Sonntag, 18.11.2007: Ich war noch ziemlich geschlaucht vom Vortag, hatte keine Lust, viel zu unternehmen. Aber für einen gut dreistündigen Spaziergang am Nachmittag reichte es. Es war sonnig bei einer Temperatur knapp über 0°C. Die Wege waren schneefrei, nur auf den Feldern lag noch Schnee. Selbstverständlich war ich barfuß, auch hatte ich keine Schuhe dabei. Sehr deutlich konnte ich mit den Füßen spüren, wo die Sonne auf den Weg schien und wo Schatten war. Mit Schuhen wäre ich wohl nicht dazu in der Lage gewesen. Wenn jetzt einer der notorischen Fragesteller im Forum mich fragen würde, was es einem bringt, mit den Füßen festzustellen, ob die Sonne den Weg bescheint oder nicht (schließlich gibt es dazu ja auch Augen), dann kann ich nur sagen: "Doppelt genäht hält besser!"

Es waren einige Spaziergänger unterwegs, manchmal komische Blicke, mehr auch nicht. Manche grüßten freundlich. Besonders Kinder schienen erstaunt zu sein. Ich traf auch einen ehemaligen Arbeitskollegen. In erster Linie unterhielten wir uns über den Zustand der Firma nach seinem Ausscheiden. Das Thema "barfuß" kam erst später. Dabei erzählte ich ihm auch von meinen Erlebnissen mit der Polizei, worauf er antwortete: "Das geht DIE doch nichts an! Du fällst zwar auf in Deiner Aufmachung, aber das ist doch nicht verboten. Die verdammten Bullen sollen lieber dafür sorgen, daß weniger eingebrochen wird. Stattdessen lauern sie nur darauf, einem eine Buße wegen Überschreitung der Parkzeit. Oder sie schikanieren einen, nur weil er barfuß läuft. Irgendwie erinnert mich das an die Schergen des tausendjährigen Reiches, die einfach Leute einsperrten, nur weil sie Juden waren!" Seine Frau konnte ihn noch bremsen, den Faden weiterzuspinnen. Ob der Vergleich berechtigt ist, sei mal dahingestellt. Dementieren kann ich ihn nicht!

Kurz bevor ich nach Hause ging, machte ich noch einen Abstecher nach Strengelbach. Dort wollte ich einen Fußweg, der auf eine Anhöhe hinaufführt, benutzen. Dieser war teilweise vereist. Dort, wo der Weg noch eben war, überholte ich eine Familie mit zwei Kindern. Eines rief entsetzt: "Barfuß!" Der Vater ruhig und durchaus wahrheitsgemäß: "Ja!" Während ich den Hügel hinaufging, bog die Familie in eine Seitenstraße ein. Auf der Hauptstraße begegnete ich der Familie abermals, diesmal kam sie mir entgegen. Derselbe Junge war noch erstaunter, als er mich sah. Er rief nur: "DER AUCH!" Der Vater mitbekommen hat, daß nicht im Abstand von gut 5 Minuten zwei kurz behoste Barfüßer seinen Weg kreuzten, sondern beides Mal derselbe, kann ich nicht sagen. Zumindest sagte der Vater nichts. Vielleicht wollte er den Sohn in dem Glauben lassen, daß es zwei Barfüßer waren.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen