Sensationlust / Empathie (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd (Frankfurt), Stammposter, Tuesday, 08.04.2008, 17:46 (vor 5996 Tagen)

Hallo allerseits,

ich hatte mich ja schon gestern kurz zum Thema "Schadenfreude der Nicht-Barfüßer" und zu "Scherben" geäußert und dargestellt, dass aus meiner Sicht schadenfrohe, beschuhte, sensationsgeile Gaffer-Typen nahezu darauf warten, dass ein barfuß laufender Mensch sich weh tut, in eine Scherbe tritt, vom wilden Affen in den kleinen Zeh gebissen wird oder was weiß ich.
Gestern und heute kreisten meine Gedanken des öfteren immer wieder um besagte Schadenfreude und obwohl mich die Meinung oder Geisteshaltung anderer überwiegend nicht tangiert, bin ich - rückblickend - reichlich entsetzt über die Haltung meiner Mitmenschen und deren Empathie-Potential.
Wenn einige Situationen, die ich im Folgenden schildere, barfußferne Themen sein mögen... man möge mir verzeihen. Hier einige meiner Erlebnisse, aus der Rückschau berichtet, kurz und bündig:

- In Frankfurt wurde letzten Sommer eine mit Einkaufstaschen beladene ältere Frau bei grüner Ampel von einem Mopedfahrer angefahren. Sie fiel hin. Eine Frau rief mit ihrem Handy den Krankenwagen, eine andere Frau zückte ihr Handy, um grinsend Bilder der verletzten zu schießen.

- Vor der Douglas-Filiale in Frankfurt saß ein Mann mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck auf den Stufen, mit nacktem rechtem Fuß. Er war umgeknickt und konnte nicht weiter, der Fuß war rot und dick. Er sagte, er hätte minutenlang auf (meine) Hilfe gewartet. Warten müssen. Und das in der Frankfurter Innenstadt, in der Fußgängerzone.

- 2005: Im Sommer fuhren 4, 5 rotzfreche Teens vor mir auf ihren Motorrollern her. Ich barfuß, sie in fetten Sneaks. Alter: Zwischen 15 und 18, vermutlich. Sie warfen Flaschen vor meine nackten Füße, die Flaschen zersprangen in tausend Scherben. Die Flaschen, vier an der Zahl, zerplatzten mit einem lauten Knall, keine fünf Zentimeter VOR meinen baren Füßen.
Mir ist nichts passiert, auch die Scherben waren sehr klein und harmlos, gottlob.
Um mich herum: Zahlreiche Rentner, die ihre Hunde Gassi führten. Hätte wohl mal einer die Polizei informiert? Fehlanzeige. Getuschel und Kopfschütteln.

- Stadtfest in Marburg, 2002, ein verregneter Sommer. Ich in Sandalen und Socken. Sorry. War eben so.
An einer kaputten Bierflasche, in die ich reinlaufe, schneide ich mir den großen Zeh auf, eine Schnittwunde vom Nagel bis zum Fuß hin. Ich blute wie Harry. Nicht zu übersehen, da ich weiße Strümpfe trage.
Die anderen Leute? Glotzen blöd, schauen angewidert auf meinen kaputten Fuß.

So, dies waren ein paar Rückblicke.
Die will ich jetzt mal so stehen lassen. Über euer Feedback würde ich mich freuen.

Dennoch unverzagte Grüße
Bernd


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion