Wieder ein Urlaub in Nersingen (Hobby? Barfuß! 2)

Andi35 @, Stammposter, Friday, 04.01.2008, 00:51 (vor 6169 Tagen)

Hallo, liebe "Mitbarfüßer"!

Ich möchte Euch nachfolgend mal wieder von meinem Winterurlaub in Nersingen, bei meinem Kumpel Stephan, berichten:

Am Freitag, dem 21. Dezember, hatte ich meinen letzten Arbeitstag für das nun vergangene Jahr und so fuhr ich an diesem Tag, wie schon länger geplant, bloß leider recht spät, da ich an der Schule und auch zu Hause noch einiges zu regeln hatte, am Abend los und kam dann am späten Abend, gegen 23.30 Uhr, in Nersingen, bei Neu-Ulm an.
Ich trug während der kompletten Fahrt Schuhe und Socken, irgendwie war mir nicht so nach Barfußsein und das änderete sich auch in den darauf folgenden Tagen zunächst nicht.
Stephan und ich unterhielten uns erst mal noch eine gewisse Zeit, denn der letzte Urlaub in Nersingen liegt nun ja doch schon über fünf Monate zurück und dann begrüßt man sich ja nicht und sagt danach gleich "Gute Nacht".
Dennoch ging es dann nicht mehr so lange, weil Stephan am nächsten Tag noch zum letzten Mal, für das Jahr 2007, seinen Halbtagsjob machen musste. Er arbeitet (über eine Fremdfirma) für ein Konkurrenzunternehmen der Post und er wollte mich mitnehmen, da dieser Samstag der letzte Tag war, an dem, auf dem Ulmer Münsterplatz, der Weihnachtsmarkt statt fand und so standen wir gegen 6.30 Uhr auf.

Es war sehr frostig, in den ersten drei Tagen und an dem besagten Samstag war ich auch froh, ihn beim Postaustragen nicht barfuß begleitet zu haben, denn es war nicht nass- aber irgendwie doch feucht-kalt und in dem Bezirk von Ulm, wo er die Post verteilt, war teilweise auch recht heftig mit Streusalz gestreut worden!
Ich dachte am Morgen natürlich erst über das Barfußgehen und Mitnehmen von "Notschuhen" nach, aber, wie erwähnt, tat ich es, innerhalb der ersten Tage bei Stephan, nicht, da es zu frostig war und ich irgendwie auch keinen rechten Antrieb dazu hatte. Ich ging auch, bis nach den Weihnachtstagen, abends nicht aus. Erst ab dem zweiten Weihnachtstag, ging ich viel barfuß, fuhr so mit Stephan auch im Zug, im Bus und mit der Straßenbahn, denn ich kann an den Wochenenden ja kostenlos mitfahren, da er eine Abo-Monatskarte von Nersingen nach Ulm hat.

Am zweiten Weihnachtstag fuhren wir deshalb mit dem Zug und dieser hatte auch noch eine Verspätung von ca. 20 Minuten. Der Boden war recht kalt, doch ich bewegte mich etwas und dann ging es schon. Ich hatte natürlich ein Paar Schuhe und Socken in meiner Sporttasche, denn wir fuhren nach Blaustein zum Schwimmen, ins "Bad blau".
In Blaustein stiegen wir dann aus dem Zug und ich ging teilweise über eine dünne Schneedecke, da es dort ein wenig geschneit hatte, den Boden behielt ich mehr im Auge, als sonst, da man ja leider immer mit Streusalz rechnen muss. Kurz vor dem Hallenbad war der Boden dann so kalt, dass ich aus Vernunftsgründen meine Socken und Schuhe angezogen hätte, wenn wir nicht da gewesen wären, ich war froh, dass ich ins Warme kam.

Auf dem Nachhauseweg ging es dann wesentlich besser, es hatte wieder dazu geschneit und ich konnte es gut aushalten, da der Schnee "trocken" war.
Von diesem Tag an konnte ich, mit kurzen Unterbrechungen, bei denen es mir auf dem Boden doch zu kalt wurde, den kompletten Urlaub über barfuß sein.
Einige Tage später rief eine gute Freundin von Stephan an, sie wohnt in Weiherschneidbach bei Ansbach, ca. 50 km von Nürnberg entfernt. Sie war allein, da sie sich mit ihrem Freund nicht mehr so gut versteht und er vor einiger Zeit ausgezogen ist, zusammen sind sie allerdings noch. Wir teilten uns die Spritkosten zu dritt, denn wir entschlossen uns, am späten Abend noch zu ihr zu fahren, es sind, von Nersingen aus, ca. 120 km, ein Weg. Wir packten die Dinge, die wir brauchten und fuhren dann los, denn wir hatten logischerweise vor, dort zu übernachten und am nächsten Abend wieder nach Nersingen zurück zu fahren.

