Museen in Winterthur und Zürich (Hobby? Barfuß! 2)

Leo, Stammposter, Wednesday, 23.01.2008, 20:37 (vor 6084 Tagen)

Hallo,

Am Fr 18.10. kam ich kurz nach 5h in Basel am Badischen Bahnhof an. Eigentlich wollte ich ja an diesem regnerischen Tag Basler Museen besuchen, die aber erst in knapp 5 Stunden um 10h aufmachen würden. Kurzentschlossen begab ich mich auf (für mich) billigem Weg nach Zürich: Mit der DB fuhr ich bis Neuhausen (SH), Bad. Bf. wo ich es angesichts einer Wolkenlücke wagte auszusteigen, um zu Fuß nach Schloß Laufen (ZH) auf der anderen Rheinseite zu laufen.

Der badische Bf. von Neuhausen liegt weit oberhalb des Rheins, so dass sich der Splitt auf dem Weg nach unten erst recht unangenehm bemerkbar machte. Endlich erreichte ich die Eisenbahn-Rheinbrücke mit Fußwegen an beiden Seiten. Der Fußweg mit der besseren Aussicht war mit einer Kette verhangen ("Weg gesperrt! Kein Winterdienst!”) Das interpretierte ich natürlich freudig als "bequemer Weg ohne störenden Splitt” und so konnte ich mich knapp 200m lang bei schönster Aussicht auf den Rheinfall vom Splitt erholen, bevor es dann am Zürcher Ufer steil nach oben nach Schloß Laufen ging.

Der nächste Bus fuhr in ein paar Minuten, der nächste mit 9h-Paß erlaubte aber erst in einer guten Stunde, mit dem ich aber erst die 2. nach 9h verkehrende S33 ab Dachsen erreichen würde. Angesichts des naßkalten Wetters und der aufziehenden Wolken ging ich nicht zum Rheinfall herunter, sondern oben auf der Höhe zum Bf. Dachsen. Der Splitt hielt sich in Grenzen, und ein gutes Stück konnte man auf die benachbarte Wiese ausweichen. Regen setzte ein und hörte wieder auf, bis ich Dachsen erreichte.

Ich hätte noch locker die S-Bahn um 8:54h erreicht, aber nachdem ich 2005 einmal Zeuge geworden war, wie jemand mit 9h-Paß bei einer Kontrolle um 8:57h gnadenlos mit CHF 80 abkassiert worden war, geduldete ich mich doch lieber bis 9:29h und spazierte solange noch durch den kleinen Weinbauort Dachsen.

In Winterthur besorgte ich mir zunächst Stadt- und Fahrpläne und ging zu Fuß durch die Innenstadt zum Fotomuseum, dass aber erst um 11h öffnete. So kam ich nun endlich dazu, etwas lange Versäumtes nachzuholen und im für die Größe der Stadt recht ansehnlichen O-Bus-Netz spazieren zu fahren.

Wie in allen von mir bis jetzt besuchten Schweizer Museen interessierte sich das Personal überhaupt nicht für meine fehlende Fußbekleidung, legte aber Wert darauf, dass ich meinen Rucksack einschließe. "Fotomuseum” heißt dass nur Fotos ausgestellt sind, keine Kameras oder sonstiges! Ohne Museumspaß hätte ich mich über den regulären Eintritt von CHF 14 oder 15 sehr geärgert, so begab ich mich als Kulturbanause (der z.B. nicht versteht, wieso von mir normalerweise als verwackelter Ausschuß weggeworfene Fotos hier als "Kunst” ausgestellt sind) nur entsprechend schnell weiter ins viel interessantere Gewerbemuseum.

Hier gab es wieder den Hinweis auf das Schließfach für den Rucksack und dann schöne alte Holzfußböden für die nackten Füße ohne jeglichen Kommentar. Gut gefallen hat mit hier das hier integrierte Uhrenmuseum und das Büromuseum: Wenn man da die doch vor einigen Jahren als absolute Neuigkeit gekaufte Typenrad-Schreibmaschine neben der heiligen Kuh der Sekretärin Kugelkopf-Schreibmaschine als Zeugen aus uralten Bürozeiten ausgestellt sieht, merkt man so richtig, wie alt man geworden ist (53 in meinem Fall)...

In Zürich angekommen, begab ich mich zunächst wie so oft auf den Uetliberg. Da die Sicht nicht mit der von vor 10 Tagen vergleichbar und die Erinnerung an den gut geschotterten Asphalt noch frisch war, begnügte ich mich mit der Aussicht von der Bahn aus und fuhr gleich wieder runter.

