Barfüssige Hunde-Spaziergänge (Hobby? Barfuß! 2)

Oliver S., Stammposter, Monday, 07.04.2008, 00:29 (vor 6072 Tagen) @ Don Primo

Hallo miteinander,

sicher hat der eine oder andere sich schon gefragt: Wer ist dieser Kerl, der hier zumindest für manche scheinbar aus dem Nichts auftaucht, plötzlich sogar Stammposter ist und von dem man alles mögliche liest, nur nichts über barfüssige Aktivitäten.

Gerne will ich jetzt diese Neugier befriedigen und ein bißchen was zu mir schreiben. Don Primos Beitrag gibt mir dazu großartige Gelegenheit - denn ich habe auch einen Hund. Und Hundespaziergänge gehören zu den wenigen Dingen, die ich tatsächlich regelmäßig barfuss absolvieren kann.

Wie einige vielleicht mitbekommen haben, bin ich Wirtschaftsanwalt - selbständig, mit zwei weiteren Partnern verantwortlich für 6 Mitarbeiter und drei Auszubildende. Da muss was gehen - und unsere Klientel ist überwiegend konservativ und unsere Stadt zwar ein Oberzentrum und sehr dynamisch, aber doch auch sehr überschaubar. Da kann ich mir soziologische Experimente dergestalt, ob ich mit nackten Füßen beim Stadtbummel oder im Restaurant akzeptiert werde, schlichtweg nicht leisten. Vielleicht ist meine Befürchtung, dann als Sonderling und komischer Kauz zu gelten, den man vielleicht nicht anspricht, aber hinter dessen Rücken man tuschelt und den man als seriöser Geschäftsmann besser nicht als Anwalt nimmt, ja völlig unberechtigt - wenn aber nicht, hätte nicht nur ich den Schaden, sondern auch meine Partner und unsere Angestellten.

Also beschränke ich meine Barfussaktivitäten auf den völligen Freizeitbereich außerhalb der Stadt und jedweder Menschenansammlung. Das hieß bis vor einem Jahr - eigentlich nie barfuss außerhalb der eigenen vier Wände. Okay, mal zum Mülleimer oder auch im Sommer zum Bagersee gleich ohne Schuhe mitzunehmen und einmal in der Woche in eine Großstadt ca. 60 km entfernt zum Rollenspiel - aber das wars dann auch.

Bis dann Otto kam - unser Hund. Als er ein kleiner Welpe war, durfte man ja noch nicht so viel mit ihm laufen. Aber das war dieser genial warme Oktober und November 2006, da bin ich mit ihm immer barfuss zur nächsten Wiese gelaufen, wo wir dann gespielt haben.

Ich habe mir dann für die kältere Zeit so Schuhe zum einfach Reinschlüpfen besorgt (komme nicht auf den Namen), in denen ich dann sockenlos mit Otto gelaufen bin. Wir sind dann öfter durchs Gras in Weinbergen gelaufen, und das hat mich angestachelt, die Schuhe doch auszuziehen und in der Hand zu tragen. Das habe ich dann so über den sehr warmen Winter 2006/07 praktiziert. Aber irgendwie war das lästig, immer mit Leine, Hundespielzeug, Leckerlis und dann noch Schuhen in den Händen rumhantieren zu müssen. Also war es konsequent, irgendwann, als es hinreichend warm war, ganz auf die Schuhe zu verzichten. Das war auch viel praktischer im morgendlich taufeuchten Grass, wo die Schuhe immer total durchnässt waren und nur schwer wieder trockneten.

Ich hab das dann den ganzen Sommer und Herbst durchgehalten - immerhin morgens jeden Tag ca. eine halbe Stunde barfuss. Endlich - dass der Hund auch dafür gut sein könnte, habe ich vorher nicht gedacht. Führte jedenfalls dazu, dass ich sehr zur Freude meiner Frau gerne die Morgenrunde mit Otto übernommen habe und dass ich seitdem ca. 8 Kilo abgenommen habe (okay, im Moment steigt das Gewicht wieder...).

Irgendwann fand ich dann auch nichts mehr dabei, auch bei kühlerer Witterung und Regen mit Sweatshirt, Regencape, Shorts und barfuss die Hunde-Spaziergänge zu machen. Sah zwar urig aus, war aber praktisch und ein tolles Gefühl. Und ich dachte mir, was solls. Die Leute, denen ich regelmäßig auf der Hundestrecke begegegne, kennen mich sowieso barfuss, und solange ich nicht in der Stadt so auftauche, wirds meinen Ruf schon nicht ruinieren.

Ich hab das ganze so bis in den Oktober letzten Jahres durchgehalten, dann war mir irgendwann so kalt, dss ich wieder Schuhe anzog. Im Winter, der zwar kaum Schnee, aber um Weihnachten rum ja eine richtig eiskalte Periode hatte, sogar feste Schuhe und Strümpfe. Als es etwas milder wurde, habe ich dann wieder auf leicht Schuhe ohne Socken gewechselt, die ich dann zwischendrinn mal ausziehen und wenigstens so hundert Meter durch nasses Gras oder auch mal ein bißchen Schnee laufen konnte. Das eiskalte Gefühl, das dabei die Beine hochkriecht, habe ich aber nicht lange ausgehalten und eben sehr schnell wieder Schuhe angezogen. Wenigstens wurden dann die Füße schön warm.

In diesem Stadium stecke ich im Moment noch immer. Der Frühling gibt ja immer nur kurze Gastspiele. Ende Februar, an dem genial warmen Wochenende, habe ich tatsächlich mal einen Morgen den Spaziergang ganz ohne Schuhe absolviert. Das wars dann auch bislang.

Bis auf letzte Woche Sonntag. Auch ein genial warmer Tag.Da waren meine Frau, Otto und ich mittags am Fluß unterwegs, im Gras unterhalb des Damms. Endlich mal ein längerer Spaziergang ganz ohne Schuhe in Super-Graslandschaft - perfekt zum Eingewöhnen. Der Ort ist ein Treffpunkt für Hundebesitzer, und so sind wir auch einigen begegnet. Der einzige Kommentar kam von einer Frau, die mich auch von den Morgenspaziergängen kennt: "So, heute das erste Mal barfuss", was ich bestätigte und bei den anderen, mit denen sie unterwegs war und die z.T. dicke Wanderschuhe trugen, einengewissen Neid auslöste, trotzdem aber keine Nachahmer fand.

Heute Mittag bin ich dann wieder mit Otto am Fluss gelaufen und habe zunächst überlegt, keine Schuhe mitzunehmen. Es hatte zwar gerade geregnet, aber die Sonne kam wieder durch und ich dachte, Schuhe werden wahrscheinlich eh nur nass. Irgendwie habe ich mich aber doch nicht getraut - die alte Falle, was sollen die Leute denken. Bei 20 Grad und tollem Wetter ist das ja eine Sache, aber bei Regen und Kälte - der muss doch spinnen. Und wie gesagt, ob derartige Assoziationen tatsächlich kommen und ob ich und meine Kanzlei uns das leisten können, möchte ich dann doch nicht ausprobieren.

Da die Schuhe für die Morgenrunde inzwischen so kaputt sind, das sofort klar war, dass die völlig durchnässen würden, habe ich zunächst einfach ein paar Socken mitgenommen und bin mit Otto zum Auto, in dem ich ein paar festere Laufschuhe immer habe. Als ich beim Losfahren dann das Thermometer gesehen habe, das gerade 6 Grad anzeigte, war ich irgendwie froh, dass mir das jetzt quasi die Entscheidung abnahm, ob ich doch barfuss gehen sollte, oder nicht. Zu kalt, also keine Frage fehlenden Mutes. Oder doch? Wie auch immer, ich habe dann Socken und Schuhe angezogen. Nach dem Spaziergang bin ich dann noch in die Kanzlei gefahren (die große Freiheit eines Freiberuflers ist weitgehend frei zu entscheiden, wie er die 60 Stunden in der Woche, die er einfach arbeiten muss, verteilt), dort habe ich Schuhe und Socken wieder ausgezogen. Soweit mein Tag.

Das war eigentlich schon der wesentliche Teil meiner Barfuss-Nischen. Aber vielleicht fällt mir noch das ein oder andere weitere Berichtenswerte ein.

Bis dahin liebe Grüße
Oliver S.


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