Barfuß am Aarburger Tunnelfest, 2. Teil (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 29.10.2007, 12:49 (vor 6236 Tagen)

Samstag, 27.10.2007: Zweiter Tag im Zeichen des Tunnels, der das Städtchen Aarburg vor dem Verkehrskollaps bewahren sollte.
http://www.aarburg.ch/inhalt/okua/festplaetze.htm
Auch diesmal war ich wieder dabei, selbstverständlich barfuß. Am Morgen war es jedoch derart frisch, daß ich eine Jacke benötigte (kotz - würg!). Um 9 Uhr wollte ich dort sein, mein Velo stellte ich wiederum am Bahnhof ab. Diesmal ging ich direkt die Rampe mit dem rauhen Asphalt und dem Splitt hinunter. Es schmerzte sehr. Kein Wunder, daß am Tag zuvor und auch jetzt so gut wie alle Leute fett beschuht waren!

Ich begab mich in den Festungstunnel, dort war die ganze Nacht die längste Cremeschnitte der Welt aufgebaut worden. Nun wurde standen schon etliche Leute Schlange, um gratis ein Stück vom "großen Kuchen" zu bekommen. Eine Frau hinter mir fragte, ob es nicht zu kalt sei. Im Tunnel war der Asphalt angenehmer zu ertragen als auf der Rampe. In der Schlange ging ich ja auch nur langsam weiter. Endlich war auch ich an der Reihe. Alles ging wie am Fließband, wurde in Alufolie eingepackt. Viele Leute deckten sich wohl für Wochen ein, bis zu 5 Stücke von einer Länge von etwa 40 cm nahmen welche mit. Ich begnügte mich mit einem Stück, weniger war nicht möglich. Nur stand ich da mit dem Stück, was nun? Die Folie klebte auch von außen. Im Rucksack wäre es zerdrückt worden, am Velo hatte ich keine Packtasche. Da blieb nichts anderes möglich, als mir einen Platz zu suchen, wo ich die Cremeschnitte ungestört verzehren konnte.

So ging ich nun barfuß durch den Tunnel zurück, dann in den anderen Tunnel. Überall Leute, nirgends ein Platz. Irgendwie kam ich mir vor wie einer, der gerne barfuß laufen möchte, es ihm aber peinlich ist, wenn Leute das sehen. Dabei ist doch Kuchen essen ebenso wie barfuß laufen nichts verbotenes oder etwas, was einem peinlich sein muß. Als ich an einem Notausgang sah, verließ ich dort den Tunnel. Dann ging ich neben einem Schotterweg durch nasses Gras zu einer Bank vor einem Schulgebäude. Hier endlich war ich ungestört.

Ich hatte kein Messer und keinen Löffel bei mir, also mußte ich die Cremeschnitte mit der Hand stückchenweise abbrechen, eine Mohrerei sondergleichen. Wie wenn man barfuß eine Schnecke zertritt. Wenn Leute vorbeikamen, versuchte ich den Kuchen so zu halten, daß ihn keiner sah. Ähnlich wie manch ein Barfußanfänger schnell Schuhe anzieht, wenn plötzlich ein "Spießer" in Sicht kommt. Irgendwie war es mir peinlich. nicht das ich bei Temperaturen unter 10°C barfuß und in kurzer Hose auf einer Bank saß. Aber ZUSÄTZLICH noch die nicht übermäßig professionelle Art, wie ich die Cremeschnitte verzehrte, könnte durchaus manchen Passanten dazu bewegen, die Polizei zu rufen. Aber wenn ich mich in Dienstkleidung in einer solchen Situation befunden hätte, wäre es mir noch peinlicher gewesen, obwohl die Gefahr einer Denunziation geringer gewesen wäre. Aber es kam keine Polizei.

Eigentlich schmeckte die Cremeschnitte ja gut. Aber gleich 40 cm davon sind doch recht viel. Je mehr ich davon aß, desto langsamer wurde ich. Allmählich konnte ich keine Cremeschnitte mehr sehen! Am liebsten hätte ich die Cremeschnitte auf den Boden gepfeffert und mit den bloßen Füßen so zertreten, daß die Creme nur so durch die Zehen quillt. Da es mir aber in der Seele weh tut, Lebensmittel zu vernichten, während andere Leute Hunger leiden, führte ich den Kampf mit der Cremeschnitte bis zum Ende durch. Würg! Zum "kotz" kam es zum glück nicht. Endlich hatte ich es geschafft. Genußvoll pfefferte ich die Alufolie in einen Papierkorb.

Der Kampf war vorbei. Im nassen Gras wischte ich mir die Hände ab, ich war zwar erleichtert und "beschwert" zugleich. Langsam ging ich über einem in Zuge des Tunnelbaus angelegten Radweg aus herrlich glattem Asphalt zum westlichen Tunneleingang. Mein barfüßiges Programm ging weiter.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Fortsetzung folgt.....


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