Kälte(un)empfindlichkeit (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 02.11.2007, 09:04 (vor 6167 Tagen) @ Heiner aus Leonberg

Hallo Heiner,

Das ist wieder das typische Geschwätz der Leute. Hier gibt es andere Gruppen von Menschen, die es direkt herausfordern, chronisch krank zu werden und somit auf den Taschen der Allgemeinheit liegen. Hierzu gehört bestimmt nicht das Barfußlaufen. Die Leute haben keine Ahnung. Pfarrer Sebastian Kneipp hatte auch herausgefunden, daß es sehr gesund ist, barfuß zu gehen, und die Kneipp-Kuren sind hervorragend und eine Wohltat für den ganzen Körper. Auf solche Gespräche sollte man erst gar nicht eingehen.

Zu diesen Gruppen gehören etwa Kettenraucher, Alkoholiker, Drögeler, solche, die sich kaum bewegen und immer die Klimaanlage auf Hochtouren stellen, wegen jedem Wehwehchen sich vom Onkel Doktor tonnenweise Pillen verschreiben lassen (oder sich gar eigenmächtig rezeptfreie Medikamente beschaffen).
War es nicht Lorenz, der mal schrieb: "Es ist reine Zeitverschwendung, sich mit dummen und unverbesserlichen Leuten zu beschäftigen." Zumindest was Diskussionen anbelangt, hat er recht (Ein Spitalarzt kann sich natürlich nicht auf Lorenz' Worte berufen, wenn einer jener dummen und unverbesserlichen Leute mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital geliefert wird). Und wenn man von einem Polizisten wegen barfuß und/oder kurzer Hose kontrolliert wird, dann kann man sich auch nicht einfach abwenden mit den Worten: "Dumme Leute sind es nicht wert, daß man sich mit ihnen beschäftigt!"

Ich finde es ja hammerhart, daß Du noch in kurzen Hosen herumläufst. Läufst Du auch im Winter in kurzen Hosen herum? Finde ich echt toll. Ich friere schon bei dem Gedanken. ich weiß nicht ob mein recht dichtes Fell an den Beinen ausreicht, um sie warmzuhalten, wenn ich im Winter kurze Hosen anziehen würde (grins). Echt beneidenswert.

Auch nur mit T-Shirt bei diesen Temperaturen herumlaufen könnte ich mir nicht vorstellen, da ich sowieso schnell friere. Vielleicht eine Sache des Trainings.

Welche Körperteile zuerst frieren und daher als erstes geschützt werden müssen, hängt von vielen Dingen ab: Vom Training, von der Tätigkeit, von der Behaarung, von der Isolationsschicht. So hat sich die unterschiedliche Kälte(un)empfindlichkeit der einzelnen Körperteile im Laufe der Zeit bei mir geändert.

Als Kind wurde ich im Sommer in kurzärmeligen Hemd, in kurzer Hose mit Socken und Sandalen zur Schule geschickt, im Frühling/Herbst mit Jacke, kurzen Hosen, Kniestrümpfen und Halbschuhen, im Winter mit Mantel, langen Hosen, Kniestrümpfen, Stiefeln, Handschuhen und Pudelmütze. Barfuß war ich nur im Freibad. Zu der Zeit war ich an den Füßen am kälteempfindlichsten, gefolgt von den Armen, den Beinen, dem Kopf, den Händen.

Nachdem ich mir mal eine Mittelohrentzündung im Sommer geholt hatte und mich meine Mutter (sie meinte es ja nur gut) mit Pudelmütze zur Schule geschickt hatte, wurde ich gehänselt und begann Mützen (aber auch Hüte, Helme, Stirnbänder, Haarbänder) bis zu heutigen Tag abgrundtief zu hassen. Wenn ich im Winter zur Schule mußte, nahm ich die Mütze vom Kopf, wenn das Elternhaus außer Sicht war. Zu der "Nichtmützen-Zeit" war ich an den Füßen am kälteempfindlichsten, gefolgt von den Armen, den Beinen, den Händen, dem Kopf .

Dann kam die Zeit, als meine Mutter mich für zu alt hielt, um mich noch mit kurzen Hosen in die Schule, zum Einkaufen usw. zu schicken. Selbst wenn ich ins Freibad wollte, mußte ich auf dem Weg dorthin lange Hosen anziehen. Merkwürdigerweise störte mich das nicht. Daß ich seltener ins Freibad fuhr, lag jedoch am dort eingeführten Badekappen-Obligatorium (natürliche Badegewässer gab es nicht in der Nähe). Zu der "lange-Hosen-Zeit" war ich an den Füßen am kälteempfindlichsten, gefolgt von den Beinen, den Armen, den Händen, dem Kopf .

Während der Studentenzeit wagte ich mich im Sommer auch schon wieder in kurzen Hosen auf die Straße, aber nur in Kombination mit Sandalen und Socken. Barfuß war ich nur am Strand. Beim Radfahren benötigte ich wieder eher eine Jacke als lange Hosen. Zur Studentenzeit war ich an den Füßen am kälteempfindlichsten, gefolgt von den Armen, den Beinen, den Händen, dem Kopf .

