3. Tag meiner Augustreise (Odenwald und Bruchsal) (m. 9 B.) (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Wednesday, 15.08.2007, 22:52 (vor 6311 Tagen)

Am nächsten Morgen war die Temperatur deutlich gefallen und es regnete. Von der eigentlich schon am Vortag beabsichtigte Besichtigung von Dieburg, die aus Zeitgründen entfallen musste, nahm ich Abstand, da mir das Wetter keine Stadtbesichtigung sinnvoll erscheinen ließ. Also fuhr ich durch den Odenwald in Richtung zum Felsenmeer bei Reichenbach, in der Hoffnung, der Regen könnte nachlassen.
Unterwegs hielt ich allerdings doch noch in Lengfeld, da mich das dortige Fachwerkstadttor faszinierte. Normalerweise sind solche Tore ja immer massiv gemauert, so dass dieses Tor unbedingt aus dem Rahmen fällt.

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Stadttor in Lengfeld bei strömendem Regen

Weiter ging es in den Odenwald, wo es tatsächlich zu regnen aufhörte. Ich entdeckte einen Wanderparkplatz bei Beedenkirchen, wo mir eine Karte verriet, dass es nähere Parkplätze am Felsenmeer gibt. Daher fuhr ich weiter nach Reichenbach. Da der richtige Parkplatz aber gebührenpflichtig war, fuhr ich zum dritten und konnte so kostenlos auf nassen Wegen bei zunächst annähernd trockenem Wetter zum Felsenmeer gelangen. Die Wege dort sind allerdings allesamt mit reichlich Splitt versehen, so dass sie nicht unbedingt als barfußgeeignet gelten können.
Um den Felsberg herum gibt es zahlreiche Relikte der früheren Steinindustrie, wie alte Steinbrüche, aber auch misslungene steinerne Bauteile, die bereits zu Zeiten der Römer dort entstanden sind.

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Römische Steinsäule, die nie abtransportiert wurde

Das Felsenmeer besteht aus einer Halde von riesigen Felsen, die wie Kieselsteine abgerundet sind, aber bis zu mehrere Meter Durchmesser besitzen. Wie ein Gletscher erstreckt sich diese imposante Felsmasse dort vom Felsberg nach Süden.

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Wie eine Gletscherzunge erstreckt sich das Felsenmeer

Immer mehr Menschen kamen heran und insbesondere Kinder kletterten unermüdlich über diese Steinhindernisse nach oben, während es doch wieder anfing zu regnen und ich mich auf den weg zum Auto machte.

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Das Felsenmeer bietet einen idealen Bereich zum herumklettern

Bald erreichte ich Bensheim, das kurioserweise noch völlig trocken war. Auch diese Stadt wollte ich besichtigen, zuvor aber das "Fürstenlager" einen Staatspark in Auerbach bei Bensberg besichtigen. Inspiriert von der Romantik ließ sich dort Ludwig X. von Hessen-Darmstadt 1790-95 ein kleines Dörfchen als Sommerfrische erbauen. Es entstand "ein Biedermeier-Miniaturdorf mit Alleen überraschenden Ausblicken uns stimmungsvoller Umgebung mit exotischen Bäumen und Pflanzen", wie ein Reiseführer schreibt. In der Tat liegt das Dörfchen wunderschön, jedoch hatte ich nicht viel davon, da es in Strömen zu schütten begann. Irgendjemand freute sich darüber, dass es immerhin bis zum frühen Nachmittag trocken blieb! Auch ein Besuch im Museum ließ sich nicht verwirklichen, da es geschlossen war. Trotz einer Regenjacke kam ich ziemlich durchnässt wieder am Auto an. Barfußfreundlich ist dieser Ort übrigens auch keineswegs, da die Wege alle sehr gewissenhaft geschottert sind.

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Im Fürstenlager bei Auerbach

In Auerbach fotografierte ich noch aus dem Auto heraus einen kleinen Bach, der unmittelbar neben der Straße vor den Häusern vorbei fließt, aber auf Grund des strömenden Regen auch für Regenwasser gehalten werden könnte.

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Am rechten Straßenrand fließt ein kleiner Bach, was bei Trockenheit sehr idyllisch wirkt.

Bensberg interessierte mich nun bei diesem Wetter nicht mehr. Weitere mögliche Besichtigungsziele wie Lorsch, Worms, Ludwigshafen, Mannheim und Speyer, die ich auf meiner Liste hatte, musste ich wegen des Wetters streichen. Also fuhr ich auf die Autobahn in Richtung Freiburg und hoffte, dass der Regen irgendwo aufhört und ich noch irgendwas besichtigen könnte.
Kurz vor Bruchsal ließ er tatsächlich nach, ich überlegte, ob ich noch Karlsruhe besichtigen könnte, fürchtete aber, dass der Regen bald wieder einsetzte und entschloss mich daher das im Atlas als "besonders sehenswert" eingestufte Barockschloss in Bruchsal zu besichtigen.

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Schloss Bruchsal

Hier setzte wieder Nieselregen ein, aber im Schloss störte mich das nicht. Auch meine nackten Füße störten im Schloss niemanden. Leider erhielt ich aber keine Führung mehr, da dort wegen Krankheit die letzten Führungen ausfielen. Dass ich trotzdem den normalen Eintritt zahlen sollte sah ich nicht ein, verhandelte eine Weile mit der Frau an der Kasse und bekam schließlich als Student Einlass. :-)
Mit einem Handzettel, der die wichtigsten Informationen beinhaltete, kam ich in die relativ wenigen Prunksäle, die nach den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wieder sehr schön hergerichtet sind. Von außen mag das Schloss besonders sehenswert sein, im Park war ich wetterbedingt nicht, von innen ist es dagegen allenfalls sehenswert, da der meiste Prunk 1945 zerstört wurde. Was man jetzt noch sieht, ist in aufwändiger Arbeit wieder hergestellt, aber nicht original.

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Im Krieg zerstört und wunderbar wieder hergestellt: Prunksaal im Schloss Bruchsal

Sehr sehenswert ist aber auch eine Sammlung von mechanischen Musikinstrumenten, die im Rahmen einer Führung besichtigt werden konnten, Nur leider musste ich auf den ersten Teil der Führung verzichten, da ich sonst die Prunksäle nicht hätte sehen können. Das Schloss wurde geschlossen, man machte Feierabend.

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Ein ganzes Orchester in Miniatur - Jede Figur war beweglich

Es nieselte weiter, ich ärgerte mich über das Wetter und wollte nur noch ans Ziel, nach Teningen, das ich nach einer Weile erreichte. Dort hatten mich freundlicherweise Manfred und Kerstin eingeladen eine Weile Urlaub zu machen, unter anderem, um an der für Freitag geplanten Wanderung am Kaiserstuhl teilzunehmen.

Fortsetzung folgt ...


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