Nachträglich 'rausgeflogen (Hobby? Barfuß! 2)

Jay @, Stammposter, Wednesday, 29.08.2007, 23:32 (vor 6296 Tagen)

Hi,
viele von Euch werden wohl 1 oder mehrere Stammlokale haben, in die sie regelmäßig - natürlich BF - zum Essen gehen. Mit etwas durchdachter Vorgehensweise lassen sich in D selbst relativ feine Etablissements sozusagen "erobern", die deutsche Gastronomie ist für BFige Besucher eine der unproblematischsten der Welt.

Man sollte eigentlich meinen, daß wenn man 'mal irgendwo Stammgast ist & über Jahre viel Geld dort gelassen hat, die Formel gilt: [bisher als BFiger Gast etabliert] = [für immer als BFiger Gast etabliert]. Dieser psychotendenziellen Auffassung war auch ich - bis vor rd. 3 Wochen etwas Besseren belehrt wurde.

Der "Hofbrauhauskeller", Lankesbergstr. 5, 85356 Freising (wer will, kann sich unter www.hofbrauhauskeller.de etwas anschauen), hat eine lange, wechselvolle Geschichte, zumeist wohl auf Pachtbasis. Unzählige Male hab' ich dort auch oft mit Freunden gespeist & getrunken (es konnte in den 70er Jahren vorkommen, daß ich nicht der einzige BFige war) & wurde von verschiedenen Deutschen, ab den späten 80ern von einem äußerst vornehmen Italiener auf das Beste bedient. Ab ca. Mitte der 90er stand das Lokal fast ein Jahrzehnt leer, das Building verfiel zusehends & machte zuletzt einen abbruchreifen Eindruck im Gestrüpp. Danach wurde es total umgebaut & erhielt sein heutiges Gesicht (man könnte sagen, ziemlich gehoben, nobel wäre genauso wie Schickimicki eine verfehlte Charakterisierung).
Unter den übrigen schreibenden Forumsusern kennt auch Markus U. dieses Lokal. Wir aßen dort April/Mai indoor zu Mittag, weil´s drinnen etwas weniger hochsommerlich heiß war als draußen. Niemand schenkte unserem BF auch nur die geringste Beachtung. Das jetzige Personal hat mich zumeist auf der Gartenterasse einige 100mal BF gesehen, indoor vielleicht nur ca. 5mal. Soviel zum "Etablierungsgrad".

Das Etablissement sieht sich heute wohl als die oberste Location (dies ist sie auch preislich) in Freising, sozusagen als Nachfolger des "Bayerischer Hof" (Zentrum, Marienplatz, über Generationen das "führende Haus am Platze", Geschäft wg. zu Tode verkehrsberuhigter Innenstadt stark zurückgegangen). Die "Elite" von Stadt & Land, die natürlich keine langen Wanderungen zum Essen will, gibt sich nunmehr hier mit ihren schönen 4rädern ein Stelldichein. Speziell dieses tut sie sehr gerne, weil man von der Gartenterasse aus wie auf dem Präsentierteller sehen kann, WER mit WAS zu- & abfährt.

Am Freitag, 10.08.2007, war´s +11° kalt & regnete in Strömen. Eine große Trauergemeinde hatte das Lokal belegt, meist Ältere in Schwarz. Ein einziger Tisch blieb übrig, wohin ich mich setzte. Es war zufällig außerdem der Platz, den jeder Ängstliche einnehmen würde - mit der schlechtesten Sichtbarkeit der eigenen Füße.

Ich bestellte zum x-ten Mal ein Wienerschnitzel & die Sache nahm ihren gewohnten Gang. Kurz nach der Überreichung der abschließenden Tasse Kaffee trat die bisher schon oft zumindest neutral, eher leicht freundlich wirkende Bedienung an mich heran (ich dachte, sie käme zum Kassieren, was sie auf meinen Wunsch hin zugüg abwickelt) und sprach unfreundlich, streng ermahnend:
"Sie, das geht so nicht mehr. Barfuß...es hat sich 'wer beschwert...der Chef sagt´s auch... - also zukünftig mit Schuhen, und wenn´s bloß irgendwelche sind."
Ich war äußerst überrascht. Damit hatte ich hinten & vorn nicht gerechnet. Es vergingen locker 2 Sekunden, bis ich, "psychodimensional" (mit "familiärem" Blick) auf meine Stammgast-Eigenschaft anspielend, dezent zurückfragte:
"Dürfte ich erfahren, wer sich da beschwert hat?"
Das wollte sie mir nicht sagen. Die folgende Überlegung sprach ich natürlich nicht aus, aber es kam mir irritierend vor, daß ein sogenannter "Geschäftsfreund", der da drin pro Woche bis zu 100 € läßt, nicht ein klein wenig Informationsbonus wert ist - vor Gästen, die man vorher noch nie gesehen hat. Blitzartig fiel mir ein, zum 1. Mal auszuprobieren, was in Kriminalfilmen immer funktioniert hatte - zudem würde man zeigen, daß man ebenfalls zur feinen Gesellschaft gehört, schließlich will das Lokal nur diese als Gäste haben:
Ich zog eine 20 €-Note. Sie verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung gründlich. Es brach ein Eklat los: "Und DAFÜR wollen Sie mich bezahlen? Sagen´ S einmal, spinnen Sie?!"
Eine dumme Ziege. Sie hat keine Ahnung, wie wichtig exakte, auch "quantitativ"-graduelle Freund-Feind-Unterscheidungen im Leben, ganz besonders im BFigen, sind. Für einen Response "Sind Freunde oder ebenfalls Stammgäste von uns" hätte ich Verständnis gehabt.
In meinem Gesichtsausdruck & meinem herablassenden Tonfall (ich sagte kurz "Richten Sie die Rechnung her") signalisierte ich meine Verwunderung über soviel Dummheit. Natürlich hätte auch ich niemals einen Freundes/Stammgast-"Verrat" begangen, aber sonst hätte ich den Deal gemacht. Nur wer einmal fast pleite war & gehungert hat, kann verstehen, weshalb.

Auch diesmal gab ich ihr ein amerikanisches Trinkgeld, welches sie kommentarlos annahm. Wortlos verließ ich das Lokal - aber nicht ohne vorher sofort in diskreter Aufmerksamkeit geprüft zu haben, ob jemand von den übrigen Gästen den Vorfall bemerkt hätte. "Sie" hatte sich nämlich alle Mühe gegeben, das "Publikum" auf die Sache aufmerksam zu machen, indem sie zuerst halblaut 'rumbrüllte, dann in künstliches, hysterisches Gelächter ausbrach. Mehr durch Zufall (Gaststätte überfüllt, laute Gespräche) hatte sie keinen wahrnehmbaren Erfolg damit.

Das Lokal ist grundsätzlich für unsereins verloren, solange der Pächter oder Inhaber nicht wechselt. Ich hab' mich seither nicht mehr dort sehen lassen & kam erst jetzt dazu, dieser arroganten Art* ein Nachspiel folgen zu lassen. Der "Chef" gibt mir entweder eine plausible Erklärung für das Verhalten seiner Bedienung (so etwas wäre in den USA vor 30 Jahren undenkbar gewesen) oder er hat keine Chance, zukünftig auch nur 1 Ct Umsatz von mir zu sehen, & sei´s auch nur als nichtBFiger Wintergast.

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Seite 1

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Seite 2. Erläuterungen:
"...komme Ihrem Wunsch, zukünftig bei Ihnen nicht mehr mit fehlender Fußbekleidung zu erscheinen, selbstverständlich nach" ist Pseudodiplomatie. Sollte es überhaupt noch zu Kontakten kommen, wird mein Kommentar sein: "Wissen Sie, es ist mir einfach lästig, bloß um bei Ihnen speisen zu dürfen, extra nach Hause zu fahren, meine Füße waschen & verpacken zu müssen, wenn man das woanders ohne diesen seltsamen Aufwand & in gleicher Qualität haben kann". Der Brief auf offiziellem Firmenpapier soll ihm insbesondere signalisieren, daß Gefahr droht, daß ich ihm weitere, nicht nur "wild" aussehende Kunden abziehe (wie er vielleicht meint - daher die Erwähnung des fehlenden, "hemdsärmeligen" Anzugjacketts). Unwägbarkeiten: Man hat keine Lust, ständig mit Klagen wg. einiger -zig Quadratzentimeter irgendwo unbedeckter Körperoberfläche (im Nicht-Genitalbereich) behelligt zu werden, weiß der Teufel, was ihm außer Füßen sonst noch nicht passen könnte (großflächig per kurzer Hose zur Schau gestellte Männer-Stachelborstenbeine scheinen jedenfalls seine ästhetischen Anforderungen an den Gast zu erfüllen). Man weiß eben nicht, woran es liegt - ist´s allein der überschrittene Entblößungsflächen-%-satz & kann jemand nicht rechnen oder was auch immer. Sei´s drum, man will als Gast entspannt essen & nicht mit skurrilen Problemen konfrontiert werden. Drum geht man sicherheitshalber woanders hin.

Mit dem Anspruchsdenken von Gästen an andere Gäste ist das so eine Sache. Es ist eine zuverlässige Konstante, daß wer sich dazu berufen fühlt, seine Erwartungshaltung seiner Umwelt mitzuteilen, auch Signale seiner eigenen Zugehörigkeit zur feinen Gesellschaft setzt. Das Wesen der feinen Gesellschaft ist GELD (sonst hat sie nichts). Wer fein sein kann, zeigt dies auf dem Parkplatz, weil feine 4räder das 100fache feiner Klamotten kosten. Kann das jemand nicht & bringt er in dieser Hinsicht keine Leistung, wird Gemecker über "mangelhafte" oder fehlende Kleidungsausstattung Anderer schnell zur Clownerie.

Der Schlußsatz ist nichts anderes als die Formel: Durch neue Geschäftspolitik Kunden verloren.

Ich rechne damit, daß kein oder ein kurz-großkotziger ("kann es mir leisten, auf Sie zu verzichten")-Response kommt. Mit meinen anderen Stammlokalen sprach ich über die Sache & erstmalig über BF. Sie zeigten sich über den Vorfall sehr verwundert, versicherten mir, daß meine BFigkeit überhaupt kein Problem sei, ferner: Man sei um jeden KONKRETEN Gast froh, der überhaupt kommt & dort gutes Geld läßt. Das Gastronomie-Geschäft sei wg. der hohen Lebenshaltungskosten rückläufig, vor allem die Rentner, die sich früher doch ab & zu ein gutes Mahl gegönnt hätten, blieben auffällig weg. So gelang es mir, die 'Geschäftsbeziehungen' zu vertiefen, was dazu führte, daß ich nunmehr als BFiger Gast, der sich zu benehmen weiß, immer wieder 'mal eine Tasse Kaffee oder ein kleines Dessert "auf Kosten des Hauses" erhalte.

BFige Gourmetgrüße, Jay (bitte noch um etwas Geduld für den Urlaubsbericht).
--
*) "Dürfen wir Sie bitten, zukünftig [man weiß schon]...weil sich Gäste aufregen..." wäre vielleicht auch eine Formulierung gewesen, nicht aber der oben wörtlich zitierte, 'kindgerechte' Befehlston einem Stammgast gegenüber, der stets Verständnis für sehr lange Essens-Lieferzeiten bei starker Lokalbesetzung gezeigt hat. Gewisse verbale Umgangsformen sollte man als Bedienung eines Restaurants, das an seine Gäste gewisse "Ansprüche" stellt, gelernt haben.

Nachträglich 'rausgeflogen

Kamel Leon, Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 08:11 (vor 6296 Tagen) @ Jay

Die Formulierungen in dem Brief finde ich nicht besonders gelungen - etwas zu ausschweifend und schwer verständlich. Anscheinend möchtest du den Eindruck erwecken, du seist ein hochkarätiger Geschäftsmann. Aber ich denke, ein wirklicher Geschäftsmann hätte sich zwar tadellos höflich, aber kürzer und klarer ausgedrückt.

Nachträglich 'rausgeflogen

Tomi, Thursday, 30.08.2007, 08:55 (vor 6296 Tagen) @ Kamel Leon

Die Formulierungen in dem Brief finde ich nicht besonders gelungen - etwas zu >ausschweifend und schwer verständlich. Anscheinend möchtest du den Eindruck >erwecken, du seist ein hochkarätiger Geschäftsmann. Aber ich denke, ein wirklicher >Geschäftsmann hätte sich zwar tadellos höflich, aber kürzer und klarer ausgedrückt.

Ja, der Brief ist sehr schwer verständlich. Ich bezweifle, dass die verstehen, worum es überhaupt geht.

Was ich allgemein bei Dir Jay, nicht verstehe ist folgendes:

Was hat eigentlich die persönliche Motorisierung mit barfuss oder nicht barfuss zu tun. Auch ich bin ziemlich kostspielig motorisiert. Und es hat mich noch nie jemand darauf angesprochen, ob ich mir denn ein solches Auto leisten kann, weil ich barfuss eingestiegen bin. Vor allem im Zeitalter des Leasings ist es ja unerheblich geworden.

Of Topic: Ich bin so oder so dafür, dass man Autos nicht mehr leasen darf. Dann gäbe es für mich endlich mehr Platz auf den Strassen.

@ Kamel Leon
Ein wirklicher Geschäftsmann wäre kaum in eine solche Lage gekommen. Denn ob wir es gerne hören oder nicht: Geschäftsleute haben nun einfach ein entsprechendes Outfit...

Nachträglich 'rausgeflogen

Jay @, Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 09:01 (vor 6296 Tagen) @ Kamel Leon

Die Formulierungen in dem Brief finde ich nicht besonders gelungen - etwas zu ausschweifend und schwer verständlich. Anscheinend möchtest du den Eindruck erwecken, du seist ein hochkarätiger Geschäftsmann. Aber ich denke, ein wirklicher Geschäftsmann hätte sich zwar tadellos höflich, aber kürzer und klarer ausgedrückt.

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Hi Kamel Leon,
an dem Brief hab' ich ziemlich lange 'rumgestrickt. Nur kurze & knappe Formulierungen wie "ich kann verstehen, daß Sie Angst haben, daß Gäste mit Ambiente-Ansprüchen das Lokal meiden könnten & werde zukünftig nicht mehr barfuß kommen" passen auch nicht zu einem Geschäftsbrief. Es ist das "Psychodimensionale", daß man als Geschäftsmann nicht barfuß ins [Nobel?-]restaurant geht, daher habe ich die expressis-verbis-Form vermieden.

Von meinen bisherigen finanziellen Hinterlassenschaften betrachte ich mich aber für dieses Lokal als durchaus hochkarätig. Einen solchen [Geld/Zeit]-Quotienten (2...3x wöchentlich Vollmahlzeit mit Beilagenaufpreis, Kaffee, gelegentlich weitere mitgebrachte Gäste) haben nicht viele Besucher darin aufzuweisen.

Der Brief ist insofern doppelt problematisch, als es sich beim Adressaten um eine recht bayerisch-rustikale Natur handelt. Um so mehr müßte aber gerade in seinen primitv-ungebildeten Schädel gehen, daß nicht "Kultur", sondern Geld zählt (tatsächlich ist es bei mir umgekehrt, aber es zählt nicht solche "Kultur"). Wer sich über mein BF aufregt, soll zeigen, daß er selber "Klasse" hat. Vielleicht hätte man echt schreiben sollen: Das, was ihr Querulant-Gast mit seinem Outfit kann, kann jeder Hartz IV-Empfänger.

Bislang ist vom Pächter/Inhaber noch keine Rückäußerung gekommen. Ich gehe davon aus, daß das so bleibt.

Freundliche BF-Grüße, Jay

PS: Übrigens sind Descalzar, Dominik R, Markus U., NorbertH, RainerL, Ulrich(Berlin) & ich überall, wo wir in meinem Urlaub waren, als hochkarätige Geschäftsleute behandelt worden.

Nachträglich 'rausgeflogen

Dominik R., Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 21:24 (vor 6296 Tagen) @ Jay

Bislang ist vom Pächter/Inhaber noch keine Rückäußerung gekommen. Ich gehe davon aus, daß das so bleibt.

Hallo jay, und was gedenkst Du zu tun wenn die sich nicht melden?

sehe ich auch so....

Don Primo, Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 09:03 (vor 6296 Tagen) @ Kamel Leon

ich finde auch, daß Du mit einer klareren, weniger mit nicht immer 100%ig passenden Anglizismen durchsetzten Sprache mehr Eindruck hinterlassen würdest.
besser vielleicht in der Art:
Es hat mich außerordentlich irritiert, von Ihrer Bedienung auf recht unfreundliche Art ermahnt zu werden, Ihr Lokal in Zukunft nur noch mit Schuhen betreten zu dürfen, obwohl mein barfüßiges Erscheinen hier zuvor seit Jahren unbeanstandet geblieben ist. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem geschäftlichen Erfolg, daß Sie auf Stammgäste, die bisher wöchentlich beträchtliche Beträge bei Ihnen ausgegeben haben, verzichten können. Sollte das Ganze ein Mißverständnis gewesen sein, werde ich natürlich auch in Zukunft meine Geschäftsfreunde Ihre ausgezeichnete Küche kennenlernen lassen. In diesen Falle wäre ich für einige klärende Worte Ihrerseits dankbar.
Mit freundlichen Grüßen....

Verdammt noch mal, hätt' ich dich bloß konsultiert...

Jay @, Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 09:28 (vor 6296 Tagen) @ Don Primo

ich finde auch, daß Du mit einer klareren, weniger mit nicht immer 100%ig passenden Anglizismen durchsetzten Sprache mehr Eindruck hinterlassen würdest.
besser vielleicht in der Art:
Es hat mich außerordentlich irritiert, von Ihrer Bedienung auf recht unfreundliche Art ermahnt zu werden, Ihr Lokal in Zukunft nur noch mit Schuhen betreten zu dürfen, obwohl mein barfüßiges Erscheinen hier zuvor seit Jahren unbeanstandet geblieben ist. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem geschäftlichen Erfolg, daß Sie auf Stammgäste, die bisher wöchentlich beträchtliche Beträge bei Ihnen ausgegeben haben, verzichten können. Sollte das Ganze ein Mißverständnis gewesen sein, werde ich natürlich auch in Zukunft meine Geschäftsfreunde Ihre ausgezeichnete Küche kennenlernen lassen. In diesen Falle wäre ich für einige klärende Worte Ihrerseits dankbar.
Mit freundlichen Grüßen....

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Hi Don,
das ist in der Tat wahrscheinlich die bestmögliche Formulierung überhaupt.
Scheiße. Hätte ich dich bloß konsultiert...dann hätte man vielleicht
das Lokal "retten" & mit den Leuten reden können.

Ich gebe dir uneingeschränkt recht. Über die allerdings sehr plumpe Art, in der mir mitgeteilt wurde, daß BFiger Besuch dieses Lokals nicht mehr erwünscht sei, war ich allerdings noch 2 Wochen danach sehr aufgebracht.

Das nächstemal stelle ich solche Korrespondenz-Angelegenheiten hier im Forum zur vorherigen Konsultation.

Platte BF-Grüße ob solcher Formulierungsfähigkeit, Jay

Verdammt noch mal, hätt' ich dich bloß konsultiert...

Don Primo, Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 10:14 (vor 6296 Tagen) @ Jay

Jederzeit gerne zu Diensten ;o)

Chance? Ich glaub' trotzdem nicht 'dran

Jay @, Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 13:14 (vor 6296 Tagen) @ Don Primo

Hi Don,
tatsächlich ist das Geniale an deinem Vorschlag, daß eine versteckte Hintertür eingebaut wurde, um Verhandlungen in Gang zu bringen - auf daß sich das Lokal überlege, ob es nicht doch besser damit fährt, wieder BFige Gelder von mir (& evtl. mitgebrachten Gästen) zuzulassen.

Nach etwas Überlegung bin ich nunmehr aber doch - wie ursprünglich - zu der Überzeugung gelangt, daß "die" in ihrem Entschluß, nunmehr keinen BFigen Besuch mindestens von mir zuzulassen, restlos festgefahren sind. Mein Brief entstand in der Absicht, ein Exempel zu statuieren, daß solche Schüsse (1 Gast einer bestimmten Art 'raus, damit andere bleiben oder evtl. neue hinzukommen) auch nach hinten losgehen können. Ich glaube nicht, daß jemand konkret gedroht hat "wenn ich hier nochmal BFige Typen sehe, komme(n) ich (wir) nicht mehr" - das wäre unter 'kultivierten' Leuten zu plump.

Ermutigt wurde ich zu diesem etwas schwülstigen Schreiben vor allem durch Gespräche in meinen übrigen BF-Stammlokalen. Dort erklärte man mir, daß man sich auf das Kalkül [Einen gut & zuverlässig zahlenden BFigen konkreten Stammgast entfernen, um andere, relativ virtuelle zu gewinnen] insbesondere in der gegenwärtigen Lage (Geschäft rückläufig) keinesfalls einlassen würde.

So kam mir das auch zuletzt im City-Hotel in Ratingen (soweit ich mich erinnere, 3 Sterne) sowie zusätzlich Dominik R. & Markus U. in dem 4Sterne-"Hotel Am Markt" in Nordenham vor, in dem ich bzw. wir in absoluter Perfektion bedient wurden. Dagegen ist Freisings "Hofbrauhauskeller" in Küche & Ambiente ein Dreck - ich bin aber niemand, der darauf 'rumreitet, daß dieser keinen einzigen Stern hat.

Als Lösung, wieder einen BF-freundlichen "Hofbrauhauskeller" zu erhalten, kann nur bleiben, den jetzigen zu einem fehlerhaften Sprung nach vorn zu treiben. Ein betontes Nobel- & Schickimickilokal hat an meinem Sitz kommerziell noch nie funktioniert. Der letzte Fall, "Portofino" am Landratsamt, komplimentierte

x Anzug- & Krawattengäste apriori hinaus, weil sie nur ein Bier trinken wollten ("wir sind ein Speiselokal", Zwang zur Essensbestellung);
x Bauarbeiter im Blaumann & Sicherheitsstiefeln apriori hinaus, obwohl diese dafür garantieren konnten, keine Spuren von Erdreich etc. auf Böden & Sitzflächen zu hinterlassen.

Meine dortige BF-Geschichte habe ich hier schon berichtet, soweit ich mich erinnere. Ich war mit Freunden (versuchshalber auf deren Anregung) in einem unbeobachteten Moment 'reingeschneit & nahm einen düsteren Eckplatz mit dem Rücken zur Wand ein. Man hätte mit einer Taschenlampe unter dem Tisch zwischen den beschuhten Beinen meiner Bekannten hindurchleuchten müsssen, um 'was zu sehen, & trotzdem hat man ES gesehen! (weiß der Teufel, wie das möglich war. Jedoch, zu spät - wir hatten zu 80% fertig gegessen - das Dilemma war, mir den Teller vom Tisch wegzureißen oder was auch immer sie gerne getan hätten. Mit "mulmigem" Gesichtsausdruck ließen sie mich zahlen, seither paßten sie auf wie der Luchs. Oft stand (wenn weniger los war) ein "Empfangskellner" am Eingang.

Nach 3 Jahren war Schluß.

Vielen Dank für´s Interesse, die fundierte Kritik & die konstruktiven Vorschläge in der Sache.
BFige Mittagspausengrüße, Jay

Chance? Ich glaub' trotzdem nicht 'dran

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 05:46 (vor 6295 Tagen) @ Jay

Hallo Jay!

ich bin nicht derjenige, der oft in Lokale geht, zumindest nicht alleine. Und zwar unabhängig davon, ob ich barfuß oder fett beschuht bin. Barfuß war ich noch nie alleine in einem Restaurant. In meiner Vorbarfußzeit bin ich zweimal aus einem Restaurant gar nicht erst reingelassen worden. Der Grund, weshalb ich überhaupt ein Restaurant aufsuchte, war die Tatsache, daß ich jeweils auf einem Vorstellungsgespräch war und mir der potentielle Arbeitgeber empfohlen hatte, ein Restaurant aufzusuchen und die Rechnung der Firma zu schicken. Das war vielleicht auch der Grund, weshalb ich mir etwas teureres aussuchte als üblich. Beide Male hieß es, es wäre alles besetzt (obwohl kaum Gäste dort waren). Daß ich das eine Mal (im Spätsommer) nicht eingelassen wurde, führte ich auf meine Kleidung zurück. Nach dem Vorstellungsgespräch hatte ich Jackett und Krawatte abgenommen und die lange Tuchhose durch eine kurze (nicht ausgefranste) Hose ersetzt, Halbschuhe und Socken behielt ich jedoch an. Das andere Mal (im Winter) war ich in Dienstkleidung geblieben. Ein möglicher Grund: Wenn ein einzelner Gast kommt (egal ob barfuß, fett beschuht oder komplett bedienstanzugt) erscheint, nimmt er einen ganzen Tisch in Anspruch, 3 Plätze bleiben unbesetzt. Solche Dinge werden also auch ins Kalkül gezogen.

Mein Brief entstand in der Absicht, ein Exempel zu statuieren, daß solche Schüsse (1 Gast einer bestimmten Art 'raus, damit andere bleiben oder evtl. neue hinzukommen) auch nach hinten losgehen können. Ich glaube nicht, daß jemand konkret gedroht hat "wenn ich hier nochmal BFige Typen sehe, komme(n) ich (wir) nicht mehr" - das wäre unter 'kultivierten' Leuten zu plump.

"Kultivierte" Leute können auch plump sein, nur ist deren Ausdrucksweise etwas gewählter, etwa so: "Im Normalfall pflege ich nur in Restaurant zu dinieren, in denen die anderen Gäste mir im Erscheinungsbild ebenbürtig sind." Dieser Satz bedeutet genau das gleiche wie derjenige, den Du aufgeführt hast.

Ermutigt wurde ich zu diesem etwas schwülstigen Schreiben vor allem durch Gespräche in meinen übrigen BF-Stammlokalen. Dort erklärte man mir, daß man sich auf das Kalkül [Einen gut & zuverlässig zahlenden BFigen konkreten Stammgast entfernen, um andere, relativ virtuelle zu gewinnen] insbesondere in der gegenwärtigen Lage (Geschäft rückläufig) keinesfalls einlassen würde.

Wirklich ein weiser Entscheid.

Ich habe übrigens auch schon an Restaurants gelesen: "Hier sind auch Radfahrer willkommen." Sicher wird man dort auch als Barfüßiger nicht rauskomplimentiert. Es gibt nämlich Rennräder, die man nur mit speziellen Schuhen benutzen kann (solche, die in die Pedale einhaken). Solche Schuhe sind zum Gehen denkbar ungeeignet. Also Schuhe am Velo lassen und barfuß rein.
Irgendwie stimmt mich das Schild "Hier sind auch Radfahrer willkommen" jedoch nachdenklich. Würde man ein solches Schild aufstellen, wenn anderswo Radfahrer ebenfalls genauso höflich bedient werden wie andere. Wohl kaum! Und weshalb? Weil vielleicht auch potentielle Gäste durch Menschen in Radfahrerkleidung abgeschreckt werden könnten wie durch nackte Füße? Oder weil zumindest früher noch die Assoziation bestand: wer ein Fahrrad fährt, hat kein Geld für ein Auto, kann also die Rechnung nicht bezahlen.

Sicher kommt eine Situation nie zweimal vor. Gehen wir trotzdem mal von folgender Situation aus: August, sonniges Wetter, 20°C, teures, pikfeines Restaurant mit "Empfangskellner" (Türsteher) im Zentrum einer mittelgroßen Stadt, Gaststube ca. zur Hälfte gefüllt, kein Wochenende.
Es kommen verschiedene Leute in unterschiedlichster Aufmachung:
- mit einem neuen Porsche ein Mann in T-Shirt, langen Jeans, barfuß
- mit einem uralten rostigen Fiat 500 ein Mann in Pollkragenpullover, langen Jeans, Wanderschuhen
- mit einem klapprigen Fahrrad ein Mann mit elegantem Anzug und Krawatte
- mit einem schwarzen Mercedes ein Mann mit Milchmannjacke, Cordhose, Gummistiefeln
- mit einem neuen hochwertigen Rennrad ein Mann im funktionellen Radrennfahrerdreß, barfuß, die Rennfahrerschuhe an den Pedalen lassend
- mit einem neuen Trecking-Bike ein Mann in schlichter Turnhose, Träger-T-Shirt und barfuß
- mit einem BMW 525 ein Mann in Tenniskleidung (mit kurzer Hose, Schuhen und weißen Socken)

Die oben genannten Personen sollen von Statur, Aussehen usw. immer gleich sein. Keines der Kleidungsstücke ist verdreckt. wer wird wohl eingelassen und wer abgewiesen. Und würden dieselben Leute auch genauso behandelt, wenn sie nicht bei 20°C und Sonne im August, sondern bei +10°C und bedecktem Himmel im Februar oder November so erscheinen?

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Radfahrer ausdrücklich "willkommen" oder nicht

Markus U., Stammposter, Friday, 31.08.2007, 08:26 (vor 6295 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Ich habe übrigens auch schon an Restaurants gelesen: "Hier sind auch Radfahrer willkommen." Sicher wird man dort auch als Barfüßiger nicht rauskomplimentiert. Es gibt nämlich Rennräder, die man nur mit speziellen Schuhen benutzen kann (solche, die in die Pedale einhaken). Solche Schuhe sind zum Gehen denkbar ungeeignet. Also Schuhe am Velo lassen und barfuß rein.
Irgendwie stimmt mich das Schild "Hier sind auch Radfahrer willkommen" jedoch nachdenklich. Würde man ein solches Schild aufstellen, wenn anderswo Radfahrer ebenfalls genauso höflich bedient werden wie andere. Wohl kaum! Und weshalb? Weil vielleicht auch potentielle Gäste durch Menschen in Radfahrerkleidung abgeschreckt werden könnten wie durch nackte Füße? Oder weil zumindest früher noch die Assoziation bestand: wer ein Fahrrad fährt, hat kein Geld für ein Auto, kann also die Rechnung nicht bezahlen.

