Danke für den ausgewogenen Standpunkt! (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Jörg,
vielen Dank für deine neutrale Betrachtung, mit der jeder leben kann, ob er nun FKK-Freund oder Kritiker ist! Dein Beitrag ist sehr sorgfältig verfasst, man merkt, dass es dir einige Mühe wert war, etwas Gutes für unsere Community zu tun. Und offensichtlich gelingt dir die Versöhnung der Gegensätze.
4) "Schamkultur": Dieses ist sicher der schwierigste aber auch wichtigste Punkt. Ob Scham anerzogen oder angeboren ist, müssen die Wissenschaftler klären, aber nach meiner persönlichen Überzeugung ist sie anerzogen.
Ich glaube, dass Scham ein Grundprinzip unserer menschlichen Wesensart ist, aber erziehungsbedingt die unterschiedlichsten Formen annehmen kann. Ich habe dazu mal eine nette Karrikatur gesehen: eine Afrikanerin, oben ohne mit bodenlangem Rock, und eine Europäerin, obenherum gekleidet, aber mit Minirock, stehen einander gegenüber. Die Afrikanerin schaut auf die Beine der Europäerin, die Europäerin auf den Busen der Afrikanerin. Und über jeder der beiden steht eine Sprechblase mit dem Wort "Schamlos".
Auch der Naturismus, so wie ich ihn betreibe und verfechte, setzt gerade wegen der gemeinsamen Nacktheit eine ausgeprägte Schamkultur voraus! Dabei bedarf es eines sorgsamen Umgangs miteinander, manchmal auch eines bewussten Verzichts auf das Senden erotischer Signale, damit bei niemandem die Sicherungen durchbrennen. Meine Erfahrung ist dabei, dass es Freundschaften sehr gut tut, wenn sie in einer guten Naturistengemeinschaft ganz bewusst auf der nichterotischen Ebene angelegt werden. Doch für die meisten Menschen ist das mit Kleidung einfacher zu erreichen.
Insofern ist die Diskussion über Barfüßigkeit auch viel einfacher, wenn der Zusammenhang mit Nacktheit nicht hergestellt wird. Ich nehme die vorgebrachten Argumente ernst, ziehe mich gerne an der eigenen Nase und halte mich fortan aus eigener Überzeugung an die entsprechende Forumsregel!!
Ganz im Gegenteil dazu das Barfußlaufen. Dieses war bis vor kurzem (menschheitsgeschichtlich gesehen) noch sehr üblich - und sei es nur bei den Armen, die ja meistens die Bevölkerungsmehrheit darstellten - und ist erst in den letzten Jahrzehnten völlig aus unserer Wohlstandsgesellschaft verschwunden.
Hier besteht ein Schamgefühl, das ganz anders gelagert ist. Man möchte nicht die soziale Schmach der Armut tragen! Und in dem Maße, wie Barfußaktivitäten wieder in den Lebenstil der Wohlstandsbürger eingehen -- etwa beim schuhlosen Luxusurlaub auf den Malediven oder beim Familien-, Betriebs- oder Klassenausflug in dan Barfußpark -- hat Barfußgehen immer weniger mit niedrigem sozialen Stand zu tun. Also braucht sich auch niemand mehr der nackten Füße zu schämen.
Barfüßige Grüße von Lorenz