Barfußtaugliches Naturlehrgebiet im Aufbau (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 15.10.2007, 14:23 (vor 6185 Tagen)

Am Samstag (13.10.07) hatte ich um 14 Uhr einen Termin beim Verantwortlichen des Naturlehrgebietes in Ettiswil, aus Diskretionssgründen nenne ich ihn hier einfach P.K. Es ging um die barfußtaugliche Ausstattung des Naturlehrgebietes. Ein solcher Termin ist nicht gleichzusetzen mit einem Bewerbungstermin bei einem Unternehmen. Also stand für mich von vorn herein fest, daß ich die am Vortag nach der Arbeit in die Ecke gepfefferte Dienstkleidung an diesem Tag nicht anrühren würde und in der Aufmachung und mit demselben Verkehrsmittel ins Biotop fahren würde, wie ich es bei gleicher Witterung auch tun würde, wenn ich dort Frösche, Kröten, Molche und sonstiges Getier beobachten wollte: mit dem Velo, in T-Shirt, kurzen Hosen und selbstverständlich barfuß und ohne Mütze.

Da ich nicht wußte, ob sich P.K., den ich gar nicht kannte, im Gebäude oder sonst wo im Biotop aufhalten würde, war meine Aufmachung sicher nicht verkehrt, sicher würde er mich so auf Entfernung erkennen. Denn die Wahrscheinlichkeit, daß Mitte Oktober bei Temperaturen um 16°C einmal einer behufs Besprechung der barfußgerechten Gestaltung des Biotops kommen würde und gleichzeitig unabhängig davon ein anderer Mann barfuß ins Biotop fährt, ist doch kaum größer als wenn man im Winter in einer fremden Großstadt zufällig einem Barfüßer begegnet.

Mein Velo samt Gepäcktasche (in der sich übrigens keine Schuhe befanden, ganz ehrlich!) ließ ich am Eingang der Geländes stehen, dann ging ich zum Gebäude, wo ich P.K. traf. Er fragte mich, ob ich mit dem Bus gekommen wäre, ich antwortete: "Nein, mit dem Velo!" Das kam ihn recht weit vor. Daß ich gleich barfuß war, schien ihn nicht zu überraschen. zu einem späteren Zeitpunkt sagte er auch, daß er mich schon öfters im Lehrgebiet gesehen hätte, sehr oft auf einer bestimmten Bank an einem Teich.

Wir gingen gleich durch das Gebiet und er strotzte nur so von Ideen, wie er das Gebiet barfußtauglich gestalten könnte. Und seine Ideen waren sehr vernünftig, einmal was das Material anbelangte, dann aber auch wie man das am besten ökonomisch und ökologisch sinnvoll durchführen könnte. Was Wege anbelangt, so war eine Zweiteilung vorgesehen, so daß eine friedliche Koexistenz zwischen fett beschuhten und mager bebarfußten Besuchern möglich sei. Da konnte ich eigentlich nicht mehr allzu viel zu sagen. Allzu viele Worte meinerseits hätten seinen Unternehmungsdrang nur gebremst, und das wollte ich ja nicht.

Am Eingang wollte er Schuhkästen aufstellen lassen, wo die Besucher die Schuhe abstellen können (nicht müssen). An einen allfälligen Schuhdiebstahl glaubte er nicht. Die meisten Arbeiten werden im Naturlehrgebiet von Schulklassen ausgeführt. Den bestehenden "Barfußweg" hat eine Praktikantin hergestellt. Ich erfuhr, daß die meisten Kinder gerne den Barfußweg benutzen, aber nicht alle. Jedoch nur wenige Kinder würden danach gleich barfuß bleiben. Aber P.K. erzählte auch von Schulklassen, bei denen vereinzelt Schüler gleich barfuß anreisen. Ein sehr erfreuliches Bild, finde ich!

P.K. war nicht barfuß und auch sonst bedeckter gekleidet als ich. Er erzählte von einem Bekannten, der sich mal auf einer Wanderung befand, dem aber die Schuhe an den Ranzen gingen. Also MUSSTE er barfuß laufen. Und seitdem läuft er oft barfuß. Ich erzählte, daß ich im Beruf auf Schuhe angewiesen sei und sich daher meine Barfüßigkeit auf die Freizeit beschränkt. Ich erzählte auch von meinen Radtouren, und er wunderte sich, daß ich ohne Verletzungen barfuß Velo fahren könnte. Auch konnte ich es nicht verkneifen, ihm zu erzählen, daß ich schon des öfteren Ärger mit der Polizei gehabt hatte. Darauf fragte er: "Leben wir denn hier in den USA? Dort kann man leicht ins Gefängnis kommen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses!" Da sagte ich, daß in der Schweiz Erregung öffentlichen Ärgernisses eine Straftat sei, aber in der Schweiz selbst nackt herumlaufen nur eine Ordnungswidrigkeit sei, solange es sich nicht um eine sexuelle Handlung handeln sollte, während barfuß laufen und das Tragen kurzer Hose nicht verboten sei.

Insgesamt war das ganze Gespräch zwischen P.K. und mir interessant. Ich habe gute Hoffnung, daß das Naturlehrgebiet in Ettiswil langsam aber sicher zu einem Barfußparadies ohne kommerziellen Hintergrund umgewandelt wird. Wie das wohl voranschreiten wird? Jetzt (und hoffentlich nicht so schnell) kommt erst einmal der Winter. Und dann sind keine Schulklassen anwesend. Aber im Frühlings geht es los. Und in einem Jahr weiß ich mehr:

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Barfußtaugliches Naturlehrgebiet im Aufbau

Lorenz ⌂, Stammposter, Tuesday, 16.10.2007, 07:52 (vor 6184 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael,

Insgesamt war das ganze Gespräch zwischen P.K. und mir interessant. Ich habe gute Hoffnung, daß das Naturlehrgebiet in Ettiswil langsam aber sicher zu einem Barfußparadies ohne kommerziellen Hintergrund umgewandelt wird. Wie das wohl voranschreiten wird? ´

Da bin ich natürlich auch sehr neugierig und hoffe, dass sich daraus bald neues Kapitel für meine Barfußparkseite ergibt! Jedenfalls kann man sich nur freuen, dass deine Anregung auf so fruchtbaren Boden gefallen ist.

Barfüßige Grüße von Lorenz

[image] www.barfusspark.info

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