Valentinstag... (Hobby? Barfuß! 2)

Eugen, Stammposter, Wednesday, 13.02.2008, 18:02 (vor 6126 Tagen)

Hallo zusammen,

morgen ist ja Valentinstag - Tag der Liebenden. Was hat das mit barfuß zu tun?
Zunächst garnichts. Aber wenn ich das Wort "Valentinstag" höre, so denke ich unter anderem
sofort an einen Film aus den siebziger Jahren mit dem Titel: "Picknick am Valentinstag",
oder im Original: "Picnic at Hanging Rock", ein Film von Peter Weir nach einem Roman von
Joan Lindsay (Kino 1977). Und in diesem Film gibt es eine "mystisch - biblische"
Barfußszene, bei der es heißen könnte: "Dieser Ort ist heilig, ziehe bitte deine Schuhe
und Socken aus, bevor du weitergehst". Das "Heilige" in diesem Film ist hier die
Millionen Jahre alte Natur - das Unbegreifliche - was nur sinnlich erfahren werden kann,
was sich einer Begrifflichkeit entzieht, weil man selber Teil dieser Natur ist. Und
nicht alle hören diese leisen Töne der Natur - nicht alle ziehen ihre Schuhe aus.

Das Tolle an diesem Film ist für mich neben dem Mysterium auch der Symbolismus. Die ganze
Geschichte ist fiktiv, dafür aber voller symbolischer Bezüge und Anspielungen. Die
entscheidenden Barfußszenen für das Hinübergehen in ein "Jenseits" kann man hier sehen:

http://www.youtube.com/watch?v=6BGXpj5cnOY&feature=related

Ich hoffe, diese kleinen Ausschnitte erhöhen die Vorfreude auf den kommenden
Frühling, in dem man selber wieder (Ganzjahresbarfüßer natürlich ausgenommen:-)))
das barfüßige Dasein in Wald und Flur in warmen Sonnenstrahlen geniesen kann.
Dazu sollte dieser kleine Filmrückblick zum Valentinstag ja nur dienen...

Luftige Füße wünscht
Eugen

(PS.: Auch der Vorspann des Films und seine Dialoge sind ein Meisterwerk (barfuß kommt
darin allerdings noch nicht vor!):
http://www.youtube.com/watch?v=kUgESbaMxgY&feature=related)

Valentinstag...

Lorenz ⌂, Stammposter, Wednesday, 13.02.2008, 22:33 (vor 6126 Tagen) @ Eugen

Hallo Eugen,

.... Das "Heilige" in diesem Film ist hier die Millionen Jahre alte Natur - das Unbegreifliche - was nur sinnlich erfahren werden kann,

was sich einer Begrifflichkeit entzieht, weil man selber Teil dieser Natur ist. Und nicht alle hören diese leisen Töne der Natur.....

Das Gefühl, eins mit der Natur zu werden, bedeutet mir unendlich viel. Und es stellt sich wirklich nur -- ganz ausschließlich -- ein, wenn ich barfuß bin! Etwa wenn ich mich durch das Wurzelgewirr der Randvegetation unserer Hochmoore im Alpenvorland taste. Da stellt sich ein sagenhaftes Hochgefühl ein.

Doch dieses tolle Erlebnis sucht heute so gut wie niemand mehr. Fast keiner hat mehr den Kontakt zur Natur, um ihre leisen Töne zu hören oder die unendliche Gefühlsvielfalt zu spüren, die sie bietet. Ich frage mich nur, was aus diesem Großteil der Menschheit werden soll, der die Beziehung zur Natur aufgegeben hat. Nach Darwins Gesetz überleben die am besten Angepassten, nicht aber die Unangepassten, die das Industriezeitalter zu Millionen hervorgebracht hat.

Anpassen muss man sich vor allem an das, was einen ernährt. Und das ist der fruchtbare Ackerboden. Doch eine gute Beziehung zum Boden kann man nur aufbauen, wenn man ihn mit allen Sinnen spürt. Platonische Liebe ohne Gefühlskontakt ist unfruchtbar.....

Darum ist klar, dass die Evolution auf der Seite derer steht, die in der Natur barfuß laufen!!!

[image]
Bild von meiner Seite www.barfusspark.info

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

[image] Barfußlaufen in der Natur

Valentinstag...