Diese Interpretation finde ich übertrieben; in Wirklichkeit dürfte es vielmehr so sein, daß sich Restaurants, in denen Radfahrer nicht ausdrücklich "willkommen" sind, eher Sorgen darum machen, daß der ganze Eingangsbereich mit Fahrrädern derart "verbarrikadiert" werden könnte, daß Nichtradfahrer sich erst durch ein "Labyrinth" kreuz und quer abgestellter Fahrräder hindurchlavieren müssen. Das könnte manche potentiellen Gäste abschrekken - oder, womöglich noch schlimmer, zu Beschwerden von Passanten führen, die nur vorübergehen wollen und ganz viele Fahrräder "auf einen Knubbel" mitten auf dem Gehwege ebenfalls nicht schätzen. Autofahrer müssen sich ohnehin einen Parkplatz suchen, sofern nicht wie in den meisten Fällen das Restaurant Parkplätze für Gäste vorhält.
Die Restaurants, in denen Radfahrer ausdrücklich "willkommen" sind, wollen hingegen zeigen, daß dort derlei Bedenken nicht bestehen; dort wird es allermeist wohl auch Flächen geben, welche eigens zum Abstellen von Fahrrädern vorgehalten werden.

Mit dem Thema "Barfußlaufen" hat das zwar nichts zu tun, aber man sollte auch nicht jedes eventuell auftretende Problem krampfhaft auf das Thema des Forums zu beziehen versuchen (die meisten Radfahrer sind ohnehin nicht barfuß). Ich selbst sehe Barfüßigkeit nur dort als "Problem" an, wo man es mir gegenüber als solches ausdrücklich deklariert und thematisiert, wie das Jay leider im "Hofbräuhauskeller" in Freising (wo ich auch schon bf war) widerfahren ist.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

Chance? Ich glaub' trotzdem nicht 'dran

Detlev (MKK), Friday, 31.08.2007, 14:22 (vor 6295 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Ich habe übrigens auch schon an Restaurants gelesen: "Hier sind auch Radfahrer willkommen." Sicher wird man dort auch als Barfüßiger nicht rauskomplimentiert. Es gibt nämlich Rennräder, die man nur mit speziellen Schuhen benutzen kann (solche, die in die Pedale einhaken). Solche Schuhe sind zum Gehen denkbar ungeeignet. Also Schuhe am Velo lassen und barfuß rein.

Ich verstehe nicht, warum so viele Leute diese im normalen Straßenverkehr lebensgefährlichen Klickpedale haben wollen!
Im Falle einer Norbremsung kriegst du da nicht die Füße von den Pedalen und fällst ganz übel hin!
Aber vielleicht sind die Dinger ja auch eine nette Entschuldigung für die vielen Radfahrer, die eine rote Ampel nur dann beachten, wenn etwas anderes Selbstmord wäre?

Nachträglich 'rausgeflogen

Detlev (MKK), Thursday, 30.08.2007, 21:49 (vor 6296 Tagen) @ Jay

Auch wenn du es wahrscheinlich nicht gerne hörst bzw. liest:

Die Kundschaft in solchen Lokalen hat bzgl. des dort verkehrenden Publikums schon gewisse Vorstellungen.
Und wenn ein Gast sich nicht den Regeln der zivilisierten Gesellschaft fügen will, so muss er mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.
Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten. Die Beherrschung dieser Regeln gehört auch zu den von Unternehmen wieder häufiger gefragten Soft Skills. Von daher gibt es auch beruflich immer häufiger Probleme, wenn man sich in best. Situationen nicht ganz selbstverständlich und locker (und korrekt!) im Anzug bewegen kann oder will.

Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!

Nachträglich 'rausgeflogen

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 07:08 (vor 6295 Tagen) @ Detlev (MKK)

Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten. Die Beherrschung dieser Regeln gehört auch zu den von Unternehmen wieder häufiger gefragten Soft Skills. Von daher gibt es auch beruflich immer häufiger Probleme, wenn man sich in best. Situationen nicht ganz selbstverständlich und locker (und korrekt!) im Anzug bewegen kann oder will.

Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!

Hallo Detlev,

ich befürchte, daß da was dran ist. Und im Zuge der Rezession wird das wohl eher schlimmer. Vermutlich, wird der "rein private" Bereich immer kleiner und das "gesellschaftliches/geschäftliches Parkett" weiter ausgeweitet.

In den meisten Berufen ist es heute noch so, daß man in der Freizeit nicht an irgendwelche Anzugsordnung gebunden ist. Wenn der Arbeitgeber sind aber von einem trennen will, dann werden sicher auch "private Fehltritte" mit ins Kalkül gezogen, etwa: den habe ich am Samstag barfuß und in kurzen Hosen beim Einkaufen (beim Friseur, in der Straßenbahn, auf dem Weihnachtsmarkt) gesehen, das schadet dem Ansehen unseres Geschäftes, raus!

Die nächste Stufe, wenn der Mitarbeiter auf der Straße immer "ordentlich" gekleidet ist: "Der hat barfuß den Rasen gemäht (hat barfuß den Müll an die Straße gebracht), das war von der Straße aus eindeutig zu erkennen... (weiter siehe oben)."

Die nächste Stufe: "Ich bin unangemeldet bei ihm zu Hause gewesen, etwa eine Stunde, nachdem er das Geschäft verlassen hat. Und er hat barfuß die Tür geöffnet. Dabei ist für mich schon ein Mitarbeiter suspekt, der es wagt, so kurz nach Dienstschluß das Jackett auszuziehen und die Krawatte abzunehmen."

Bewegen wir uns etwa dahin, daß der rein private Bereich nur hinter dicken Mauern stattfinden kann und nur dort gegen die gesellschaftlichen Ettiketten verstoßen werden darf? Kommt es etwa auch schon so, daß sich Besucher eines Restaurant nicht nur über barfüßige Restaurantbesucher beim Wirt/Kellner beschweren, sondern auch über Barfüßer, die sich außerhalb des Restaurants befinden (auf öffentlichem Grund, auf der Terrasse eines Privathauses), jedoch von der Gaststube aus sichtbar sind? Das Hausrecht des Wirtes greift nicht so weit. Wenn aber der Wirt eine mächtige und angesehene Persönlichkeit in der Stadt ist, dann findet er sicher Mittel und Wege, sich der "lästigen Barfüßer" außerhalb des Restaurants zu entledigen.

Dem Wirt dürfte ein barfüßiger Gast lieber sein als ein Barfüßer, der sich in der Nähe des Restaurants aufhält, ohne ans Einkehren zu denken. Wenn er einen barfüßigen Gast bedient, dann macht er ein Geschäft und geht das (geringe) Risiko ein, daß andere Gäste fernbleiben. Wenn sich ein Barfüßer vor einem Restaurant aufhält, macht der Wirt kein Geschäft, und er geht das (geringe) Risiko ein, daß andere Gäste fernbleiben.

Nachdenkliche Grüße
Michael aus Zofingen

Nachträglich 'rausgeflogen

Detlev (MKK), Friday, 31.08.2007, 10:03 (vor 6295 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Detlev,
ich befürchte, daß da was dran ist. Und im Zuge der Rezession wird das wohl eher schlimmer. Vermutlich, wird der "rein private" Bereich immer kleiner und das "gesellschaftliches/geschäftliches Parkett" weiter ausgeweitet.
In den meisten Berufen ist es heute noch so, daß man in der Freizeit nicht an irgendwelche Anzugsordnung gebunden ist. Wenn der Arbeitgeber sind aber von einem trennen will, dann werden sicher auch "private Fehltritte" mit ins Kalkül gezogen, etwa: den habe ich am Samstag barfuß und in kurzen Hosen beim Einkaufen (beim Friseur, in der Straßenbahn, auf dem Weihnachtsmarkt) gesehen, das schadet dem Ansehen unseres Geschäftes, raus!
Die nächste Stufe, wenn der Mitarbeiter auf der Straße immer "ordentlich" gekleidet ist: "Der hat barfuß den Rasen gemäht (hat barfuß den Müll an die Straße gebracht), das war von der Straße aus eindeutig zu erkennen... (weiter siehe oben)."
Die nächste Stufe: "Ich bin unangemeldet bei ihm zu Hause gewesen, etwa eine Stunde, nachdem er das Geschäft verlassen hat. Und er hat barfuß die Tür geöffnet. Dabei ist für mich schon ein Mitarbeiter suspekt, der es wagt, so kurz nach Dienstschluß das Jackett auszuziehen und die Krawatte abzunehmen."

Bewegen wir uns etwa dahin, daß der rein private Bereich nur hinter dicken Mauern stattfinden kann und nur dort gegen die gesellschaftlichen Ettiketten verstoßen werden darf? Kommt es etwa auch schon so, daß sich Besucher eines Restaurant nicht nur über barfüßige Restaurantbesucher beim Wirt/Kellner beschweren, sondern auch über Barfüßer, die sich außerhalb des Restaurants befinden (auf öffentlichem Grund, auf der Terrasse eines Privathauses), jedoch von der Gaststube aus sichtbar sind? Das Hausrecht des Wirtes greift nicht so weit. Wenn aber der Wirt eine mächtige und angesehene Persönlichkeit in der Stadt ist, dann findet er sicher Mittel und Wege, sich der "lästigen Barfüßer" außerhalb des Restaurants zu entledigen.
Dem Wirt dürfte ein barfüßiger Gast lieber sein als ein Barfüßer, der sich in der Nähe des Restaurants aufhält, ohne ans Einkehren zu denken. Wenn er einen barfüßigen Gast bedient, dann macht er ein Geschäft und geht das (geringe) Risiko ein, daß andere Gäste fernbleiben. Wenn sich ein Barfüßer vor einem Restaurant aufhält, macht der Wirt kein Geschäft, und er geht das (geringe) Risiko ein, daß andere Gäste fernbleiben.
Nachdenkliche Grüße
Michael aus Zofingen

Jetzt übertreib mal nicht mit der Paranoia!
Oder wie man auch gerne sagt: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps!
Das Privatleben geht den Chef in der Regel nichts an. Es sei denn, du gestaltest es so, dass die Firma geschädigt werden könnte (z.B. Missachtung des Konkurrenzverbots).
Ein Sonderfall sind da noch Tendenzbetriebe (z.B. kirchlich). In diesem Fall kann eine katholische Kindergärtnerin, die sich scheiden lässt, auch heute noch den Job verlieren (ist jetzt aber o.T.).

mfg
Detlev

Dieser Trend: Dann kann man BF außerhalb der Privacy bald endgültig begraben

Jay, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 13:22 (vor 6295 Tagen) @ Detlev (MKK)

Hi Detlev,...
--

Auch wenn du es wahrscheinlich nicht gerne hörst bzw. liest:
Die Kundschaft in solchen Lokalen hat bzgl. des dort verkehrenden Publikums schon gewisse Vorstellungen.

--
Das ist mir bekannt. Deswegen sage ich: Am Auto zeigt sich schonungslos die Wahrheit. Oft sind Klamotten-Shows Trugbilder, wenn´s um´s Eingemachte der wirklichen finanziellen Leistungsfähigkeit geht, über die das Publikum seine Info-Signale setzen will...
--

Und wenn ein Gast sich nicht den Regeln der zivilisierten Gesellschaft fügen will, so muss er mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.

--
Ich würde die Regeln der zivilisierten Gesellschaft nicht fixierend auf das definieren, was zufällig die Wunsch-Klientel des "Hofbrauhauskellers" als Regeln der zivilisierten Gesellschaft betrachtet. Herrschaften dieser Art mögen zwar auch bei höchsten sommerlichen Temperaturen zuverlässig gewissen Outfit-Standards genügen, das wird wohl heute ausschließlich mit gutem Benehmen gleichgesetzt. Mir fällt auf, daß sich diese Herrschaften sonst sogar oft sehr schlecht benehmen, weil sie glauben, per Anzug, Krawatte, etc. stünde ihnen alles zu. Soll ich hier 'mal ein paar wahre Begebenheiten erzählen? Sie sind allerdings nicht barfuß-relevant, weil sie ohne meine zufällige Gegenwart genauso passiert wären.
--

Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten.

--
Na denn prost! Ständig wird von den entsprechenden Protagonisten suggeriert, dies steigere die Annehmlichkeit des Lebens & verbessere den gegenseitigen Umgang von Mensch zu Mensch miteinander. Ich habe nur das Gegenteil erfahren. Gegen diesen Dreck kann man gar nicht akribisch genug vorgehen, sollen wir alle wieder in die 1950er (oder besser 1930er Jahre) zurück? Es handelt sich hier nicht um etwas, was wirklich etwas wert ist, sondern um ein System von bizarrem Getue, das folgende unverzichtbare Grundlagen menschlichen Zusammenlebens ersetzen soll: Eine natürliche Höflichkeit, Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft.

Für mich ist die freie Bestimmung über das eigene Outfit ein unveräußerliches Grundrecht des Menschen. 1970 war´s soweit.
Und jetzt heißt´s: Zurück! Das soll Fortschritt sein? Immer weniger Möglichkeiten in der Gesellschaft. Immer mehr Entliberalisierung der Gesellschaft.

Was dabei herauskommt, kannst du daran ersehen, was die USA 1970 waren (eine Nation mit Wohlstand & Freiheit für viele Bevölkerungsschichten, obwohl sie mit viel mehr technischem, Personal- & Kostenaufwand in Vietnam Krieg führte als heute im Irak und nebenher noch auf dem Mond landete) und das, was sie heute sind (ein Quasi-Entwicklungsland mit verfallender Verkehrs-etc.-Infrastruktur, aber mit ein paar abgeschirmten Reservaten für Superreiche, für die breite Bevölkerungsschichten als eine Art Wohlfahrtsinstitut fungieren und, damit sie den "ästhetischen" Ansprüchen der Oberen genügen, sich jede Menge Stil- & Etikette und auf immer größeren öffentlichen Flächenanteilen Barfuß-Enthaltsamkeit & vieles andere mehr vorschreiben zu lassen haben). Möchtest du das?

Es fehlt nicht mehr viel, & man kann dann in Illustrierten etc. lesen: BF = Schlechtes Benehmen, in der Öffentlichkeit wie zuhause (wo ja auch schon "Stil" einkehren soll). Womöglich wird dann auch noch über Internetforen hergezogen, die Solchem Vorschub leisten...

Längst gehört eine breite politisch/gesellschaftliche Bewegung gegen Entliberalisierung der Gesellschaft ins Leben gerufen. Sie müßte bereits noch mehr sagen als nur: Bis hierher & nicht weiter!

Sorry, aber ich muß sagen, ich habe dich anders in Erinnerung. Bitte aber nicht zu förmlich nehmen - zumindest mir sind hier auch schon Fehltritte unterlaufen.
--

Die Beherrschung dieser Regeln gehört auch zu den von Unternehmen wieder häufiger gefragten Soft Skills.

