Abgewiesen vom Studio?? (Hobby? Barfuß! 2)

Kai (VS), Monday, 07.01.2008, 22:40 (vor 6100 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

Hallo,
wenn Du auch meine Erfahrung annimmst -- ich hatte im Juni einen billigen Testmonat bekommen. Das Studio ist das größte am Ort und relativ angesehen. Es hat mir auch nicht schlecht gefallen, nur das Schuhproblem ...
Ich habe also nach dem Test das Training nicht fortgesetzt sondern versucht, aus einer guten Kundenposition heraus zu verhandeln. Hier die Korrespondenz:
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Kai:
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin zur Zeit im Rahmen der "Fitness- & Gesundheits-Studie" testweise Mitglied. Ich bin sowohl mit Ihrer Einrichtung als auch mit dem Training sehr zufrieden, allerdings wäre es mir wichtig, barfuß trainieren zu können. Hierfür habe ich die folgenden Gründe:

Training der Füße: Unsere Füße leisten einen wichtigen Beitrag zu unserer körperlichen Leistungsfähigkeit, nicht nur dadurch, dass sie uns primär tragen, sondern sekundär beeinflussen sie den gesamten Bewegungsapparat. Im Fuß befinden sich etwa zwei Dutzend Muskeln, die in Schuhen kaum bis gar nicht trainiert werden und sich mangels Training zurück bilden können. Barfußlaufen dagegen sorgt für die Ausbildung eines stabilen Fußgewölbes, stärkere Sehnen und Bänder und verringert so das Risiko von diversen Sportverletzungen und Bandscheibenvorfällen. Es kann neben dem Training der Fußmuskulatur Fußfehlstellungen reduzieren, den Gleichgewichtssinn verbessern, unterstützt durch seine Pumpwirkung den Blutkreislauf und wirkt über Reflexzonenmassage positiv auf den gesamten Organismus. Bei Bedarf gebe ich hierfür gern auch Quellen an; ich bin mir aber sicher, dass Ihr hoch qualifiziertes Team hierüber gut informiert ist.

Schuhe schaden den Füßen: Der menschliche Körper ist auf Fortbewegung ohne Schuhe hin ausgelegt. Schuhe ermöglichen zwar die Bewegung in schwierigem Gelände, sind aber, wie Handschuhe, Helme, Ohrenschützer etc., Hilfsmittel und als solche auch mit Nachteilen behaftet. Insbesondere erübrigen sie das Training von körperlichen Funktionen, die sich dadurch zurückbilden ("use it or lose it”), erzwingen Bewegungsabläufe, die der eigentlichen Funktionalität des Fußes nicht entsprechen, und führen sogar zu Fehlstellungen. Schließlich unterdrücken sie, z.B. durch Dämpfungsmaßnahmen, Schmerzreize als Körperantworten auf falsche Bewegungs- und Belastungssituationen. Selbst Entwickler von Sportschuhen sind neben Medizinern inzwischen davon überzeugt, dass Barfußlaufen jedem Schuh überlegen ist.

Als ich Ihre Mitarbeiter darauf ansprach, wurden mir ein paar Bedenken genannt, die aber sämtlich unbegründet erscheinen:
Sicherheit: Es wurde Verletzungsgefahr beim Barfußtraining gesehen. Worin sollte diese allerdings liegen? Die Halle des Studios ist sauber, und es liegen keine Glasscherben herum, so dass die Gefahr nicht darin bestehen kann, in Scherben zu treten. Gegen Gewichte, die einen Fuß verletzen könnten, bieten Sportschuhe ohne Stahlkappe andererseits auch keinen Schutz. Überdies würde ich, um alle Bedenken zu zerstreuen, jederzeit eine Haftungs-Ausschluss-Erklärung unterschreiben.

Hygiene: Wer Sorge hat, dass andere Personen Pilzsporen oder Viren an ihren Füßen verbreiten könnten, schützt sich durch das Tragen von Schuhen selbst. Wer in Schuhen trainiert, wird daher von einem barfüßigen Sportler nicht gefährdet. Da trockene und gesunde Haut widerstandsfähig gegen Keime ist, besteht für den Barfußsportler bei richtigem Verhalten auch keine Gefahr. Verständnis habe ich für Ihre Sorge, jemand könnte mit verschwitzten Füßen seine Umwelt belästigen. Dies ist aber bei mir nicht der Fall, da ich den ganzen Tag barfuß laufe und mir zusätzlich vor dem Training auch gern nochmals die Füße wasche.

