Barfuß am Heiligabend in Zürich, 1. Teil (Hobby? Barfuß! 2)
Heiligabend 2007: Ich wollte diesen Tag barfuß in vollen Zügen genießen, letzteres nicht allzu wörtlich. Und dazu bediente ich mich der öffentlichen Verkehrsmittel. Anders als Leo trug ich nicht einmal eine Mütze. Bei -5°C radelte ich zum Bahnhof. Eigentlich lag in Zofingen kein Schnee. Daß ich trotzdem zwischen dem Velostand und dem Bahnhof bezehte Abdrücke in einer dünnen Schneedecke hinterlassen konnte, habe ich ausgerechnet meinem Arbeitgeber zu verdanken: Der Wasserdampf aus dem Kesselhaus zur Beheizung des Firmenareals gefror und fiel als "Industrieschnee" zu Boden.
Da aber der Bahnsteig überdacht ist, konnten Spurensucher der Zofinger Polizei nicht eruieren, daß ich um 5.44 Uhr in Richtung Olten abgefahren war. Von dort fuhr ich weiter nach Zürich, wo ich möglichst fiel von der Citycard zur barfüßigen Benutzung von Off-topic-Fahrzeugen haben wollte. Es war noch dunkel, als ich in Tiefenbrunnen vom Tram in den Trolleybus nach Morgenthal wechselte. Eine Frau, die ebenfalls zustieg, fragte, ob ich beim Baden gewesen war, was ich verneinte mit der Antwort: "Es gibt Leute, die bei dieser Temperatur im See schwimmen. Aber meistens müssen sich die Leute nach dem Schwimmen wesentlich wärmer anziehen, um nicht völlig auszukühlen.
Zu so früher Zeit waren die meisten Menschen verschlafen. Also achteten sie nicht allzu sehr auf meine nackten Füße. Als ich aber an der Haltestelle "Auzelg Ost" aus dem Bus ausstieg, standen zwei dick vermummte Kinder vor dem Bus, um einzusteigen. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie sahen. Ich ging durch eine Wohnsiedlung, kein Mensch war auf der Straße. Dort lag ein 20-Franken-Schein. Mitnehmen oder liegenlassen? Ich nahm ihn mit, bevor es ein anderer tat. Dann ging ich weiter, zur Straßenbahn, die in der Wendeschleife hielt. In der Entfernung sah ich ein Polizeifahrzeug. Hatte mich etwa ein Spießer an meiner Barfüßigkeit/nicht allzu winterlicher Kleidung gestört? Oder wegen der Pfundsachenunterschlagung? War wohl Zufall, das Polizeifahrzeug näherte sich nicht.
Am "Sternen Oerlikon" wechselte ich das Tram. Hier gab es einige lästernde Bemerkungen. Am Hauptbahnhof stieg ich aus und wanderte zuerst durch die menschenvolle Bahnhofstraße. Hier fiel meine Aufmachung wenig auf, die Leute waren zu beschäftigt. Am Seeufer, wo es kein Einkaufsläden gibt, waren dagegen nur wenig Menschen. Eine Frau mit Hund sagte zu einer anderen (auch mit Hund): "Ein Exhibitionist!" Unbeirrt ging ich weiter und kam zu Zürichhorn. Dort war eine künstliche Eisfläche. Deutlich war zu lesen: "Die Eisfläche nicht mit Schuhen betreten!" Da war ich barfuß ja richtig. Schlittschuhe sind ja schließlich auch Schuhe. Ich ging näher heran und fand das Schild mit den Benutzungsbedingungen. Dort stand, daß man die Eisfläche nicht mit Straßenschuhen betreten darf. Von Kosten stand da nichts, nur von Kosten des Ausleihens von Schlittschuhen. Es waren nur wenige Kinder auf dem Eis bzw. daneben. Ein Junge sagte: "Der Mann ist barfuß!" Darauf der Vater: "Mit Straßenschuhen darf er nicht aufs Eis. Und vermutlich hat er das Geld zum Ausleihen von Schlittschuhen vergessen. Also zieht er die Schuhe aus und geht barfuß aufs Eis."
Der Mann hatte also gedacht, daß ich "unecht" barfuß war. Ich ging tatsächlich auf die kleine Eisfläche, ich empfand es gar nicht mal als kalt. Aber so richtig das Wahre war es doch nicht. Wenn schon auf Eis (egal ob barfuß oder mit dem Velo), dann längere Strecken. Die finstere Miene des "Türstehers" gefiel mir auch nicht. Vermutlich hätte er mich nach Strich und Faden zusammengeschissen, wenn ich mit Straßenschuhen, mit Rollerblades oder mit dem Velo auf die Eisfläche gegangen wäre. Aber barfuß! Das hatte er wohl noch nie gesehen. Dabei hatte ich mich als einziger streng an beide Schilder gehalten. Ein Barfußverbot auf der Eisfläche war auch nicht ausdrücklich erlassen. Vielleicht lernen die Leute, sich einmal deutlich auszudrücken, z.B. indem dort steht: "Die Benutzung der Eisfläche ist nur mit Schlittschuhen erlaubt!" Dann wären die Träger aller anderen Sorten vorn Schuhen, aller Fahrzeuge, egal ob Velo oder Helikopter, aber leider auch Barfüßer ausgeschlossen.
Ich entfernte mich in Richtung Freibad Tiefenbrunnen, da ich es nicht für ausgeschlossen hielt, daß der Aufpasser die Polizei rief.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen
Fortsetzung folgt