--
Ach du lieber Himmel! Mag sein, daß Unternehmen damit happy werden - ich als Kunde jedenfalls ganz bestimmt nicht. Z. Zt. bekomme ich grad' einen neuen Handy-Vertrag. Der Typ, mit dem ich das teilweise auch am Telefon machen muß, besteht fast nur noch aus Soft Skills, man hört richtig durchs Phone durch, was für ein geschniegelter & sicher voll fett beschuhter Lackaffe (ausgesucht nach dem schönsten Bewerberfoto & dem reichhaltigsten Soft Skills-"Profil") das wahrscheinlich ist. Ich hab' ja nichts dagegen - bloß, so wie der sich anstellt - mich interessiert ja nur, schnell & mit wenig eigenem Arbeitsaufwand zu einem kostengünstigen Mobiltelefonvertrag zu kommen.
--
Von daher gibt es auch beruflich immer häufiger Probleme, wenn man sich in best. Situationen nicht ganz selbstverständlich und locker (und korrekt!) im Anzug bewegen kann oder will.
--
Joo! [LACH LACH]. Braucht bloß eine Nicht-Katalog-Situation vorzukommen, deren "locker - selbstverständliches" (& dank Anzug korrektes) Behaviour Pattern nicht im Trainings-Center einstudiert wurde, dann gibt´s echt beruflich Probleme. Das Produkt der "Neuen Mitarbeiter-Schulung" entpuppt sich als Schauspieler & der Anzug als Maskerade. Dieser allzeit so souverän in Schlips & Nadelstreifen auftreten sollende "neue Mitarbeiterschlag" wird dann unsicherer denn je, wenn er noch nicht dagewesene Probleme lösen soll. Meistens rettet er sich dann "souverän" aus der Sache, in dem er REALarbeit/REALproblemlösung wegdelegiert & sich hierarchisch "höherstehend" gibt ("werde das abklären lassen"). Dies sind meine bisherigen Erfahrungen.
--

Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!

--
Genau. Ich verstehe darunter, einwandfreie Ware/Dienstleistung für mein Geld geliefert zu bekommen & nicht mit Stil- & Etikette gelieferte jämmerliche Leistungen zu Wucherpreisen, wie mir das oft bei "stilvollen" Unternehmen vorkommt.

Nunmehr zum stil- & benimmbrüchigen barfüßigen Mittagessen in eines meiner Stammlokale fahrend, Have A Nice Day,
Jay

Dieser Trend: Dann kann man BF außerhalb der Privacy bald endgültig begraben

Detlev (MKK), Friday, 31.08.2007, 14:12 (vor 6295 Tagen) @ Jay

Hi Detlev,...
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Auch wenn du es wahrscheinlich nicht gerne hörst bzw. liest:
Die Kundschaft in solchen Lokalen hat bzgl. des dort verkehrenden Publikums schon gewisse Vorstellungen.

--
Das ist mir bekannt. Deswegen sage ich: Am Auto zeigt sich schonungslos die Wahrheit. ...

Gerade da zeigt sich eben nicht die Wahrheit! Teure Schlitten (7er BMW, S-Klasse, etc.) sieht man häufig bei eher zweifelhaften Gestalten und bezahlt sind die Kisten auch nur selten! Man kann wohl sagen, dass ein dickes Auto ein typisches Zeichen für Neureiche ist. Derjenige, der wirklich etwas ist, hat es nicht nötig, mit so etwas zu protzen!

--

Und wenn ein Gast sich nicht den Regeln der zivilisierten Gesellschaft fügen will, so muss er mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.

--
Ich würde die Regeln der zivilisierten Gesellschaft nicht fixierend auf das definieren, was zufällig die Wunsch-Klientel des "Hofbrauhauskellers" als Regeln der zivilisierten Gesellschaft betrachtet. Herrschaften dieser Art mögen zwar auch bei höchsten sommerlichen Temperaturen zuverlässig gewissen Outfit-Standards genügen, das wird wohl heute ausschließlich mit gutem Benehmen gleichgesetzt. Mir fällt auf, daß sich diese Herrschaften sonst sogar oft sehr schlecht benehmen, weil sie glauben, per Anzug, Krawatte, etc. stünde ihnen alles zu...

So etwas kenne ich auch. Tytpisches Verhalten von Leuten, denen der Reichtum in den Kopf gestiegen ist. Diese wurden allerdings auch schon zu allen Zeiten von wirklich gebildeten Zeitgenossen verachtet.

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Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten.

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Na denn prost! Ständig wird von den entsprechenden Protagonisten suggeriert, dies steigere die Annehmlichkeit des Lebens & verbessere den gegenseitigen Umgang von Mensch zu Mensch miteinander. Ich habe nur das Gegenteil erfahren. Gegen diesen Dreck kann man gar nicht akribisch genug vorgehen, sollen wir alle wieder in die 1950er (oder besser 1930er Jahre) zurück? Es handelt sich hier nicht um etwas, was wirklich etwas wert ist, sondern um ein System von bizarrem Getue, das folgende unverzichtbare Grundlagen menschlichen Zusammenlebens ersetzen soll: Eine natürliche Höflichkeit, Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft.
Für mich ist die freie Bestimmung über das eigene Outfit ein unveräußerliches Grundrecht des Menschen. 1970 war´s soweit.
Und jetzt heißt´s: Zurück! Das soll Fortschritt sein? Immer weniger Möglichkeiten in der Gesellschaft. Immer mehr Entliberalisierung der Gesellschaft.

Entliberalisierung der Gesellschaft? Zum Teil vielleicht!
Zum anderen Teil aber auch Rückbesinnung auf altbewährte Traditionen, deren Wert man erst erkannte, nachdem sie nicht mehr beachtet wurden!
Man kann vielleicht auch sagen, dass die Liberalisierung in den 60er/70er Jahren übers Ziel herausgeschossen ist und jetzt eine Korrektur einsetzt (Ähnlich wie an der Börse, wo auch auf übertriebene Kursentwicklungen eine Korrektur folgt).

Was dabei herauskommt, kannst du daran ersehen, was die USA 1970 waren (eine Nation mit Wohlstand & Freiheit für viele Bevölkerungsschichten, obwohl sie mit viel mehr technischem, Personal- & Kostenaufwand in Vietnam Krieg führte als heute im Irak und nebenher noch auf dem Mond landete)

Eben nur "viele" Bevölkerungsschichten! Nicht aber z.B. für Schwarze, Latinos oder gar Indianer! Um 1970 war vor allem in den Südstaaten eine Art "Apartheid" in den Köpfen der Leute höchst lebendig!

und das, was sie heute sind (ein Quasi-Entwicklungsland mit verfallender Verkehrs-etc.-Infrastruktur, aber mit ein paar abgeschirmten Reservaten für Superreiche, für die breite Bevölkerungsschichten als eine Art Wohlfahrtsinstitut fungieren und, damit sie den "ästhetischen" Ansprüchen der Oberen genügen, sich jede Menge Stil- & Etikette und auf immer größeren öffentlichen Flächenanteilen Barfuß-Enthaltsamkeit & vieles andere mehr vorschreiben zu lassen haben). Möchtest du das?

In den USA herrschte immer eine andere Denkweise! Recht hat eben der Erfolgreiche! Und wer arm ist, ist dies nur, weil er eben zu dumm ist, sich Reichtümer zu erwirtschaften (Nicht meine persönliche Meinung!).
Die Tatsache, dass in der englischen Sprache die Unterscheidung zwischen freundschaftlicher und förmlicher Anrede verloren gegangen ist, verführt viele Deutsche dazu, Amerikaner als ganz besonders locker zu sehen. Dem ist aber nicht so! Schon immer war in Amiland der Dresscode wichtiger als bei uns! (Auch sichtbar in der Tradition des casual friday).

Es fehlt nicht mehr viel, & man kann dann in Illustrierten etc. lesen: BF = Schlechtes Benehmen, in der Öffentlichkeit wie zuhause (wo ja auch schon "Stil" einkehren soll). Womöglich wird dann auch noch über Internetforen hergezogen, die Solchem Vorschub leisten...
Längst gehört eine breite politisch/gesellschaftliche Bewegung gegen Entliberalisierung der Gesellschaft ins Leben gerufen. Sie müßte bereits noch mehr sagen als nur: Bis hierher & nicht weiter!
Sorry, aber ich muß sagen, ich habe dich anders in Erinnerung. Bitte aber nicht zu förmlich nehmen - zumindest mir sind hier auch schon Fehltritte unterlaufen.

Nach meiner eigenen Erfahrung geht privat immer noch (fast) alles. Ich habe noch nie Probleme bekommen, weil ich barfuß in der Stadt unterwegs war. Man kann wohl sagen: Da, wo Freizeitkleidung akzeptiert wird, geht auch barfuß. Aber da, wo Business-Outfit erwartet wird, sollte man vorsichtiger sein! Ohne Krawatte im Nobel-Restaurant mag bei ansonsten unauffälligem Verhalten noch angehen, ohne Schuhe geht aber zu weit!
Eine sehr beliebte Argumentation in diesem Bereich besagt, dass man durch die förmliche Kleidung seinen Respekt gegenüber dem anderen zum Ausdruck bringt. Als unangemessen empfundene Kleidung erweckt also beim anderen den Eindruck, dass man ihn nicht ernst nimmt!

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Die Beherrschung dieser Regeln gehört auch zu den von Unternehmen wieder häufiger gefragten Soft Skills.

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Ach du lieber Himmel! Mag sein, daß Unternehmen damit happy werden - ich als Kunde jedenfalls ganz bestimmt nicht. Z. Zt. bekomme ich grad' einen neuen Handy-Vertrag. Der Typ, mit dem ich das teilweise auch am Telefon machen muß, besteht fast nur noch aus Soft Skills, man hört richtig durchs Phone durch, was für ein geschniegelter & sicher voll fett beschuhter Lackaffe (ausgesucht nach dem schönsten Bewerberfoto & dem reichhaltigsten Soft Skills-"Profil") das wahrscheinlich ist. Ich hab' ja nichts dagegen - bloß, so wie der sich anstellt - mich interessiert ja nur, schnell & mit wenig eigenem Arbeitsaufwand zu einem kostengünstigen Mobiltelefonvertrag zu kommen.

Für Telefon-Marketing gelten da etwas andere Regeln, weil du dein Gegenüber ja in der Regel nicht sehen kannst! (Bildtelefonie hat sich ja noch nicht durchgesetzt).
Aber bei persönlichem Kontakt mit Kunden achten die Chefs schon darauf, ob sich einer sicher im Anzug bewegen kann!
Man kann nämlich sehr wohl erkennen, ob einer den Anzug aus echter Überzeugung, sozusagen als "Zweite Haut" trägt oder nur als lästige Pflicht!
Auch ein Prolet, den man wäscht, rasiert und in einen Anzug steckt bleibt für einen entsprechend erfahrenen Beobachter immer noch als "maskierter" Prolet erkennbar, einfach weil seine Haltung und seine Körpersprache nicht zu dem Anzug passen!

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Von daher gibt es auch beruflich immer häufiger Probleme, wenn man sich in best. Situationen nicht ganz selbstverständlich und locker (und korrekt!) im Anzug bewegen kann oder will.
--
Joo! [LACH LACH]. Braucht bloß eine Nicht-Katalog-Situation vorzukommen, deren "locker - selbstverständliches" (& dank Anzug korrektes) Behaviour Pattern nicht im Trainings-Center einstudiert wurde, dann gibt´s echt beruflich Probleme. Das Produkt der "Neuen Mitarbeiter-Schulung" entpuppt sich als Schauspieler & der Anzug als Maskerade. Dieser allzeit so souverän in Schlips & Nadelstreifen auftreten sollende "neue Mitarbeiterschlag" wird dann unsicherer denn je, wenn er noch nicht dagewesene Probleme lösen soll. Meistens rettet er sich dann "souverän" aus der Sache, in dem er REALarbeit/REALproblemlösung wegdelegiert & sich hierarchisch "höherstehend" gibt ("werde das abklären lassen"). Dies sind meine bisherigen Erfahrungen.

Leute, die ihre Kompetenz und Selbstsicherheit ausschließlich aus dem Anzug beziehen, sind natürlich auch nicht zu brauchen. Ein erfahrener Personaler sollte auf solches Theater aber nicht hereinfallen!

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Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!

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Genau. Ich verstehe darunter, einwandfreie Ware/Dienstleistung für mein Geld geliefert zu bekommen & nicht mit Stil- & Etikette gelieferte jämmerliche Leistungen zu Wucherpreisen, wie mir das oft bei "stilvollen" Unternehmen vorkommt.

Wer sich von Anzügen blenden lässt, ist selber schuld!
Mir sind diese öligen Vertreter in ihren beschlipsten Nadelstreifen grundsätzlich suspekt!

Nunmehr zum stil- & benimmbrüchigen barfüßigen Mittagessen in eines meiner Stammlokale fahrend, Have A Nice Day,
Jay

Diesmal hoffentlich ohne Rausschmiss! ;)

Dieser Trend: Dann kann man BF außerhalb der Privacy bald endgültig begraben

Markus U., Stammposter, Friday, 31.08.2007, 17:47 (vor 6295 Tagen) @ Detlev (MKK)

Auch wenn du es wahrscheinlich nicht gerne hörst bzw. liest:
Die Kundschaft in solchen Lokalen hat bzgl. des dort verkehrenden Publikums schon gewisse Vorstellungen.


Das ist mir bekannt. Deswegen sage ich: Am Auto zeigt sich schonungslos die Wahrheit. ...


Gerade da zeigt sich eben nicht die Wahrheit! Teure Schlitten (7er BMW, S-Klasse, etc.) sieht man häufig bei eher zweifelhaften Gestalten und bezahlt sind die Kisten auch nur selten! Man kann wohl sagen, dass ein dickes Auto ein typisches Zeichen für Neureiche ist. Derjenige, der wirklich etwas ist, hat es nicht nötig, mit so etwas zu protzen!

Das ist bei Jay ganz gewiß nicht der Fall! Er hat es keinesfalls nötig, zu "protzen", ist aber auf der anderen Seite der großzügigste Mensch, den ich kenne, und ein perfekter Gastgeber. Auch seine Umgangsformen sind ausgezeichnet.

Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten.


Na denn prost! Ständig wird von den entsprechenden Protagonisten suggeriert, dies steigere die Annehmlichkeit des Lebens & verbessere den gegenseitigen Umgang von Mensch zu Mensch miteinander. Ich habe nur das Gegenteil erfahren. Gegen diesen Dreck kann man gar nicht akribisch genug vorgehen, sollen wir alle wieder in die 1950er (oder besser 1930er Jahre) zurück? Es handelt sich hier nicht um etwas, was wirklich etwas wert ist, sondern um ein System von bizarrem Getue, das folgende unverzichtbare Grundlagen menschlichen Zusammenlebens ersetzen soll: Eine natürliche Höflichkeit, Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft.
Für mich ist die freie Bestimmung über das eigene Outfit ein unveräußerliches Grundrecht des Menschen. 1970 war´s soweit.

Das kann ich nicht bestätigen, denn konservative Menschen hat es immer gegeben, auch im Jahre 1970. Damalsm lebten auch noch weitaus mehr Menschen, welche den Zweiten Weltkrieg und die Zeit davor erlebt hatten und von dieser als der "guten alten Zeit" schwärmten. Aber vermutlich hat jede älter werdende Generation (zu der wir ja nun auch schon gehören, ob's uns paßt oder nicht) den Hang, die eigene Jugend als eine bessere Zeit als die Gegenwart zu verklären.
Was die freie Bestimmung über das eigene Outfit als unveräußerliches Grundrecht des Menschen betrifft, pflichte ich Dir freilich ganz vehement und uneingeschränkt bei, weil das auch meine Meinung ist.

Und jetzt heißt´s: Zurück! Das soll Fortschritt sein? Immer weniger Möglichkeiten in der Gesellschaft. Immer mehr Entliberalisierung der Gesellschaft.


Entliberalisierung der Gesellschaft? Zum Teil vielleicht!
Zum anderen Teil aber auch Rückbesinnung auf altbewährte Traditionen, deren Wert man erst erkannte, nachdem sie nicht mehr beachtet wurden!
Man kann vielleicht auch sagen, dass die Liberalisierung in den 60er/70er Jahren übers Ziel herausgeschossen ist und jetzt eine Korrektur einsetzt (Ähnlich wie an der Börse, wo auch auf übertriebene Kursentwicklungen eine Korrektur folgt).

Die '68er haben tatsächlich wenig Gutes bewirkt, was sich vor allem nach 1998, als etliche der damaligen Protagonisten selbst an die Macht kamen (und diese in einem durchaus autoritären Stile [Stichworte Kosovo- Krieg, Schlechtschreibdeform] ausübten), gezeigt hat.
Was die vor allem von neokonservativen Kräften vorangetriebene Entliberalisierung der Gesellschaft betrifft, hat diese freilich schon besorgniserregende Ausmaße angenommen, was sich nicht nur in einer weitverbreiteten Barfußabstinenz gerade auch der Jugend zeigt, sofern auch in einer immer schärferen Meinungskontrolle unter der Bezeichnung "political correctness".
Man kann gar nicht scharf genug dagegen anbollern, denn ich möchte von meinem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung (Art. 5 Abs. 1 GG) uneingeschränkt Gebrauch machen und mir nicht von irgendwelchen gesellschaftlichen "pressure groups" vorschreiben lassen, was ich zu deken, zu meinen und zu glauben habe! Es gäbe darüber noch viel zu schreiben, aber das wäre "off topic".

Die Tatsache, dass in der englischen Sprache die Unterscheidung zwischen freundschaftlicher und förmlicher Anrede verloren gegangen ist, verführt viele Deutsche dazu, Amerikaner als ganz besonders locker zu sehen. Dem ist aber nicht so! Schon immer war in Amiland der Dresscode wichtiger als bei uns! (Auch sichtbar in der Tradition des casual friday).

Das ist wohl so. Was mich allerdings irritiert und abstößt, ist der Eindruck, daß in den USA Prüderie und Ausschweifung, kühne neuartige Theorien und hinterwäldlerisches Sektierertum offensichtlich dicht an dicht nebeneinander liegen. Ich habe daher auch keine Neigung, dieses barfußfeindliche Land am eigenen Leibe kennenzulernen, außer vielleicht irgendwann mal Hawaii (weiß nicht, wie man es dort mit barfuß und so hält).

Längst gehört eine breite politisch/gesellschaftliche Bewegung gegen Entliberalisierung der Gesellschaft ins Leben gerufen. Sie müßte bereits noch mehr sagen als nur: Bis hierher & nicht weiter!

Da stimme ich zu. Willy Brandt gab einst die Parole heraus: "Mehr Demokratie wagen!", aber meine Erfahrung zeigt, daß wir seit dem Regierungsantritt von Helmut Schmidt immer weniger Demokratie bekommen. Die Entliberalisierung der Gesellschaft wird vor allem unter dem Stichwort der "Sicherheit" mit einer angeblichen Terrorgefahr begründet. Auch die Stil- und Etiketteregeln werden auf sorgfältig getarnte Weise, aber sehr wirksam z. B. durch Talkshows, "ansprechend" aufgemachte Lifestyle- Sendungen (z. B. "Das Model und der Freak", in einer Folge, die ich zufällig mitbekam, wurde der "auf der Partnerinnensuche erfolglosen Kandidat" davon "überzeugt", daß LH und Sokkenlosigkeit in offenen Sandalen bei Frauen angeblich gar nicht gut ankämen; das Ergebnis der "Umwandlung" sah dagegen in meinen Augen scheiße aus) propagiert.

Nach meiner eigenen Erfahrung geht privat immer noch (fast) alles. Ich habe noch nie Probleme bekommen, weil ich barfuß in der Stadt unterwegs war. Man kann wohl sagen: Da, wo Freizeitkleidung akzeptiert wird, geht auch barfuß. Aber da, wo Business-Outfit erwartet wird, sollte man vorsichtiger sein! Ohne Krawatte im Nobel-Restaurant mag bei ansonsten unauffälligem Verhalten noch angehen, ohne Schuhe geht aber zu weit!

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man in der Stadt blöde Kommentare durch einen entschlossenen Gesichtsausdruck im Keime erstikken kann (die werden dann zumindest nicht in Hörweite abgegeben). Lokale betritt man am besten, indem man ebenfalls entschlossen "einmarschiert" und sich nötigenfalls betreffs der Platzzuweisung höflich, aber entschlossen an die Bedienung wendet, wobei ihr in die Augen sieht und so verhindert, daß der Blick nach unten zu den Füßen wandert. Daß die Kleidung sauber und "vollständig" sowie nicht ausgefranst oder zerrissen ist (keine kurzen Hosen, keine nackten Schultern), versteht sich von selbst.

Aber bei persönlichem Kontakt mit Kunden achten die Chefs schon darauf, ob sich einer sicher im Anzug bewegen kann!

Ich hatte mich vor einiger Zeit am Telefon "breitschlagen" lassen, zwei Fritzen, die mir "fremdvermittelte Immobilien" andrehen wollten, bei mir zu Hause zu empfangen. Die tanzten "selbstverständlich" gerschniegelt und gebügelt in Anzug und Krawatte sowie fett beschuht und besockt an, flößten mir aber (sicherlich ungewollt) ein solches Mißtrauen und Unbehagen ein, daß ich sie nach schon wenigen Minuten energisch bat, meine Wohnung zu verlassen. In diesem Falle war der "Chef", der angeblich seinen Mitarbeiter besser schulen wollte (die Knilche rückten zu zweit an, womit ich nicht gerechnet hatte), sogar dabei. Als sie wissen wollten, warum ich sie schon nach so kurzer Zeit loswerden wollte, sagte ich dem "Chef" auf den Kopf zu, daß vor allem er mein Mißtrauen errege, daß ich aber seinen Mitarbeiter, wenn dieser allein gekommen wäre, zumindest angehört hätte (daß ich allerdings überhaupt nicht vorhatte, irgendeinen Vertrag abzuschließen, weil es mich inzwischen reute, daß ich mich überhaupt auf einen "kostenlosen Beratungstermin" eingelassen hatte, verschwieg ich indessen).

Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!


Genau. Ich verstehe darunter, einwandfreie Ware/Dienstleistung für mein Geld geliefert zu bekommen & nicht mit Stil- & Etikette gelieferte jämmerliche Leistungen zu Wucherpreisen, wie mir das oft bei "stilvollen" Unternehmen vorkommt.

Wer sich von Anzügen blenden lässt, ist selber schuld!
Mir sind diese öligen Vertreter in ihren beschlipsten Nadelstreifen grundsätzlich suspekt!

Das ist auch meine Meinung.

Barfüßige Spätsommergrüße (morgen beginnt der Herbst),
Markus U.

Dieser Thread wird jetzt geschlossen

Georg, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 20:53 (vor 6295 Tagen) @ Markus U.

weil zunehmend off topic (und stattdessen politisch)
- siehe den Beitrag auf den ich "antworte"
Georg

Dieser Trend: Dann kann man BF außerhalb der Privacy bald endgültig begraben

Jay, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 19:08 (vor 6295 Tagen) @ Detlev (MKK)

Das ist mir bekannt. Deswegen sage ich: Am Auto zeigt sich schonungslos die Wahrheit. ...

Gerade da zeigt sich eben nicht die Wahrheit! Teure Schlitten (7er BMW, S-Klasse, etc.) sieht man häufig bei eher zweifelhaften Gestalten und bezahlt sind die Kisten auch nur selten! Man kann wohl sagen, dass ein dickes Auto ein typisches Zeichen für Neureiche ist. Derjenige, der wirklich etwas ist, hat es nicht nötig, mit so etwas zu protzen!

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Sehr gut. Wer wirklich etwas ist, hat es auch nicht nötig, über das Äußere anderer herzuziehen! (Wer mich übrigens persönlich kennt, weiß, daß ich niemandem nach seinem Auto beurteile).
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Ich würde die Regeln der zivilisierten Gesellschaft nicht fixierend auf das definieren, was zufällig die Wunsch-Klientel des "Hofbrauhauskellers" als Regeln der zivilisierten Gesellschaft betrachtet. Herrschaften dieser Art mögen zwar auch bei höchsten sommerlichen Temperaturen zuverlässig gewissen Outfit-Standards genügen, das wird wohl heute ausschließlich mit gutem Benehmen gleichgesetzt. Mir fällt auf, daß sich diese Herrschaften sonst sogar oft sehr schlecht benehmen, weil sie glauben, per Anzug, Krawatte, etc. stünde ihnen alles zu...

So etwas kenne ich auch. Typisches Verhalten von Leuten, denen der Reichtum in den Kopf gestiegen ist. Diese wurden allerdings auch schon zu allen Zeiten von wirklich gebildeten Zeitgenossen verachtet.

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Ich würde sagen: Zusätzlich auch von Leuten, denen in den Kopf gestiegen ist, daß sie als blinde Anpasser 'was Besseres sind.
Mit wirklich gebildeten Zeitgenossen hab' ich übrigens noch nie Probleme, sei´s wg. meines Outfits oder in nonverbaler oder verbaler Kommunikation gehabt. Anderen muß man bestimmte, sehr einfache Sachverhalte, Geld[Auto] = Geld[Kleidung] * 100, in ihr Affenhirn bleuen.
--

Entliberalisierung der Gesellschaft? Zum Teil vielleicht!
Zum anderen Teil aber auch Rückbesinnung auf altbewährte Traditionen, deren Wert man erst erkannte, nachdem sie nicht mehr beachtet wurden!

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Ach so, Kostüm bei Damen, Anzug/Krawatte samt Fettbeschuhung sind "altbewährtes Traditionsbewahrungsgut". Ist ja interessant. Zum Totlachen. Das soll Lebensstandard sein? Barfuß & ein dickes Auto ist doch viel angenehmer. Davon hat man mehr! Das Bessere ist ein Feind des Guten.
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Man kann vielleicht auch sagen, dass die Liberalisierung in den 60er/70er Jahren übers Ziel herausgeschossen ist und jetzt eine Korrektur einsetzt...

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Ich würde sagen, keine Korrektur, sondern ein SCHEISSDRECK setzt ein. Geringerer Lebenstandard für alle. Wer hat durch diese Liberalisierung REALE Nachteile gehabt? Wem ich barfuß nicht passe, soll halt wegschauen. Soweit kommt´s noch, ästhetische Ansprüche an das Aussehen anderer Menschen! Bitte um eine genaue, rationale Begründung, weshalb diese Liberalisierung "korrekturbedürftig" ist - am besten unter Bezugnahme z. B. auf [Wann & Wo BF], da bald die Admin wg. zu großem Allgemeingehalt diese Diskussion rügen wird...
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Was dabei herauskommt, kannst du daran ersehen, was die USA 1970 waren (eine Nation mit Wohlstand & Freiheit für viele Bevölkerungsschichten, obwohl sie mit viel mehr technischem, Personal- & Kostenaufwand in Vietnam Krieg führte als heute im Irak und nebenher noch auf dem Mond landete)

Eben nur "viele" Bevölkerungsschichten! Nicht aber z.B. für Schwarze, Latinos oder gar Indianer! Um 1970 war vor allem in den Südstaaten eine Art "Apartheid" in den Köpfen der Leute höchst lebendig!

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Ach ja, diesen armen Bevölkerungsschichten geht es heute materiell noch schlechter als damals, auch wenn sie nicht mehr durch Schikanen, aber durch Arbeiten bis zum Umfallen für deutlich weniger Lohn, als Weiße erhalten, gequält werden. Sorry, off-topic, aber da frag' mal Puma, falls er das grad' liest. Der wird dir was erzählen! Diese Schichten sind vom Abbau der Sozialleistungen & von der Entliberalisierung am schwersten betroffen. Man weiß allerdings nicht, ob der eine oder andere Farbige ebenfalls gerne BF gehen würde & ob er sich durch die jetzt in den USA herrschende Lage zusätzlich drangsaliert fühlt.
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Schon immer war in Amiland der Dresscode wichtiger als bei uns! (Auch sichtbar in der Tradition des casual friday).
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Wann hast du die USA zuerst bzw. zuletzt gesehen? Der casual friday bestand nur wenige Jahre, er ist längst wieder abgeschafft.
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Ohne Krawatte im Nobel-Restaurant mag bei ansonsten unauffälligem Verhalten noch angehen, ohne Schuhe geht aber zu weit!

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Wer bzw. welche Autorität entscheidet das & setzt das als "gesellschaftlichen Kodex" ins öffentliche Bewußtsein?
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Eine sehr beliebte Argumentation in diesem Bereich besagt, dass man durch die förmliche Kleidung seinen Respekt gegenüber dem anderen zum Ausdruck bringt.

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Oh ja, das hab' ich gemerkt, als ich mit Immobilienfinanzierungen & Krankenversicherungen (ich weiß nicht, ob per Schlamperei oder Absicht) über den Tisch gezogen wurde! Das war dann "Respekt vor mir"!
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Man kann nämlich sehr wohl erkennen, ob einer den Anzug aus echter Überzeugung, sozusagen als "Zweite Haut" trägt oder nur als lästige Pflicht!
Auch ein Prolet, den man wäscht, rasiert und in einen Anzug steckt bleibt für einen entsprechend erfahrenen Beobachter immer noch als "maskierter" Prolet erkennbar, einfach weil seine Haltung und seine Körpersprache nicht zu dem Anzug passen!

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Aha, da schreibt wohl wer, der Bewerber als "ideologisch saubere & gefestigte Anzug- & Schuhträger" abcheckt!
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Leute, die ihre Kompetenz und Selbstsicherheit ausschließlich aus dem Anzug beziehen, sind natürlich auch nicht zu brauchen. Ein erfahrener Personaler sollte auf solches Theater aber nicht hereinfallen!

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Da schwirren aber viele Rekrutierte 'rum, die sich als 'Reinfälle erwiesen. Soll ich umgekehrt 'mal barfuß ins Accessment Center gehen?
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Wer sich von Anzügen blenden lässt, ist selber schuld!
Mir sind diese öligen Vertreter in ihren beschlipsten Nadelstreifen grundsätzlich suspekt!

--
Nanu?
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Nunmehr zum stil- & benimmbrüchigen barfüßigen Mittagessen in eines meiner Stammlokale fahrend, Have A Nice Day,
Jay

Diesmal hoffentlich ohne Rausschmiss! ;)

--
War ohne Rausschmiss. Ich hab' köstliche Calamari mit Kartoffeln & Broccoli verspeist & fühlte mich von den Haarspitzen bis in die Zehennägel wohl.

Dieser Trend: Dann kann man BF außerhalb der Privacy bald endgültig begraben

Dominik R., Stammposter, Friday, 31.08.2007, 20:52 (vor 6295 Tagen) @ Detlev (MKK)

Hi Detlev,...
--

Auch wenn du es wahrscheinlich nicht gerne hörst bzw. liest:
Die Kundschaft in solchen Lokalen hat bzgl. des dort verkehrenden Publikums schon gewisse Vorstellungen.

--
Das ist mir bekannt. Deswegen sage ich: Am Auto zeigt sich schonungslos die Wahrheit. ...

Gerade da zeigt sich eben nicht die Wahrheit! Teure Schlitten (7er BMW, S-Klasse, etc.) sieht man häufig bei eher zweifelhaften Gestalten und bezahlt sind die Kisten auch nur selten! Man kann wohl sagen, dass ein dickes Auto ein typisches Zeichen für Neureiche ist. Derjenige, der wirklich etwas ist, hat es nicht nötig, mit so etwas zu protzen!

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Und wenn ein Gast sich nicht den Regeln der zivilisierten Gesellschaft fügen will, so muss er mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.

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Ich würde die Regeln der zivilisierten Gesellschaft nicht fixierend auf das definieren, was zufällig die Wunsch-Klientel des "Hofbrauhauskellers" als Regeln der zivilisierten Gesellschaft betrachtet. Herrschaften dieser Art mögen zwar auch bei höchsten sommerlichen Temperaturen zuverlässig gewissen Outfit-Standards genügen, das wird wohl heute ausschließlich mit gutem Benehmen gleichgesetzt. Mir fällt auf, daß sich diese Herrschaften sonst sogar oft sehr schlecht benehmen, weil sie glauben, per Anzug, Krawatte, etc. stünde ihnen alles zu...

So etwas kenne ich auch. Tytpisches Verhalten von Leuten, denen der Reichtum in den Kopf gestiegen ist. Diese wurden allerdings auch schon zu allen Zeiten von wirklich gebildeten Zeitgenossen verachtet.

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Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten.

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Na denn prost! Ständig wird von den entsprechenden Protagonisten suggeriert, dies steigere die Annehmlichkeit des Lebens & verbessere den gegenseitigen Umgang von Mensch zu Mensch miteinander. Ich habe nur das Gegenteil erfahren. Gegen diesen Dreck kann man gar nicht akribisch genug vorgehen, sollen wir alle wieder in die 1950er (oder besser 1930er Jahre) zurück? Es handelt sich hier nicht um etwas, was wirklich etwas wert ist, sondern um ein System von bizarrem Getue, das folgende unverzichtbare Grundlagen menschlichen Zusammenlebens ersetzen soll: Eine natürliche Höflichkeit, Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft.
Für mich ist die freie Bestimmung über das eigene Outfit ein unveräußerliches Grundrecht des Menschen. 1970 war´s soweit.
Und jetzt heißt´s: Zurück! Das soll Fortschritt sein? Immer weniger Möglichkeiten in der Gesellschaft. Immer mehr Entliberalisierung der Gesellschaft.

Entliberalisierung der Gesellschaft? Zum Teil vielleicht!
Zum anderen Teil aber auch Rückbesinnung auf altbewährte Traditionen, deren Wert man erst erkannte, nachdem sie nicht mehr beachtet wurden!
Man kann vielleicht auch sagen, dass die Liberalisierung in den 60er/70er Jahren übers Ziel herausgeschossen ist und jetzt eine Korrektur einsetzt (Ähnlich wie an der Börse, wo auch auf übertriebene Kursentwicklungen eine Korrektur folgt).

"Rückbesinnung auf altbewährte Traditionen", was soll das bitte sein?
Was diese Gesellschaft braucht ist Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft und mehr Courage. (Vorallem letzters, da nicht nur das Establishment die Zeit zurückdrehen will, sondern Neo- und Altfaschisten, was immer deutlicher in den Kleinstätten wird).
"die Liberalisierung in den 60er/70er Jahren übers Ziel herausgeschossen" Nein und nochmals nein. Die Notstandsgestzt sind bis heute nicht aus der Welt.
Wenn man bedenkt das in dieser Zeit Berufsverbote, etc. erst eingeführt wurden, sieht man das Bewegung zu schwach war.
Springer, ist auch mächtiger geworden und hat dank dem Dicken seit Mitte der 80er noch ein dickes Privatfernsehstandbein, wenn auch sein Drecksblatt heutzutage von weniger Menschen gelesen wird.
Und zur Börse kann ich nur sagen, ich hoffe das es nicht mehr ewig dauert bis es eine Gesellschaft gibt, die eine Börse überhaupt nicht mehr kennt.

Was dabei herauskommt, kannst du daran ersehen, was die USA 1970 waren (eine Nation mit Wohlstand & Freiheit für viele Bevölkerungsschichten, obwohl sie mit viel mehr technischem, Personal- & Kostenaufwand in Vietnam Krieg führte als heute im Irak und nebenher noch auf dem Mond landete)

Eben nur "viele" Bevölkerungsschichten! Nicht aber z.B. für Schwarze, Latinos oder gar Indianer! Um 1970 war vor allem in den Südstaaten eine Art "Apartheid" in den Köpfen der Leute höchst lebendig!

Gut, das da ein gesellschaftliches Umdenken eingesetzt hat.
Wobei man sagen muß, in den Köpfen der Leute ist es besser geworden, was der Umgang mit Schwarze, Latinos oder gar Indianer betrifft.
Aber, man darf nicht vergessen, das die U.S.A. heute eine der reaktionärsten Regime ist. Die Regierung tut nichts für z.B. Arme Schwarze. Und das (bewußte) versagen des Regims im Fall New Orleans spricht Bände.

und das, was sie heute sind (ein Quasi-Entwicklungsland mit verfallender Verkehrs-etc.-Infrastruktur, aber mit ein paar abgeschirmten Reservaten für Superreiche, für die breite Bevölkerungsschichten als eine Art Wohlfahrtsinstitut fungieren und, damit sie den "ästhetischen" Ansprüchen der Oberen genügen, sich jede Menge Stil- & Etikette und auf immer größeren öffentlichen Flächenanteilen Barfuß-Enthaltsamkeit & vieles andere mehr vorschreiben zu lassen haben). Möchtest du das?

In den USA herrschte immer eine andere Denkweise! Recht hat eben der Erfolgreiche! Und wer arm ist, ist dies nur, weil er eben zu dumm ist, sich Reichtümer zu erwirtschaften (Nicht meine persönliche Meinung!).
Die Tatsache, dass in der englischen Sprache die Unterscheidung zwischen freundschaftlicher und förmlicher Anrede verloren gegangen ist, verführt viele Deutsche dazu, Amerikaner als ganz besonders locker zu sehen. Dem ist aber nicht so! Schon immer war in Amiland der Dresscode wichtiger als bei uns! (Auch sichtbar in der Tradition des casual friday).

Es fehlt nicht mehr viel, & man kann dann in Illustrierten etc. lesen: BF = Schlechtes Benehmen, in der Öffentlichkeit wie zuhause (wo ja auch schon "Stil" einkehren soll). Womöglich wird dann auch noch über Internetforen hergezogen, die Solchem Vorschub leisten...
Längst gehört eine breite politisch/gesellschaftliche Bewegung gegen Entliberalisierung der Gesellschaft ins Leben gerufen. Sie müßte bereits noch mehr sagen als nur: Bis hierher & nicht weiter!
Sorry, aber ich muß sagen, ich habe dich anders in Erinnerung. Bitte aber nicht zu förmlich nehmen - zumindest mir sind hier auch schon Fehltritte unterlaufen.

Nach meiner eigenen Erfahrung geht privat immer noch (fast) alles. Ich habe noch nie Probleme bekommen, weil ich barfuß in der Stadt unterwegs war. Man kann wohl sagen: Da, wo Freizeitkleidung akzeptiert wird, geht auch barfuß. Aber da, wo Business-Outfit erwartet wird, sollte man vorsichtiger sein! Ohne Krawatte im Nobel-Restaurant mag bei ansonsten unauffälligem Verhalten noch angehen, ohne Schuhe geht aber zu weit!
Eine sehr beliebte Argumentation in diesem Bereich besagt, dass man durch die förmliche Kleidung seinen Respekt gegenüber dem anderen zum Ausdruck bringt. Als unangemessen empfundene Kleidung erweckt also beim anderen den Eindruck, dass man ihn nicht ernst nimmt!

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Die Beherrschung dieser Regeln gehört auch zu den von Unternehmen wieder häufiger gefragten Soft Skills.

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Ach du lieber Himmel! Mag sein, daß Unternehmen damit happy werden - ich als Kunde jedenfalls ganz bestimmt nicht. Z. Zt. bekomme ich grad' einen neuen Handy-Vertrag. Der Typ, mit dem ich das teilweise auch am Telefon machen muß, besteht fast nur noch aus Soft Skills, man hört richtig durchs Phone durch, was für ein geschniegelter & sicher voll fett beschuhter Lackaffe (ausgesucht nach dem schönsten Bewerberfoto & dem reichhaltigsten Soft Skills-"Profil") das wahrscheinlich ist. Ich hab' ja nichts dagegen - bloß, so wie der sich anstellt - mich interessiert ja nur, schnell & mit wenig eigenem Arbeitsaufwand zu einem kostengünstigen Mobiltelefonvertrag zu kommen.

Für Telefon-Marketing gelten da etwas andere Regeln, weil du dein Gegenüber ja in der Regel nicht sehen kannst! (Bildtelefonie hat sich ja noch nicht durchgesetzt).
Aber bei persönlichem Kontakt mit Kunden achten die Chefs schon darauf, ob sich einer sicher im Anzug bewegen kann!
Man kann nämlich sehr wohl erkennen, ob einer den Anzug aus echter Überzeugung, sozusagen als "Zweite Haut" trägt oder nur als lästige Pflicht!
Auch ein Prolet, den man wäscht, rasiert und in einen Anzug steckt bleibt für einen entsprechend erfahrenen Beobachter immer noch als "maskierter" Prolet erkennbar, einfach weil seine Haltung und seine Körpersprache nicht zu dem Anzug passen!

"den man wäscht, rasiert,... die allermeisten Leute ohne Anzug waschen sich, viele tragen auch keinen Bart, im Gegensatz zu Kurt Beck auf dessen Niveau dieses Zeilen hier sinken....
Ich hoffe das sich viele Menschen bewußt werden das sie Proletarier sind und anfangen sich nicht mit einem Stück vom Kuchen (das seit 30 Jahren immer kleiner wird) begnügen sondern nach der ganzen Bäckerei fragen.

--
Von daher gibt es auch beruflich immer häufiger Probleme, wenn man sich in best. Situationen nicht ganz selbstverständlich und locker (und korrekt!) im Anzug bewegen kann oder will.
--
Joo! [LACH LACH]. Braucht bloß eine Nicht-Katalog-Situation vorzukommen, deren "locker - selbstverständliches" (& dank Anzug korrektes) Behaviour Pattern nicht im Trainings-Center einstudiert wurde, dann gibt´s echt beruflich Probleme. Das Produkt der "Neuen Mitarbeiter-Schulung" entpuppt sich als Schauspieler & der Anzug als Maskerade. Dieser allzeit so souverän in Schlips & Nadelstreifen auftreten sollende "neue Mitarbeiterschlag" wird dann unsicherer denn je, wenn er noch nicht dagewesene Probleme lösen soll. Meistens rettet er sich dann "souverän" aus der Sache, in dem er REALarbeit/REALproblemlösung wegdelegiert & sich hierarchisch "höherstehend" gibt ("werde das abklären lassen"). Dies sind meine bisherigen Erfahrungen.

Leute, die ihre Kompetenz und Selbstsicherheit ausschließlich aus dem Anzug beziehen, sind natürlich auch nicht zu brauchen. Ein erfahrener Personaler sollte auf solches Theater aber nicht hereinfallen!

--

Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!

--
Genau. Ich verstehe darunter, einwandfreie Ware/Dienstleistung für mein Geld geliefert zu bekommen & nicht mit Stil- & Etikette gelieferte jämmerliche Leistungen zu Wucherpreisen, wie mir das oft bei "stilvollen" Unternehmen vorkommt.

Wer sich von Anzügen blenden lässt, ist selber schuld!
Mir sind diese öligen Vertreter in ihren beschlipsten Nadelstreifen grundsätzlich suspekt!

Nunmehr zum stil- & benimmbrüchigen barfüßigen Mittagessen in eines meiner Stammlokale fahrend, Have A Nice Day,
Jay

Diesmal hoffentlich ohne Rausschmiss! ;)

Viele Grüße aus Schorndorf,
Dominik

Nachträglich 'rausgeflogen

Maddin_BN @, Friday, 31.08.2007, 19:03 (vor 6295 Tagen) @ Detlev (MKK)

Auch wenn Du das nicht gerne lesen solltest - Benimm und "Vollständigkeit der Kleidung" sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Leider mache ich immer wieder die Erfahrung, dass gerade diejenigen, die Wert auf ordentliches Benehmen und gute Kleidung legen, diejenigen sind, denen das gute Benehmen fehlt.

Zwei Beispiele, die aber kennzeichnend sind für das, was ich fast jeden Tag mit gewissen "Schlipsträgern" (sorry für die Wortwahl, aber etwas Anderes fällt mir in diesem Zusammenhang leider nicht ein) erlebe:

- ICE Köln-Frankfurt. Ein besonders gut gekleideter Herr sitzt im Zug, hat einen Laptop vor sich und ist am Telefonieren. Der Zugbegleiter betritt den Wagen und bittet um die Vorlage der Fahrausweise. Bei dem "feinen Herrn" angelangt wird der Zugbegleiter von diesem sofort angepöbelt: "Hauen Sie ab, sehen Sie nicht, dass ich telefoniere?", woraufhin sich ein hitziges Wortgefecht entwickelt, in dessen Verlauf der "feine Herr" den Handbewegungen nach kurz davor ist, handgreiflich zu werden...
Der recht alternativ gekleidete junge Mann einige Reihen weiter, der vor mir sitzt und offensichtlich - ich halte mir ja nicht die Ohren während der Fahrt zu - ebenfalls ein geschäftliches Gespräch führt (auch sowas gibt es!), sorgt nicht für ein solches Aufsehen und unterbricht stattdessen für nicht einmal 15 Sekunden das Gespräch, bis der Fahrausweis vorgezeigt und entwertet ist...

