Spuren des Hochwassers, teilweise zum Vorteil für Barfüßer (Hobby? Barfuß! 2)
Am vergangenen Wochenende war in Zofingen Powerman und in Aarau Schwingfest und somit mit einem erheblichen Mehrverkehr und Straßensperren zu rechnen. Das muß ich nicht haben und radelte deswegen nach Basel, selbstverständlich barfuß. Es sollte auch Badewetter angekündigt, wieso nicht dorthin? Etwas anders als sonst war es aber schon. Es ist gar nicht solange her, daß die Schweiz von Hochwassern heimgesucht wurde. Die größte Änderung war die Tatsache, daß der Birskopfsteg, der unmittelbar vor der Mündung in den Rhein über die Birs führte, wegen Schäden demontiert werden mußte. Die Reste der Brücke lagen am Ufer, teils auf Basler, teils auf Birsfelder Seite.
An Badetagen wurde früher dieser Steg oft barfuß begangen, und zwar von Badenden, die unterhalb von der Schleuse Birsfelden in den Rhein stiegen und dann stromabwärts schwammen. Das war nicht mehr möglich. Als Folge nahm der "stadt- und kantonsübergreifende Schwimmverkehr" ab. Aber es gab doch noch ein paar unermüdliche, die versuchten, die Birs zu durchwaten, teilweise barfuß, teilweise auch mit irgendwelchen Schwimmschuhen. Das war gar nicht so einfach, denn die Strömung der Birs war nicht zu unterschätzen. Der Grund war auch nicht sandig, sondern steinig, weiterhin gaben die Steine teilweise nach oder waren glitschig. Ich selber habe es auch probiert, und ich kam auch durch, wenn auch nicht ohne mich irgendwo aufzustützen. Auch an den Füßen empfand ich es nicht gerade als angenehm. Auch Leute, die nicht in Badekleidung waren, sondern lediglich die Hosen hochgekrempelt hatten, kamen manchmal zu Fall.
Wer nicht durch die Birs waten wollte, der konnte auch den Umweg über die ca. 200 Meter entfernte Straßenbrücke nehmen. Radfahrer und bekleidete Fußgänger taten es auch. Allerdings sah ich niemanden, der diesen Umweg in Badekleidung benutzte. Ich war wohl der einzige. Dabei war der Weg gar nicht mal barfußfeindlich (wenn man von einer zerdepperten Flasche absieht, aber die Scherben erkannte ich sogar ohne Brille, die ich beim Schwimmen nie trage). Über diese Brücke fahren auch Straßenbahnen, die ich ebenfalls ohne Brille als solche erkenne und nicht etwa mit einem Zeppelin verwechsele.
Daß auf dem Birskopf etliche Leute barfuß waren, versteht sich von selbst. Aber es gab auch Leute, die sich ohne Schuhe auch weiter entfernten, nicht nur am Ufer entlang, sondern auch in Quartiersstraßen. Die Überschwemmungen hatten auch dafür gesorgt, daß sich auf einigen Wegen Sand abgelagert hatte, so daß der stellenweise rauhe Asphalt verfüllt war und teilweise sogar Sandhäufchen lagen. Selbstverständlich genoß ich es, durch diese Sandhäufchen zu gehen. Andererseits beobachtete ich auch Badegäste, die um diese Häufchen einen Bogen machten und es vorzogen, den heißen Asphalt zu benutzen. Wollen die sich zum Fakir ausbilden lassen?
Der Barfußpark in der Nähe wurde auch von Kindern benutzt. Sie zogen unaufgefordert ihre Schuhe aus und trugen sie in der Hand weiter, während sie die Parcour benutzten. Und hinterher zogen sie unaufgefordert die Schuhe wieder an und gingen mit den Eltern weiter. Die Kinder wurden also "richtig" erzogen, genauso wie meine Eltern mir beigebracht haben, unmittelbar nach dem Heimkommen die Straßenschuhe auszuziehen und Hausschuhe anzuziehen (und beim Weggehen umgekehrt). Erst spät habe ich begonnen den Sinn des ganzen zu hinterfragen.
Am Samstagabend war ich noch im Basler Stadtzentrum. Barfüßer waren dort sehr selten, ich sah lediglich einen jungen Mann und (unabhängig davon) eine junge Frau. Beim Mann fiel das aus, da er eine hochgekrempelte Hosen trug (und noch dazu Haare mit Dauerwelle), bei der Frau weniger, da sie Jeans trug, die mit zum Fegen der Straße beitrugen. Dort, wo Straßenrestaurant waren, gab es einige Leute, die über meine Barfüßigkeit lästerten. Oder war es die sonstige Aufmachung? Gewiß, kurze Hosen trugen etliche Männer. Aber im Gegensatz zu mir auch irgendeine Art von Oberbekleidung. oder war es mein Fahrrad, auf dem ich unter anderem einen Schlafsack transportierte (aber kein Schild "Schuhe? Nein danke!").
Die Nacht verbrachte ich am Ufer der Birs in Münchenstein. Auch hier war infolge des früheren Hochwassers teilweise Sand abgelagert worden. Zum Übernachten sollte es mir recht sein, auch genoß ich den kühlen Sand an den Füßen, bevor ich mich im Schlafsack verkroch. Weniger schön fand ich, daß unweit von mir am anderen Ufer irgendeine Party standfand. Bis morgens um sieben war ununterbrochen Musik. Musik? Für mich war das Lärm!
Nachdem ich den Sonntag auch am Birskopf verbracht hatte, radelte ich wieder nach Hause. Ab und zu barfüßige Kinder im Garten, jedoch auch ein barfüßiges Mädchen in Aarburg, wo Pontoniere die dortigen Hochwasserschäden beseitigten sowie zwei Mädchen, die in Gegenwart ihrer fett beschuhten Mutter und ihres "echt" barfüßigen Hundes mit Schuhen in der Hand auf dem Weg entlang des Tychs gingen, wo ebenfalls Sand abgelagert war, der den fiesen Schotter verfüllt hatte. Teilweise war der Sand so fein, daß ich mein Velo schieben mußte, um nicht zu stürzen. Aber wenn der Sand so herrlich fein ist, dann nehme ich gerne den "Zeitverlust" in Kauf.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen