuhten Wanderer schon
mal das Wasser in die 'Treter' treibt. Ich erinnere mich auch
an beschuhte Wanderungen in ähnlichem Gelände, bei denen ich
nach einer gewissen Strecke kaum noch die Schuhe heben konnte,
wegen des daran haftenden Lehms; nicht so barfuss.
Mein Weg führte mich dann an einer Kiesgrube und Schnellstrasse vorbei
zum Fluss, dem ich am Ufer etwa 3km folgte.
Der Fluss hatte noch einen kleinen Bach als Zulauf (auf meiner Seite).
Bei dem Versuch, diesen zu überqueren stellte ich fest, dass
fliessendes Wasser doch noch um einiges kälter ist, als eine
nasse Wiese. An der Überquerung hinderten mich aber mehr die
nassen, glitschigen und wackeligen Steine an der gewünschten
Übergangsstelle. (Ich wollte nicht unbedingt auch noch Baden gehen,
einige Meter nach dem Auslass unserer Kläranlage...). Also Umweg
über eine richtige Brücke.
Kurz danach kam mir auf einem Feldweg ein Trecker mit einem
grossen Tankanhänger entgegen. Ich respektierte ihn und hielt
nach seinem 'Arbeitsplatz' Ausschau. DIESE duftende Wiese passierte
ich lieber am Rande des danebenliegenden Ackers; auch ein interessantes Gefühl.
Zurück am Fluss drängten mich umgestürzte Baume, obiges Erlebnis
mit der Flasche und eine bereits erhebliche Überschreitung
meines Zeitplans dann zu einer kleinen Abkürzung.
Wer solche Regionen barfuss begeht, sollte immer daran denken, dass
Waldränder und Flussufer, insbesondere wenn sie mit dem Auto erreichbar
sind, oft als wilde Müllkippe missbraucht werden; also
Vorsicht und/oder Beten (oder notfalls vielleicht doch bleibenlassen...).
Meine Abkürzung war wirklich nur sehr klein, sie führte mich
lediglich einen knappen km früher in den Wald. Wegen des Müllproblems
beschloss ich, die Wege und den dazugehörigen Waldrand zu meiden
und ging einfach mittendurch (Kompass). Einem ausgeschilderten
Reitweg vertraute ich zwar, musste ihn aber wegen seiner Richtung
bald wieder verlassen. Recht lästig (nicht für die Barfüsse, sondern
für meine geringe Kondition) war das häufige auf und ab in der
hügeligen Gegend (Ich versuchte zwar, möglichst auf gleicher Höhe
zu laufen, aber das liess sich leider nicht immer machen).
Genau (glücklicherweise) an der vorgesehenen Stelle erreichte ich
den Waldrand, überquerte kurzen Fusses einen lehmigen Acker und
bewegte mich dann meist auf dem Rand zwischen den Feldern Richtung
Strasse, die ich zum Glück nur überqueren musste.
Ein dorniger Ast, den ich übersehen hatte, steckte plötzlich in meiner
Ferse; als ich ihn entfernte folgten dem Dorn ein paar rote Tropfen;
aber nachdem ich früher schon ähnliches mit einem rostigen Nagel
ohne Probleme überstanden hatte, billigte ich dem keine Bedeutung zu.
Ich umrundete noch einen kleinen Burgberg, an dessen Fuss das Wasser
nur so aus den Wiesen gluckert. Hier hatte mich dann auch die
Zivilisation endgültig in Form von vielen Zäunen um Wochenendgrundstücke
eingeholt, weshalb ich dem leicht geschotterten Zufahrtsweg folgen
musste. Noch ca 1 km über Wege und Wiesen, dann war ich am geplanten
Ziel meiner Wanderung (nach ca 4 Stunden). Dort in einem Eimer
im Garten Füsse und Beine abgewaschen und ich war wieder
ein zivilisierter Mensch.
Auf diesem letzten Teilstück häuften sich dann auch die Häufchen,
die die Zivilisations-Hunde leider genau auf den von mir
bevorzugten grünen Wegrändern hinterlassen hatten.
Am Abend stellte sich dann langsam der (bereits erwartete) Muskelkater
ein, und das Auftreten mit der Ferse war etwas unangenehm.
Die Nachschau ergab einen kleinen schwarzen Punkt (der aber nicht
von obigem Dorn stammte, dessen Verletzung bereits überhaupt nicht
mehr erkennbar war). Mit einer Stecknadel entfernte ich die etwa
2mm lange Spitze eines Stachels, die unter der Hornhaut abgebrochen
war. (Herkunft unbekannt, beim Laufen habe ich nichts gemerkt)

- Alles in allem ein wunderbares Erlebnis, das ich jedem nur zur
Nachahmung empfehlen kann. Ich jedenfalls werde es mir wohl bald (aber
nicht morgen - Muskelkater) wieder gönnen.

PS: fremde Reaktionen:
Den Rückweg trat ich per Fahrad an (u.a. durch den Stadtpark). Ich wollte
gerade eine Familie mit halbwüchsigen Kindern (Mantel, Gummistiefel)
überholen, als sich ein Mädchen umdrehte, mich sah (Shorts, barfuss)
und einen Schrei ausstiess, als habe sie ein GESPENST gesehen.
Ich überholte; der nächste Schrei vom andern Mädchen:
'oh Gott, ist das nicht kalt?'
Ich: 'nee- schön warm'.
Weil Radfahren barfuss nun doch nicht ganz so schön ist, und es
soo warm nun doch wieder nicht war, zog ich ein Stück weiter Strümpfe
und Schuhe an. Von hinten der Ruf der inzwischen aufgeholten Kleinen:
Na, doch nicht so warm ??
- aber ich finde man muss leider irgendwann auch mal das Ende finden...

Herzliche Grüsse und Serfuss, Norbert


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