- Stadtbahnlinie 66 Siegburg-Königswinter. Die Bahn ist brechend voll. Neben einem feinen Herrn ist noch ein Platz frei. Eine Dame, vielleicht Mitte 50, alternativ, aber sauber und ordentlich gekleidet, möchte sich setzen. Der "feine Herr" macht sich demonstrativ breit und deponiert seinen Aktenkoffer, der eben noch auf seinem Schoß Platz fand, auf dem freien Sitzplatz. "Verschwinden Sie, Sie stinken!", raunzt er die Dame an.

Ich könnte noch von etlichen solchen Ereignissen erzählen, die ich fast jeden Tag erlebe, und meiner Erfahrung nach sind es meistens gerade die besonders gut gekleideten Herrschaften, die kein gutes Benehmen an den Tag legen und für Ärger sorgen.

Nur zur Klarstellung: Das soll keine Verallgemeinerung sein, ich gebe lediglich meine Erfahrungen wieder.

Fazit: Gutes Benehmen kann man nicht von der Kleidung ableiten, und wenn mich ein "Schlipsträger" als "A..." bezeichnet, ist das eben kein gutes Benehmen, egal wie gut - und "vollständig" - er gekleidet ist. Ein nicht ganz so vornehm gekleideter Barfußläufer, der sich anständig benimmt, erfüllt die Ansprüche der zivilisierten Gesellschaft an Benimm auf jeden Fall mehr.

Auch wenn du es wahrscheinlich nicht gerne hörst bzw. liest:
Die Kundschaft in solchen Lokalen hat bzgl. des dort verkehrenden Publikums schon gewisse Vorstellungen.
Und wenn ein Gast sich nicht den Regeln der zivilisierten Gesellschaft fügen will, so muss er mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.
Es zeichnet sich ohnehin ein Trend ab, wieder verstärkt auf gesellschaftliche Regeln zu achten. Die Beherrschung dieser Regeln gehört auch zu den von Unternehmen wieder häufiger gefragten Soft Skills. Von daher gibt es auch beruflich immer häufiger Probleme, wenn man sich in best. Situationen nicht ganz selbstverständlich und locker (und korrekt!) im Anzug bewegen kann oder will.
Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!

Nachträglich 'rausgeflogen

Dominik R., Stammposter, Friday, 31.08.2007, 20:02 (vor 6295 Tagen) @ Detlev (MKK)

Im rein privaten Bereich kannst du machen, was du willst. Begibts du dich aber auf gesellschaftliches/geschäftliches Parkett, wird schon ein gewisser Benimm erwartet!

Was hat Kleidung mit Benimm zu tun?

Und was hat das ganze mit dem genannten "gesellschaftliches/ geschäftliches Parkett" zu tun.

Jay war doch nur zum Essen dort. (Ganz gavon abgesehen, dass er glaubhaft auch barfuß arbeiten kann....). Soviel zum geschäftliches Parkett.
Und um einen Empang eines Staatsgastes oder eines sonstigen gesellschaftlichen Ereignisses hat es sich auch nicht gehandelt.

Verwunderte Grüße,
Dominik

Und wenn schon - wen juckt's...

Bernd (Frankfurt), Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 22:05 (vor 6296 Tagen) @ Jay

Lieber Jay,

to cut a long story short: nimm's dir nicht so zu Herzen.
Sicher findest du ein anderes Lokal, das eine tolerantere Geschäftsführung hat.
Don't let it get to you.

Ciao
Bernd

Hi,
viele von Euch werden wohl 1 oder mehrere Stammlokale haben, in die sie regelmäßig - natürlich BF - zum Essen gehen. Mit etwas durchdachter Vorgehensweise lassen sich in D selbst relativ feine Etablissements sozusagen "erobern", die deutsche Gastronomie ist für BFige Besucher eine der unproblematischsten der Welt.
Man sollte eigentlich meinen, daß wenn man 'mal irgendwo Stammgast ist & über Jahre viel Geld dort gelassen hat, die Formel gilt: [bisher als BFiger Gast etabliert] = [für immer als BFiger Gast etabliert]. Dieser psychotendenziellen Auffassung war auch ich - bis vor rd. 3 Wochen etwas Besseren belehrt wurde.
Der "Hofbrauhauskeller", Lankesbergstr. 5, 85356 Freising (wer will, kann sich unter www.hofbrauhauskeller.de etwas anschauen), hat eine lange, wechselvolle Geschichte, zumeist wohl auf Pachtbasis. Unzählige Male hab' ich dort auch oft mit Freunden gespeist & getrunken (es konnte in den 70er Jahren vorkommen, daß ich nicht der einzige BFige war) & wurde von verschiedenen Deutschen, ab den späten 80ern von einem äußerst vornehmen Italiener auf das Beste bedient. Ab ca. Mitte der 90er stand das Lokal fast ein Jahrzehnt leer, das Building verfiel zusehends & machte zuletzt einen abbruchreifen Eindruck im Gestrüpp. Danach wurde es total umgebaut & erhielt sein heutiges Gesicht (man könnte sagen, ziemlich gehoben, nobel wäre genauso wie Schickimicki eine verfehlte Charakterisierung).
Unter den übrigen schreibenden Forumsusern kennt auch Markus U. dieses Lokal. Wir aßen dort April/Mai indoor zu Mittag, weil´s drinnen etwas weniger hochsommerlich heiß war als draußen. Niemand schenkte unserem BF auch nur die geringste Beachtung. Das jetzige Personal hat mich zumeist auf der Gartenterasse einige 100mal BF gesehen, indoor vielleicht nur ca. 5mal. Soviel zum "Etablierungsgrad".
Das Etablissement sieht sich heute wohl als die oberste Location (dies ist sie auch preislich) in Freising, sozusagen als Nachfolger des "Bayerischer Hof" (Zentrum, Marienplatz, über Generationen das "führende Haus am Platze", Geschäft wg. zu Tode verkehrsberuhigter Innenstadt stark zurückgegangen). Die "Elite" von Stadt & Land, die natürlich keine langen Wanderungen zum Essen will, gibt sich nunmehr hier mit ihren schönen 4rädern ein Stelldichein. Speziell dieses tut sie sehr gerne, weil man von der Gartenterasse aus wie auf dem Präsentierteller sehen kann, WER mit WAS zu- & abfährt.
Am Freitag, 10.08.2007, war´s +11° kalt & regnete in Strömen. Eine große Trauergemeinde hatte das Lokal belegt, meist Ältere in Schwarz. Ein einziger Tisch blieb übrig, wohin ich mich setzte. Es war zufällig außerdem der Platz, den jeder Ängstliche einnehmen würde - mit der schlechtesten Sichtbarkeit der eigenen Füße.
Ich bestellte zum x-ten Mal ein Wienerschnitzel & die Sache nahm ihren gewohnten Gang. Kurz nach der Überreichung der abschließenden Tasse Kaffee trat die bisher schon oft zumindest neutral, eher leicht freundlich wirkende Bedienung an mich heran (ich dachte, sie käme zum Kassieren, was sie auf meinen Wunsch hin zugüg abwickelt) und sprach unfreundlich, streng ermahnend:
"Sie, das geht so nicht mehr. Barfuß...es hat sich 'wer beschwert...der Chef sagt´s auch... - also zukünftig mit Schuhen, und wenn´s bloß irgendwelche sind."
Ich war äußerst überrascht. Damit hatte ich hinten & vorn nicht gerechnet. Es vergingen locker 2 Sekunden, bis ich, "psychodimensional" (mit "familiärem" Blick) auf meine Stammgast-Eigenschaft anspielend, dezent zurückfragte:
"Dürfte ich erfahren, wer sich da beschwert hat?"
Das wollte sie mir nicht sagen. Die folgende Überlegung sprach ich natürlich nicht aus, aber es kam mir irritierend vor, daß ein sogenannter "Geschäftsfreund", der da drin pro Woche bis zu 100 € läßt, nicht ein klein wenig Informationsbonus wert ist - vor Gästen, die man vorher noch nie gesehen hat. Blitzartig fiel mir ein, zum 1. Mal auszuprobieren, was in Kriminalfilmen immer funktioniert hatte - zudem würde man zeigen, daß man ebenfalls zur feinen Gesellschaft gehört, schließlich will das Lokal nur diese als Gäste haben:
Ich zog eine 20 €-Note. Sie verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung gründlich. Es brach ein Eklat los: "Und DAFÜR wollen Sie mich bezahlen? Sagen´ S einmal, spinnen Sie?!"
Eine dumme Ziege. Sie hat keine Ahnung, wie wichtig exakte, auch "quantitativ"-graduelle Freund-Feind-Unterscheidungen im Leben, ganz besonders im BFigen, sind. Für einen Response "Sind Freunde oder ebenfalls Stammgäste von uns" hätte ich Verständnis gehabt.
In meinem Gesichtsausdruck & meinem herablassenden Tonfall (ich sagte kurz "Richten Sie die Rechnung her") signalisierte ich meine Verwunderung über soviel Dummheit. Natürlich hätte auch ich niemals einen Freundes/Stammgast-"Verrat" begangen, aber sonst hätte ich den Deal gemacht. Nur wer einmal fast pleite war & gehungert hat, kann verstehen, weshalb.
Auch diesmal gab ich ihr ein amerikanisches Trinkgeld, welches sie kommentarlos annahm. Wortlos verließ ich das Lokal - aber nicht ohne vorher sofort in diskreter Aufmerksamkeit geprüft zu haben, ob jemand von den übrigen Gästen den Vorfall bemerkt hätte. "Sie" hatte sich nämlich alle Mühe gegeben, das "Publikum" auf die Sache aufmerksam zu machen, indem sie zuerst halblaut 'rumbrüllte, dann in künstliches, hysterisches Gelächter ausbrach. Mehr durch Zufall (Gaststätte überfüllt, laute Gespräche) hatte sie keinen wahrnehmbaren Erfolg damit.
Das Lokal ist grundsätzlich für unsereins verloren, solange der Pächter oder Inhaber nicht wechselt. Ich hab' mich seither nicht mehr dort sehen lassen & kam erst jetzt dazu, dieser arroganten Art* ein Nachspiel folgen zu lassen. Der "Chef" gibt mir entweder eine plausible Erklärung für das Verhalten seiner Bedienung (so etwas wäre in den USA vor 30 Jahren undenkbar gewesen) oder er hat keine Chance, zukünftig auch nur 1 Ct Umsatz von mir zu sehen, & sei´s auch nur als nichtBFiger Wintergast.
[image]
Seite 1
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Seite 2. Erläuterungen:
"...komme Ihrem Wunsch, zukünftig bei Ihnen nicht mehr mit fehlender Fußbekleidung zu erscheinen, selbstverständlich nach" ist Pseudodiplomatie. Sollte es überhaupt noch zu Kontakten kommen, wird mein Kommentar sein: "Wissen Sie, es ist mir einfach lästig, bloß um bei Ihnen speisen zu dürfen, extra nach Hause zu fahren, meine Füße waschen & verpacken zu müssen, wenn man das woanders ohne diesen seltsamen Aufwand & in gleicher Qualität haben kann". Der Brief auf offiziellem Firmenpapier soll ihm insbesondere signalisieren, daß Gefahr droht, daß ich ihm weitere, nicht nur "wild" aussehende Kunden abziehe (wie er vielleicht meint - daher die Erwähnung des fehlenden, "hemdsärmeligen" Anzugjacketts). Unwägbarkeiten: Man hat keine Lust, ständig mit Klagen wg. einiger -zig Quadratzentimeter irgendwo unbedeckter Körperoberfläche (im Nicht-Genitalbereich) behelligt zu werden, weiß der Teufel, was ihm außer Füßen sonst noch nicht passen könnte (großflächig per kurzer Hose zur Schau gestellte Männer-Stachelborstenbeine scheinen jedenfalls seine ästhetischen Anforderungen an den Gast zu erfüllen). Man weiß eben nicht, woran es liegt - ist´s allein der überschrittene Entblößungsflächen-%-satz & kann jemand nicht rechnen oder was auch immer. Sei´s drum, man will als Gast entspannt essen & nicht mit skurrilen Problemen konfrontiert werden. Drum geht man sicherheitshalber woanders hin.
Mit dem Anspruchsdenken von Gästen an andere Gäste ist das so eine Sache. Es ist eine zuverlässige Konstante, daß wer sich dazu berufen fühlt, seine Erwartungshaltung seiner Umwelt mitzuteilen, auch Signale seiner eigenen Zugehörigkeit zur feinen Gesellschaft setzt. Das Wesen der feinen Gesellschaft ist GELD (sonst hat sie nichts). Wer fein sein kann, zeigt dies auf dem Parkplatz, weil feine 4räder das 100fache feiner Klamotten kosten. Kann das jemand nicht & bringt er in dieser Hinsicht keine Leistung, wird Gemecker über "mangelhafte" oder fehlende Kleidungsausstattung Anderer schnell zur Clownerie.
Der Schlußsatz ist nichts anderes als die Formel: Durch neue Geschäftspolitik Kunden verloren.
Ich rechne damit, daß kein oder ein kurz-großkotziger ("kann es mir leisten, auf Sie zu verzichten")-Response kommt. Mit meinen anderen Stammlokalen sprach ich über die Sache & erstmalig über BF. Sie zeigten sich über den Vorfall sehr verwundert, versicherten mir, daß meine BFigkeit überhaupt kein Problem sei, ferner: Man sei um jeden KONKRETEN Gast froh, der überhaupt kommt & dort gutes Geld läßt. Das Gastronomie-Geschäft sei wg. der hohen Lebenshaltungskosten rückläufig, vor allem die Rentner, die sich früher doch ab & zu ein gutes Mahl gegönnt hätten, blieben auffällig weg. So gelang es mir, die 'Geschäftsbeziehungen' zu vertiefen, was dazu führte, daß ich nunmehr als BFiger Gast, der sich zu benehmen weiß, immer wieder 'mal eine Tasse Kaffee oder ein kleines Dessert "auf Kosten des Hauses" erhalte.
BFige Gourmetgrüße, Jay (bitte noch um etwas Geduld für den Urlaubsbericht).
--
*) "Dürfen wir Sie bitten, zukünftig [man weiß schon]...weil sich Gäste aufregen..." wäre vielleicht auch eine Formulierung gewesen, nicht aber der oben wörtlich zitierte, 'kindgerechte' Befehlston einem Stammgast gegenüber, der stets Verständnis für sehr lange Essens-Lieferzeiten bei starker Lokalbesetzung gezeigt hat. Gewisse verbale Umgangsformen sollte man als Bedienung eines Restaurants, das an seine Gäste gewisse "Ansprüche" stellt, gelernt haben.

...ich vergaß...