Eugen, Stammposter, Thursday, 14.02.2008, 00:12 (vor 6126 Tagen) @ Lorenz

Hallo Lorenz,

ich kann deinen Ausführungen nur zustimmen. Nur weiß ich nicht, welcher Selektionsmechanismus bei einer Menschenheit von fast 7 Milliarden Individuen überhaupt noch greift. Um 1800 gab es nur etwa 1 Milliarden Menschen auf unserem Planeten - um 1900 waren es schon 2 Milliarden. Spätestens da hätte die Population stehen bleiben müssen. Zu dieser Zeit (um 1900) traten dann barfüßige Naturapostel wie Gusto Gräser oder Karl Diefenbach auf, die von "Gartenstädten" predigten, von einem Leben in und mit der Natur - nicht in 30 stöckigen anonymen Wohnblocks. Aber was hat es genutzt? Die technische Evolution und die Zahl der Menschen explodierte immer weiter...(paradoxerweise aufgrund des sogenannten medizinischen Fortschritts) - die Verstädterung in einigen Regionen der Erde nimmt inzwischen kastrastrophale Formen an.

Meine Meinung: Wir werden bald (50 Jahren?) mit immensen ethischen Problemen konfrontiert werden - und die Hauptursache hierfür ist die überkritische Zahl N der menschlichen Individuen auf unserem Planeten. Ich kann es nur mit Goethe sagen: Die Geister, die wir riefen, werden wir nicht mehr los.

Soviel OFF-TOPIC -- Realismus zum Valentinstag:-)))) Vielleicht müssen Menschen in bestimmten Regionen der Erde in der Zukunft wohl doch mehr die Platonische Liebe pflegen...:-))))(Ja ich weiß - unrealistisch:-))))

Barfüßiges Glück wünscht
Eugen

Valentinstag...

Jörg (Hanna), Stammposter, Thursday, 14.02.2008, 19:27 (vor 6125 Tagen) @ Eugen

Meine Meinung: Wir werden bald (50 Jahren?) mit immensen ethischen Problemen konfrontiert werden - und die Hauptursache hierfür ist die überkritische Zahl N der menschlichen Individuen auf unserem Planeten. Ich kann es nur mit Goethe sagen: Die Geister, die wir riefen, werden wir nicht mehr los.

Hallo Eugen,

da muß ich Dir leider Recht geben. Der Mensch hat seine natürlichen Feinde verloren oder besiegt (die ganz kleinen z.B. mithilfe der modernen Medizin...), also muss er sich selbst zum Feind seiner eigenen Spezies machen. Das klappt aber doch schon ganz gut...

Serfuß,
Jörg

(Wer nennt mich da zynisch??)

Zukunft mit Erdung

Lorenz ⌂, Stammposter, Thursday, 14.02.2008, 21:12 (vor 6125 Tagen) @ Eugen

Hallo Eugen,

....Vielleicht müssen Menschen in bestimmten Regionen der Erde in der Zukunft wohl doch mehr die Platonische Liebe pflegen...:-))))(Ja ich weiß - unrealistisch:-))))

Vielleicht auch ganz realistisch! Dank der Überflutung mit Pornographie aus dem Internet werden die Männer vielleicht bald nicht mehr fähig sein, Kinder zu zeugen.......

James Lovelock, der die Gaia-Hypothese formuliert hat, glaubt in Anlehnung an die Systemanalysen des Club of Rome, dass im Jahr 2100 noch eine Milliarde Menschen auf der Erde leben werden. Und er meint, dass es großer Anstrengungen bedarf, wenigstens die Kultur der Menschheit zu erhalten. Man kann sich viele Szenarien vorstellen, wie wir von sieben auf eine Milliarde Menschen kommen. Dabei ist mir das mit den Männern, die vor lauter Pornokonsum das Kinderzeugen vergessen, mit Abstand das sympathischte. Atomkrieg, Hungersnot oder globales Massenmorden haben weit weniger Spaßfaktor.....

Die Keimzelle für die Kultur des Jahres 2100 wird aber heute schon gelegt, Unter unendlich vielen Lebensentwürfen, die unsere liberale Gesellschaft zulässt, sind mit Sicherheit auch solche, die zukunftsfähig sind. Und weil ich glaube, dass der Gefühlskontakt zur Erde für die Kultur der Zukunft wichtig sein wird, stecke ich meine Energie in Barfußprojekte. Diese bringen mir wegen der vielen schönen Kontakte zu sympathischen und interessanten Menschen schon heute große Befriedigung.

Vielleicht wird die Kultur im Jahr 2100 eine ganz barfüßige Kultur sein, vielleicht sogar eine naturistische. Denn die Kultur der globalen Industriegesellschaft rast mit Vollgas auf eine Wand zu, die sie nicht durchbrechen kann, weil die Naturgesetze von der Erhaltung der Energie und der Masse nach wie vor gelten. Und unser Globus wächst mit der Gier der ewig verklemmten Geizkrägen nicht mit.....

Aber es gibt auch heute schon vereinzelt Menschen, die sich vom kapitalistischen Wachstumswahn abkoppeln. Und die sind recht oft barfüßig-erdverbunden! Die leben heute schon in der neuen Welt, die ich suche und in die ich ganz viele Kinder hinüberziehen möchte.

[image]
Bild von meiner Seite www.barfusspark.info

Barfüßige Grüße von Lorenz

[image] Natur und Fortschritt

Zukunft mit Erdung

Eugen, Stammposter, Tuesday, 19.02.2008, 00:03 (vor 6121 Tagen) @ Lorenz

Hallo Lorenz,

ich möchte noch einige Ergänzungen zum interessanten Thema der "Erdung" zufügen.

James Lovelock, der die Gaia-Hypothese formuliert hat,....

James Lovelock kenne ich recht gut - inzwischen ist seine mit Lynn Margulis formulierte Hypothese ja zu einer Theorie geworden....Geosystemwissenschaft. Der Mensch spielt in dieser Geschichte allerdings eine immer mehr parasitäre Rolle...

Vielleicht wird die Kultur im Jahr 2100 eine ganz barfüßige Kultur sein, vielleicht sogar eine naturistische.

Durchaus möglich - zumal wenn die Temperaturen in der Atmosphäre steigen...:-))))

Aber es gibt auch heute schon vereinzelt Menschen, die sich vom kapitalistischen Wachstumswahn abkoppeln. Und die sind recht oft barfüßig-erdverbunden! Die leben heute schon in der neuen Welt, die ich suche und in die ich ganz viele Kinder hinüberziehen möchte.

Diese "alternativen" Menschen hat es auch schon vor 100 Jahren gegeben. Der Monte Verita bei Ascona wäre hier ein Beispiel. Der beindruckendste für mich war Gusto Gräser (1879 - 1958). Einer, der konsequent seinen Weg gegangen ist - sehr erverbunden barfüßig. Er war der Überzeugung, dass der Wald, die Natur zuerst im Innersten des Menschen neu entstehen muß; erst dann wird die Natur auch wieder in der äußeren Welt zur neuen Blüte gelangen. Das ist so ähnlich wie die Erschaffung der Loreley durch einen Dichter im Bewußtsein der Menschen.

Über den "Neuen Menschen" in der Dichtung Gusto Gräsers, vorgetragen von Herrmann Müller im Januar 2008 in Einsiedeln, heißt es:

Die Erhaltung der Natur - in uns und außer uns - ist eine seelische, eine poetische,
eine religiöse Aufgabe. Wiedergewinnung des Landes in uns geschieht durch Erwecken
der schlafenden Urbilder. In ihnen ist die Wurzel unserer Herkunft bewahrt, mit ihnen
bindet sich der selbstentfremdete technoide Mensch zurück an seinen Ursprung vor Jahrtausenden.

Gräser beschwört die Urbilder der Großen Mutter, des Weltbaums, des Jahrkreises, des
heiligen Mahls, der heiligen Hochzeit und andere - nicht aber, und darauf kommt es an,
nicht durch gelehrten Rückgriff auf Altbekanntes, wie das andere tun, auch ein C. G. Jung,
sondern aus eigener Schau, aus innerster nothafter Erfahrung. Sein Denken kommt nicht
aus der Studierstube sondern aus der Praxis eines Wander- und Bettelpropheten, der
Frau und acht Kinder mit Gedichten auf der Straße ernähren muss, der ein Freiwild ist
für jeden Polizisten, ein Schreckbild für Staat und Gesellschaft......

Einen weiteren informativen Aufsatz über spirituell utopische Gemeinschaften um 1900 -- ihre
Propheten, Visionen und Konflikte, findet man übrigens hier:

http://www.gusto-graeser.info/Wirkung/Tagungen/Vortrag2004und2006.rtf

Der Vortrag zeigt für mich die Gratwanderung in der modernen Gesellschaft zwischen spiritueller Naturverbundenheit und der gesellschaftlichen Realität - das DA Sein und und das ICH Sein, die absolute spirituelle Unabhängigkeit, also ohne sich einem Guru ("Führer") anzuschließen.

Einige Menschen steigen ja für kurze Zeit aus dem Alltagsleben aus und machen Sommerurlaub -- barfüßigen oder naturistischen - z.B. In Euronat. Andere extreme Einzelgänger begeben sich auf ihrer Suche nach neuen Wegen direkt in den Urwald und leben mit den "naturistischen" Völkern zusammen - was mit Romantik allerdings wenig zu tun hat - wie auch schon Gräser immer wieder verdeutlichte. Da jeder Mensch ein Individuum ist - liegt in der Bildung von Gemeinschaften immer etwas Paradoxes - etwas instabil ephemeres.