In der Schweiz dehnte ich das Tragen von kurzen Hosen weiter aus (vielleicht aus Trotz zu der Tatsache, daß ich am Arbeitsplatz auch im Sommer "ordentlich" gekleidet sein mußte). So konnte es vorkommen, daß ich beim Radfahren bergab eher Handschuhe benötigte als lange Hosen. Auch trug ich im Sommer in der Freizeit Sandalen ohne Socken, barfuß war ich aber nur am Strand. Zur Vorbarfußzeit war ich an den Füßen am kälteempfindlichsten, gefolgt von den Armen, den Händen, den Beinen, dem Kopf .

Dann begann ich die Barfußzeit. Und es geschah, was ich früher nicht für möglich gehalten hatte: Ich konnte selbst bei Temperaturen barfuß laufen, bei denen es mir ohne Jacke zu kalt war. Heute bin ich an den Armen am kälteempfindlichsten, gefolgt von den Füßen, den Händen, den Beinen, dem Kopf . Oder bin ich an den Händen kälteempfindlicher als an den Füßen? Auch wenn ich keine Handschuhe trage, so bleibt mir immer noch die Möglichkeit, die Hände in die Taschen zu stecken. Mit den Füßen kann ich das nicht, dafür bin ich einfach zu unsportlich.
Näheres hier:
http://barfuss.server3.tibit.de/bfpraesenz/index.php?option=com_content&task=view&id=108&Itemid=126

Was ist mit den Freeclimbern, mit Extremsportlern usw? Hier würde ich meinen, daß sie auch eine höhere Prämie zahlen sollten. Barfußlaufen ist doch niemals ein Gesundheitsrisiko, obwohl man das beinahe täglich zu hören bekommt. Übrigens Schuhträger-Barfußläufer: beim unheilbaren Schuhträger können Krankheiten wie Fußpilz, Hallux valgus (vor allem bei Frauen) usw. entstehen. Beim Barfußläufer können sich keine Verformungen der Zehen, also Hallux valgus, bilden, und auch der Fußpilz hat keine Möglichkeit, sich zu bilden und auszubreiten, denn die Füße eines Barfußgängers sind stets an der Luft. Fußpilz entsteht nur in warmen feuchten Schuhen.

Das mit "Risikosportarten" ist ein heikles Thema. Was ist gefährlich, was nicht? Wo soll man dort den Hebel ansetzen. Es stürzt zwar mal ein Freeclimber ab, aber es gibt viel mehr Tote und Verletzte bei Flugzeugabstürzen. Schwimmen an sich ist gesund. Wer aber nur in der Badehose im eiskalten Wildwasser schwimmt, kann ertrinken, verursacht durch den Sog, die Kälte oder durch Kollision mit Steinen usw. Ist Schwimmen also eine Risikosportart? Radfahren an sich ist auch gesund. Aber wenn man stürzt, kann das zu schweren Verletzen führen. Oder man kann im dichten Straßenverkehr auch bei korrektem eigenen Verhalten von einem Auto überfahren werden. Ist Radfahren also eine Risikosportart? Beim Barfußlaufen ist es auch so. An sich ist es gesünder als das Tragen von Schuhen. Wer aber barfuß bei -30°C über Gletschereis zu gehen versucht, kann sich schwerste Erfrierungen holen. Auch im Dornendickicht hat man barfuß schlechte Karten. Fällt somit barfuß auch in die Rubrik Risiko"sportart"?

Bei allen Dingen ist es wie mit der Medizin: Die Dosis macht es. Eine Unterdosis Medizin ist unwirksam, die richtige Dosis führt zum Erfolg, eine Überdosis kann sogar tödlich sein. Nur wer entscheidet, welche Dosis richtig ist? Wenn es um Medizin geht, gibt es medizinische Gutacher, die etwa in Gerichts- oder Versicherungsfällen befragt werden können. Da Barfußlaufen eher etwas seltenes ist, gibt es kaum "offizielle Personen", die sich mit der Sache auskennen. Daher sind die Entscheide auch meist recht laienhaft. Das merkt man, wie ratlos manch ein Polizist ist, wenn er im Winter einen Menschen barfuß und in kurzen Hosen auf der Straße erwischt. In keinem Bußenkatalog ist aufgeführt, wie hoch die Buße sein könnte. Aber einen Winterbarfüßer straffrei abziehen lassen müssen und anderseits wegen leichter Tempoüberschreitung oder Parkzeitüberzeitung Geld kassieren, das tut sicher manch einem Polizeischergen weh. Denn im Winter in sommerlicher Aufmachung sich auf der Straße aufhalten ist eine erheblich größere (und vor allem seltenere) Abweichung vom "Normalfall" als etwa mit 55 km/h durch die Stadt fahren oder die Parkzeit überschreiten. Manch ein übereifriger Polizist versucht daher, bei ertappten Winterbarfüßern besonders scharf nach Dingen zu suchen, die eine Bestrafung rechtfertigen (z.B. Drogen, Waffen, Alkoholgenuß, nicht verkehrssicheres Fahrzeug). Unangenehm wird die Sache, wenn die Temperatur gerade so niedrig ist, daß man immer in Bewegung bleiben muß, um sich keine Erfrierung zuzuziehen. Da kann langes Stehen während der Kontrolle schmerzhaft sein. Ob einem dann die Zeit nur länger vorkommt oder ob die Beamten dann extra langsam "arbeiten" sei mal dahingestellt. Sicher wird man das vor Gericht nicht beweisen können, wenn man später die Beamten wegen Körperverletzung verklagt.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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