Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd (Frankfurt), Stammposter, Wednesday, 17.10.2007, 17:03 (vor 6183 Tagen)

Hallo,

wo ja vor einigen Tagen etwas zur "deutschen Fuß-versteck-Mentalität" geschrieben wurde, möchte ich Folgendes beisteuern:

Hier in der Frankfurter Innenstadt, inklusive Mainz u. Wiesbaden, sieht man viele Männer in Schlips und Anzug rumlaufen, berufsbedingt.
Natürlich sind nicht alle Bänker, sondern auch in kaufmännischen Betrieben unterschiedlichster Couleur tätig, in welcher Position auch immer. Ich habe 2007 während der (mäßig) warmen Tage im August, September und Oktober extrem viele Männer im Alter von ca. 40 bis 70 mit Business-Hemd, Jeans oder Bundfaltenhose in der City rumlaufen sehen, kombiniert mit schwarzen Ledersandalen und schwarzen Strümpfen.
Das parallele Phänomen:
Auch in meinem (männlichen) Freundes-, Kollegen- u. Bekanntenkreis habe ich diesen "Kleidungsstil" beobachtet; auch jene, die früher weder barfuß noch irgendwie sockenlos lebten, tragen heute im Job die besagten schwarzen Schuhe mit offenen Zehen, kombiniert mit dunklen Strümpfen.
Zwei, drei Mal habe ich mitbekommen, dass sich zahlreiche Männer angeblich des beklagenswerten Zustandes ihrer verpilzten, gelben Fußnägel sowie ihrer massiven Hornhaut schämen und deshalb Strümpfe als Sichtschutz vorziehen. Hm...
Ich selbst hatte sogar mal einen Chef, der mir zwar Sandalen mit Naserümpfen erlaubt, aber dunkle Socken dazu vorgeschrieben hatte, aus ästhetischen Gründen. Und das in einem Betrieb, in dem es keinen Dresscode gab und jeder leger gekleidet erschien! "Nackte Zehen bei Männern, das geht nun einfach nicht", tönte es immer wieder.
Trägt der deutsche "Durchschnittsmann" im Job ab einem gewissen Alter konsequent Sandalen mit Socken? Weshalb werden Zehen versteckt? Weshalb gelten unbestrumpfte Zehen im Büro als "zu nackt", während Strümpfe dazu wieder als "akzeptabel" gelten?

Ciao
Bernd

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Bastian aus Mönchengladbach @, Wednesday, 17.10.2007, 23:36 (vor 6182 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

Hi Bernd,

alles perfekt beobachtet! Das alles passt auch wunderbar zu einem anderen Beitrag hier im Forum, in welchem thematisiert wurde, daß z. B. Amerikaner offenbar viel fußfreundlicher sind als die Deutschen.
Und es ist nicht nur eine "Fußversteckmentalität". Auch der Körper, die eigentliche Persönlichkeit wird weitgehend versteckt und durch externe "Symbole", wie z. B. Markenkleidung, Markenschuhe, Rolex, exklusive Sonnenbrillen etc. substituiert.

(Mindestens) Deutschland entwickelt sich seit den 90ger Jahren zurück zu einer Art barockem Kleider-, Lebens- und Schamempfinden, zu einer Kultur der Prüderie und Verklemmtheit. Ist noch niemandem aufgefallen, daß selbst bei 35 Grad im Schatten nur ein statistisch verschwindender Bruchteil der Bevölkerung "Fuß" zeigt oder gar barfuß läuft? Natürlich - Flipflops mögen ein Revival erleben, und trotzdem: Nie war Deutschland so gespalten in einerseits eine WERBEWELT, in der entspannte barfüßige Damen die Tarifstruktur eines TK-Anbieters anpreisen, barfüßige HERREN (!) lässig am Holzsteg lehnen, um für eine Zigarettenmarke zu werben - und natürlich für das angeblich sich einstellende Lebensgefühl der Freiheit und Selbstbestimmtheit, für das die nackten Füße wohl stehen sollen, andererseits in eine bürgerliche Spießer-Gesellschaft, die über jeden Barfüßigen mehr die Nase rümpft und lästert, als wenn dieser komplett nackt durch die Fußgängerzone liefe (ja, es gibt einige wenige Ausnahmen...). Gerade diese Diskrepanz zwischen Werbewelt und Wirklichkeit zeigt eindringlich, welches die geheimen Wünsche der Menschen sind, denn - eins muß man den Werbestrategen ja lassen - sie sind hervorragende Psychologen und schlagen punktgenau in die Kerbe der verborgenen gesellschaftlichen Begehrlichkeiten.

Als seit 25 Jahren überzeugter Ganzjahres-Barfußläufer weiß ich, wovon ich rede: Barfußlaufen hat einfach hierzulande keine Lobby. Die Versuchung, ausgerechnet mit der Fußbekleidung seinen wirtschaftlichen Status, seine Gesinnung, sein Modebewußtsein oder viele andere (vermeintliche) Persönlichkeitsaspekte hervorheben zu wollen, ist einfach zu groß. Ebenso ist die Angst zu groß, eben den o. g. Anfeindungen ausgeliefert zu sein, wenn man sich nicht anpasst. Nicht zuletzt ist - auch wenn es ein Relikt der Kriegsjahre ist- immer noch der Gedanke in den Köpfen verankert, nackte Füße würden Armut symbolisieren - "der kann sich wohl keine Schuhe leisten!", heißt es oft.

Nie habe ich diese unsere Gesellschaft und die einzelnen Menschen intensiver kennen gelernt, als durch das Barfußlaufen, nie habe ich einerseits subtile, andererseits überdeutliche Unterschiede in Landstrichen, Städten und Ländern im Hinblick auf Toleranz, Lebenseinstellung, Prioritätensetzung etc. besser erkennen können. Wer Menschen erfahren will, dem empfehle ich das Barfußlaufen. Ja - wir kehren dadurch Aspekte unserer Persönlichkeit nach außen, wir "outen" uns, aber am meisten "outen" sich diejenigen, die mir begegnen: Durch ihre Reaktion.

Im Übrigen (nicht nur die Barfußläufer im Forum wissen es natürlich längst): Füße mit gelben Nägeln sind häßlich, WEIL sie immer eingesperrt wurden; jedem steht frei, das zu ändern und sich beizeiten über ein wiederentdecktes, befreites, sonnengebräuntes, ansehnliches Körperteil - nicht selten mit dezentem Sexappeal (!) - zu freuen.

Viele Grüße an das geniale Forum
Bastian

Hallo,
wo ja vor einigen Tagen etwas zur "deutschen Fuß-versteck-Mentalität" geschrieben wurde, möchte ich Folgendes beisteuern:
Hier in der Frankfurter Innenstadt, inklusive Mainz u. Wiesbaden, sieht man viele Männer in Schlips und Anzug rumlaufen, berufsbedingt.
Natürlich sind nicht alle Bänker, sondern auch in kaufmännischen Betrieben unterschiedlichster Couleur tätig, in welcher Position auch immer. Ich habe 2007 während der (mäßig) warmen Tage im August, September und Oktober extrem viele Männer im Alter von ca. 40 bis 70 mit Business-Hemd, Jeans oder Bundfaltenhose in der City rumlaufen sehen, kombiniert mit schwarzen Ledersandalen und schwarzen Strümpfen.
Das parallele Phänomen:
Auch in meinem (männlichen) Freundes-, Kollegen- u. Bekanntenkreis habe ich diesen "Kleidungsstil" beobachtet; auch jene, die früher weder barfuß noch irgendwie sockenlos lebten, tragen heute im Job die besagten schwarzen Schuhe mit offenen Zehen, kombiniert mit dunklen Strümpfen.
Zwei, drei Mal habe ich mitbekommen, dass sich zahlreiche Männer angeblich des beklagenswerten Zustandes ihrer verpilzten, gelben Fußnägel sowie ihrer massiven Hornhaut schämen und deshalb Strümpfe als Sichtschutz vorziehen. Hm...
Ich selbst hatte sogar mal einen Chef, der mir zwar Sandalen mit Naserümpfen erlaubt, aber dunkle Socken dazu vorgeschrieben hatte, aus ästhetischen Gründen. Und das in einem Betrieb, in dem es keinen Dresscode gab und jeder leger gekleidet erschien! "Nackte Zehen bei Männern, das geht nun einfach nicht", tönte es immer wieder.
Trägt der deutsche "Durchschnittsmann" im Job ab einem gewissen Alter konsequent Sandalen mit Socken? Weshalb werden Zehen versteckt? Weshalb gelten unbestrumpfte Zehen im Büro als "zu nackt", während Strümpfe dazu wieder als "akzeptabel" gelten?
Ciao
Bernd

Exzellent

Jay @, Stammposter, Thursday, 18.10.2007, 07:55 (vor 6182 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

Hi Bastian,
derzeit bin ich in diesem Forum bis auf weiteres außerordentlich wortkarg, aber dein Replikenbeitrag war einfach zu gut. Jedes einzelne Wort kann ich nur unterstreichen, bis auf
--

Das alles passt auch wunderbar zu einem anderen Beitrag hier im Forum, in welchem thematisiert wurde, daß z. B. Amerikaner offenbar viel fußfreundlicher sind als die Deutschen.

--
Oh weh! Warst du schon mal 'drüben? Hast du die NSNSNS-[No Shoes, no shirt, no service-]Schilder in Supermärkten, ja selbst schon an Kiosken gesehen (vor Restaurants & Hotels heißt es: SSR [Shoes & Shirts required]).

In dem erwähnten Beitrag liefen US-Citizens in Deutschland barfuß in Minimalschuhen 'rum, aber nicht ganz BF (ich könnte mich jetzt aber auch falsch an diesen letzten Beitrag zu diesem Thema erinnern).

Die USA waren vor rd. 30 Jahren die BF-freundlichste Gesellschaft der Welt. Die erwähnten Schilder legen über diese große Vergangenheit Zeugnis ab. Der ganze "Stil- & Etikette"-Dreck, der ganze gesellschaftliche Retro-Tick, der in D besorgniserregend Fuß faßt, indem er Füße in den Knast steckt, kommt nämlich von 'drüben.

Besonders schlimm ist die Lage im sog. Sun Belt, wo man tatsächlich das ganze Jahr BF sein könnte (California, Arizona, New Mexico, Texas). Der Nordosten ist wahrscheinlich liberaler (außer wohl Großstädte wie New York etc.), ich war allerdings nie dort. In die meisten Malls lassen dich Security-"Hilfssheriffs" BF nicht 'rein (auch ohne daß draußen BF-Prohibition-Specification angeschrieben ist).

Mach' dich auch einmal aus dem Forumsarchiv schlau. Lothar ist ein sehr guter USA-Kenner, hat allerdings ebenfalls lange nichts geschrieben.

Voller BFiger Begeisterung über diesen Beitrag, alles Gute für dich, Jay

Exzellent

Bastian aus Mönchengladbach, Thursday, 18.10.2007, 09:31 (vor 6182 Tagen) @ Jay

Lieber Jay,

danke für die Richtigstellung! Du wirst sicher richtig liegen mit dieser Einschätzung, wenn Kenner der Szene diese Berichte bereits im Forum abgeliefert haben. Vielleicht entsprang meine These hinsichtlich der Amis auch einfach nur der Hoffnung, daß es ein Land auf dieser Erde geben möge, dessen Bewohner sich durch - neutral formuliert - Qualitäten auszeichnen, die es ihnen erlauben, den höchst profanen, persönlichen Entschluß des Einzelnen, barfuß zu laufen, wenigstens unkommentiert zu lassen ....

Beste Grüße aus Mönchengladbach
Bastian

Hi Bastian,
derzeit bin ich in diesem Forum bis auf weiteres außerordentlich wortkarg, aber dein Replikenbeitrag war einfach zu gut. Jedes einzelne Wort kann ich nur unterstreichen, bis auf
--

Das alles passt auch wunderbar zu einem anderen Beitrag hier im Forum, in welchem thematisiert wurde, daß z. B. Amerikaner offenbar viel fußfreundlicher sind als die Deutschen.

--
Oh weh! Warst du schon mal 'drüben? Hast du die NSNSNS-[No Shoes, no shirt, no service-]Schilder in Supermärkten, ja selbst schon an Kiosken gesehen (vor Restaurants & Hotels heißt es: SSR [Shoes & Shirts required]).
In dem erwähnten Beitrag liefen US-Citizens in Deutschland barfuß in Minimalschuhen 'rum, aber nicht ganz BF (ich könnte mich jetzt aber auch falsch an diesen letzten Beitrag zu diesem Thema erinnern).
Die USA waren vor rd. 30 Jahren die BF-freundlichste Gesellschaft der Welt. Die erwähnten Schilder legen über diese große Vergangenheit Zeugnis ab. Der ganze "Stil- & Etikette"-Dreck, der ganze gesellschaftliche Retro-Tick, der in D besorgniserregend Fuß faßt, indem er Füße in den Knast steckt, kommt nämlich von 'drüben.
Besonders schlimm ist die Lage im sog. Sun Belt, wo man tatsächlich das ganze Jahr BF sein könnte (California, Arizona, New Mexico, Texas). Der Nordosten ist wahrscheinlich liberaler (außer wohl Großstädte wie New York etc.), ich war allerdings nie dort. In die meisten Malls lassen dich Security-"Hilfssheriffs" BF nicht 'rein (auch ohne daß draußen BF-Prohibition-Specification angeschrieben ist).
Mach' dich auch einmal aus dem Forumsarchiv schlau. Lothar ist ein sehr guter USA-Kenner, hat allerdings ebenfalls lange nichts geschrieben.
Voller BFiger Begeisterung über diesen Beitrag, alles Gute für dich, Jay

Exzellent

Kees Kees (NL), Stammposter, Friday, 19.10.2007, 00:52 (vor 6181 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

Lieber Jay,
danke für die Richtigstellung! Du wirst sicher richtig liegen mit dieser Einschätzung, wenn Kenner der Szene diese Berichte bereits im Forum abgeliefert haben. Vielleicht entsprang meine These hinsichtlich der Amis auch einfach nur der Hoffnung, daß es ein Land auf dieser Erde geben möge, dessen Bewohner sich durch - neutral formuliert - Qualitäten auszeichnen, die es ihnen erlauben, den höchst profanen, persönlichen Entschluß des Einzelnen, barfuß zu laufen, wenigstens unkommentiert zu lassen ....
Beste Grüße aus Mönchengladbach
Bastian

So ein land gibt es aber und zwar Neuseeland.
Leider liegt es zu weit entfernt für einen Wochenendeausflug.

Grüssen,

Kees

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Gunnar, Thursday, 18.10.2007, 08:34 (vor 6182 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

Hallo Bastian,

jeden deiner Sätze kann ich mit unterschreiben. Hast du beruflich etwas mit Psychologie zu tun?
Es steht allerdings nicht jedem frei seine Füße ohne Hemmungen zu zeigen; du schriebst ja selbst: Gelbe Zehennägel sind häßlich.
Ich habe diesen Sommer wieder viele häßliche, geschundene Männerfüße gesehen. Käseweiß mit verpilzten, gelben Nägeln. Bei den Frauen nicht so extrem, dafür aber öfter mit krummen Großzehen und Hallux V.
Diese Füße durften nur am Strand bzw. im Wasser ihre Freiheit genießen.
Das die Träger dieser Füße dieselben nicht vorzeigen mögen, sondern lieber ihre Schuhschränke mit italienischen Markenschuhen füllen, ist allzu verständlich. Aus diesem Teufelskreis kommen die nie mehr heraus.
Umso schöner die Gewißheit für uns klitzekleine Minderheit, daß wir uns in einem Engelskreis befinden: Gesunde Füße sind schöne Füße, man sieht es ihnen einfach an, daß sie Luft und Sonne genießen dürfen, Muskeln und Sehnen durchtrainiert sind.
Vielleicht schaut ja auch so mancher mit stillem Neid auf dieselben.

Grüße von Gunnar

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Dieter H., Stammposter, Friday, 19.10.2007, 10:40 (vor 6181 Tagen) @ Gunnar

Umso schöner die Gewißheit für uns klitzekleine Minderheit, daß wir uns in einem Engelskreis befinden: Gesunde Füße sind schöne Füße, man sieht es ihnen einfach an, daß sie Luft und Sonne genießen dürfen, Muskeln und Sehnen durchtrainiert sind.
Vielleicht schaut ja auch so mancher mit stillem Neid auf dieselben.
Grüße von Gunnar

Ja, mir hat's auch gut getan, als meine 80jährige Tante bei meiner Mutter zu Besuch war und meinte "Du hast ja schöne Füße." Sie findet es schön, dass ich barfuß gehe, und meine 86jährige Mutter, die anfangs eher amüsiert war ("Hoch, gehste jetz immer mit nacke Füß'!"), aber nie dagegen war, auch. Ein Löbchen für die beiden. :-)

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Gunnar, Saturday, 20.10.2007, 12:42 (vor 6180 Tagen) @ Dieter H.

Hallo Dieter H.,

ich beglückwünsche dich zu solcher Tante und Mutter! Man hört hier immer wieder, daß die ältere Generation dem Barfußlaufen viel positiver gegenübersteht, als Kids und Jugendliche. Eigentlich ja schade, wenn man erst älter werden muß, um die Vorzüge zu erkennen.
Vielleicht sind aber auch deine Mutter und Tante in ihrer Kinder-bzw. Jugendzeit auch noch barfuß gelaufen. Das war ja in den Zwanziger-und Dreißigerjahren durchaus noch an der Tagesordnung.

Grüße von Gunnar

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Dieter H., Stammposter, Saturday, 20.10.2007, 16:39 (vor 6180 Tagen) @ Gunnar

Hallo Dieter H.,
ich beglückwünsche dich zu solcher Tante und Mutter! Man hört hier immer wieder, daß die ältere Generation dem Barfußlaufen viel positiver gegenübersteht, als Kids und Jugendliche. Eigentlich ja schade, wenn man erst älter werden muß, um die Vorzüge zu erkennen.
Vielleicht sind aber auch deine Mutter und Tante in ihrer Kinder-bzw. Jugendzeit auch noch barfuß gelaufen. Das war ja in den Zwanziger-und Dreißigerjahren durchaus noch an der Tagesordnung.
Grüße von Gunnar

Die Tante weiß ich nicht, meine Mutter so gut wie nie. In der Stadt aufgewachsen, heute hat sie weiche "Butterfüße" mit leichtem Hallux-Ansatz. Auch auf dem Rasen im Sommer - immer Schuhe an.
Auch ihre Schwester (eine andere Tante) hat von Schuhen verdorbene Füße. In ihrer Wohnung trägt sie immer Schlappen. Dabei hat sie wunderbar weiche Teppiche in ihrer Wohnung, die sich herrlich an nackten Sohlen anfühlen. Sie sagt aber auch nichts negatives dazu, dass ich ohne Schuhe rumlaufe.

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Bastian aus Mönchengladbach, Saturday, 03.11.2007, 21:56 (vor 6165 Tagen) @ Gunnar

Lieber Gunnar,

wenn Du Barfußlaufen als Beruf(ung) verstehst, habe ich sehr viel mit Psychologie zu tun, jeden Tag - und zwar so viel wie Du auch als Barfußläufer. Im "anderen" Leben, mit dem ich also mein Geld verdiene, allerdings weniger...