Bernd (Frankfurt), Stammposter, Thursday, 30.08.2007, 22:12 (vor 6296 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

..und vergiss bitte nicht, uns mitzuteilen, was dir die Geschäftsführung auf deine Stilblüte geantwortet hat. "Stilblüte" deshalb, weil dein extrem formelhafter, hypotaktischer Stil vermutlich jeden durchschnittlich intellektuell begabten Restaurantbesitzer schier verzweifeln lässt... Das ist besser als der Schriftverkehr des Königlich Bayerischen Amtsgerichtes.... ;-)

Ciao
Bernd

Lieber Jay,
to cut a long story short: nimm's dir nicht so zu Herzen.
Sicher findest du ein anderes Lokal, das eine tolerantere Geschäftsführung hat.
Don't let it get to you.
Ciao
Bernd

Hi,
viele von Euch werden wohl 1 oder mehrere Stammlokale haben, in die sie regelmäßig - natürlich BF - zum Essen gehen. Mit etwas durchdachter Vorgehensweise lassen sich in D selbst relativ feine Etablissements sozusagen "erobern", die deutsche Gastronomie ist für BFige Besucher eine der unproblematischsten der Welt.
Man sollte eigentlich meinen, daß wenn man 'mal irgendwo Stammgast ist & über Jahre viel Geld dort gelassen hat, die Formel gilt: [bisher als BFiger Gast etabliert] = [für immer als BFiger Gast etabliert]. Dieser psychotendenziellen Auffassung war auch ich - bis vor rd. 3 Wochen etwas Besseren belehrt wurde.
Der "Hofbrauhauskeller", Lankesbergstr. 5, 85356 Freising (wer will, kann sich unter www.hofbrauhauskeller.de etwas anschauen), hat eine lange, wechselvolle Geschichte, zumeist wohl auf Pachtbasis. Unzählige Male hab' ich dort auch oft mit Freunden gespeist & getrunken (es konnte in den 70er Jahren vorkommen, daß ich nicht der einzige BFige war) & wurde von verschiedenen Deutschen, ab den späten 80ern von einem äußerst vornehmen Italiener auf das Beste bedient. Ab ca. Mitte der 90er stand das Lokal fast ein Jahrzehnt leer, das Building verfiel zusehends & machte zuletzt einen abbruchreifen Eindruck im Gestrüpp. Danach wurde es total umgebaut & erhielt sein heutiges Gesicht (man könnte sagen, ziemlich gehoben, nobel wäre genauso wie Schickimicki eine verfehlte Charakterisierung).
Unter den übrigen schreibenden Forumsusern kennt auch Markus U. dieses Lokal. Wir aßen dort April/Mai indoor zu Mittag, weil´s drinnen etwas weniger hochsommerlich heiß war als draußen. Niemand schenkte unserem BF auch nur die geringste Beachtung. Das jetzige Personal hat mich zumeist auf der Gartenterasse einige 100mal BF gesehen, indoor vielleicht nur ca. 5mal. Soviel zum "Etablierungsgrad".
Das Etablissement sieht sich heute wohl als die oberste Location (dies ist sie auch preislich) in Freising, sozusagen als Nachfolger des "Bayerischer Hof" (Zentrum, Marienplatz, über Generationen das "führende Haus am Platze", Geschäft wg. zu Tode verkehrsberuhigter Innenstadt stark zurückgegangen). Die "Elite" von Stadt & Land, die natürlich keine langen Wanderungen zum Essen will, gibt sich nunmehr hier mit ihren schönen 4rädern ein Stelldichein. Speziell dieses tut sie sehr gerne, weil man von der Gartenterasse aus wie auf dem Präsentierteller sehen kann, WER mit WAS zu- & abfährt.
Am Freitag, 10.08.2007, war´s +11° kalt & regnete in Strömen. Eine große Trauergemeinde hatte das Lokal belegt, meist Ältere in Schwarz. Ein einziger Tisch blieb übrig, wohin ich mich setzte. Es war zufällig außerdem der Platz, den jeder Ängstliche einnehmen würde - mit der schlechtesten Sichtbarkeit der eigenen Füße.
Ich bestellte zum x-ten Mal ein Wienerschnitzel & die Sache nahm ihren gewohnten Gang. Kurz nach der Überreichung der abschließenden Tasse Kaffee trat die bisher schon oft zumindest neutral, eher leicht freundlich wirkende Bedienung an mich heran (ich dachte, sie käme zum Kassieren, was sie auf meinen Wunsch hin zugüg abwickelt) und sprach unfreundlich, streng ermahnend:
"Sie, das geht so nicht mehr. Barfuß...es hat sich 'wer beschwert...der Chef sagt´s auch... - also zukünftig mit Schuhen, und wenn´s bloß irgendwelche sind."
Ich war äußerst überrascht. Damit hatte ich hinten & vorn nicht gerechnet. Es vergingen locker 2 Sekunden, bis ich, "psychodimensional" (mit "familiärem" Blick) auf meine Stammgast-Eigenschaft anspielend, dezent zurückfragte:
"Dürfte ich erfahren, wer sich da beschwert hat?"
Das wollte sie mir nicht sagen. Die folgende Überlegung sprach ich natürlich nicht aus, aber es kam mir irritierend vor, daß ein sogenannter "Geschäftsfreund", der da drin pro Woche bis zu 100 € läßt, nicht ein klein wenig Informationsbonus wert ist - vor Gästen, die man vorher noch nie gesehen hat. Blitzartig fiel mir ein, zum 1. Mal auszuprobieren, was in Kriminalfilmen immer funktioniert hatte - zudem würde man zeigen, daß man ebenfalls zur feinen Gesellschaft gehört, schließlich will das Lokal nur diese als Gäste haben:
Ich zog eine 20 €-Note. Sie verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung gründlich. Es brach ein Eklat los: "Und DAFÜR wollen Sie mich bezahlen? Sagen´ S einmal, spinnen Sie?!"
Eine dumme Ziege. Sie hat keine Ahnung, wie wichtig exakte, auch "quantitativ"-graduelle Freund-Feind-Unterscheidungen im Leben, ganz besonders im BFigen, sind. Für einen Response "Sind Freunde oder ebenfalls Stammgäste von uns" hätte ich Verständnis gehabt.
In meinem Gesichtsausdruck & meinem herablassenden Tonfall (ich sagte kurz "Richten Sie die Rechnung her") signalisierte ich meine Verwunderung über soviel Dummheit. Natürlich hätte auch ich niemals einen Freundes/Stammgast-"Verrat" begangen, aber sonst hätte ich den Deal gemacht. Nur wer einmal fast pleite war & gehungert hat, kann verstehen, weshalb.
Auch diesmal gab ich ihr ein amerikanisches Trinkgeld, welches sie kommentarlos annahm. Wortlos verließ ich das Lokal - aber nicht ohne vorher sofort in diskreter Aufmerksamkeit geprüft zu haben, ob jemand von den übrigen Gästen den Vorfall bemerkt hätte. "Sie" hatte sich nämlich alle Mühe gegeben, das "Publikum" auf die Sache aufmerksam zu machen, indem sie zuerst halblaut 'rumbrüllte, dann in künstliches, hysterisches Gelächter ausbrach. Mehr durch Zufall (Gaststätte überfüllt, laute Gespräche) hatte sie keinen wahrnehmbaren Erfolg damit.
Das Lokal ist grundsätzlich für unsereins verloren, solange der Pächter oder Inhaber nicht wechselt. Ich hab' mich seither nicht mehr dort sehen lassen & kam erst jetzt dazu, dieser arroganten Art* ein Nachspiel folgen zu lassen. Der "Chef" gibt mir entweder eine plausible Erklärung für das Verhalten seiner Bedienung (so etwas wäre in den USA vor 30 Jahren undenkbar gewesen) oder er hat keine Chance, zukünftig auch nur 1 Ct Umsatz von mir zu sehen, & sei´s auch nur als nichtBFiger Wintergast.
[image]
Seite 1
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Seite 2. Erläuterungen:
"...komme Ihrem Wunsch, zukünftig bei Ihnen nicht mehr mit fehlender Fußbekleidung zu erscheinen, selbstverständlich nach" ist Pseudodiplomatie. Sollte es überhaupt noch zu Kontakten kommen, wird mein Kommentar sein: "Wissen Sie, es ist mir einfach lästig, bloß um bei Ihnen speisen zu dürfen, extra nach Hause zu fahren, meine Füße waschen & verpacken zu müssen, wenn man das woanders ohne diesen seltsamen Aufwand & in gleicher Qualität haben kann". Der Brief auf offiziellem Firmenpapier soll ihm insbesondere signalisieren, daß Gefahr droht, daß ich ihm weitere, nicht nur "wild" aussehende Kunden abziehe (wie er vielleicht meint - daher die Erwähnung des fehlenden, "hemdsärmeligen" Anzugjacketts). Unwägbarkeiten: Man hat keine Lust, ständig mit Klagen wg. einiger -zig Quadratzentimeter irgendwo unbedeckter Körperoberfläche (im Nicht-Genitalbereich) behelligt zu werden, weiß der Teufel, was ihm außer Füßen sonst noch nicht passen könnte (großflächig per kurzer Hose zur Schau gestellte Männer-Stachelborstenbeine scheinen jedenfalls seine ästhetischen Anforderungen an den Gast zu erfüllen). Man weiß eben nicht, woran es liegt - ist´s allein der überschrittene Entblößungsflächen-%-satz & kann jemand nicht rechnen oder was auch immer. Sei´s drum, man will als Gast entspannt essen & nicht mit skurrilen Problemen konfrontiert werden. Drum geht man sicherheitshalber woanders hin.
Mit dem Anspruchsdenken von Gästen an andere Gäste ist das so eine Sache. Es ist eine zuverlässige Konstante, daß wer sich dazu berufen fühlt, seine Erwartungshaltung seiner Umwelt mitzuteilen, auch Signale seiner eigenen Zugehörigkeit zur feinen Gesellschaft setzt. Das Wesen der feinen Gesellschaft ist GELD (sonst hat sie nichts). Wer fein sein kann, zeigt dies auf dem Parkplatz, weil feine 4räder das 100fache feiner Klamotten kosten. Kann das jemand nicht & bringt er in dieser Hinsicht keine Leistung, wird Gemecker über "mangelhafte" oder fehlende Kleidungsausstattung Anderer schnell zur Clownerie.
Der Schlußsatz ist nichts anderes als die Formel: Durch neue Geschäftspolitik Kunden verloren.
Ich rechne damit, daß kein oder ein kurz-großkotziger ("kann es mir leisten, auf Sie zu verzichten")-Response kommt. Mit meinen anderen Stammlokalen sprach ich über die Sache & erstmalig über BF. Sie zeigten sich über den Vorfall sehr verwundert, versicherten mir, daß meine BFigkeit überhaupt kein Problem sei, ferner: Man sei um jeden KONKRETEN Gast froh, der überhaupt kommt & dort gutes Geld läßt. Das Gastronomie-Geschäft sei wg. der hohen Lebenshaltungskosten rückläufig, vor allem die Rentner, die sich früher doch ab & zu ein gutes Mahl gegönnt hätten, blieben auffällig weg. So gelang es mir, die 'Geschäftsbeziehungen' zu vertiefen, was dazu führte, daß ich nunmehr als BFiger Gast, der sich zu benehmen weiß, immer wieder 'mal eine Tasse Kaffee oder ein kleines Dessert "auf Kosten des Hauses" erhalte.
BFige Gourmetgrüße, Jay (bitte noch um etwas Geduld für den Urlaubsbericht).
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*) "Dürfen wir Sie bitten, zukünftig [man weiß schon]...weil sich Gäste aufregen..." wäre vielleicht auch eine Formulierung gewesen, nicht aber der oben wörtlich zitierte, 'kindgerechte' Befehlston einem Stammgast gegenüber, der stets Verständnis für sehr lange Essens-Lieferzeiten bei starker Lokalbesetzung gezeigt hat. Gewisse verbale Umgangsformen sollte man als Bedienung eines Restaurants, das an seine Gäste gewisse "Ansprüche" stellt, gelernt haben.

Brief als Text?

Leo, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 11:18 (vor 6295 Tagen) @ Bernd (Frankfurt)

Hallo Jay,

ich platze vor Neugier! Ich bin noch gut 2 Wochen in Urlaub und kann daher nur auf dem Handy lesen. Bei Fotos ist die automatische Größenskalierung auf Handy-Bildschirmgröße mit entsprechender Datenreduktion in WML ja praktisch, macht gescante Texte aber unleserlich. (In HTML werden die Bilder gar nicht geladen - wegen der Datenmenge?) kannst Du Deinen Brief noch mal im Text-Format wiederholen?

Meine Meinung: Der Kunde ist König und nicht Bittsteller! Ich hätte gar kein Trinkgeld gegeben. Ich sage dann immer: Es gibt noch andere Läden, wenn Sie mein Geld nicht wollen! Wahrscheinlich war die Beschwerde eh frei erfunden und in Wirklichkeit paßt Dein Kleidungs-Outfit nicht in den neuen Edel-Rahmen. Beschwerden bringen dann eh nichts. Aber im Gegensatz zur BSV oder SSB (was wurde aus der Beschwerde?) gibt es ja viele Alternativen Essen zu gehen: die können Dich doch mal...

Gruß Leo

Brief als Text?

Rolf (F), Stammposter, Friday, 31.08.2007, 17:35 (vor 6295 Tagen) @ Leo

Meine Meinung: Der Kunde ist König und nicht Bittsteller! Ich hätte gar kein Trinkgeld gegeben. Ich sage dann immer: Es gibt noch andere Läden, wenn Sie mein Geld nicht wollen!

Das hätte ich genauso gemacht - wenn der Service okay oder besser ist, gebe ich auch Trinkgeld, aber wenn ich unzufrieden bin, gebe ich NICHTS.

Gruß, Rolf (F)

Nachträglich 'rausgeflogen

Charles B., Friday, 31.08.2007, 11:11 (vor 6295 Tagen) @ Jay

Hi Jay,
na das ist ja eine bedauerliche Geschichte. Da bleibt wohl nur abhaken und vergessen.
Ich stimme Euch zu, dass eine kürzere prägnantere Rückfrage wie von Don Primo vorgeschlagen strategisch günstiger gewesen wäre als die von Dir gewählte ausschweifende Form, aber das ist ja auch bereits abgehakt.
Was mir noch auffiel ist, dass niemand weiter auf die von Dir erwähnte an jenem Tag anwesende Trauergemeinde eingegangen ist. Wenn ich's richtig gelesen habe, waren das die einzigen Gäste? Dann war diese Gesellschaft möglicherweise der Auslöser der Beschwerde. Durchaus vorstellbar, dass die Trauernden von der Anwesenheit eines langhaarigen Barfüßers irritiert waren. In diesem Fall hätte das Personal bedauernd auf die Ausnahmesituation hinweisen und um Verständnis und Rücksicht Deinerseits bitten können, statt ihren langjährigen Stammkunden derart grob zu brüskieren.
Sei's drum. Ich hätte keinen Bock mehr auf den Laden, und Du wirst Dir vermutlich auch zweimal überlegen, dort nochmal Deine Kohle zu lassen.
just my twopence
cheers
Charles

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[quote]Am Freitag, 10.08.2007, war´s +11° kalt & regnete in Strömen. Eine große Trauergemeinde hatte das Lokal belegt, meist Ältere in Schwarz. Ein einziger Tisch blieb übrig, wohin ich mich setzte. Es war zufällig außerdem der Platz, den jeder Ängstliche einnehmen würde - mit der schlechtesten Sichtbarkeit der eigenen Füße.[/quote]
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