Am nächsten Tag besuchten wir noch eine Freundin, von Stephan´s Bekannter, die ca. 30 km von Weiherschneidbach entfernt wohnt, in Weißenburg. Dort gingen wir, als diese Freundin von Stephan´s Bekannter zur Mittagschicht musste, noch in einen Billigmarkt, der Boden war mit einem Teppich ausgelegt, wie man sie z.B. in vielen Kleidergeschäften vorfindet.
Später fuhren wir in dem Ort Weißenburg, wo wir uns befanden, noch hoch zur Wülzburg, eine Burg, in der auch ein Internat ist.
Wir spazierten durch das Burgtor in den Innenhof, wo Besucher hin dürfen und ich ging barfuß über die verschneite Wiese, das Gras war noch ein wenig zu sehen. So gingen wir ca. eine viertel Stunde in dem Innenhof spazieren und ich ging durch eine Tür in das Gebäude, aus welcher auch ein älteres Ehepaar heraus kam, das auf mein Fragen hin, ob man dort hinein dürfe, bejahte.

Der Boden war mit Natursteinplatten ausgelegt, die natürlich auch kalt waren, aber ich hatte das Bedürfnis, doch mal ein wenig von dem verschneiten Boden zu gehen und wärmer als der Boden draußen war er auf jeden Fall. In diesem Raum befindet sich ein Brunnen, der von einem Mann, durch einen Seilhaspel bedient wurde und er sagte zu mir, ich solle mal hinunter schauen, ich sah unten zwei weitere Männer, die ihrer Wartungsarbeit nachgingen (ehrenamtlich) und die gerade hochgezogen wurden.
Dann gingen Stephan, seine Bekannte und ich wieder durch das Tor des Innenhofes auf das Außengelände, ich holte meinen Rucksack, den ich mit Schuhen und Socken darin, mitgenommen hatte, aus ihrem Auto und wir spazierten dort noch auf dem Weg, der um die Burg herum führt. Dabei sahen wir im Graben der Burg noch einige Rehe, die immer dort zu sein scheinen, wie Stephan und die Bekannte sagten.

Mir wurde der schneebedeckte Boden nun doch zu kalt und ich wollte keine "Kälteverbrennungen" riskieren, also zog ich meine Socken und Schuhe, die ich im Rucksack, den ich ja nun dabei hatte, an.
Den Rest spazierte ich dann wieder mit Schuhen und Socken und zog erst, als wir wieder bei ihr zu Hause waren, alles wieder aus, dort spazierte ich, vor dem Haus, auf dem Hof, später noch ein wenig barfuß durch den Schnee.
Danach machten sich Stephan und ich wieder auf den Weg, über Land, Richtung Nersingen.
Zu diesem Zeitpunkt lag im Umfeld von Ulm und Neu-Ulm noch kein Schnee.

Ich fuhr an drei Abenden allein nach Neu-Ulm, in eine Gäststätte (Stephan ist kein Nachtmensch), sie heißt "Sonder Bar" und die Musik, die dort gespielt wurde, war ebenso, wie der Name des Lokals.
Dieses Lokal ist allerdings schön eingerichtet, aber leider recht klein und an allen Abenden, an denen ich in diesem Lokal war, war ich barfuß.
Am ersten Abend fragte mich die weibliche Bedienung, warum ich das mache und ich unterhielt mich ein wenig mit ihr darüber.
Als ich ging, dachte ich mir, dass sie mir sicher an der Fenster noch nachschaut, ob ich auch wirklich barfuß das Lokal verlasse und nicht vielleicht doch Schuhe dabei habe, die ich dann in der Hand trage.
Ich musste schmunzeln, denn sie stand tatsächlich an der Fenster und schaute mir nach, irgendwie süß, finde ich. :-))

Am zweiten Abend sah ich drei Frauen und einen Mann in das Lokal kommen, sie waren wohl alle in einem Alter, zwischen Ende dreißig, bis Mitte vierzig.
Ich beobachte meist die Leute und eine der Frauen war mir, allein schon durch ihre Gesichtszüge, gleich nicht sehr sympathisch und später sollte sich dann auch heraus stellen, dass ich mit meinem Gefühl auch wieder mal goldrichtig lag! Als ich meine Daunenjacke anzog und das Lokal verlassen wollte, rief mir diese Frau nämlich nicht scherzhaft, sondern eher nach dem "Blödspruch-Motto" nach: "Ey, Jesus! Vergiss deine Schuhe nicht!" Das konnte man durch das ohnehin nicht große Lokal und trotz der auch nicht gerade leisen Musik, gut hören!
Ich ging durch die Gaststätte, zu dem Tisch, an dem sie saßen und ich zauberte noch nicht mal ein müdes Lächeln auf mein Gesicht, denn es kam äußerst stoffelig `rüber.

