Aarburg leuchtet (Hobby? Barfuß! 2)
Samstag, 24.11.2007: Noch einen Monat bis Weihnachten. Aber bereits an diesem Tag war Weihnachtsmarkt, und zwar in Aarburg unter dem Motto "Aarburg leuchtet - im ruhigen Städtli". Ein Satz in der Zeitungsanzeige lautete: "Es soll ein Markt sein, der alle Sinne anspricht und in der schönen vorweihnachtlichen Zeit Emotionen weckt." Jawohl! ALLE Sinne. Also auch den Tastsinn. Was lag da näher, als auch die Füße als Tastorgane zu gebrauchen. Und das geht nur, wenn man auf künstliche Besohlung der Füße verzichtet. Soll heißen: barfuß, was denn sonst!
Also radelte ich auch los. Und ich mußte feststellen: Alle außer mir verzichteten lieber auf den Genuß, den Weihnachtsmarkt mit bloßen Füßen zu ertasten als auf Schuhe. Dabei war es gar nicht mal so kalt, vielleicht +6°C und bewölkt. Die meisten Leute waren aber nicht nur fett beschuht, sondern auch sonst so winterlich gekleidet, wie wenn sie sich auf den höchsten Gipfeln des von Kälte verwöhnten Fichtelgebirges aufhielten. Was tragen die, wenn es bei uns mal richtig kalt wird? oder wenn sie dann auch noch wirklich im Fichtelgebirge sind?
Als ich dort ankam, hörte ich gleich Worte wie "Brrrrrrr!" Da ich kein Pferd bin, hielt ich nicht an. Kleine Kinder machten nicht selten große Glotzaugen. Einige Jugendliche lästerten auch, aber den meisten Menschen war es völlig schnurz, was ich trug. Nicht einmal der grimmig dreinblickende Stadtpolizist sah sich veranlaßt, auf sanktgallische Weise gegen mich vorzugehen. Vielleicht hat er meine Erscheinung auf dem Aarburger Tunnelfest noch in Erinnerung.
Der Stadttunnel ist übrigens jetzt in Betrieb. Und wenn ich schon mal in Aarburg bin, dann bot es sich auch an, mal einen barfüßigen Abstecher zu den Tunnelmündern usw. zu machen. Trotz des Tunnels gab es in der Stadt ein Verkehrschaos. Ich vernahm eine Stimme: "Immer wenn ich in Aarburg bin, sehe ich den da!" Ob er mich meinte? Möglich wäre, denn Aarburg liegt ja für mich nicht selten auf der Durchfahrstrecke.
Ein nicht mehr ganz nüchterner Mann sprach mich an: "Was soll denn das hier, barfuß?" Ich antwortete: "Barfuß laufen ist gesund!" Darauf er: "Davon bekommt man doch Fußpilz!" "Gerade das bekommt man nicht! Fußpilz bekommt man vom Schuhe tragen" entgegnete ich. Er zeigte auf meinen Fuß und meinte: "Und was ist das? Das ist Fußpilz!" "Das WAR Fußpilz! Den bekam ich, als ich ständig Schuhe trug. Nun aber ist er abgestorben." In der Tat ist mir mal vor über 30(!) Jahren bei der Reparatur eines Fahrrades ein Vorderrad direkt mit der Felgenkante auf den Zeh gefallen, ich trug Haussandalen mit Socken (kotz). Es blutete, wässerte. Mehrmals brach der Nagel auch ab, so ging es jahraus, jahrein. Richtig zurechtgewachsen hat er sich nie mehr. Zumindest wässert er nicht mehr, seitdem ich öfter barfuß laufe. Endlich ging der Mann weiter.
Der Samichlaus und Schmutzli waren ebenfalls auf dem Weihnachtsmarkt, beide selbstverständlich fett beschuht. Aber ihre beiden Esel waren barfuß. manch ein Kind konnte sich nicht entscheiden, ob sie die beiden Vertreter der Weihnachtszeit oder eher meine Füße anglotzen sollten. Engel sind zwar barfuß und Vertreter der Weihnachtszeit, aber wie ein Engel sah ich wirklich nicht aus. Welcher Engel trägt schon Bart und Brille und noch dazu keine Flügel?
Als es eingedunkelt war, schritten Samichlaus und Schmutzli in Richtung Aareufer. Und ihnen folgte zwar nicht die himmlische Heerschar, sondern eine Menge Menschen. Denn hier sollte Papierlaternen mit Hindenburglichtern zu Wasser gelassen werden. Dank der "Wog" schwammen die Leuchten nicht Richtung Olten davon, sondern sie kreisten herum. Da hier die Umgebung dunkler war, fielen meine nackten Füße und Beine nicht auf. Auch fiel es einigen Leuten nicht auf, daß ein Teil der Rasenfläche matschig war. Prompt latschten Leute hinein und eine junge Frau schrie: "Iiiiiiiiihhhhhhhhhhhhh!" Dem kann ich nur zustimmen. Matsch ist wirklich "Ih", solange man Schuhe trägt! Oder wenn die Hosensäume tief gelagert sind. Da aber beides bei mir nicht der Fall war, war für mich der Matsch nicht "ih", sondern eine willkommene Abwechselung zu Rasen, Asphalt, Kopfsteinpflaster usw.
Am Ufer waren als Beleuchtungskörper auch ausgeschnittene Stämme, die man angezündet hatte, aufgestellt. Manch einer wärmte seine Hände am Feuer. Ich tat es nicht, weder mit den Händen, noch mit den Füßen. Teilweise waren auch glühende Teile verkohlten Holzes abgesprengt worden. Mich reizte es übrigens nicht, barfuß auf diese glühenden Teile zu treten. Ich bin halt kein Feuerlauffan, weder barfuß, noch mit Schuhen.
Gegen 19 Uhr verließ ich den Markt. Mit dem Velo fuhr ich zurück nach Zofingen, ohne Ärger mit Polizeischergen usw. zu bekommen.
Viele Grüße sendet
Michael aus Zofingen