Slow-up Basel-Dreiland: 22 km zu (bar)-Fuß auf der Strecke (Hobby? Barfuß! 2)
Basel Rankhofstadion am Sonntag, 16.9.2007: Start zum Slow-up Basel-Dreiland:
Und einer von den total 40000 Teilnehmern war ich. Man durfte mit Fahrrädern, Rollerblades, Kickboards oder einfach zu Fuß teilnehmen. Von irgendwelchem Schuhwerk war keine Rede, also entschied ich mich für die natürlichste Fortbewegungsart, nämlich barfuß. Ich hatte vor, Teile mir dem Fahrrad und andere Teile auf Schusters nicht vorhandenen Rappen zurückzulegen, letzteres zuerst. Sowohl auf dem Rucksack, als auch auf dem Fahrrad hatte ich je ein Schild befestigt:
Slow-up Basel-Dreiland
Schuhe? Nein danke!
Dieses Schild wurde von etlichen anderen Teilnehmern registriert. Ein Zeichen dafür, daß es doch nicht so viele Analphabeten gibt wie die Pisa-Studie herausgefunden hat. Manches Mal hörte ich, wie jemand es vorlas oder auch, wie Kinder fragten, was auf dem Schild stand. Die meisten Reaktionen waren positiv. Viele fanden es toll, daß ich den "Mut" dazu aufbrachte.
Ich startete um 10 Uhr und benutzte die Nordschleife. Dummerweise waren die Leute mir dem Aufbauen nicht so pünktlich, so daß etliche falsch liefen/fuhren. So benutzte ich statt der Strecke durch die Strebergartenkolonien den Weg parallel zum "Off-topic-Sechser" nach Riehen. Kurz hinter der Kirche von Riehen sprach mich ein Teilnehmer an. Es war Jürgen, ein früherer Arbeitskollege, der jetzt in Basel arbeitet. Er war mit Frau und Kind mit dem Fahrrad unterwegs. Zu meinen Füßen nahm er keine Stellung. Als ich ihm sagte, daß ich mein Velo am Rankhofstadion abgestellt hätte, meinte er: "Damit habe ich gerechnet."
Der Weg führte zum Fluß Wiese, folgte diesem, um dann über eine Brücke in Richtung Weil zu führen. Der Zöllner sah in meinen nackten Füßen auch keinen Grund, mich zu kontrollieren. Es folgte eine Straße mit Radweg aus neuem Asphalt, dieser war ideal barfuß begehbar. Dann wurde es eng auf einem Festgelände. Hier wurde Baumklettern mit Seilen angeboten. Einige Kinder taten das barfuß, geht sicher besser als mit Schuhen.
Dann führte der Weg hoch in Richtung Innenstadt. Hier überholte mich Jürgen wieder. "Hast du immer noch keine Blasen?" "Die hätte ich, wenn ich Schuhe angehabt hätte." Ich erzählte ihm noch, daß ich im Urlaub barfuß im Elbsandsteingebirge war. "Im Gebirge? Das ist doch unangenehm!" Da klärte ich ihn auf, daß Gebirge nicht Gebirge sei. Als ich ihm erzählte, daß das ganze von der "Barfußinitiative Berlin-Brandenburg" angeboten wurde, meinte er: "Was? So was gibt es? Find ich toll."
Im Stadtzentrum von Weil waren etliche Polizisten, aber auch von denen tat mir keiner was zuleide. Zwar sah ich sonst keinen, der die Strecke barfuß lief, aber viele Leute waren recht sommerlich gekleidet, so daß fehlende Schuhe der Kohl auch nicht mehr fett machten. Die Brücke, die über die "Haupt-Off-topic-Linie Basel-Karlsruhe" führt, besteht aus Metall, die Metallplatten fühlten sich angenehm an.
Hinter Weil führt eine neue Fußgängerbrücke über den Rhein. Hier war ein ziemliches Gedränge. Am gegenüberliegenden Ufer liegt die Stadt Hüningen. Obwohl diese Stadt bereits zu Frankreich gehört (und Mülhausen, wo ich vermutlich "steckbrieflich wegen offener Rechnungen gesucht" bin, auch nicht allzu weit entfernt ist), ließen mich auch hier die Polizisten in Ruhe. Allerdings empfand ich den Asphalt auf französischem Gebiet weniger barfußfreundlich als in Deutschland oder der Schweiz.
Am Kanal fand gerade ein Kanu-Wettbewerb statt, daher gab es ein Gedränge. Ich kam an einem Kinderspielplatz vorbei. Dieser ist fies geschottert. War das Unachtsamkeit der Erbauer des Platzes? Oder Preisgründe? Oder will der Erbauer die Kinder zu Fakiren machen? Ich begreife es nicht. Auch hatte ich den Eindruck, als ob in Frankreich mehr Leute mißmutig auf meine Füße starrten als in den anderen beiden Ländern. Ein Teil des Weges am Kanal war auch nicht asphaltiert, zum Leidwesen der Rollerbladefahrer. Aber auch für mich war der Weg dort nicht barfußideal.
Auf einer Straße durch Industriegebiete erreichte ich wieder Basler Boden, auch hier kein Ärger mit den Zöllnern. Die Route führte über die Dreirosenbrücke auf die andere Rheinseite. Das Trottoir ist nicht sehr barfußfreundlich. Der Untergrund ist so beschaffen, daß er bei allfälligem Rauhreif nicht gleich zur Rutschbahn wird und man andererseits nicht bei jeder Kleinigkeit Splitt oder Salz streuen muß.
Am Rheinufer ging es zurück zum Rankhofstadion, total 22 Kilometer. Ich hörte einen Kommentar: "Schuhe? Nein danke! - Leiden? Ja bitte!" Kurze Zeit später sagte jemand: "So glücklich sieht er auch nicht aus!" Ich frage mich, ob ich nach 22 km bei ca. 25°C mit Schuhen glücklicher ausgesehen hätte. Ich bin doch schließlich kein Laufsportler. 3,5 Stunden habe ich gebraucht, wobei ich aber nicht das Ziel hatte, die Strecke möglichst schnell zu schaffen. Für die 23 km lange Südschleife fühlte ich mich aber nicht mehr fit genug, zumindest nicht, um sie barfuß abzuschreiten. Aber es geht ja auch anders.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen