Barfußklettern 1927 (Hobby? Barfuß! 2)

Eugen, Stammposter, Sunday, 28.10.2007, 15:43 (vor 6237 Tagen) @ Don Primo

Bin eben bei Youtube über diesen Filmschnipsel von Leni Riefenstahl aus dem Jahr 1927 gestolpert.
Da klettert ein Mädchen barfuß eine Felsnadel hoch.
nett anzuschauen.
http://www.youtube.com/watch?v=QP-r16nMxN8

Hallo Don Primo,

wie hier schon bemerkt, klettert da nicht irgendein Mädchen, sondern Leni Riefenstahl persönlich an einer Felsnadel in den Dolomiten herum.
(bei den Vajolet - Türmen in der Rosengartengruppe der Dolomiten in Südtirol). Das ganze auf Wunsch des Filmemachers Arnold Fanck 1927. Und nicht nur der war in dieses "Mädchen" verknallt, sondern gleichzeitig auch der Bergfilmer Louis Trenker (Der Berg ruft) und andere. Zuletzt verknallte sich sogar noch ein menschenverachtender Psychopath namens "Adolf" in dieses auf Karriere bedachte naive Mädchen mit den entsprechend bekannten kooperativen Projekten....

Die ganze wirklich beeindruckende Barfußkletter-Szene ist übrigens keineswegs so "romantisch barfuß" wie sie aussieht. Hier einige Ausschnitte aus den Memoiren von Leni Riefenstahl:

Als wir uns von Fanck verabschiedeten, sagte er zu mir:" Vor allem mußt du barfußklettern, wie es die Rolle vorschreibt".

Da hatten wir einen neuen ungewöhnlichen Auftrag unseres Regisseurs, der, entgegen seiner sonstigen Sanftmut, keinen Widerspruch duldete.

Mir einer "Motoguzzi" (Motorrad mit Beiwagen) ging es dann 1927 von Berlin nach den Dolomiten, wo Leni Riefenstahl fast verunglückt wäre, weil sich bei einer Paßstrasse der Beiwagen vom Motorrad trennte.

Als Ausgangspunkt für unsere Kletterübungen hatten wir die Selajochhütte gewählt. Vor dem Langkofel lagen Felsbrocken jeder Größe. Mit Leidenschaft begann ich zu klettern. Zuerst noch mit Schuhen....

...ich lernte Überhänge erklettern, Haken ein - und ausschlagen, steile Wände traversieren.

Nun mußten wir mit dem Barfußtraining beginnen - kein Spaß, denn an dieses haarscharfe Dolomitengestein würden sich meine Fußsohlen nie gewöhnen. Auch wochenlanges Barfußgehen in den Felsen und das tägliche Klettern ohne Schuhe konnten nicht verhindern, dass später, als die Aufnahmen begannen, meine Füße bluteten. Es war eine Schinderei und nach meiner Überzeugung völlig überflüssig. Aber da war mit Fanck nicht zu reden. Ich war froh, als wir diese Aufnahmen hinter uns hatten.

Es folgten noch andere unangenehme Szenen, in denen wir stundenlang im eiskalten Gebirgsbächen zu spielen hatten. Auch verlangte Fanck, dass ich, nur mit einem Hemdchen bekleidet, durch den Karer See schwimmen sollte - bei einer Temperatur von sechs Grad. Aber unser Regisseur wollte diesen romantischen, in Grüntönen schimmernden See in seinen Film einbeziehen

Wie man also lesen kann, war die "barfüssige" Realität damals während der Dreharbeiten 1927 etwas anders. Aber man muß schon ein gewisses Verständnis mit einem Filmregisseur haben, der in seine Hauptdarstellerin Leni hoffnungslos verknallt ist...:-)))))

Vielleicht kennt ja jemand hier im Forum die Dolomiten und kann etwas über das scharfkantige Gestein dort beim Klettern (ob mit oder ohne Schuhe) berichten.

Viele Grüße Eugen


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