Nachdem nun geklärt ist, was "mitten im Winter" bedeutet: In diesem Zeitraum, genauer am letzten Samstag, 23.2.2008, nutzte ich das nicht übermäßig winterliche Wetter, ein deutsches Postamt aufzusuchen (wegen der Steuererklärung, genauere Gründe off-topic). Dazu radelte ich über den Hauensteinpaß und Basel nach Weil, selbstverständlich barfuß (und ohne Hut). Gegen 7 Uhr fuhr ich los, bis Frenkendorf benötigte ich noch eine Jacke. Ab und zu große Glotzaugen in Basel. Der Zöllner ließ mich auch ohne Kontrolle über die Grenze.

Ich betrat das Postamt in Weil. Die Frau am Schalter blickte auf meine Füße, dann fragte sie: "Laufen Sie das ganze Jahr über barfuß?" Ich antwortete: "Nein, nicht am Arbeitsplatz, sondern nur in der Freizeit. Und selbst dann auch nicht gerade bei -20°C." "Aber jetzt ist es Ihnen nicht zu kalt!" sagte sie. Meine Antwort: "Genau! Wir haben zwar noch Mitte Winter, aber die Temperaturen sind alles andere als winterlich." "Find ich cool. Die heutigen Menschen sind verweichlicht und haben andauernd irgendeine Erkältung!"

Ich konnte es nicht unterlassen zu erzählen, daß ich schon manches Mal Ärger mit der Polizei hatte, nur weil mich irgendwelche Leute (den Ausdruck "Spießer" gebrauchte ich schweren Herzens nicht) wegen fehlender Schuhe angezeigt hatten. Darauf sprach sie: "Früher bekam ein Junge erst mit etwa 14 Jahren eine lange Hose. Wenn er jünger war, ging er auch im Winter in kurzen Hosen zur Schule und im Sommer sogar barfuß. Und wenn heute mal ein Schüler an einem trüben Sommertag bei knapp 15°C in kurzen Hosen zur Schule kommt, bekommen die Eltern Ärger mit den Behörden. Und ohne Schuhe kommt heute keiner mehr zur Schule. Sogar beim Schulsport sind vielerorts Turnschuhe vorgeschrieben."

War ein interessantes Gespräch. Und das an einem Ort, an dem man es überhaupt nicht erwartet, auf der Post.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen