Barfuß nach Erkältung (Hobby? Barfuß! 2)

Jens aus HH, Thursday, 11.10.2007, 17:45 (vor 6189 Tagen) @ Gleisdreieck

Hallo!

Aber ich kenne jemanden, der immer barfuß rumläuft. Nachdem es sich in den letzten Tagen mächtig abgekühlt hat, hat er sich natürlich eine mordsmäßige Erkältung eingefangen,

"natürlich"?

Zum Begriff: das Wort "Erkältung" kommt aus einer Zeit, in der die Ärzte glaubten, dass Krankheiten durch ähnliches verursacht würden und sich auf die Säfte des Körpers auswirken. Die (auch im Mittelalter weit verbreitete) Erkältung wurde dabei so genannt, weil sie dieselben Symptome aufzeigt, die man bei Kälte empfindet: die Nase läuft, man fröstelt, man läuft rot an, Gelenke schmerzen, etc. Daher kommt der alte Volksglaube, dass man sich erkältet, wenn es draußen kalt ist oder wird.

In einer Studie wurde 1969 in Massachusetts das mal nachgeprüft. Man weiß heute ja, dass nicht Säfte oder so etwas Erkältungen verursachen, sondern Renoviren. Davon gibt es 200 unterschiedliche Hauptstämme und unzählige Abarten, die den immer verschiedenen Verlauf erklären. Die Frage der Forscher war jetzt: wirkt sich Kälte oder sogar Naßkälte auf die Ansteckungsgefahr mit Renoviren aus?

Ergebnis: Nö.

Für dein Immunsystem ist es bei der Abwehr oder Kurierung einer Erkältung völlig unerheblich, ob es draußen 30°, 20°, 10° oder -5° sind oder wie warm du dich einmummelst.

Erstaunlicherweise hat auch die Ernährung keinen Einfluß darauf, auch wenn die Pharmaindustrie in Herbst und Winter wie verrückt damit wirbt, dass man seine "Abwehrkräfte aktivieren" muss oder dass man ohne Vitamin-C-Tabletten stirbt.

Was aber einen erheblichen Einfluß auf eine Erkältung hat sind Stress, Depressionen, der Drang der Leute bei jedem kühleren Grad die Heizung aufzureißen und damit die Atemwege zu reizen, häufiger in engen Räumen sein (U-Bahn fahren statt Fahrrad, "weil es so kalt ist").

Man muss bedenken, dass die Tage deutlich kürzer werden und die Sonne nicht mehr so doll scheint und unser Körper reagiert darauf. Gönnen wir uns Atempausen und Entspannung, lassen wir uns von dem Streß nicht einwickeln, reißen wir nicht sofort die Heizung auf, werden wir auch nicht krank.

Ich laufe seit 6 Wochen fast ununterbrochen barfuß. Dabei stand ich einmal drei Stunden lang in einer riesigen Pfütze auf der Reeperbahn, bin einmal bei einem massiven Kälteeinbruch anderthalb Stunden mit dem Fahrrad bei hohen Geschwindigkeiten durch die Gegend gefahren und trainiere regelmäßig im taunassen Gras im nahen Park. Ich weigere mich desweiteren eine Jacke zu tracken und habe damit nur zwei Schichten am Oberkörper, ein T-Shirt und einen (nicht wirklich isolierenden) Cardigan. Das war nicht immer angenehm und ab und an werden die Füße auch taub - was prinzipiell bedeutet, dass es gerade an die Grenze geht.

Aber ich habe nicht eine einzige Erkältung in der Zeit gehabt.

Ich mache das jetzt erst seit 6 Wochen. Das "Abhärtung"sargument zieht also nicht. Das mit der Pfütze war nach 2 Wochen.

Erkältungen kann man verschleppen. Ist es nicht vernünftiger, erst mal ein paar Wochen auf das Barfußlaufen zu verzichten?

Nein. Siehe oben.

Wie die anderen schon sagten: wenn man sich barfuß wohler fühlt, dann ist das sogar noch Therapie.

Seele baumeln lassen - sich nicht übernehmen - dann wird das schon.

Mich würde die Meinug dazu vom einen oder anderen interessieren.
Viele Grüße Rainer "Gleisdreieck"

Alles Gute,

Jens


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