Ruf und Ansehen: Es gibt Unternehmen, die befürchten, ihr Ansehen könnte durch barfüßige Kunden Schaden nehmen. Dies ist aber unbegründet: Das Studio hat einen guten Ruf wegen guter Trainingsmöglichkeiten und guter Betreuung, nicht wegen der Kleidung seiner Kunden. Auch dass andere Kunden in ihrem modischen Empfinden gestört werden könnten, halte ich nicht für wahrscheinlich: Es gibt viele Möglichkeiten, sich unattraktiv zu kleiden (die auch von Kunden genutzt werden), und fehlende Schuhe sind da sicher nicht die gravierendste. Im Gegenteil bin ich davon überzeugt, dass es dem Renommee Ihres Unternehmens entgegenkommt, wenn im Studio die Fitness und Gesundheit seiner Mitglieder über modische Aspekte gestellt wird.

Ich bitte Sie nun, Ihren Standpunkt anhand der genannten Argumente zu überdenken und mir das Ergebnis mitzuteilen.

Mit freundlichen Grüßen
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Studio, Trainer K.:
Hallo Herr H.,

Nach einer Besprechung mit meinen Kollegen freue ich mich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie wie gewünscht in Socken in den Trainingsräumen trainieren können.

Bei der Eingangsuntersuchung - den Termin vereinbaren Sie bitte an der Rezeption - besprechen wir dann alles weitere.

Bis bald
Mit freundlichen Grüßen

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Kai:
Lieber K.,

vielen Dank für Deine freundliche Mail und die Möglichkeit, ohne Sportschuhe zu trainieren. Ich weiß, dass diese Entscheidung Euch nicht ganz leicht gefallen ist und ich schätze Eure Bereitschaft, auf Kunden zuzugehen.

In Socken zu trainieren, ist allerdings nicht die beste Wahl:

Socken bieten keinerlei Schutz gegen Verletzungen und schützen weder den Sportler vor Keimen, noch halten sie Geräte von eventuellen Keimen des Sportlers sauber. Ich bezweifle auch, dass benutzte Socken viel ästhetischer (und wohlriechender) sind als saubere Füße. Ich meine daher, barfuß mit sauberen Füßen ist besser und sportlicher.

Dazu kommt noch, dass Socken in manchen Situationen auch durchaus unsicher sind und ein echtes Risiko darstellen: Man kann damit leicht ausrutschen und möglicherweise hängen bleiben.

Ich weiß aber, Euch ist es sehr wichtig, dass die Kunden ordentlich gekleidet sind.

Wenn es Euch recht ist, werde ich daher, wie Ihr mir angeboten habt, mit sauberen Füßen in Socken trainieren und diese ablegen, wenn es von der Sicherheit her besser ist, also speziell auf dem Laufband.

Im Übrigen wird es früher oder später sicherlich wieder einen Zeitungsartikel übers Barfußlaufen geben. Mit Eurem Einverständnis werde ich dann lobend auf das Studio und die gute Trainingsmöglichkeit hinweisen.

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Studio:
Hallo Kai,

auch wenn es für dich die optimale Trainingsform darstellt, können wir das Laufen auf dem Laufband mit Socken oder barfuß auf keinen Fall zulassen.

Zum einen haben wir eine Hausordnung, die sich bewährt hat und mit der eigentlich seit 18 Jahren tausende von Mitgliedern klar kamen und die wir auch nicht ändern möchten. Wir Trainer müssten tagtäglich diese Ausnahme mit anderen Mitgliedern diskutieren. Und das wollen wir nicht.

Zum anderen ist diese "Regel zur Sicherheit" auch vom Laufbandhersteller schriftlich fixiert.

Ich hoffe, du hast hierfür Verständnis und findest genügend Trainingsalternativen, die du in Socken - wie in der letzten email erwähnt - durchführen kannst.

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Das war's dann. Also das Übliche: Keinerlei sachliche Begründung, eine rein modisch-optische Präferenz für Schuhe. Wenn die Argumentation offensichtlich nicht mehr überzeugt, werden Regeln von Dritten (Laufband-Hersteller) bemüht, oder sie werden ehrlich ("nicht ... möchten").
Immerhin sind die Standpunkte nun klar. Man muss sich also überlegen, ob man das Studio mit seiner Meinung prinzipiell ablehnt oder ob man dort eben nicht aufs Laufband geht und den Rest in Socken oder Flipflops nutzt. Leider wäre für mich den Winter über das Fußtraining auf dem Band die wertvollste Übung gewesen.

Gruß, Kai (VS)


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