Barfuß am Aarburger Tunnelfest, 1. Teil (Hobby? Barfuß! 2)
Freitagabend, 26.10.2007: Ein Wochenende im Zeichen des Tunnels stand bevor. Ein Tunnel, der das Städtchen Aarburg vor dem Verkehrskollaps bewahren sollte. Das muß natürlich gefeiert werden:
http://www.aarburg.ch/inhalt/okua/festplaetze.htm
Auch ich wollte dabei sein, selbstverständlich barfuß. Es war jedoch derart frisch, daß ich eine Jacke benötigte (kotz - würg!), als ich mit dem Velo dorthin fuhr. Am Bahnhof stellte ich mein Velo ab und ich begab mich zum Verkehrskreisel, in dessen Mitte in wenigen Minuten ein Kunstwerk enthüllt werden sollte. Der Straßenbelag um den Kreisel war angenehm barfuß begehbar, ebenso die Betontreppe hinauf zur Figur im Kreisel. Der Rest im Innern des Kreisels dagegen war wenig barfußfreundlich, er bestand nämlich aus scharfkantigen Steinen. Aber wer hat denn schon Interesse, sich im Innern eines Verkehrskreisels aufzuhalten? Daher ist es sicher nicht von primärem Interesse, diesen barfußfreundlich zu gestalten.
Drei fett beschuhte Personen (der Künstler, der Gemeindeammann und der CEO des ortsansässigen Betriebes, der die Figur gesponsert hat) wurden in einer Kabine mit einem Autokran hochgehoben, sie zogen dann die Verhüllung von der Figur. Die Figur war wirklich gelungen, sie symbolisierte den Tunnel, den Fluß Aare und das Städtchen Aarburg mit der Festung auf dem Felsen und der vorgelagerten doppeltürmigen Kirche. Die Reden waren für mich (und viele Erwachsene) interessant, nicht aber für viele Kinder. Die fanden es wohl interessanter, daß einer der Zuschauer die Frechheit besaß, an einem Tag im späten Oktober barfuß und in kurzen Hosen rumzulaufen. Sie zupften teilweise ihren Eltern an den Ärmeln, um ihnen (den Eltern, nicht den Ärmeln) die "Sensation" zu zeigen. Einige Eltern lächelten, andere fühlten sich gestört, jedoch nicht durch meine Aufmachung, sondern durch die Störung durch ihre Kinder. Auch die beiden grimmig dreinschauenden Polizisten der Stadtpolizei Aarburg (Aarburg ist die einzige Gemeinde der Region Zofingen, die nicht der Regionalpolizei Zofingen angegliedert ist, sondern ihre eigene Polizei behalten hat) kümmerten sich nicht um meine Barfüßigkeit.
Die Figur war enthüllt, viele stürmten in Richtung Festzelt, vor dem es Freibier gab. Ich aber zog es vor, zunächst einmal durch die beiden Tunnelröhren zu gehen. Die Rampe zum Tunnel gefiel mir aus barfußtechnischer Sicht überhaupt nicht. Sie bestand aus sehr rauhem Asphalt. weiterhin lag auch noch Splitt darauf (aber wenigstens keine Bucheckern und Maronis, sonst wäre ich glatt umgekehrt). Andererseits möchte ich die Konstrukteure der Fahrbahn nicht als militante Barfußfeinde an den Pranger stellen. Denn die Tunnelanlage wurde ja nicht für barfüßige Fußgänger gebaut, sondern für fett bereifte Autos. Und da ist es wichtig, daß eine Fahrbahnunterlage gewählt wird, daß die Autos nicht beim ersten Glatteis ins Schleudern geraten. Im Tunnel selbst war der Asphalt der Fahrbahn wenig barfußfreundlicher als auf der Rampe. Der Fußweg neben der Fahrbahn (nur für Notfälle gedacht, nicht für den regulären Fußgängerverkehr) war aus barfußfreundlicherem Asphalt. Jedoch hatte sich manch ein Splittkorn auf das Trottoir verirrt. Da ich kein Fakir bin, benutzte ich das Trottoir.
So nahm ich beide Tunnel, den Festungstunnel in Richtung Olten und den Paradieslitunnel in Richtung Rothrist unter meine nackten Füße. Sehr oft passierte es, daß Leute, überwiegend Kinder, auf meine Füße starrten. Einige Erwachsene fragten, ob es nicht zu kalt sei, halt die übliche "dümmste Frage der Welt, die einem Barfüßer gestellt werden kann". An einigen Ständen gab es lästernde Bemerkungen, einer sagte auch: "Der läuft immer so rum!" (Hat der ne Ahnung! der war sicher noch nie bei uns auf dem Firmengelände!).
Nun begab auch ich mich zum Festzelt. Der Platz bestand aus Bruchgestein. Nicht ideal, um dort Kilometer weit barfuß zu laufen, aber zum Schlange stehen gar nicht mal so unangenehm, wie man denken könnte. Vor mir stand ein Jugendlicher. Er mußte den Ausweis zeigen um zu beweisen, daß er bereits Bier trinken darf. Offensichtlich war er alt genug. Von mir wollte übrigens keiner den Ausweis sehen, um zu sehen, ob ich alt genug war. Dabei trug ich kurze Hosen, also ein Kleidungsstück, was für kleine Kinder gedacht ist (das ist zwar nicht meine persönliche Meinung, wohl aber die Meinung zumindest einiger prominenter Juristen). Durch Barfüßigkeit wird das sicher nicht entschärft.
Das Bier schmeckte übrigens ausgezeichnet. Ich stellte mich in die Nähe des Eingangs zum Zelt, so daß ich hineinsehen konnte. Die Tische dort waren ziemlich gefüllt, also nichts für mich. Der Aarburger Gemeindeammann kam gerade aus dem Zelt. Er starrte auf meine nackten Füße, sagte aber nichts. Ich glaube auch nicht, daß er die ihm untertänigen Stadtpolizisten aufsuchte, um mich vom Festgelände zu entfernen.
Ich ging zurück zu meinem Velo. Aber nicht um nach Hause zu fahren, sondern um damit durch den Tunnel zu fahren, wie es auch schon andere getan hatten. In der Nähe des Festzelt kam ich zwar nur langsam voran, streckenweise konnte ich aber auch aufdrehen. Ein Fußgänger rief: "Höchstgeschwindigkeit 50km/h." Auch kam mir ein Laborant, der in der selben Firma arbeitet wie ich und in Aarburg wohnt, mit dem Velo entgegen. Er sagte nichts zu meiner Barfüßigkeit. Nachdem ich mehrmals barfuß durch den Tunnel geradelt war, fuhr ich nach Hause.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen
Fortsetzung folgt.....