KEIN Barfußärger im Technorama in Winterthur (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Wednesday, 13.02.2008, 13:10 (vor 6129 Tagen)

Die letzte Zeit war ja hier im Forum mal wieder Barfußverbot in Museen ein Thema, etwa im Berliner oder im Schleswiger Raum, während Schweizer Museen gegenüber Barfüßern erheblich toleranter seien als etwa bayrische "Schloßherren". Für letzten Samstag hatte ich mir einen Besuch im Technorama in Winterthur vorgenommen.
[www.technorama.ch]
Vor 17 Jahren war ich bereits dort, es war Januar. Damals war ich noch morgens mit dem Velo von Zofingen dorthin gefahren, um zur Museumsöffnung dort zu sein. Und nach Museumsschluß radelte ich wieder nach Zofingen. Beim Radeln trug ich damals eine Winterjacke, Handschuhe, lange Hosen und fette Halbschuhe mit Socken. Diesmal wollte ich mir das nicht antun, immerhin bin ich gegenüber damals 50 % älter geworden.

Daher entschied ich mich, mittels "Railaway" mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Bereits am Tag zuvor hatte ich am Zofinger Bahnhofsschalter Fahrkarte und Gutschein für das Technorama erworben, das war günstiger, wie wenn ich Fahrkarte und Museumseintritt getrennt besorgt hätte. (Genaue Preisunterschiede möchte ich hier nicht angeben. Leo weiß die sowieso, und für die anderen Leser genügt die Mitteilung, DASS es überhaupt günstiger ist).

Es besteht immer die (theoretische) Gefahr, daß man barfuß nicht ins Museum reingelassen wird. Wenn man angereist ist und will eine Eintrittskarte kaufen, dann kann einen der Kassenfritze abweisen, man hat also den Eintritt gespart. Wenn aber der Museumseintritt bereits bezahlt ist, etwa in Form eines Kombiangebots oder eines Museumspasses, dann bekommt man sicher den Preis nicht zurückerstattet. Und anders als beim Einzeleintritt entsteht dem Museum ja auch kein finanzieller Schaden, wenn man eine unliebsame Person abweist.

Im Falle des Technoramas rechnete ich mit keinerlei Komplikationen. Daher reiste ich gleich barfuß an. Im Gepäck hatte ich auch keine "Notschuhe" für den Fall, daß man mich barfuß nicht reinlassen würde. Auch verzichtete ich auf die Mitnahme einer langen Hose im Gepäck, denn auch Museumsbesucher in kurzen Hosen werden in Schweizer Museen nur selten, wenn überhaupt, vor die Tür gesetzt.

Und wie erwartet geschah es auch: Als ich um 10 Uhr das Technorama betrat, bekam ich bei Abgabe des Gutscheins anstandslos den "Armreif". Keine Bemerkung zu meiner Barfüßigkeit oder zu meinen kurzen Hosen, nicht einmal ein Blick. Am Eingang gab es einige irritierte Blicke durch Kinder, innerhalb des Technoramas deutlich weniger. Vermutlich liegt es darin, daß das, was drinnen geboten wurde, auch für Kinder hochinteressant war. Da interessierten barfüßige Besucher weniger. An der Kasse war es den Kindern wohl langweilig, deswegen konnten sie sich mit meiner nicht allzu winterlichen Aufmachung beschäftigen.

Zur Aufmachung: Am Eingang kann man kostenlos Taschen, Mäntel usw. in Schließfächern lassen. Davon machten viele Besucher auch Gebrauch. Manch einem war es auch im Wollpullover zu warm, so daß er im T-Shirt durch Technorama ging. Es gab auch Leute, die ihre Winterstiefel im Schließfach ließen und durchs Technorama in Pantoiletten oder anderen Schlappen gingen. Aber niemand kam auf die Idee, die Schuhe ins Schließfach zu stellen und barfuß durch die "heiligen" Hallen zu wandeln. Auch machte keiner von der theoretischen Möglichkeit Gebrauch, die Unterteile von Zip-off-Hosen während des Museumsbesuches im Schließfach zu versorgen.

Es gab übrigens auch einen Raum, den die Besucher nicht mit Schuhen betreten durften, man mußte sie ausziehen und davor stehen lassen. Es war auch ein Piktogramm einer beschuhten Person zu sehen, die Schuhe waren durchgestrichen. Daneben ein Piktogramm mit einer besockten Person, worunter "ja" stand. In diesem Raum waren tatsächlich alle Personen ohne Schuhe, aber niemand barfuß. Ich gehe einmal davon aus, daß im Sommer, wenn manch ein Besucher sockenlos ist, diesen Raum barfuß betritt und sich nicht extra für diesen Zweck Socken mitnimmt. Daß außer mir alle Besucher in diesem Raum Socken/Strümpfe trugen, war wohl nur auf die Tatsache zurückzuführen, daß es im Februar draußen für die meisten Personen zu kalt war. Ich war übrigens der einzige, der den "Befehl" mißachtete, die Schuhe vor dem Betreten des Raumes auszuziehen.

Ein kleiner Junge ging auf Socken durch das Technorama, die Mutter "durfte" dessen Schuhe in der Hand tragen. Als der Junge meine nackten Füße erblickte, wollte er auch schon die Socken ausziehen, aber die Mutter hinderte ihn daran.

Wegen off-topic möchte ich auf Einzelheiten im Technorama nicht eingehen, nur zweierlei: Einmal gab es eine "Plasmakugel", die man mit den Händen berühren durfte. Dort, wo man sie berührte, leuchtete sie auf. Ich berührte sie auch mit dem Fuß, auch dann leuchtete sie auf. Mich hätte brennend interessiert, ob sie auch aufgeleuchtet hätte, wenn ich sie mit einer isolierenden Schuhsohle berührt hätte, aber ich Blödmann hatte ja die Schuhe zu Hause gelassen, so daß mir ein direkter Vergleich fehlt.

Was das Thema "optische Täuschung" anbelangt, so mußte ich auch an gewisse Ereignisse zurückdenken. Zum Beispiel mußte man in ein optisches Gerät schauen und unterhalb des Tisches zwei Gegenstände bewegen, einen auf der linken und einen auf der rechten Seite. Man sah nur das, was stärker bewegt wurde, weil das Gehirn nicht beides gleichzeitig aufnehmen kann. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber sicher hat jeder schon eine entsprechende Beobachtung gemacht: Wenn man sich als Barfüßer unter Schuhträgern zu ungewöhnlicher Zeit am ungewöhnlichen Ort ruhig in einer Menschenmenge aufhält, wird man von Leuten, die sich bewegen (und gerade in diesem Augenblick nicht an barfuß denken) kaum registriert. Wenn man sich aber selber bewegt, fällt das Augenmerk sofort auf einen, wegen der Bewegung. Und wenn man dann barfuß ist oder gar noch in Kombination mit kurzen Hosen, während die Masse "echte" Winterkleidung trägt, dann fällt man sofort auf.

Um 17 Uhr wurde das Technorama geschlossen. Während ich das Gebäude barfuß und in kurzen Hosen verließ (die Jacke hatte ich wieder angezogen), war ich in Bewegung. Leute, die vermutlich kurz vorher das Technorama verlassen hatten und sich noch in Eingangsnähe unterhielten, starrten mich an. Ursache siehe obiger Abschnitt. Innerhalb des Technoramas hörte ich nur einmal das Wort "barfuß" aus Kindermund. Aber das sollte sich bald ändern. Der Museumsbesuch war zwar vorbei, aber der Tag noch nicht. erst 3,5 h später würde mein Zug in Richtung Heimat fahren.

Mir jedenfalls hat der barfüßige Besuch des Technoramas sehr gefallen, in erster Linie natürlich wegen "Off-topic-Dingen". Aber barfuß bewegt man sich doch irgendwie leichter über die nicht von unbeschuhten Holzwürmern (besitzen Holzwürmer überhaupt Füße?) befallenen Böden. Ich werde sicher wieder einmal das Technorama besuchen, spätestens in 17 Jahren. Und solange das Technorama in Winterthur nicht gerade von einem bayrischen Schloßbesitzer gekauft oder zur Exklave der Berliner Museumsinsel wird, sondern fest in Schweizer Hand bleibt, dann wird es auch in 17 Jahren kein Barfußverbot geben und man wird ohne jegliche "Anzugskontrolle" hinein gelangen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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