Am Bf. Selnau stieg ich aus und ging zum Völkerkundemuseum, wo es eine Sonderausstellung "Trommeln der Schamanen” gab. Das war anfangs ganz nett, aber 100e von Trommeln, zu ca. 30 bis zu 5-minütige Tonaufnahmen, davon einige 1920 oder früher gefertigt, waren dann etwas viel. Sehr interessant waren dagegen die Aufnahmen der fast ausnahmslos barfuß lebenden Menschen: Da sah man hervorragende Beispiele, wozu trainierte Füße auch ohne Schuhe alles in der Lage sind!

Zum Abschluß des Tages war mir etwas Technik nun recht (das Technorama in Winterthur erkennt den Museumspaß leider nicht an, deshalb war ich da nicht am Morgen gewesen). In der Straßenbahn zum Bf. Tiefenbrunnen gab es am Paradeplatz die einzige Bemerkung des Tages zu meiner in Zürich anscheinend sogar im Januar so vollkommen normalen Barfüßigkeit: Ein kleines Mädchen nervte seine Mutter mit der wiederholten Feststellung "Descalzo!” ("Barfuß!” auf Spanisch), was diese aber nicht interessierte.

Im Mühlerama, dem Museum in der Mühle Tiefenbrunnen, war wie üblich mein abzugebender Rucksack das Wichtigste. Der von der Kassiererin gerufene Angestellte bat mich, ihm zu folgen und stürmte die Metallgitter-Treppe in einer nur für den geübten Barfüßer zu bewältigenden Geschwindigkeit hinauf, wo er extra für mich und 2 auch erst vor Kurzem gekommene Frauen die Mühle in Gang setzte und ausgiebig erklärte. Zunächst fragte er mich, ob ich Schweizerdeutsch verstehe, aber angesichts des ungewohnten Themas und Vokabulars war meine flapsige Antwort "Öppis!” ("Etwas!”) dann durchaus zutreffend.

Den Weg von ganz oben bis nach unten machte ich selbstverständlich wie von der Kassiererin empfohlen mit der Rutsche, auf der früher die gefüllten Mehlsäcke kraftsparend nach dem Abfüllen abtransportiert wurden. Hierzu lagen leere Mehlsäcke bereit, auf die man sich setzen sollte. Leider befolgte ich die Sicherheitsanweisung "Füße auf den Sack stellen!” nicht hundertprozentig. Das wurde mir aber erst bewusst, als ich unten mit einem brennenden vorne über den Mehlsack vorstehen Zeh ankam, von dem sich ein Stück der obersten Hautschicht gelöst hatte. Es war aber nicht schlimm und so schaute ich mir noch die restliche Ausstellung an, bevor das Museum nach der für den Besuch eigentlich viel zu kurzen halben Stunde schloß.

Ich ging nun den von mir gerne begangenen und recht barfußfreundlichen Weg durch das Stradbad Teiefenbrunnen am Zürichsee entlang zum Bellvueplatz:

Innerhalb des Strandbads ist der Weg wie zu erwarten sehr barfußfreundlich, dann kommt nur ein ganz kurzes Stück Schotter, bevor es an der Kasino-Terrasse entlang und querfeldein durch die Wiese am Zürichhorn geht. Ab dem Bellrive-Museum geht es über annehmbaren Boden bis zum Kaffee-Museum in Höhe Feldegg-Str. Hier kehrte ich kurz ein, aber um die Tageszeit hielt ich mich mit dem Kaffe-Konsum sehr zurück - ich werde bei einem Morgenspaziergang bestimmt wiederkommen!

Nun kommt ein Schotterstück, das schon Forumsteilnahmer vor längerer Zeit abschreckte: Es ist aber nur sehr kurz, nämlich auf der Länge des Seefeldquais bis zur Einmündung in den Utoquai am Utobad und kann ganz einfach durch Benutzen des asphaltierten Seefeldquais bzw. dessen Radweges umgangen werden.

Zwischen Utobad und Bellevueplatz hat der Barfüßer die Auswahl: Unempfindliche wählen bitte den tiefergelegenen sehr goben Betonweg direkt am See entlang, der angesichts der Länge seine Hardcore-Trainingswirkung auf den Empfindlichen bestimmt nicht verfehlt; Wer schlappmacht, kann zwischendurch auch mal zum Regenerieren auf die schmalen glatten Streifen ausweichen... Die harmlosere, aber durch den Straßenlärm etwas lautere Variante führt bis auf einen dazwischenlegenden Grünstreifen direkt an der stark befahrenen Straße (Utoquai) entlang.

Ich wählte diesmal übrigens die bequemere Variante bis zum Opernhaus, von wo ich mich ins Migros-Restaurant am Stadelhofer Platz begab, wo ich um 17:40 h gerade richtig für das Sonderangebot ankam (25% Rabatt auf Salat- und warmes Buffet ab 17:30h bis zum 25.1.).

Ich fuhr noch etwas mit der Straßenbahn spazieren und übernachtete in Zürich.

Gruß

Leo

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