Am Dienstag war nun die Heimfahrt nicht mehr aufschiebbar. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von Manfred, von Kerstin musste ich mich schon am Vorabend verabschieden, da sie früh weg musste. Ich habe mich sehr über die Gastfreundschaft von Manfred und Kerstin gefreut, bin beiden sehr dankbar dafür, und hoffe im nächsten Jahr wieder einmal nach Teningen zu kommen.
Ein weiter Weg lag nun aber vor mir. Auch ein Umweg über Stuttgart sollte unbedingt möglich sein, da es für mich die letzte Gelegenheit sein würde die meterspurige Stuttgarter Straßenbahn noch einmal in Betrieb zu erleben. Im Winter wird sie ja stillgelegt. Dann fahren nur noch die normalspurigen Stadtbahnzüge. Außerdem wollte ich, wenn ich schon mal in Stuttgart bin, auch noch meine Tante besuchen. Ich hatte es also relativ eilig.
Zunächst fuhr ich aber von Teningen nach Emmendingen, wo ich an verschiedenen Tankstellen versuchte einen Stadtplan von Colmar zu bekommen. Man sagte mir zwar immer wieder, dass man so was hätte, aber tatsächlich war er nirgends zu bekommen. Nun überlegte ich, wie ich wohl möglichst schnell nach Stuttgart käme. Über den Schwarzwald mit all seinen kurvenreichen Straßen schien mir nicht sinnvoll, also wählte ich die Autobahn über Karlsruhe. Bei Riegel fuhr ich auf die Autobahn und stand im Stau. Nach einer Ewifkeit hatte ich die nächste Ausfahrt erreicht und nun beschlossen doch über den Schwarzwald zu fahren, allerdings war ich nun eine Stunde nach meiner Abfahrt erst 15 km von Teningen entfernt, und ich musste noch bis Berlin!
Nach einer endlosen Fahrt durch eine allerdings oft sehr schöne Landschaft über Herbolzheim, Haslach, Schiltach, Schramberg und Oberndorf erreichte ich endlich die Autobahn Singen - Stuttgart. Unterwegs konnte ich sogar noch zwei junge barfüßige Frauen entdecken, die auf irgendwelchen Stufen saßen. Sie hatten allerdings jeweils ein paar Inline-Skates bei sich.
Nach ein paar Kilometern rascher Fahrt erreichte ich unmittelbar an der Ausfahrt Horb wieder ein Stauende, allerdings diesmal so, dass ich die Autobahn schnell verlassen konnte. Vielleicht wäre es sogar schneller gegangen, wenn ich auf der Autobahn geblieben wäre, aber von Staus hatte ich genug.
Ich fuhr dann über Landstraßen nach Herrenberg, sah noch irgendwo einen barfüßigen Jungen und konnte ab Gärtringen problemlos über die Autobahn Stuttgart erreichen.
In Stuttgart fuhr ich zunächst zur ehemaligen Straßenbahnwendeschleife Geroksruhe, um dort die nur dieses Jahr noch fahrenden alten Straßenbahnen zu fotografieren. Die Schleife ist zwar nicht mehr vorhanden, aber das Schleifengleis wird derzeit als Umleitungsgleis für die letzte meterspurige Straßenbahnlinie genutzt, während auf der eigentlichen Trassen die Bauarbeiten zum neuen Normalspurigen Gleis laufen.

Auf provisorischen Gleisen schlängelt sich die Linie 15 durch die alte Wendeschleife

Während ich auf Straßenbahnen wartete, um sie mit auf das Bild zu bekommen, entdeckte ich auch einen kleinen Park mit wunderschöner Aussicht auf Stuttgart-Ostheim.

Blick über Stuttgart-Ostheim

In dem Park gab es auch einen Spielplatz, auf dem ein Mädchen barfuß umhertobte.
Weiter ging ich entlang der Pischekstraße, wo man auch von der Straßenbahn aus einen phantastischen Blick auf die Stuttgarter Innenstadt genießen kann. Hier ist der Umbau der strecke bereits erfolgt, so dass Dreischienengleise, sowohl für die alte Meterspur, als auch für die künftige Normalspur zur Verfügung stehen.

Die Pischekstraße hoch über den Häusern des Stadtzentrums

In flotter Fahrt rauschen die alten Züge hinab zur Innenstadt und weiter nach Stammheim

Nun begab ich mich auf den Weg durch die Innenstadt. Auf weitere Fotos auf dem Weg nach Zuffenhausen verzichtete ich, da die Zeit knapp war und ich auch noch meine Tante besuchen wollte. So begab ich mich nach Stuttgart-Zuffenhausen, wo ich zunächst am Kelterplatz die Verzweigung von normalspuriger Stadtbahn und meterspuriger Straßenbahn betrachtete.

Stadtbahn am Zuffenhäuser Kelterplatz

Straßenbahn in der Ludwigsburger Straße am Kelterplatz

Den folgte ich kurzerhand den Gleisen nach Stammheim, was mir noch einen netten Eindruck der originalen meterspurigen Stuttgarter Straßenbahn ohne Dreischienengleise und Baustellen ermöglichte. Nur zwischen Zuffenhausen und Stammheim ist das noch möglich.

Die Wendeschleife in Stammheim

Auf dem Rückweg nach Zuffenhausen gelangen mir noch ein paar Bilder der Strecke durch Stammheim.

Nach der Stilllegung der Strecke im Winter wird auch hier die Stadtbahn herkommen und einen vom Straßenverkehr getrennten Gleiskörper benötigen. Wo man den wohl unterbringen wird?

Von Zuffenhausen aus rief ich dann bei meiner Tante an, ob ihr ein Besuch durch mich recht wäre, denn ich wollte nicht, dass sie sich Mühe mit irgendwelchen Vorbereitungen machen würde. Da sich aber Tante und Onkel sehr über meinen Besuch freuten, besorgte ich in Zuffenhausen noch etwas Kuchen, wobei ich noch ein wenig die Straßenbahn knipste.

In der Unterländerstraße in Zuffenhausen wird die Stadtbahn im Tunnel fahren.

Ich hatte dann noch 1½ Stunden Zeit für meinen Besuch, was eigentlich viel zu wenig war, bevor ich gegen 18:00 Uhr nach Berlin aufbrach. Einen längeren Aufenthalt wagte ich nicht, um nicht allzu spät in der Nacht noch fahren zu müssen. Glücklicherweise kam ich aber gut durch und erreichte über Heilbronn und Nürnberg meine Heimat nach nur 5½ Stunden.
Erwähnenswert wäre höchstens, dass ich noch bei der Durchfahrt durch Zuffenhausen im Rotweg oder der Ludwigsburger Straße eine barfüßige Frau in Begleitung eines beschuhten Mannes gesehen habe.
Ich war froh, meine Tante besucht zu haben, da sie sich sichtlich freute, und hoffe im nächsten Jahr, wenn ich mal wieder nach Teningen komme, auch wieder einen Halt in Stuttgart einplanen zu können.
Eine trotz des zeitweise sehr unschönen Wetters dennoch schöne Reise ging zu Ende.

Viele Grüße

Ulrich