Was Du beschreibst, ist genau der Grund für viele unheilvolle Reaktionen der Umgebung: In dieser Mischung aus Befremdung und Neid liegt Sprengstoff. Es müssen nicht unbedingt (aber auch) schöne Füße sein, die Neid auslösen - es ist vielmehr oft die Direktheit, mit der die uns betrachtenden Menschen konfrontiert werden mit ihrer eigenen persönlichen Unsicherheit, wenn es darum geht, sich diesen Luxus, die Schuhe auszuziehen, selbst auch zu gönnen. Lieber läßt der Geschäftsmann beim afterwork-Bierchen im Biergarten bei 35 Grad also die Schuhe an, obwohl die Füße schmerzen, schwitzen und geschwollen sind. Zwingend ist dann die Gegenreaktion, also die Verurteilung des Auslösers seiner eigenartigen Gedanken und Gefühle. Diese Auslöser sind oft WIR (ohne mich zu wichtig zu nehmen).

Ja, Du hast es genau erkannt, den "stillen Neid", den gibt es.
Jeder kann sich selbst befreien, wenn er nur wirklich will...

Beste Grüße
Bastian

Hallo Bastian,
jeden deiner Sätze kann ich mit unterschreiben. Hast du beruflich etwas mit Psychologie zu tun?
Es steht allerdings nicht jedem frei seine Füße ohne Hemmungen zu zeigen; du schriebst ja selbst: Gelbe Zehennägel sind häßlich.
Ich habe diesen Sommer wieder viele häßliche, geschundene Männerfüße gesehen. Käseweiß mit verpilzten, gelben Nägeln. Bei den Frauen nicht so extrem, dafür aber öfter mit krummen Großzehen und Hallux V.
Diese Füße durften nur am Strand bzw. im Wasser ihre Freiheit genießen.
Das die Träger dieser Füße dieselben nicht vorzeigen mögen, sondern lieber ihre Schuhschränke mit italienischen Markenschuhen füllen, ist allzu verständlich. Aus diesem Teufelskreis kommen die nie mehr heraus.
Umso schöner die Gewißheit für uns klitzekleine Minderheit, daß wir uns in einem Engelskreis befinden: Gesunde Füße sind schöne Füße, man sieht es ihnen einfach an, daß sie Luft und Sonne genießen dürfen, Muskeln und Sehnen durchtrainiert sind.
Vielleicht schaut ja auch so mancher mit stillem Neid auf dieselben.
Grüße von Gunnar

Innenwelt - Außenwelt. / Verpacken - Auspacken

arno711, Thursday, 18.10.2007, 09:35 (vor 6182 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

Hallo,
sehr interessanter Thread! Nunja, wir leben in einem Erz-Kapitalismus und Materialismus. Da sind, wie Ihr schreibt, die inneren Begehrlichkeiten und die äußeren Zwänge weit voneinander entfernt.

Mein Nachtrag: Wo es an (offen bekannten) Innerlichkeiten fehlt, bleibt ja nur das Äußere. Und in den Spalt hauen dann die Werbepsychologen. Letztlich spielt die (Schuh)mode ja auch nicht mit dem Gedanken des Verpackens, sondern des Auspackens.

Ich versuche halt, auch sonst im Leben ein Bekenntnis zur gelebten Innerlichkeit abzugeben ("Barfuss im Kopf"). Damit wird Barfusslaufen zum erweiterten Lebensprinzip, wie hier schon oft beschrieben.

Hier liegt auch die Chance vermeintlicher offtopic-Threads, wenn sie letztlich etwas von dieser Lebenseinstellung und dem Spaß am anders, innerlich erleben vermitteln. Inwieweit das nun nur mit der unvermeidlichen Strassenbahngeschichte geschehen kann, mag trefflich diskutiert werden. Vielleicht liegt hier aber die Einheit in der Vielfalt. So gesehen erzählt die Vielfalt von Franco´s Bilder-Kategorien (Strasse, City, Arbeitsplatz, Feste...) fast mehr als die Bilder dann selbst.

Eine ganz neue Sicht...

Gruss
Arno

Innenwelt - Außenwelt. / Verpacken - Auspacken

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Thursday, 18.10.2007, 14:04 (vor 6182 Tagen) @ arno711

Hallo Arno

Ich versuche halt, auch sonst im Leben ein Bekenntnis zur gelebten Innerlichkeit abzugeben ("Barfuss im Kopf"). Damit wird Barfusslaufen zum erweiterten Lebensprinzip, wie hier schon oft beschrieben.
Hier liegt auch die Chance vermeintlicher offtopic-Threads, wenn sie letztlich etwas von dieser Lebenseinstellung und dem Spaß am anders, innerlich erleben vermitteln. Inwieweit das nun nur mit der unvermeidlichen Strassenbahngeschichte geschehen kann, mag trefflich diskutiert werden. Vielleicht liegt hier aber die Einheit in der Vielfalt.

Richtig. Es kommt eben darauf an den Lesern zu zeigen, was man alles barfuß machen kann. Dazu gehört dann auch die barfüßige Mitfahrt bei einer Pferdebahn ebenso wie der barfüßige Besuch in einer Wagenhalle der Straßenbahn. Deshalb berichte ich darüber. Ich kann natürlich nur über eigenen Erlebnisse berichten und wünschte mir daher, dass es auch vergleichbare Berichte von anderen Ausflügen geben würde. Ob nun jemand barfuß eine Dampferfahrt macht, eine Messe besucht, einen Berg besteigt, eine Reise unternimmt oder was auch immer: All sowas würde ich gern öfter lesen, denn es kommt darauf an zu zeigen was geht.

So gesehen erzählt die Vielfalt von Franco´s Bilder-Kategorien (Strasse, City, Arbeitsplatz, Feste...) fast mehr als die Bilder dann selbst.

Stimmt. Seine Galerie ist wirklich nicht schlecht.

Viele Grüße

Ulrich

Innenwelt - Außenwelt. / Verpacken - Auspacken

Maurizio @, Thursday, 18.10.2007, 21:41 (vor 6181 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

[image] [image]

Hallo !

wie der barfüßige Besuch in einer Wagenhalle der Straßenbahn.

Das kann aber auch Gefährlich sein, wegen Unfallgefahr und so. Kommt allerdings auch auf die Situation drauf an, bzw. wie das Personal reagiert. Ich hab vor Jahren auch mal barfuss, Fotos der Rhätischen Bahn im Bahnhof Samedan gemacht. Da war ich aber auf dem Bahnsteig und in einer Wiese neben den Abstellgleisen. Ansonsten, wenn ich über den Schotter muss, trage ich mindestens Sandalen, ist sicherer.

So gesehen erzählt die Vielfalt von Franco´s Bilder-Kategorien (Strasse, City, Arbeitsplatz, Feste...) fast mehr als die Bilder dann selbst.

Dann käme noch barfuss beim Modellbau hinzu :-)

ciao Maurizio

Gute Gedanken...

Bernd (Frankfurt), Stammposter, Thursday, 18.10.2007, 11:43 (vor 6182 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

Hallo Bastian,

für deine ausführliche Mail, in denen du uns deine Gedanken nahe bringst, danke ich dir sehr.

Du bist schon eine lange Zeit barfuß - bewundernswert, wie ich finde, allerdings auch beneidenswert, denn aus beruflichen Gründen kann ich nur privat meine Schuhe ausziehen.

Dass die psychologiche Seite der Werbung nicht zu unterschätzen ist, wurde mir klar, als ich vor einigen Jahren erfuhr, dass Werbepsychologie mittlerweile ein vollkommen anerkanntes Forschungsgebiet in der Wissenschaft darstellt. Sofern meine Selbsteinschätzung dies zulässt, habe ich mich dadurch, dass ich Mitte der 90er Jahre meinen Fernsehkonsum auf _fast_ null reduziert habe, verändert, was sich in meiner Reaktion auf massive Druckbeschallung ganz gut zeigt: in der Fußgängerzone, in Kaufhäusern, auf irgendwelchen dummen (Zwangs-) Veranstaltungen, überall dort, wo die Industrie gezielt durch Ansagen, Promotion-Leute, Bildschirme und dergleichen massiv auf mich einzuhämmern versucht, fühle ich mich langsam unwohl, bis ich dann nahezu aggressiv werde und das Weite suche, den Ort verlasse.

Auch ich bin der Meinung, dass der derzeitige Sommer-Hype um den Flipflop am Männerfuß im krassen Gegensatz zum Körpergefühl, wie es sich mir persönlich darstellt, steht. Auch wenn bei vielen Männern - vielleicht schon bei 20 Grad Celsius draußen - im Inneren der Wunsch nach Barfußlaufen besteht, hadert der eine oder andere mit sich, weil er gegen "die gute Sitte" verstößt und sich eventuell Anfeindungen ausgesetzt sieht, denen er sich nicht stellen will oder kann. Ein alter Freund, derzeit Mitglied in der "schwarze-Sandalen-schwarze-Strümpfe-Büro-Frakion", arbeitet als angestellter Rechtsanwalt in einer Kanzlei. Als er im letzten Sommer in Frankfurt mal ohne Socken in Sandalen ging und ein Rotzlöffel, ca. 17 Jahre alt, "Käsealarm" rief, war dessen Selbstbewusstsein arg angekratzt, der Tag im Eimer.
Ich konnte mir in jenem Moment schwerlich vorstellen, wie dieser Anwalt im Beruf für einen Menschen eintreten soll, wenn er noch nicht mal weiß, wo er denn selbst steht...

Während meiner Studienzeit war ich zeitweise Dauerbarfüßer und rückblickend kann auch ich heute, acht, neun Jahre später, sagen, dass ich in dieser Zeit Menschen anders wahrgenommen habe, im positiven Sinn.

