Barfuß beim Aarburger Tunnelfest, 4. Teil (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 29.10.2007, 15:40 (vor 6236 Tagen)

Samstag, 27.10.2007: Die Feuerwehrübung war zu Ende, aber mein Aufenthalt in Aarburg noch nicht. Denn nur wenige Meter entfernt wurden im Tunnel nun Sitzgelegenheiten aufgestellt, ich konnte mich also setzen und meine strapazierten Füße zu entspannen. Und was sollte hier stattfinden? Ein ökumenischer Gottesdienst. Normalerweise gehe ich ja nicht barfuß in den Gottesdienst, und in kurzen Hosen auch nicht. Eigentlich gehe ich eher überhaupt nicht in den Gottesdienst. Würde man mich hier hochkantig rausschmeißen, nur weil ich barfuß war oder kurze Hosen trug? Ich rechnete nicht damit, denn die meisten Leute, die den Tunnel besuchen, haben nicht extra gutes Zeug angezogen und würden sich zum Gottesdienst nicht umziehen. Und die scheinheiligen Spießer, die in erster Linie einen Gottesdienst besuchen, um gesehen zu werden, würden wohl kaum in den Tunnel gehen. Da es sich um einen ökumenischen Gottesdienst handelte, nicht etwa um einen russisch-orthodoxen, bei dem angeblich zumindest kurze Hosen verboten sind.

Und genauso war es. Niemand störte sich an meiner Aufmachung. Die Predigt fand ich auch ganz interessant. Zwar spielte barfuß darin keine Rolle, wohl aber ging es um die Vermeidung von Hektik. Man solle nicht für jeden Meter das Auto benutzen, sondern auch mal auf Bahn, Velo oder Schusters Rappen ausweichen, der Umwelt zuliebe. Und barfüßiges Leben paßt ja nun wirklich auch in diesen Rahmen. Irgendwie war ich nach meinem ersten barfüßigen Gottesdienst, noch dazu an ungewöhnlichem Ort, entspannter als vorher. Ob es Gott wirklich gibt oder nicht sei einmal dahingestellt. Und wenn es ihn gibt, dann bringt es nichts, wenn man sich hinter irgendwelchen Masken (darunter Schuhen) versteckt, Gott durchschaut die Sache. Jeglicher Firlefanz mit Schuhen usw. beim Gottesdienst ist für Gott selber absolut nicht notwendig. Notwendig ist so etwas höchstens für Gottes Bodenpersonal, und da gibt es sonne und solche, wie bei allen Menschen.

Ich entschloß mich, den Tunnel nicht über die aus barfußtechnischer Sicht "fiese Rampe" zu verlassen, sondern über einen Notausgang. Auch dem Weg dorthin begegnete mir noch eine "Pillendreherin", die im selben Unternehmen wie ich arbeitet. Sie sagte nichts zu meiner Aufmachung. Auch der Aarburger Gemeindeammann schritt durch den Tunnel, ohne mir Schwierigkeiten zu machen. Vom Notausgang schritt ich über glatten Asphalt ins Städtchen und wollte zum Bahnhof, wo mein Velo stand. Vorher traf ich aber noch einen früheren Analytikleiter aus unserer Firma, jetzt arbeitet er woanders. Er war mit seiner Frau unterwegs. Wir unterhielten uns über vergangene Zeiten. Erst dann sagte er: "Michael, du frierst ja, du mußt was anziehen". Da sagte ich, daß ich auf dem Velo eine Jacke anziehen würde. "Aber keine Schuhe?" fragte er, was ich bejahte.

Ich ging zum Velo (und zog tatsächlich eine Jacke an), radelte jedoch nicht gleich nach Hause, sondern durch den Tunnel, wo jetzt weniger Leute waren, so daß ich an einigen Stellen auch voll aufdrehen konnte. Die "normalen" Tunnelbesucher waren mittlerweile verschwunden. Aber an den Ständen waren noch etliche Leute und soffen. Einige lästerten über meine Aufmachung, was mich aber nicht störte. Erst danach radelte ich nach Hause.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Fortsetzung folgt.....


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