Urlaub barfuß in Bayern - Erfahrungen (Hobby? Barfuß! 2)

Jens aus HH, Monday, 17.09.2007, 22:34 (vor 6213 Tagen)

Hallo Ihrs!

Von Donnerstag bis Sonntag war ich in Oberjoch bei einem Präventionstraining zum Thema Rückenschule. Hotel war super, Leute nett, Essen toll, Wetter klasse und Panorama großartig. Aber das nur am Rande.

Ich kam dort natürlich barfuß an und versuchte so lange wie möglich das durchzuhalten. Am ersten Tag gab es keine Reaktion darauf, 0. Am zweiten Tag platzte es aber aus allen (!) heraus und fast jeder stellte mir die entsprechende Frage: "Warum laufen Sie denn barfuß?"

Da die meisten einen Tag Zeit hatten über die Frage nachzudenken, waren ihre eigenen Erklärungsversuche nicht so dämlich wie sonst und meine Erklärung, dass ich mir einen gelenkschonenden Gang antrainieren möchte, wurde einfach geschluckt und zwar durchaus positiv.

Und das, obwohl an einem Morgen tatsächlich der Gau eintrat. Statt einfach zum Frühsport an dem asphaltierten Kreisel ging es in die Nähe eines Moorbads. Der Weg, der dort hinführte, war allerdings extrem steinig und ich musste deutlich langsamer laufen als der Rest um mich nicht zu verletzen. Erstaunlicherweise tat es in dem Tempo dann gar nicht weh, aber ich fiel damit drastisch zurück. Alleine war ich dennoch nicht, denn immer wieder kamen Leute auch auf mich zu um mich zu fragen, warum ich denn barfuß laufe ( ;-) ). Beim Treffpunkt wurde die Entschuldigung, ich könne halt nicht so schnell über die Steine laufen, von der Trainerin scherzhaft kommentiert mit: "Kein Problem, auf dem Rückweg trage ich Sie!"

Auf dem Rückweg sind wir über einen Moorweg gelaufen, der zwar streckenweise genauso steinig war, aber dennoch einfacher war, weil der Untergrund nachgab.

Lobend muss ich anerkennen, dass die Trainerin wenig dogmatisch war. Klar, den anderen Teilnehmern verkündete sie die alte Lehre vom Abrollen über die Ferse. Als ich ihr aber meine Argumente für den Fuchsgang nannte, schluckte sie dies, merkte aber an, was an dem Fersenabrollen wichtig ist. Daraus konnte ich meinen Fuchsgang anpassen und tatsächlich sowas wie eine "kombinierte Lehre" ziehen, was ich spannend fand. Sie akzeptierte einfach, dass ich halt anders laufe.

Einmal bat sie mich nur, ein Handtuch für die Matte mitzubringen, da wir dort drauf arbeiten sollen und sie befürchtete, dass ich die Matte verdrecke. Als ich ihr aber dann meine Sohlen zeigte, winkte sie einfach ab... ich habe das Schwimmbad intensiv genutzt und die Kombination aus Dusche und Chlorbad hat die Füße immer wieder sauber bekommen.

Insgesamt wurde das Barfußlaufen einfach akzeptiert - für die Bergwanderungen wurde mir aber immer angemahnt, dass ich da nicht barfuß hochkönne - was auch stimmte. Dafür hatte ich mir extra Schuhe mit flacher Sohle aus dem Kampfsportladen geholt, mit denen das Bergsteigen selbst auch sehr interessant war. Die Sohle dämpfte die Empfindung vom Boden - machte sie aber nicht weg. Das gab ein sehr intensives Bodengefühl, das auch gut beim Auf- und Abstieg geholfen hat.

Ich versuchte dennoch, so wenig wie möglich die Schuhe zu benutzen und bei Anreise, Abreise, Erkundungen im Ort und Gängen innerhalb des Hotels blieben die Schuhe im Zimmer.

Das Hotelpersonal übrigens hat sich zu meinem Schuhwerk oder der Abwesenheit desselben nie auch nur mit einer einzigen Silbe geäußert und mich genauso freundlich und hilfsbereit behandelt wie alle anderen auch. Dasselbe gilt übrigens auch für die anderen Dorfbewohner. In der ganzen Zeit (4 Tage immerhin) habe ich nur ein einziges Mal einen dummen Spruch gehört und der kam von einer Touristin ("Schau mal, der hat bestimmt Blasen an den Füßen!"), was ich mit einem einfachen "Nö!" kommentierte und weiterging.

Fazit: das lief erstaunlich gut! Ok, dass ein 4-Sterne-Hotel die Eigenheiten und die Exzentrik ihrer Gäste großzügig übersieht, ist wahrscheinlich gängiger Service - aber auch sonst war die Resonanz sehr positiv. Bis ich tatsächlich rein barfuß über "Stock und Stein" oder sogar den Iseler rauflaufen kann, wird es vermutlich noch dauern - aber auch mit Minimalschuhwerk war es ein gutes Erlebnis.

Und jetzt eine Empfehlung: Alpenhotel Oberjoch - barfußfreundlich, toller Service, einzigartige Küche, gutes Panorama.

Ach ja: in dem Tunnelgang von der Rezeption zu meinem Zimmer waren verschiedene Geräte für Kinder aufgebaut - Klettergerüste, Matten, Tafeln, ... und: ein Panel mit sechs verschiedenen Untergründen. Zwei verschiedene Arten von Steinböden, eingelassene Murmeln, Gitter, Fliesen und Teppich. Der Zweck war sehr klar: die Kinder sollen da barfuß drüber um zu spüren, wie unterschiedlich sich der Untergrund anfühlt. Leider habe ich zwar mehrmals Kinder dort spielen sehen, aber immer mit Socken oder sogar Schuhen dran - eins fuhr da mit dem Roller drüber. Schade eigentlich.

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