Viele Grüße

Bernd

Hi Bernd,
alles perfekt beobachtet! Das alles passt auch wunderbar zu einem anderen Beitrag hier im Forum, in welchem thematisiert wurde, daß z. B. Amerikaner offenbar viel fußfreundlicher sind als die Deutschen.
Und es ist nicht nur eine "Fußversteckmentalität". Auch der Körper, die eigentliche Persönlichkeit wird weitgehend versteckt und durch externe "Symbole", wie z. B. Markenkleidung, Markenschuhe, Rolex, exklusive Sonnenbrillen etc. substituiert.
(Mindestens) Deutschland entwickelt sich seit den 90ger Jahren zurück zu einer Art barockem Kleider-, Lebens- und Schamempfinden, zu einer Kultur der Prüderie und Verklemmtheit. Ist noch niemandem aufgefallen, daß selbst bei 35 Grad im Schatten nur ein statistisch verschwindender Bruchteil der Bevölkerung "Fuß" zeigt oder gar barfuß läuft? Natürlich - Flipflops mögen ein Revival erleben, und trotzdem: Nie war Deutschland so gespalten in einerseits eine WERBEWELT, in der entspannte barfüßige Damen die Tarifstruktur eines TK-Anbieters anpreisen, barfüßige HERREN (!) lässig am Holzsteg lehnen, um für eine Zigarettenmarke zu werben - und natürlich für das angeblich sich einstellende Lebensgefühl der Freiheit und Selbstbestimmtheit, für das die nackten Füße wohl stehen sollen, andererseits in eine bürgerliche Spießer-Gesellschaft, die über jeden Barfüßigen mehr die Nase rümpft und lästert, als wenn dieser komplett nackt durch die Fußgängerzone liefe (ja, es gibt einige wenige Ausnahmen...). Gerade diese Diskrepanz zwischen Werbewelt und Wirklichkeit zeigt eindringlich, welches die geheimen Wünsche der Menschen sind, denn - eins muß man den Werbestrategen ja lassen - sie sind hervorragende Psychologen und schlagen punktgenau in die Kerbe der verborgenen gesellschaftlichen Begehrlichkeiten.
Als seit 25 Jahren überzeugter Ganzjahres-Barfußläufer weiß ich, wovon ich rede: Barfußlaufen hat einfach hierzulande keine Lobby. Die Versuchung, ausgerechnet mit der Fußbekleidung seinen wirtschaftlichen Status, seine Gesinnung, sein Modebewußtsein oder viele andere (vermeintliche) Persönlichkeitsaspekte hervorheben zu wollen, ist einfach zu groß. Ebenso ist die Angst zu groß, eben den o. g. Anfeindungen ausgeliefert zu sein, wenn man sich nicht anpasst. Nicht zuletzt ist - auch wenn es ein Relikt der Kriegsjahre ist- immer noch der Gedanke in den Köpfen verankert, nackte Füße würden Armut symbolisieren - "der kann sich wohl keine Schuhe leisten!", heißt es oft.
Nie habe ich diese unsere Gesellschaft und die einzelnen Menschen intensiver kennen gelernt, als durch das Barfußlaufen, nie habe ich einerseits subtile, andererseits überdeutliche Unterschiede in Landstrichen, Städten und Ländern im Hinblick auf Toleranz, Lebenseinstellung, Prioritätensetzung etc. besser erkennen können. Wer Menschen erfahren will, dem empfehle ich das Barfußlaufen. Ja - wir kehren dadurch Aspekte unserer Persönlichkeit nach außen, wir "outen" uns, aber am meisten "outen" sich diejenigen, die mir begegnen: Durch ihre Reaktion.
Im Übrigen (nicht nur die Barfußläufer im Forum wissen es natürlich längst): Füße mit gelben Nägeln sind häßlich, WEIL sie immer eingesperrt wurden; jedem steht frei, das zu ändern und sich beizeiten über ein wiederentdecktes, befreites, sonnengebräuntes, ansehnliches Körperteil - nicht selten mit dezentem Sexappeal (!) - zu freuen.
Viele Grüße an das geniale Forum
Bastian

Hallo,
wo ja vor einigen Tagen etwas zur "deutschen Fuß-versteck-Mentalität" geschrieben wurde, möchte ich Folgendes beisteuern:
Hier in der Frankfurter Innenstadt, inklusive Mainz u. Wiesbaden, sieht man viele Männer in Schlips und Anzug rumlaufen, berufsbedingt.
Natürlich sind nicht alle Bänker, sondern auch in kaufmännischen Betrieben unterschiedlichster Couleur tätig, in welcher Position auch immer. Ich habe 2007 während der (mäßig) warmen Tage im August, September und Oktober extrem viele Männer im Alter von ca. 40 bis 70 mit Business-Hemd, Jeans oder Bundfaltenhose in der City rumlaufen sehen, kombiniert mit schwarzen Ledersandalen und schwarzen Strümpfen.
Das parallele Phänomen:
Auch in meinem (männlichen) Freundes-, Kollegen- u. Bekanntenkreis habe ich diesen "Kleidungsstil" beobachtet; auch jene, die früher weder barfuß noch irgendwie sockenlos lebten, tragen heute im Job die besagten schwarzen Schuhe mit offenen Zehen, kombiniert mit dunklen Strümpfen.
Zwei, drei Mal habe ich mitbekommen, dass sich zahlreiche Männer angeblich des beklagenswerten Zustandes ihrer verpilzten, gelben Fußnägel sowie ihrer massiven Hornhaut schämen und deshalb Strümpfe als Sichtschutz vorziehen. Hm...
Ich selbst hatte sogar mal einen Chef, der mir zwar Sandalen mit Naserümpfen erlaubt, aber dunkle Socken dazu vorgeschrieben hatte, aus ästhetischen Gründen. Und das in einem Betrieb, in dem es keinen Dresscode gab und jeder leger gekleidet erschien! "Nackte Zehen bei Männern, das geht nun einfach nicht", tönte es immer wieder.
Trägt der deutsche "Durchschnittsmann" im Job ab einem gewissen Alter konsequent Sandalen mit Socken? Weshalb werden Zehen versteckt? Weshalb gelten unbestrumpfte Zehen im Büro als "zu nackt", während Strümpfe dazu wieder als "akzeptabel" gelten?
Ciao
Bernd

"Käsealarm" ...

Berni (N) @, Stammposter, Monday, 22.10.2007, 00:06 (vor 6178 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

...

Als er im letzten Sommer in Frankfurt mal ohne Socken in Sandalen ging und ein Rotzlöffel, ca. 17 Jahre alt, "Käsealarm" rief, war dessen Selbstbewusstsein arg angekratzt, der Tag im Eimer.

...

Na dann wird sich der Rotzlöffel aber an einem wamen Tag ranhalten müssen mit seinem intellektuellen Erguß "Käsealarm", wenn zwei Drittel der Leute ohne Socken rumlaufen. Könnte sogar soweit kommen, daß die Leute mit den weißen Kitteln kommen, spätestens nach dem 148.509ten Käsealarm 8-)

Gruß Berni(N)

"Käsealarm" ...

Leo, Stammposter, Monday, 22.10.2007, 22:02 (vor 6177 Tagen) @ Berni (N)

...
Als er im letzten Sommer in Frankfurt mal ohne Socken in Sandalen ging und ein Rotzlöffel, ca. 17 Jahre alt, "Käsealarm" rief, war dessen Selbstbewusstsein arg angekratzt, der Tag im Eimer.

Nach einem schrägen Blick zu mir sagte mal einer in diesem Alter zu seinen 3 Kumpels: "Hier stinkts!" ich ging zu ihm hin und sagte: "An MEINE Füße kommt Luft dran, die stinken nicht! Aber wenn Du DEINE auspackst, die den ganzen Tag im eigenen Saft schmoren, dann stinkts hier - und wie!" dann war Sendepause...

Gruß Leo

Gute Gedanken...

Descalzar, Stammposter, Monday, 22.10.2007, 18:49 (vor 6178 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

, wie es sich mir persönlich darstellt, steht. Auch wenn bei vielen Männern - vielleicht schon bei 20 Grad Celsius draußen - im Inneren der Wunsch nach Barfußlaufen besteht, hadert der eine oder andere mit sich, weil er gegen "die gute Sitte" verstößt und sich eventuell Anfeindungen ausgesetzt sieht, denen er sich nicht stellen will oder Ein alter Freund, derzeit Mitglied in der "schwarze-Sandalen-schwarze-Strümpfe-Büro-Frakion", arbeitet als angestellter Rechtsanwalt in einer Kanzlei. Als er im letzten Sommer in Frankfurt mal ohne Socken in Sandalen ging und ein Rotzlöffel, ca. 17 Jahre alt, "Käsealarm" rief, war dessen Selbstbewusstsein arg angekratzt, der Tag im Eimer.

Ich konnte mir in jenem Moment schwerlich vorstellen, wie dieser Anwalt im Beruf für einen Menschen eintreten soll, wenn er noch nicht mal weiß, wo er denn selbst steht...

Hi Bernd,
...das wundert mich allerdings auch. Grad von Anwälten sollte man eine gehörige Portion Selbstbewußtsein erwarten. Nicht auszudenken, wie sich so ein Anwalt vor Gericht verhält, wenn er ijn die Enge getrieben wird. Da kann man sich ja lieber selbst verteidigen

Gruß und Fu0,

Descalzar

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Thursday, 18.10.2007, 13:35 (vor 6182 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

Hallo Bastian

Das alles passt auch wunderbar zu einem anderen Beitrag hier im Forum, in welchem thematisiert wurde, daß z. B. Amerikaner offenbar viel fußfreundlicher sind als die Deutschen.

Nachdem es ja um das sockenlose Tragen von Sandalen ging, kann ich das durchaus bestätigen. Ich war zwar nie in den USA, aber es kommen jedes Jahr genügend Amerikaner nach Berlin, um sie beobachten zu können. Selbst jetzt im Herbst tragen vor allem die Frauen immer noch gerne Flipflops, was man bei deutschen kaum noch beobachten kann.
Barfuß gehen sie allerdings scheinbar nie. Auch habe ich da schön verschiedentlich große Verwunderung durch meine Barfüßigkeit ausgelöst. Barfüßigkeit ist für diese Leute anscheinend weitgehend unvorstellbar, weshalb ich ihnen keine übermäßige Fußfreundlichkeit unterstellen würde. Aber natürlich gibt es immer unterschiedliche Menschen. die einen reagieren so, die anderen anders. Das ist überall auf der Welt so und sicher auch in den USA.

Und es ist nicht nur eine "Fußversteckmentalität". Auch der Körper, die eigentliche Persönlichkeit wird weitgehend versteckt und durch externe "Symbole", wie z. B. Markenkleidung, Markenschuhe, Rolex, exklusive Sonnenbrillen etc. substituiert.

Diesen Wunsch nach Substituierung habe ich nie verspürt. Ich lege Wert darauf mich wohl zu fühlen und bin da sicher nicht der einzige, obwohl auch ich ein deutscher Mann bin. ;-) Es gibt natürlich diese Männer, die im Businessdress umherlaufen, mit Anzug, Aktenköfferchen und selbstverständlich geschlossenen Schuhen, ob sie sich so aber wirklich wohlfühlen oder nur so herumlaufen, weil es von ihnen erwartet wird, oder weil sie glauben, dass es von ihnen so erwartet wird, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich gibt es zu jeder dieser Möglichkeiten reichlich Einzelfälle. Mir tun solche Leute immer ein bisschen leid.

(Mindestens) Deutschland entwickelt sich seit den 90ger Jahren zurück zu einer Art barockem Kleider-, Lebens- und Schamempfinden, zu einer Kultur der Prüderie und Verklemmtheit. Ist noch niemandem aufgefallen, daß selbst bei 35 Grad im Schatten nur ein statistisch verschwindender Bruchteil der Bevölkerung "Fuß" zeigt oder gar barfuß läuft? Natürlich - Flipflops mögen ein Revival erleben, und trotzdem: Nie war Deutschland so gespalten in einerseits eine WERBEWELT, in der entspannte barfüßige Damen die Tarifstruktur eines TK-Anbieters anpreisen, barfüßige HERREN (!) lässig am Holzsteg lehnen, um für eine Zigarettenmarke zu werben - und natürlich für das angeblich sich einstellende Lebensgefühl der Freiheit und Selbstbestimmtheit, für das die nackten Füße wohl stehen sollen, andererseits in eine bürgerliche Spießer-Gesellschaft, die über jeden Barfüßigen mehr die Nase rümpft und lästert, als wenn dieser komplett nackt durch die Fußgängerzone liefe (ja, es gibt einige wenige Ausnahmen...).

Wen du "Fuß zeigen" mit Barfüßigkeit gleichsetzt, muss ich dir eindeutig Recht geben. Auch bei 35 Grad laufen nur die wenigsten barfuß herum. "Fuß" kann aber auch in Sandalen gezeigt werden. Diese Art des "Fuß zeigens" konnte man im Sommer durchaus beobachten, obwohl wir nur selten 35 Grad hatten. Es mag zwar bei den männern noch eine Minderheit gewesen sein, aber eine durchaus bedeutende. Bei den Frauen war es wohl die Mehrheit.
Die Diskrepanz zwischen Realität und Werbung ist mir aber auch aufgefallen. In der Werbung wird eine heile Welt vorgegaukelt, die sich viele Wünschen, die aber nur die wenigsten zu erreichen versuchen. Ich glaube, dass sich auch tatsächlich viele Wünschen öfter barfuß laufen zu können, sie aber davon ausgehen, dass es einfach nicht geht. Wenn man dann fragt warum es nicht geht, werden oft zahlreiche Gründe genannt, die man alle in einer Diskussion widerlegen könnte, aber dennoch dem Betreffenden als Gründe ausreichen. Zu tief sitzt da die Erziehung, zu tief das Gefühl: "Sowas tut man nicht" oder der Gedanken: "Was sollen die Leute denken?"
Ich kann solche Gedanken und Befürchtungen auch gut verstehen, da ich bis vor einigen Jahren ähnlich dachte, aber dann lernte ich dieses Forum kennen. :-)

Gerade diese Diskrepanz zwischen Werbewelt und Wirklichkeit zeigt eindringlich, welches die geheimen Wünsche der Menschen sind, denn - eins muß man den Werbestrategen ja lassen - sie sind hervorragende Psychologen und schlagen punktgenau in die Kerbe der verborgenen gesellschaftlichen Begehrlichkeiten.

Richtig.

Als seit 25 Jahren überzeugter Ganzjahres-Barfußläufer weiß ich, wovon ich rede: Barfußlaufen hat einfach hierzulande keine Lobby.

Das ist leider logisch, denn man kann damit kein Geld verdienen. Daher kann auch keine Werbung fürs Barfußlaufen finanziert werden. Wir Barfußfans sind so wenige, dass wir in der Öffentlichkeit in der Regel nicht präsent sind. Wenn dann doch mal einer von uns gesehen wird, ist es etwas besonderes, worüber die Leute zumindest überrascht sind. Wie sie dann reagieren hängt vom einzelnen ab.
Dabei könnte auch die alleinige Präsenz von Barfußläufern im Straßenbild eine erhebliche Werbewirkung haben. Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass Leute bei meinem Anblick sich spontan entschließen sich auch ihre Schuhe auszuziehen. Solche Leute müssten öfters Barfußläufern begegnen. :-)

Die Versuchung, ausgerechnet mit der Fußbekleidung seinen wirtschaftlichen Status, seine Gesinnung, sein Modebewußtsein oder viele andere (vermeintliche) Persönlichkeitsaspekte hervorheben zu wollen, ist einfach zu groß. Ebenso ist die Angst zu groß, eben den o. g. Anfeindungen ausgeliefert zu sein, wenn man sich nicht anpasst. Nicht zuletzt ist - auch wenn es ein Relikt der Kriegsjahre ist- immer noch der Gedanke in den Köpfen verankert, nackte Füße würden Armut symbolisieren - "der kann sich wohl keine Schuhe leisten!", heißt es oft.

Solche Äußerungen gibt es aber auch oft von Leuten, die offensichtlich die Kriegsjahre gar nicht miterlebt haben. Gerade mit älteren Menschen habe ich oft nette Gespräche führen können.

Nie habe ich diese unsere Gesellschaft und die einzelnen Menschen intensiver kennen gelernt, als durch das Barfußlaufen, nie habe ich einerseits subtile, andererseits überdeutliche Unterschiede in Landstrichen, Städten und Ländern im Hinblick auf Toleranz, Lebenseinstellung, Prioritätensetzung etc. besser erkennen können. Wer Menschen erfahren will, dem empfehle ich das Barfußlaufen. Ja - wir kehren dadurch Aspekte unserer Persönlichkeit nach außen, wir "outen" uns, aber am meisten "outen" sich diejenigen, die mir begegnen: Durch ihre Reaktion.

Oh ja, das ist wahr. Barfuß erkennt man wer tolerant ist.

Im Übrigen (nicht nur die Barfußläufer im Forum wissen es natürlich längst): Füße mit gelben Nägeln sind häßlich, WEIL sie immer eingesperrt wurden; jedem steht frei, das zu ändern und sich beizeiten über ein wiederentdecktes, befreites, sonnengebräuntes, ansehnliches Körperteil - nicht selten mit dezentem Sexappeal (!) - zu freuen.

Wenn der Fuß erst gründlich ruiniert ist, dürfte es wohl nicht so einfach sein das zu ändern. Wenn etwa ein beschädigter großer Zeh erstmal auswachsen muss, dauert das über ein halbes Jahr. So lange hat niemand, der im Berufsleben geschlossene Schuhe tragen muss, Urlaub, um in dieser Zeit ständig Luft an seine Füße lassen zu können.
Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass man es gar nicht erst soweit kommen lassen soll. Leider wird die Gesundheitsvorsorge bei der Fußgesundheit so völlig vernachlässigt, dass es wirklich beklagenswert ist. Es sollte daher schon in der Erziehung damit begonnen werden, den Kindern die Barfüßigkeit nahe zu legen, damit solche Fußschäden später ausbleiben. Wie dies allerdings geschehen könnte kann ich auch nicht sagen, da ich leider über keine Erfahrung mit Kindern verfüge.

Viele Grüße

Ulrich

Mentalitätsunterschiede bei Deuschen und Amis

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 19.10.2007, 13:41 (vor 6181 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

Hallo Bastian,

ich war bisher erst einmal in den USA, und zwar zu Zeiten, als ich noch nicht barfuß lief. Ich sah auch das Schild in einem Restaurant: "No shoes, no shirt, no service!" Meine Gedanken damals: Kaum jemand wird hier wohl barfuß erscheinen, der Boden draußen ist so unangenehm. Und ohne Oberbekleidung? Wäre ich auch sonst nicht gekommen. Ich interpretierte das Schild aber so, daß man in dem Restaurant einfach nicht bedient werden würde, wenn man barfuß oder/und ohne T-Shirt auftaucht. Auf den Gedanken, daß 4 schwerbewaffnete Security-Schergen einen unbewaffneten Barfüßer abführen (während zum Abführen eines bewaffneten und fett beschuhten Ladendiebes nur 2 Hilfssheriffs aufgeboten werden), hätte ich nicht für möglich gehalten. Aber Lothar hat das ja erlebt und vor Jahren mal hier geschildert.

Nicht nur in Sachen Politik, sondern auch in Sachen (Fuß-)Bekleidung scheinen die USA ein Widerspruch in sich zu sein:
Ein Uniassistent, der für einige Zeit in den US-Bundesstaat Georgia war, sagte: "In das Land paßt du gut hin. Da kannst du das ganze Jahr über in kurzen Hosen laufen, und keiner sagt was.

Eine Arbeitskollegin dagegen erzählte, daß sie mal mit anderen im Disneyland war. Auf dem Parkplatz war die Sonne so heiß, daß sich einige Männer das T-Shirt auszogen. Prompt wurden sie von den Parkplatzwächtern gezwungen, sich ordentlich anzuziehen.

In einem Buch las ich, daß Amerikaner enorm prüde seien. Was stimmte nun?

Als ich dort war, sah ich in New York bei ca. 30°C sehr viele Leute (Männer und Frauen) in Sandalen ohne Socken, auch waren kurze Hosen/Röcke keine Seltenheit. Barfuß sah ich niemanden, Männer mit nacktem Oberkörper auch nicht. Im Central Park konnte ich mir das T-Shirt ausziehen, auch sagte niemand etwas, als ich so durch die Straßen ging. Als ich aber mit der U-Bahn fahren wollte, wurde ich von Bahnpersonal gezwungen, ein T-Shirt überzuziehen. Zu meinen kurzen Hosen und meinen nicht vorhandenen Socken sagte keiner was.

Bei nur 25°C war ich eine Woche später in Boston in einem Park. Dort war ich ähnlich gekleidet, zog sogar die Sandalen aus, um die Füße in einen Teich zu tauchen. Prompt tauchte ein berittener Bulle auf. Ich mußte die Füße aus dem Wasser nehmen. Ob ich Schuhe anziehen mußte oder es freiwillig tat, um wegzugehen, kann ich nicht mehr sagen.

Nach weiteren 2 Wochen (Ende September) in San Francisco, gerade 13°C. In der Schweiz oder in Deutschland wären die Leute überwiegend in "Winterkleidung" mit geschlossenen Schuhen rumgelaufen. Hier aber nur unwesentlich weniger sockenlose Leute in kurzen Hosen/Röcken als im wesentlich wärmeren New York. Auch fiel mir auf, daß es in den USA völlig egal ist, ob man "schön" oder "häßlich" ist: Auf die Kleidung hat es keinen Einfluß. Wenn ein dicker US-Bürger bei 13°C mit Krampfadern und verkrüppelten Zehen kurze Hosen und Sandalen ohne Socken tragen will, dann tut er es einfach. Kaum einer sagt: "Wie kann man nur!" Und die Polizei schreitet auch nicht ein.
In der Schweiz/Deutschland würde sich eine so gewachsene Person genieren, sich so in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und wer es trotzdem macht, wird verspottet. Und auch die Polizei sieht bei solchen Personen eher einen Grund zum Einschreiten als wenn eine Sportkanone sich so gibt.

Wie ist diese Diskrepanz zu erklären. Gilt man in den USA, wenn man barfuß ist, bereits als "nackt", mit Sandalen aber noch nicht? Andererseits macht es ja auch nicht viel Unterschied, ob man Badekleidung trägt oder nicht. In Deutschland kann aber nur letzteres als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, ersteres nicht. Vielleicht liegt die Grenze zwischen "nackt" und "nicht nackt" etwas höher. Vielleicht werden Füße in den USA fälschlicherweise für Geschlechtsorgane gehalten, die mindestens mit Sandalen "bedeckt" werden müssen (oder gilt lediglich die Fußsohle als Geschlechtsorgan, der Rest des Fußes aber nicht?).

Wie dem auch sei, es macht sowieso keinen Sinn, sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, was in einem Land, in dem es von Widersprüchen nur so wimmelt, logisch ist und was nicht.

Aber etwas positives bleibt dran: Auch wenn die Amis die Pfui-Grenze falsch gelegt haben, so finde ich es doch gut, wenn Leute, unabhängig von Geschlecht, Alter, "Schönheit" usw. nicht lange überlegen, was andere Leute denken könnten, sondern es einfach tun.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

@Bastian

Descalzar, Stammposter, Thursday, 01.11.2007, 10:41 (vor 6168 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

HJi Bastian,
habe eben erst deinen Beitrag gelesen, den Du vor längerer Zeit zum Thema "Fußversteckmentalität" hier eingestellt hast.
Ich muß sagen, daß es einer der besten Beiträge war, die ich jemals hier gelesen habe
Auch ich bin der Meinung, daß sich die Gesellschaft seit Mitte der 80er in eine verklemmte Prüderiegesellschaft verwandelt hat.
Zwar rekeln sich schon in den Nachmittagsstunden halbnackte oder gänzlich unbekleidete Menschen im TV (meistens im Privatfernsehen),
aber der Deutsche scheint mit dieser medialen Freizügigkeit seine eigene Verklemmtheit kaschieren zu wollen.
Von daher rührt wohl auch das rege Interesse an den nachmittaglichen Talkshows. Leute, die nicht in die gesellschaftliche Norm passen, werden dort vorgeführt und der Lächerlichkeit preisgegeben.
Die Neugierde des bverklemmtes Volkes möchte gestillt werden und die Privaten verstehen es bestens, diese Neugierde zu befriedigen.

Gestern fiel es mir wieder auf, als ein Kollege zwei Zeitschriften der Volks-und raiffeisenbanken mitbrachte. Auf dem ersten Titelblatt hockte ein junger Mann barfuß auf einem Holzsteg und auf dem zweiten Titelblatt stand eine Frau ebenfalls barfuß auf einem Holzsteg und breitete die Arme aus. Beides sollte wohl Freiheit und Unabhängigkeit symbolisieren.
In unserer Gegend hat die Volksbank einen eher "spießigen" Ruf und viele konservative Landeier sind Kunden der Volksbank.
Aber sicherlich hat die V+R Bank auch schon gemerkt, daß sie mit der Zeit gehen muß und versucht nun mit allen Mitteln Freiheit zu verkaufen. Eben mit Menschen, die anders sind, als der Landwirt , der sein halbes Leben unter der Fuchtel seiner Frau steht, nur für Haus und Hof ackert und sonst nicht viel von der Welt gesehen hat (es gibt auch andere Landwirte und nette landwirtsdfrauen. Nicht, daß gleich wieder alle auf die Barrikaden gehen. Man muß ja hier höllisch aufpassen und ganz lieb sein).
Wenn nun detr Kunde dieser Bank das Titelblatt mit den jungen barfüßigen Menschen sieht, flüstert ihm sein Unterbewußtsein "Mensch, so wäre ich auch mal gerne. Die Jungs von der Volksbank sind schon ammertypen. Die Verkaufen mir diesen Traum"

Tja, so funktioniert Werbung.

Leider sind heute noch blankgewienerte Schuhe das Maß aller Dinge und ein Banker wird wohl in ausgelatschten Tretern kaum Karriere machen. Die Barfüßigkeit wird vielleicht höchstens bei Künstlern akzeptiert.
( es sei denn, sie gehört zum Beruf, wie z.B. Bademeister am Strand, Tänzerin, usw)
Zum Glück brauche ich mich nicht über mein äußeres zu verkaufenm, um Anerkennenung oder Akzeptanz im Beruf zu finden. Ich arbeite meine 8 Stunden in Sicherheitsschuhen, produziere nur und habe somit keinen Kundenkontakt und leider beruflich auch keinen Kontakt zur Außenwelt. Da tröstet es, wenn ich nach der Arbeit tun und lassen kann, was ich will und mich auch dementsprechend kleiden kann, ohne Nachteile im Beruf zu erfahren.

Auch ich, der auch schon seit einigen Jahren zu den Ganzjahresbarfüßern gehört, habe festgestellt, daß man die Leute durchs Barfußlaufen schneller und intensiver kennenlernt. Vielleicht liegt es daran, daß man zu einen interssanter wirkt und zum zweiten etwas von sich der Öffentlichkeit preisgibt, was den meisten Menschen ansonsten verborgen bleibt. Damit öffnet man sich, ist schneller einzuschätzen und der Funke springt somit schneller rüber.
So habe ich festgestellt, daß ich auf einer, sagen wir mal "sehr rechten Veranstaltung" angefeindet und gemustert wurde, wie noch nie.
Dahingehend auf sehr links ausgerichteten Veranstaltungen die Akzeptanz ungleich höher ist.

Schön fand ich deinen Satz: Wer Menschen erfahren will, dem empfehle ich das Barfußlaufen"
den satz kann ich voll und ganz unterstreichen und oft wundere ich mich, wie oft ich in meiner Einschätzung bezüglich der Barfußakzeptanz daneben lag.
Erst gestern fragte eine sehr gut geleidete äülter dame in der Fußgängerzone, warum ich barfuß laufe und ob es nicht zu kalt sei. Es entwickelte sich ein schönes Gespräch draus und sie begleidete mich bis vor die Haustür und verabschiedetze sich mit dem satz "und bleiben sie immer gesund" von mir.
Nie hätte ich gedacht, daß diese Dame derart mit mir umgeht.

Daran kann man erkennen, daß verschiedene Bildungsgrade, berufliche und Gesellschaftliche Stellungen keine Garantenm für Barfußakzeptanz sind.
In der letzten Woche z.B. fanden es die "Regaleinräummädels" wohl puppenlustig, daß ich barfuß war. jedenfalls kicherten sie sich des öfteren in ihren nichtvorhandenen Bart.
Gleiche Situation beim Media-Markt. Einen Horde pubertierender Mädels kommt mir entgegen, nimmt zwar von meiner Barfüßigkeit Notiz, macht aber wietr keinen Film aus derm Unmstand, daß ich barfuß bin.
Wohingegen eine ältere Verkäuferin, die mich kurz zuvor bediente nicht schnelleres zu tun hatte, als ihren Kollegn von meiner Barfüßigkeit zu berichtenm und tuschelnd die Köpfe zusammenzustecken.

Gruß und Fuß,

Descalzar

@Bastian

Bastian aus Mönchengladbach, Saturday, 03.11.2007, 21:36 (vor 6165 Tagen) @ Descalzar

Lieber Fußgenosse,

ich bin glücklich, daß es tatsächlich auf der Welt noch Menschen gibt, die mich als Barfußläufer nicht nur TOLERIEREN, zu verstehen VERSUCHEN, sich mir, also so einem bunten Hund, aus NEUGIERDE und Zeitvertreib zuwenden, sondern sich sogar intuitiv wiedererkennen in den von mir dargestellten Zusammenhängen.

Ich glaube, daß genau dieser Effekt auch der "höchste Sinn" dieses Forums ist und gleichzeitig - und dafür steht dieses Forum auch - ein wohliges Gefühl der Solidarität Gleichgesinnter auszulösen vermag. Wahrscheinlich werden wir mit unseren Zeilen einen Fremden kaum "bekehren" können - aber das wollen wir auch nicht. Einem Blinden, der nie jemals sehen konnte, wird man auch nicht die (optische) Schönheit einer Rose vermitteln können, auch wenn man sich noch so ins Zeug legt.

Viele haben mich gefragt: "Warum läufst du eigentlich immer barfuß?" Ich konnte immer nur antworten: "Willst Du jetzt eine Erklärung in einem Satz? Dann heißt diese: Weil nichts dagegen spricht." Wenn der Fragende mehr Zeit hat, dann erzähle ich ihm gern von Gott und der Welt, die ist nämlich für jeden Barfüßer präsenter, transparenter, informationshaltiger, erfahrungsreicher, vielseitiger und erschütternder - und vor allem direkter erfahrbar (auch dieser Gott da...).

Warum? Ganz einfach (und ohne polarisieren zu wollen): WIR zwingen uns, noch AKTIV zu gehen (Schuhträger sehen oft aus, als würden sie geschoben), wir schauen auf unseren Weg, den wir gehen, und wir fühlen ihn. Die überzeugte, aktive und physiologisch gelebte Teilnahme an unserer Umwelt prägt uns nachhaltig und tiefgreifend, wir sind aufmerksamer, kritischer, lebensnäher, aufgeweckter, selbstständiger, bewußter (und nebenbei gesünder). DAS unterscheidet uns. Und dieser Unterschied ist so ungeheuer groß! Vielleicht sind wir schon deshalb "den Anderen" suspekt. Deshalb läßt sich auch die Frage, warum wir barfuß gehen, nicht in einem Satz beantworten...

Mögest Du Deinen Weg auch weiterhin barfuß gehen, sehen und fühlen.
Nochmals danke für Deine liebe Antwort -
Bastian

HJi Bastian,
habe eben erst deinen Beitrag gelesen, den Du vor längerer Zeit zum Thema "Fußversteckmentalität" hier eingestellt hast.
Ich muß sagen, daß es einer der besten Beiträge war, die ich jemals hier gelesen habe
Auch ich bin der Meinung, daß sich die Gesellschaft seit Mitte der 80er in eine verklemmte Prüderiegesellschaft verwandelt hat.
Zwar rekeln sich schon in den Nachmittagsstunden halbnackte oder gänzlich unbekleidete Menschen im TV (meistens im Privatfernsehen),
aber der Deutsche scheint mit dieser medialen Freizügigkeit seine eigene Verklemmtheit kaschieren zu wollen.
Von daher rührt wohl auch das rege Interesse an den nachmittaglichen Talkshows. Leute, die nicht in die gesellschaftliche Norm passen, werden dort vorgeführt und der Lächerlichkeit preisgegeben.
Die Neugierde des bverklemmtes Volkes möchte gestillt werden und die Privaten verstehen es bestens, diese Neugierde zu befriedigen.
Gestern fiel es mir wieder auf, als ein Kollege zwei Zeitschriften der Volks-und raiffeisenbanken mitbrachte. Auf dem ersten Titelblatt hockte ein junger Mann barfuß auf einem Holzsteg und auf dem zweiten Titelblatt stand eine Frau ebenfalls barfuß auf einem Holzsteg und breitete die Arme aus. Beides sollte wohl Freiheit und Unabhängigkeit symbolisieren.
In unserer Gegend hat die Volksbank einen eher "spießigen" Ruf und viele konservative Landeier sind Kunden der Volksbank.
Aber sicherlich hat die V+R Bank auch schon gemerkt, daß sie mit der Zeit gehen muß und versucht nun mit allen Mitteln Freiheit zu verkaufen. Eben mit Menschen, die anders sind, als der Landwirt , der sein halbes Leben unter der Fuchtel seiner Frau steht, nur für Haus und Hof ackert und sonst nicht viel von der Welt gesehen hat (es gibt auch andere Landwirte und nette landwirtsdfrauen. Nicht, daß gleich wieder alle auf die Barrikaden gehen. Man muß ja hier höllisch aufpassen und ganz lieb sein).
Wenn nun detr Kunde dieser Bank das Titelblatt mit den jungen barfüßigen Menschen sieht, flüstert ihm sein Unterbewußtsein "Mensch, so wäre ich auch mal gerne. Die Jungs von der Volksbank sind schon ammertypen. Die Verkaufen mir diesen Traum"
Tja, so funktioniert Werbung.
Leider sind heute noch blankgewienerte Schuhe das Maß aller Dinge und ein Banker wird wohl in ausgelatschten Tretern kaum Karriere machen. Die Barfüßigkeit wird vielleicht höchstens bei Künstlern akzeptiert.
( es sei denn, sie gehört zum Beruf, wie z.B. Bademeister am Strand, Tänzerin, usw)
Zum Glück brauche ich mich nicht über mein äußeres zu verkaufenm, um Anerkennenung oder Akzeptanz im Beruf zu finden. Ich arbeite meine 8 Stunden in Sicherheitsschuhen, produziere nur und habe somit keinen Kundenkontakt und leider beruflich auch keinen Kontakt zur Außenwelt. Da tröstet es, wenn ich nach der Arbeit tun und lassen kann, was ich will und mich auch dementsprechend kleiden kann, ohne Nachteile im Beruf zu erfahren.
Auch ich, der auch schon seit einigen Jahren zu den Ganzjahresbarfüßern gehört, habe festgestellt, daß man die Leute durchs Barfußlaufen schneller und intensiver kennenlernt. Vielleicht liegt es daran, daß man zu einen interssanter wirkt und zum zweiten etwas von sich der Öffentlichkeit preisgibt, was den meisten Menschen ansonsten verborgen bleibt. Damit öffnet man sich, ist schneller einzuschätzen und der Funke springt somit schneller rüber.
So habe ich festgestellt, daß ich auf einer, sagen wir mal "sehr rechten Veranstaltung" angefeindet und gemustert wurde, wie noch nie.
Dahingehend auf sehr links ausgerichteten Veranstaltungen die Akzeptanz ungleich höher ist.
Schön fand ich deinen Satz: Wer Menschen erfahren will, dem empfehle ich das Barfußlaufen"
den satz kann ich voll und ganz unterstreichen und oft wundere ich mich, wie oft ich in meiner Einschätzung bezüglich der Barfußakzeptanz daneben lag.
Erst gestern fragte eine sehr gut geleidete äülter dame in der Fußgängerzone, warum ich barfuß laufe und ob es nicht zu kalt sei. Es entwickelte sich ein schönes Gespräch draus und sie begleidete mich bis vor die Haustür und verabschiedetze sich mit dem satz "und bleiben sie immer gesund" von mir.
Nie hätte ich gedacht, daß diese Dame derart mit mir umgeht.
Daran kann man erkennen, daß verschiedene Bildungsgrade, berufliche und Gesellschaftliche Stellungen keine Garantenm für Barfußakzeptanz sind.
In der letzten Woche z.B. fanden es die "Regaleinräummädels" wohl puppenlustig, daß ich barfuß war. jedenfalls kicherten sie sich des öfteren in ihren nichtvorhandenen Bart.
Gleiche Situation beim Media-Markt. Einen Horde pubertierender Mädels kommt mir entgegen, nimmt zwar von meiner Barfüßigkeit Notiz, macht aber wietr keinen Film aus derm Unmstand, daß ich barfuß bin.
Wohingegen eine ältere Verkäuferin, die mich kurz zuvor bediente nicht schnelleres zu tun hatte, als ihren Kollegn von meiner Barfüßigkeit zu berichtenm und tuschelnd die Köpfe zusammenzustecken.

Gruß und Fuß,

Descalzar

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Jerry2, Thursday, 18.10.2007, 14:07 (vor 6182 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

Hallo,
wo ja vor einigen Tagen etwas zur "deutschen Fuß-versteck-Mentalität" geschrieben wurde, möchte ich Folgendes beisteuern:
Hier in der Frankfurter Innenstadt, inklusive Mainz u. Wiesbaden, sieht man viele Männer in Schlips und Anzug rumlaufen, berufsbedingt.
Natürlich sind nicht alle Bänker, sondern auch in kaufmännischen Betrieben unterschiedlichster Couleur tätig, in welcher Position auch immer. Ich habe 2007 während der (mäßig) warmen Tage im August, September und Oktober extrem viele Männer im Alter von ca. 40 bis 70 mit Business-Hemd, Jeans oder Bundfaltenhose in der City rumlaufen sehen, kombiniert mit schwarzen Ledersandalen und schwarzen Strümpfen.
Das parallele Phänomen:
Auch in meinem (männlichen) Freundes-, Kollegen- u. Bekanntenkreis habe ich diesen "Kleidungsstil" beobachtet; auch jene, die früher weder barfuß noch irgendwie sockenlos lebten, tragen heute im Job die besagten schwarzen Schuhe mit offenen Zehen, kombiniert mit dunklen Strümpfen.
Zwei, drei Mal habe ich mitbekommen, dass sich zahlreiche Männer angeblich des beklagenswerten Zustandes ihrer verpilzten, gelben Fußnägel sowie ihrer massiven Hornhaut schämen und deshalb Strümpfe als Sichtschutz vorziehen. Hm...
Ich selbst hatte sogar mal einen Chef, der mir zwar Sandalen mit Naserümpfen erlaubt, aber dunkle Socken dazu vorgeschrieben hatte, aus ästhetischen Gründen. Und das in einem Betrieb, in dem es keinen Dresscode gab und jeder leger gekleidet erschien! "Nackte Zehen bei Männern, das geht nun einfach nicht", tönte es immer wieder.
Trägt der deutsche "Durchschnittsmann" im Job ab einem gewissen Alter konsequent Sandalen mit Socken? Weshalb werden Zehen versteckt? Weshalb gelten unbestrumpfte Zehen im Büro als "zu nackt", während Strümpfe dazu wieder als "akzeptabel" gelten?
Ciao
Bernd

Hallo Bernd,

Dein Thread gibt ja genau das wieder, was ich schon öfter in diesem Forum geschrieben hatte. Nackte Füße in Sandalen bei Männern und erst recht im Job sind immer wieder Anlass zu persönlichen Anfeindungen oder zumindest für dumme Kommentare. Ihr wisst ja, dass auch ich jedes Jahr im Sommer mir saudumme Kommentare anhören muss (ihh, nackte Füsse! Nanu, kannst Du Dir keine Socken leisten, müssen wir für Dich sammeln gehen?. Nanu, was ist denn mit Dir los? Bist Du Jesus? Bist Du jetzt unter die Hippis gegangen) usw. usw. Warum das so ist, kann mir keiner beantworten. Aber ich kümmere mich nicht mehr darum. Ich lebe nach meinen Überzeugungen. Komisch ist m. E. auch, warum man sich über nackte (angeblich ungepflegte) Männerfüße in Schwimmbädern, Saunen und am Strand nicht aufregt, nur aber, wenn diese "im gewöhnlichen Alltag" in offenen Sandalen zur Schau gestellt werden. Und dann heißt es doch immer, in Sandalen soll ein Mann keine Socken tragen, dies wäre ein modischer Fauxpas. Bei mir werden ja nicht meine Sandalen an sich, sondern meine Sockenlosigkeit in den Sandalen angefeindet. Alles sehr sehr merkwürdig. Aber der Mensch ist ja bekanntlich ein rätselhaftes und widersprüchliches Lebewesen. Gruß Jerry2

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 19.10.2007, 12:27 (vor 6181 Tagen) @ Jerry2

Hallo Jerry,

Nackte Füße in Sandalen bei Männern und erst recht im Job sind immer wieder Anlass zu persönlichen Anfeindungen oder zumindest für dumme Kommentare. Ihr wisst ja, dass auch ich jedes Jahr im Sommer mir saudumme Kommentare anhören muss (ihh, nackte Füsse! Nanu, kannst Du Dir keine Socken leisten, müssen wir für Dich sammeln gehen?. Nanu, was ist denn mit Dir los? Bist Du Jesus? Bist Du jetzt unter die Hippis gegangen) usw. usw.

Geschieht das nur, wenn Du Sandalen ohne Socken trägt? Oder auch, wenn Du barfuß bist? Mir ist es übrigens auch schon passiert, daß jemand was von Socken gefaselt hat, während ich barfuß war. Dabei macht das Tragen von Socken ohne Schuhe keinen Sinn, da dann die Socken schnell an den Ranzen gehen.

Warum das so ist, kann mir keiner beantworten. Aber ich kümmere mich nicht mehr darum. Ich lebe nach meinen Überzeugungen.

Tu das!

Komisch ist m. E. auch, warum man sich über nackte (angeblich ungepflegte) Männerfüße in Schwimmbädern, Saunen und am Strand nicht aufregt, nur aber, wenn diese "im gewöhnlichen Alltag" in offenen Sandalen zur Schau gestellt werden.

Auch in Schwimmbädern habe ich schon mitbekommen, daß sich Leute (nicht nur Kinder oder Jugendliche) lautstark über andere Leute aufregen, die gerade vorbeigegangen sind und sich außer Hörweite befinden. Etwa: "Mit den ungepflegten Füßen,...... mit solchen Beinen mit Krampfadern, .... mit der blassen Haut, ..... mit dem fetten A. .... sollte man nicht ins Schwimmbad. Das ist eine Zumutung für andere, vor allem für Kinder. Wieso schreitet der Bademeister nicht ein?" Das betraf übrigens nicht mich.

Bei mir werden ja nicht meine Sandalen an sich, sondern meine Sockenlosigkeit in den Sandalen angefeindet. Alles sehr sehr merkwürdig.

Bist Du da sicher? Manche notorischen Lästerer suchen nur irgendeinen Grund. Und wer sucht, der findet. Bei Dir lästern über Sockenlosigkeit in Sandalen. Und bei einem Sandalenträger mit Socken kreiden sie vielleicht die Socken an. Ein Barfüßer wird wegen der Barfüßigkeit angefeindet. Und wer kurze Hosen trägt, der wird deswegen beschimpft. Angekreidet wird das, was am meisten von deren Outfit abweicht. Bei ansonsten gleicher Kleidung kann sogar eine Mütze, die man "falsch" herum trägt, Grund zum Lästern sein. Vielleicht wohnst Du auch gerade in einer Gegend, in der es von diesen Spießern nur so wimmelt.

Aber der Mensch ist ja bekanntlich ein rätselhaftes und widersprüchliches Lebewesen.

Gerade weil der Mensch ein widersprüchliches Wesen ist, ist er Mensch geworden.

Gruß

Michael aus Zofingen

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Charles B., Stammposter, Thursday, 18.10.2007, 20:46 (vor 6182 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

Hi Bernd,

... Ich habe 2007 während der (mäßig) warmen Tage im August, September und Oktober extrem viele Männer im Alter von ca. 40 bis 70 mit Business-Hemd, Jeans oder Bundfaltenhose in der City rumlaufen sehen, kombiniert mit schwarzen Ledersandalen und schwarzen Strümpfen.

Ja? Ist mir nicht aufgefallen. Aber cool. Trotz tatsächlichen oder eingebildeten Dress-Codes gibt es einen Trend zu gesünderem Laufen. Und das ist es ja wohl, wenn den Füßen mehr Bewegungs- und Atemfreiheit gegeben wird als in ganz geschlossenen Schuhen. Lässt hoffen...

Das parallele Phänomen:
Auch in meinem (männlichen) Freundes-, Kollegen- u. Bekanntenkreis habe ich diesen "Kleidungsstil" beobachtet; auch jene, die früher weder barfuß noch irgendwie sockenlos lebten, tragen heute im Job die besagten schwarzen Schuhe mit offenen Zehen, kombiniert mit dunklen Strümpfen.

lässt hoffen... besser als geschlossene Schuhe. In meinem Umfeld tragen die Leute, wenn sie denn offene Schuhe anziehen, keine Socken.

Zwei, drei Mal habe ich mitbekommen, dass sich zahlreiche Männer angeblich des beklagenswerten Zustandes ihrer verpilzten, gelben Fußnägel sowie ihrer massiven Hornhaut schämen und deshalb Strümpfe als Sichtschutz vorziehen. Hm...

Hab ich noch nicht gehört, kann ich mir aber vorstellen.

Ich selbst hatte sogar mal einen Chef, der mir zwar Sandalen mit Naserümpfen erlaubt, aber dunkle Socken dazu vorgeschrieben hatte, aus ästhetischen Gründen. Und das in einem Betrieb, in dem es keinen Dresscode gab und jeder leger gekleidet erschien! "Nackte Zehen bei Männern, das geht nun einfach nicht", tönte es immer wieder.

Das ist zwar in so einem Betrieb wirklich lächerlich. Grundsätzlich könnte ich mich aber auf dunkle Sandalen mit dünnen dunklen Strümpfen einlassen, wenn mir der Job wichtiger ist als das Recht zum barfuß Laufen.

Trägt der deutsche "Durchschnittsmann" im Job ab einem gewissen Alter konsequent Sandalen mit Socken?

Tja, vielleicht kommt nach den 'wilden Jahren' mit ersten Anzeichen von Altersgebrechen oder Altersweisheit ein Bedürfnis nach mehr Gesundheitsbewusstsein selbst bei denjenigen auf, die bis dahin auf werbegeprägten Lifestyle Wert legten..?

Weshalb werden Zehen versteckt? Weshalb gelten unbestrumpfte Zehen im Büro als "zu nackt", während Strümpfe dazu wieder als "akzeptabel" gelten?

Also da würde ich mich auf eine Diskussion einlassen. Manche Frauen tragen auch im Winter modische Schuhe - ohne Socken. Da sollten bloße Männerfüße in Sandalen (besser ohne) auch kein Problem sein.

Manchmal lohnt es sich, mit den Menschen über eingebildete ästhetische Normen zu diskutieren: Es ist nicht kalt oder unästhetisch, barfuß zu laufen, sondern cool. Meine neuen Schuhe sind wasserdicht, atmungsaktiv, frei von jeglichen künstlichen Stoffen, also ultra-öko-bio, superergonomisch, haltungsfördernd und muskelaufbauend, federleicht. Und unsichtbar :-)

Ciao
Bernd

cheers
Charles

Fuß-versteck-Mentalität bei deuschen Männern

Maurizio @, Thursday, 18.10.2007, 21:10 (vor 6182 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

Hallo !
Ich gehöre zu den Glücklichen, die ihre Füsse nicht verstecken müssen. Ich könnte es mir auch nicht vorstellen, zu Sandalen Socken anziehen zu müssen ... Zum Glück hat niemand was dagegen, dass ich in der Warmen Jahreszeit immer Sandalen anhab. Ich arbeite übrigens auf einem Steueramt, deshalb kann ich es mir nicht erlauben dort barfuss rumzulaufen (am Schreibtisch schon, das sieht ja keiner).

ciao Maurizio

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