Emmentalfloß barfuß begleitet, 1. Teil (Hobby? Barfuß! 2)
Im Zusammenhang mit "barfuß" wurden nicht selten Eisen- und Straßenbahnen erwähnt, aber auch Autos, Fahrräder, Segelboote und sogar Helikopter (Liste bei weitem nicht abschließend). Ob bereits Flöße in diesem Forum eine Rolle spielten, weiß ich nicht, ich bin auch zu faul, das Archiv zu durchwühlen. Gegenwärtig schippert das "Emmentalfloß" auf der Aare, und zwar in mehreren Tagesetappen zwischen Solothurn und Laufenburg. Glücklicherweise bewegte sich das Floß ausgerechnet am Wochenende in meiner Nähe, so daß ich es beobachten konnte, selbstverständlich barfuß.
Am Samstag, den 22.9.2007 war die Etappe von Wangen/Aare nach Aarburg dran. Die Veranstalter der Floßfahrt haben auch Bilder, davon angefertigt (um meine Reiseroute besser verfolgen zu können, empfiehlt es sich, die Bilder von hinten nach vorne anzuklicken):
http://www.emmentalfloss.ch/de/bilder/aarburg.html?galerie=5_2&picture=
Um 7 Uhr sollte das Floß in Wangen/Aare starten. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht dort, vielmehr radelte ich dem Floß barfuß entgegen. Leider gibt es nicht überall Wege am Ufer. Und so ein Floß fällt ja auch nicht auf weite Entfernung auf, etwa durch Mast und Segel, Dampffahne, Stromabnehmer. Auch akustisch ist so ein Floß schwer erkennbar, es fehlt das "Muckebicke", das Tuten, und die winzige Kanone am Bug wurde auch nur selten betätigt. Nach einigen Suchen fand ich das Floß, wie es sich dem Wasserkraftwerk Oberwynau näherte. Es wurde aus Sicherheitsgründen die ganze Zeit von einem Boot der Aarburger Pontoniere begleitet.
Die ganze Aktion war auf Nostalgie ausgerichtet. So waren die Flößer in historischen Trachten, mit schweren genagelten Schuhen und Hüten. Nicht historisch waren die Schwimmwesten. Ich stelle mir die Fahrt auf einem Floß bei schönem Wetter auf der Aare sicher romantisch vor, jedoch sicher nicht mit den unbequemen Stiefeln, den unbequemen Hüten, den unbequemen langen Hosen usw. Ob die rauhen Baumstämme ideal für die barfüßige Benutzung sind, kann ich nicht sagen. Sicher sind die Kriterien für Baumstämme beim Floßbau anders als beim Bau eines Barfußparcours.
Anders als früher versperren auch Flußkraftwerke den Wasserlauf, um diese zu überwinden, bedurfte es ganz und gar unhistorischer Methoden. In Wynau hob ein Autokran das gesamte Floß vom Ober- ins Unterwasser. Das Begleitboot wurde auf einer von einem Auto gezogenen Schienenbahn befördert wie "normale" Sportboote. Es gab etliche Schaulustige am Kraftwerk. Teilweise gibt es dort Fußwege aus Eisengitter. Während ich dort ging, starrten einige Kinder auf meine Füße. Einmal hörte ich die Frage: "Wieso ist der barfuß?" nachdem das Floß versetzt worden war, machten die Flößer Pause und verteilten auch Flößerkäse und Wurst an die Zuschauer. Niemand von den Flößern sagte was zu meiner Barfüßigkeit. In Wynau wurde übrigens auch eine ältere Frau (Bild oben links) in historischer Tracht an Bord des Floßes genommen, die Schwimmweste paßte irgendwie nicht dazu.
Bis zur Holzbrücke in Murgenthal führte ein Wanderweg parallel zur Aare, je nach Wegbeschaffenheit (und Stromgeschwindigkeit) schob ich manchmal das Velo, manchmal fuhr ich. Gelegentlich mußte ich auch Treppen überwinden, was aber barfuß überhaupt kein Problem war. So konnte ich mich immer in der Nähe des Floßes aufhalten. Hinter Murgenthal aber mußte ich auf die Kantonsstraße ausweichen, erst in der Nähe des Weilers Bonigen kam ich wieder ans Ufer. Hier warteten schon 4 weitere Leute die Vorbeifahrt des Floßes ab. Sie schienen sehr interessiert zu sein. Nur nebenbei fragte sie, ob es nicht zu kalt sei. Nebenbei gesagt sah ich hier die ersten anderen Barfüßer. Am gegenüber liegenden Ufer kamen ein Mann und zwei Kinder mit Fahrrädern an. Die Kinder zogen sofort die Schuhe aus, um sie ins Wasser zu tauchen. Während der Knabe immer zwischenzeitlich Schuhe anzog um über steinige Passagen zu gehen, legte das Mädchen diese Stücke barfuß zurück. Zur Weiterfahrt zogen beide aber wieder die Schuhe an.
Es folgte das Kraftwerk Ruppoldingen, hier wurde sowohl das Begleitboot, als auch das Floß (letzteres in 3 Teile zerlegt) mit einer Standseilbahn (in der Bildergalerie auf der ersten Seite) vom Ober- ins Unterwasser gezogen. Hier gab es etliche Schaulustige, ein Mann hatte sich seiner Schuhe entledigt und saß barfuß in der Sonne. Weiterhin waren einige Leute auf dem gegenüberliegenden Sandstrand barfuß und teilweise in Badekleidung, aber das "gildet" nicht, wenn es nach Meinung einiger weniger Forumsteilnehmer geht. Um selber Fotos aufzunehmen, watete ich auch manchmal durchs Wasser. So konnte ich auch aus Positionen Fotos aufnehmen, die fett beschuhte Fotografen nicht erreichen würden.
Dann ging es weiter nach Aarburg. Der Weg am Aareufer besteht aus Feinschotter. An Fahren war hier nicht zu denken, denn viele Leute folgten dem Floß zu (unbar-)Fuß. Wie das Floß anlegte, kriegte ich nicht mit, denn dort hatte sich eine Menschentraube angesammelt. Ob welch barfuß waren, konnte ich nicht erkennen. Zumindest waren dort Leute in Flipflops oder Sandalen ohne Socken. Mit dem Velo konnte ich nur im Bogen an der Menge vorbei. Auf meiner Heimfahrt nach Zofingen spielten noch einige Kinder barfuß auf der Straße.
Es ist wirklich gemütlicher, barfuß mit dem Fahrrad ein Floß zu begleiten als etwa einen historischen Dampfzug. Aber gefallen hat mir es trotzdem, noch dazu bei so schönem Wetter. Für mich stand fest. Ich werde auch am Folgetag das Floß mit dem Velo begleiten, auf der Strecke Aarburg - Aarau. Und selbstverständlich barfuß.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen