Hallo miteinander,

Allerheiligen ist in Bayern ein Feiertag, auch für so "unheilige" (besser als scheinheilige) Barfuß-Kirchenbesucher wie mich. Und heute musste ich auch nicht zur Arbeit. Also habe ich als freier Mensch gelebt )

Gestern vormittag war es bei uns neblig und ich habe erst ein Aquarium geputzt und dann eifrig an Strategien gebastelt, wie Deutschland in eine schuhfreie Zone verwandelt werden kann. Wenn da nur mehr Leute mitmachen würden.....

Dann habe ich mir zu Mittag eine Brotzeit gemacht. Wie ich in die Küche kam, saßen da zwei barfüßge Mädels beim Frühstück. Meine Tochter und ihre Freundin hatten die Nacht durchgefeiert und erwachten gerade wieder zum Leben. Aber meine Gesellschaft war willkommen, meine Tochter hatte ich seit ihren Auszug vor vier Wochen nicht gesehen und die Freundin erzählte mir gerne von den vergangenen zwei Monaten, die sie bei ihrer Tante in China verbracht hatte. Es war sehr gemütlich, gemeinsam barfuß im Schlafanzug am Frühstücks- bzw. (in meinem Fall) Mittagstisch zu sitzen und zu erleben, dass aus vormals pubertierenden Monstern total nette junge Frauen geworden sind.

Während wir so nett beisammen saßen, ging der Nebel weg und machte einem wolkenlos blauen Himmel Platz. Während die Mädels duschen gingen (und ich keinen wirklich überzeugenden Vorwand fand, mich daran zu beteiligen) schwang ich mich auf mein Fahrrad. Mir schwebte vor, was ich am Abend vorher als Musik gehört hatte. "Die ihr wandelt droben im Licht, auf weichem Boden, selige Genien...." sang da der Chor.

Bei einer solchen Herbstwetterlage wird es mit jedem Höhenmeter wärmer, also radelte ich auf einen Moränenhügel und stellte das Rad am höchsten Punkt ab. Und dann spazierte ich barfuß über Wiesenwege. Droben am Licht, auch weichem Boden, wie die seeligen Genien! (Die Genien waren bei den Römern übrigens die Schutzgeister der männlichen Zeugungskraft, wie ich von meiner humanistisch gebildeten Gattin erfahren habe).

Das niedrige Gras der sonnenbeschienenen Wiesen war taufeucht und hatte etwa die Temperatur wie die Brandung des Atlantik im Sommer. Die Herbstfärbung und die im Dunst schemenhaft liegenden Berge gehörten allerdings zu der Landschaft des Alpenvorlands, in die ich mich vor langer Zeit unsterblich verliebt hatte. Am Ende des Spaziergangs saß ich noch auf einer Bank, ein älteres Ehepaar setzte sich dann dazu, und es ergab sich noch eine entspannte Unterhaltung. Beim Heimradeln wurde mir zu Schluß doch noch kalt um die Zehen, weil weiter unten die Temperatur wieder viel niedriger war (

Undf heute wurde es schon früher sonnig, wenn es auch erst mal unter null Grad hatte. Zu Mittag nahm ich keine Brotzeit immerhin schon nackig im Garten ein (zum Trost für alle Moralapostel sei angemerkt, dass heute keine Mädels dabei waren). Dann gab es einiges zu erledigen, ein wenig im Garten zu arbeiten, dann wieder einen schönen Spaziergang auf weichem Boden -- und keinerlei Grund, Schuhe anzuziehen )

Während die nackten Füße im Sommer bei uns überhaupt kein Thema sind, geben jetzt natürlich öfter mal Grsprächststoff. Auch unsere ehemaligen Nachbarn traf ich mit ihrer kleinen (jüngsten) Tochter. Sie fuhr schon auf einem kleine Fahrrad (so ein Kinderding ohne Pedale). Vor eineinviertel Jahren saß sie noch im Tragtuch, als ich ihre Mutter mit einer Frauengruppe antraf, die über den Barfußpfad ging. Sechs barfüßige Mütter mit sechs barfüßigen Kindern im Tragtuch -- ein schöner Anblick und der beste Beweis, dass Menschen auch heute noch normal sein können!

Und für mich heißt normal ganz einfach, bei über zehn Grad barfuß zu laufen.....

Macht's gut und unbeschuht, Lorenz

Gesundes Leben auf freiem Fuß