Sie lachte und hielt sich die Hand vor den Mund, mit einem Gesichtsausdruck, der so viel ausdrückte wie: "Oh, Schei..e, jetzt kommt er".
Ich schaute sie erst nur an, wollte dann etwas sagen, doch dann fragte sie mich, wo denn meine Schuhe seien und ich sagte, ich würde seit drei Jahren nur noch barfuß gehen, das Wort Schuhe sei für mich ein Fremdwort geworden (für eine anständige, richtige Antwort, war mir ihr Verhalten einfach zu blöd).
Sie sagte: "Barfuß, aber dann mit dicker Jacke? Alles klar", darauf ich: "Schon mal etwas von einem Wärmeausgleich des Körpers gehört?"
Darauf fragte mich eine zweite, wohl ältere Frau von ihnen: "Schon mal etwas von bekloppt gehört?" Darauf ich wieder: "Schon mal etwas von Toleranz gehört?"
Die Zweite merkte wohl, dass dieses Wort schon beleidigend war und sie wollte die Situation vermutlich retten, indem sie es ins Witzige zu ziehen versuchte, sie sagte: "Wir sind ja auch alle ein wenig bekloppt."

Dann fragte sie mich, wo ich wohnen würde und ich sagte nur knapp und ernst "Saarland", denn das Wichtigste, die (erste) Kontaktaufnahme, war dazu einfach zu blöd. Ich hatte einfach keine Lust, mich mit ihnen auf ein nettes Gespräch einzulassen, dafür war mir ihre Haltung zu negativ und zum Kasper will ich mich nicht machen oder als einen solchen hingestellt werden.
So merkten sie aber sicherlich, an meiner knappen und unfreundlichen Art, dass ich von ihren Bemerkungen nicht angetan war.
Die zweite fragte dann weiter: "Und so gehst Du jetzt >nach< Saarland?" Ich sagte nur knapp "Ja", von ihr kam dann nur noch ein "Ja, okay, du mich auch", ich drehte mich dann um, ging wieder Richtung Tür und die "Jesus-Expertin" sagte noch "Hut ab", aber ich gab nichts darauf und verließ das Lokal.

Am Tisch fiel mir vorher auf, dass lediglich der Mann sehr offen dafür gewesen zu sein scheint, denn er beugte sich mehrmals herunter, schaute auf meine Füße und hatte einen positiv angetanen Gesichtsausdruck. Ich ließ mich aber auch darauf nicht ein, weil mir die zwei Begleiterinnen (die Dritte hielt sich völlig zurück) einfach zu negativ waren.
Ich hatte einfach keine Lust, mit ihnen nett über meine Vorliebe zu reden.
Am nächsten Morgen erzählte ich es Stephan, ich gab den kurzen Wortwechsel (Unterhaltung kann man das ja nicht nennen) wieder, worauf er lachte und sagte: "Ja, sag mal, ist die denn blöd? Die scheint noch nicht mal zu wissen, dass das Saarland ein Bundesland ist! Das bezog er darauf, dass die Eine mich fragte, ob ich so >nach< Saarland gehen würde. :-D

Da der Beitrag nun, wie ich denke, für viele sicher schon anstrengend lang geworden ist, nur noch ein paar Dinge zu Silvester, dazwischen geschah eigentlich auch nichts Nennenswertes.
An Silvester kam noch ein weiterer Ehemaliger des Internates, in dem wir waren, der eigentlich schon am 30. Dezember zu Stephan kommen wollte, doch wegen gemeldeter Regenfälle und Glatteisgefahr, rief er an, dass er einen Tag später käme. Er wohnt in Königststein/Taunus, hat, bis Ulm, also doch eine ganz schöne Strecke vor sich.
Als er eintraf unterhielten wir uns ein wenig und später gingen er und ich noch ein kurzes Stück im Dorf spazieren, ich barfuß durch den Schnee, denn inzwischen hatte es auch in der Umgebung von Neu-Ulm und Ulm geschneit, der Schnee lag etwa 1 bis 1,5 cm hoch.

Abends wollten wir nach Ulm um dort nach dem Feuerwerk zu schauen und etwas trinken zu gehen, doch, nachdem wir in Wiblingen, bei Ulm, im "Schnitzelparadies" waren, beschlossen wir, doch nach Senden zu fahren um dort das neue Jahr zu feiern, da in Ulm dann alles total überlaufen ist und die Kneipen vollgestopft sind, wie Stephan erfahrungsgemäß sagte.
Er meinte, in Ulm könne man dann auf keinen Fall barfuß gehen, aber ich hätte es getan, jedoch auf jeden Fall Schuhe mitgenommen, auch, wegen eventuellem Streusalzvorkommen.
Wir spazierten in Senden am Bahnhof vorbei, durch einen Park und ich barfuß durch schönen, trockenen Schnee, doch nach ca. 20 Minuten hielt ich es doch für besser, mal meine Socken und Schuhe anzuziehen.

Nach ca. einer dreiviertel Stunde, kehrten wir dann in einem Bistro-Café, dem LIMES ein, ich zog kurz davor wieder meine Winterschuhe und Socken aus und verstaute sie wieder in meinem mitgenommenen Rucksack. Wir blieben im LIMES, bis zum Jahreswechsel, leider war es bis dahin extrem neblig geworden, sodass man von den Raketen so gut wie nichts sah.
Es war in Senden, im Gegensatz zu Ulm wohl, wirklich tote Hose, nur ein paar junge Leute um die 20 bis Mitte 20, ließen Raketen steigen und Knaller los. Vereinzelt standen noch ältere Leute auf den Bürgersteigen. Ich war zwar immer noch barfuß, aber musste schon aufpassen, denn ich hörte es zwei Mal klirren, aber das geschah etwas weiter weg und wir hatten ja auch nicht mehr vor, herum zu spazieren.
Warum sind die Leute nur so rücksichts- und/oder gedankenlos und lassen die Sekt- und Bierflaschen etc. mitten auf den Straßen oder den Gehwegen stehen? Es ist mir echt ein Rätsel, denn nicht nur für Barfüßer, an die wohl keiner denkt, ist das ein Laster!
Vor allem fahren dann ja auch Autos unter Umständen mal darüber und diese könnten beschädigt werden, der Nebel erhöhte das Risiko, von, durch Autos zerbrochene Flaschen, noch zusätzlich.

Wir fuhren dann auch bald los, nach Nersingen, doch der Nebel war so dicht, dass man nicht viel mehr als die Motorhaube des eigenen Autos sehen konnte, worauf Stephan und ich zu dem anderen Kumpel Jens sagten, er solle stehen bleiben, es hätte keinen Wert. Viele vernünftige Autofahrer standen, mit eingeschalteter Warnblinkanlage, am Rand und ich riet Jens, auch noch die Nebelschlussleuchte einzuschalten.
Etwa eine dreiviertel Stunde später ging es dann einigermaßen und wir fuhren langsam weiter, wobei, je mehr wir Richtung Nersingen kamen, der Nebel deutlich weniger wurde.
In Nersingen und von dort über die B 10, Richtung Neu-Ulm, Burlafingen u.s.w., war dann gar kein Nebel mehr und ich fuhr noch langsam nach Neu-Ulm, wieder in die "Sonder Bar", zum dritten und letzten Mal, für diesen Urlaub bei Stephan.

Am nächsten Tag fuhren Stephan und Jens noch nach Söflingen, einem Stadtteil von Ulm, zu einem ehemaligen Mitschüler und Kumpel von Stephan, ihn kannte er schon vor der Internatszeit, er ist seitdem ein sehr guter Kumpel von Stephan.
Sie fuhren mit Jens´s Auto und ich fuhr später nach, da ich lange schlief.
Dort machten wir noch einen Spaziergang, ich ging wieder barfuß, doch auf einem Spielplatz, hatten rücksichtslose Jugendliche oder junge Leute, Glas zertrümmert, man sollte ihnen jeden einzelnen Splitter in der Ar... stechen (!) und ich zog meine Socken und Schuhe wieder an.
Ich hielt es gefühlsmäßig eh für besser, die Sohlen brannten leicht und die Zehen wurden doch etwas steif.
Später bestellten wir noch eine Riesenpizza, denn es waren 4 Kinder und 5 Erwachsene und es gefiel mir so gut, dass ich sogar noch eine gute Zeit, nachdem Stephan und Jens gefahren waren, nach Nersingen fuhr.
Dort packte ich dann meine Sachen, verabschiedete mich von den beiden und fuhr dann nach Hause, am nächsten Tag, dem 02. Januar, musste ich ja wieder arbeiten.

Ein schöner Urlaub war zuende (und auch dieser Bericht sollte es nun sein) und ich fühle mich dort, mit jedem Kurzurlaub bei Stephan, mehr zu Hause!
Ich will gar nicht mehr so recht zu Hause sein, tue es nur wegen meiner Arbeit, die ich um keinen Preis mehr aufgeben will und kann!

Liebe Grüße, von dem, gedanklich meist noch eine Zeit lang in Ulm und Umgebung lebenden Andi!


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