Vor einigen Jahren war der "Regenwaldkämpfer" Bruno Manser in den Schlagzeilen, der von
1984 bis 1990 mit dem Penang Volk im Urwald auf Borneo lebte (barfüßig - nackt), sich
ihrer Lebensweise anpasste und diese bei ihrem gewaltlosen Widerstand gegen die
Holzfällerindustrie und die malaysische Regierung unterstützte. Seit 2000 ist er
im Regenwald auf Borneo verschollen (auf ihn war ein Kopfgeld ausgesetzt...)

Aus einem Dokumentarfilm:
http://www.bmf.ch/pix/upload/news/film_bild_05_470x300.jpg

Das Wichtigste wird wohl sein, dass man in Schulen Kindern wieder ein echtes Naturbewußtsein näherbringt, und das in Konkurrenz zu einer hochtechnisierten Parallelwelt. Da der Mensch Teil der Natur ist, muß er in ihr auch leben - sie direkt hautnah erfahren - und das fängt natürlich bei den Füßen an :-))))

Genug der Philosophie -
Barfüßiges Glück wünscht
Eugen

Zukunft mit Erdung

Lorenz, Stammposter, Saturday, 23.02.2008, 07:03 (vor 6117 Tagen) @ Eugen

Hallo Eugen,

Diese "alternativen" Menschen hat es auch schon vor 100 Jahren gegeben. Der Monte Verita bei Ascona wäre hier ein Beispiel.

Hätte es den Monte Verita nicht gegeben, zu dessen Kreis Isadora Duncan gehörte, gäbe es heute den "Danse Libre" in Euronat nicht, der mir im letzten Sommer so viel Freude gemacht hat,

Das Wichtigste wird wohl sein, dass man in Schulen Kindern wieder ein echtes Naturbewußtsein näherbringt, und das in Konkurrenz zu einer hochtechnisierten Parallelwelt. Da der Mensch Teil der Natur ist, muß er in ihr auch leben - sie direkt hautnah erfahren - und das fängt natürlich bei den Füßen an :-))))

Solange mir Gott das Leben lässt, werde ich mich darum kümmern!

Barfüßige Grüße von Lorenz

Zukunft mit Erdung - genau

Tina und Guido, Stammposter, Saturday, 23.02.2008, 10:22 (vor 6116 Tagen) @ Lorenz

*Hallo zusammen!

Hallo Eugen,

Diese "alternativen" Menschen hat es auch schon vor 100 Jahren gegeben. Der Monte Verita bei Ascona wäre hier ein Beispiel.

Hätte es den Monte Verita nicht gegeben, zu dessen Kreis Isadora Duncan gehörte, ...

* Die Dame Isadora Duncan ist eine sehr fortschrittliche Person gewesen; ihr Leben, ihre -seinstellung, ihre Taten und ihre Durchsetzungskraft, ihr Schicksal haben mich begeistert!

... gäbe es heute den "Danse Libre" in Euronat nicht, der mir im letzten Sommer so viel Freude gemacht hat,

*wo, lieber Lorenz, findet der "Danse libre" statt?

Das Wichtigste wird wohl sein, dass man in Schulen Kindern wieder ein echtes Naturbewußtsein näherbringt, und das in Konkurrenz zu einer hochtechnisierten Parallelwelt. Da der Mensch Teil der Natur ist, muß er in ihr auch leben - sie direkt hautnah erfahren - und das fängt natürlich bei den Füßen an :-))))

Solange mir Gott das Leben lässt, werde ich mich darum kümmern!
Barfüßige Grüße von Lorenz

*ich drücke dir dabei ebenso die Daumen!!!
natürlich barfuß, lg tina :-)

Valentinstag...

Jörg (Hanna), Stammposter, Thursday, 14.02.2008, 19:20 (vor 6125 Tagen) @ Lorenz

Anpassen muss man sich vor allem an das, was einen ernährt. Und das ist der fruchtbare Ackerboden. Doch eine gute Beziehung zum Boden kann man nur aufbauen, wenn man ihn mit allen Sinnen spürt. Platonische Liebe ohne Gefühlskontakt ist unfruchtbar.....
Darum ist klar, dass die Evolution auf der Seite derer steht, die in der Natur barfuß laufen!!!

Hallo Lorenz,

was für eine schöne poetische Begründung für das Barfußlaufen. Die muss ich mir doch glatt merken.

Serfuß,
Jörg

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