Barfuß am Aarburger Tunnelfest, 3. Teil (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 29.10.2007, 14:35 (vor 6236 Tagen)

Samstag, 27.10.2007: Den Kampf mit der Cremeschnitte hatte ich überstanden. Als ich wieder in den Paradieslitunnel kam, kam es mir so warm vor, daß ich mich entschloß, die Jacke auszuziehen. irgendwie hatte ich den Eindruck, daß mich die Leute nun mehr anstarrten als vorher, obwohl ich mich unterhalb der Gürtellinie nicht weiter entblößt hatte. Aber ich vermied es, die Leute, die mir im Tunnel entgegen kamen, anzusehen. Einziger Grund: Viele trugen Cremeschnitten, eingepackt in Alufolie. ich wollte doch nicht im Tunnel das Kotzen kriegen.

Vielmehr ging ich nahe an den Ständen vorbei, dort sah ich keine Cremeschnitten. Ich kam an einem Fahrradsimulator vorbei, diesen bestieg ich. Er besaß übrigens barfußfreundliche Pedale, auch für "blutige Anfänger" ideal. Werden solche Simulatoren denn auch von Leuten benutzt, die normalerweise nicht barfuß sind, beim Treten aber nicht immer Schuhe tragen, sondern barfuß sind oder auf Socken. Der "Aufpasser" sagte übrigens nichts zu meinen nackten Füßen, er fand es nur bemerkenswert, daß ich eine gute Kondition hatte.

An einem anderen Stand im Tunnel ging es ums Armbrustschießen. So etwas war nichts für mich, aber die Abbildungen sind erwähnenswert: Was paßt in der Schweiz besser zur Armbrust als Wilhelm Tell. Aber wie er dort abgebildet war: In langen Hosen und Sandalen ohne Socken! Und sein Sohn Walter in 7/8-Hosen und ebenfalls in Sandalen ohne Socken! So etwas verkehrtes. Zwar haben beide mit großer Wahrscheinlichkeit nie real existiert, aber wenn schon, dann trugen beide kurze Hosen, und zwar der Vater in Kombination mit "richtigen" Schuhen, der Sohn selbstverständlich barfuß.

An einem anderen Stand konnte man an einer Plastikkuh melken üben. Das interessierte mich auch nicht näher. Im Anhänger daneben lagen 2 lebendige Kälber, keine Schafe, aber trotzdem barfuß. Keines von beiden war schwarz, keines weiß, und keines versuchte, das andere aus dem "Land" zu kicken. Sie schliefen einfach friedlich nebeneinander und ließen sich von den vielen Menschen nicht stören.

An einem weiteren Stand konnte man seine Reaktion beim Bremsen testen. Das hätte ich gerne mitgemacht, aber die Schlange hielt mich davon ab. Um 10 Uhr wollte ich im Bereich vor dem anderen Tunnel sein, denn dort fand eine Vorführung statt, die mich interessierte.

Es ging um einen Plausch-Stafette mit Schülern und Lehrern von Schulen aus Aarburg, Oftringen, Rothrist und Olten statt. Man mußte verschiedene Arten von Rädern/Rollern, auf Hüpfstäben und auf Rollerblades sich durch den Parcour bewegen. Bei dem rauhen Asphalt sind alle Disziplinen nicht gerade ideal, um sie barfuß zu aufzuführen, da sehr oft die Füße an den Boden kommen (Rollerblades und barfuß sind nicht einmal kombinierbar). Von den Teilnehmern war auch tatsächlich keiner barfuß.

Während dieser Zeit kam ein in Aarburg wohnhafter Analytik-Laborant, der im selben Unternehmen arbeitet wie ich, zusammen mit seiner Frau an mir vorbei. Er hat mich schon öfters barfuß gesehen und meinte nur: "Michael, da mußt du doch mitmachen, das ist doch was für dich!" Kurze Zeit später kam ein mittlerweile pensionierter Laborant zu mir. Er (ein passionierter Angler, fett beschuht und mit Mütze) beachtete meine Füße nicht. Das Thema, was er ansprach, interessierte mich allerdings gar nicht: Cremeschnitten!

Als nächstes gab es eine Trialshow. Mit Spezialrädern führten zwei Menschen akrobatische Übungen auf Paletten, Fässern usw. aus. Sicher ist auch dort barfuß nicht gerade empfehlenswert. kaum waren die durch, da kam ein Troß von Politikern durch den Tunnel gefahren, allen voran ein Regierungsrat und der Aarburger Gemeindepräsident, beide fett beschuht und mit Mütze. Es kam zum symbolischen Durchschneiden des Bandes, der Tunnel war eröffnet. Danach entfernten sich die hohen Tiere in Richtung beheiztes Festzelt. Ich folgte denen nicht über die Rampe aus wenig barfußfreundlichem Asphalt, sondern verschwand im Tunnel, wobei ich das Trottoir mit dem aus barfußtechnischer Sicht "besseren" Asphalt benutzte.

Ich ging aber nur bis zum Notausgang. Über eine barfußfreundliche Betontreppe ging ich ins Freie. Auf einem Weg aus barfußfreundlichem Asphalt bewegte ich mich in Richtung Städtchen, das von Festung und der vorgelagerten doppeltürmigen Kirche überragt wird. Eine Familie mit zwei Kindern kam aus einem Haus. Sie starrten mich und meine Füße an. Als ich vorbei war, rief das eine Kind: "Das ist ja ein Mann!"

Ich begab mich auf eine Bank direkt am Aarequai. Ich wunderte mich, daß ich überhaupt schon wieder was essen konnte, aber es ging. Wirklich ein schönes Plätzchen. Und wie schön wird es erst werden, wenn der Durchgangsverkehr nicht mehr durchs Städtchen schleicht, sondern durch den Tunnel brettert. Auch in der Wolkendecke gab es einige Lücken, so daß es auch wärmer wurde. Ich ging am Aareufer weiter bis zur Wiggermündung, hielt war es teilweise sandig als Folge einer früheren Überschwemmung. Dann folgte ich der Wigger, es war nicht mehr weit bis zum Paradieslitunnel.

Diesen Tunnel durchschritt ich, kam zum Zentralpunkt, hier starteten gerade die verschiedensten Fahrzeuge, die durch den Festungstunnel fuhren (Go-Karts, Kleinst-Motorräder, Buggys, Ferraris). Zur Freude einzelner Forumsteilnehmer verkehrten hier keine Straßenbahnen, mangels Schienen. Ich beobachtete das ganze, in dem ich mich durch den Tunnel bewegte (nur die halbe Breite des Tunnels war für Fahrzeuge gedacht, die andere Hälfte für das Publikum).

Nachdem diese Show vorbei war, verließ ich den Tunnel durch den nördlichen Tunnelmund, kletterte die Böschung hoch (taten etliche Kinder auch, im Gegensatz zu mir waren sie aber nicht barfuß), um von dort auf einen Asphaltweg zu kommen. Wieder zurück ins Städtchen, wieder durch Tunnel zum Zentralpunkt, wo um 17.30 Uhr eine etwa einstündige Rettungsübung der Feuerwehr stattfinden sollte. Es war ganz interessant, wie die Leute ein Auto kaputt schnitten. Aber meine Füße schmerzten doch sehr vom Stehen im Gedränge auf dem Asphalt, der hier besonders fies war. Danach hatte ich das Bedürfnis, mich irgendwo zu setzen, um meine Füße zu entspannen. Aber wo? Das ist ein Kapitel für sich.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Fortsetzung folgt.....


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