Barfuß durch die Stadt (Hobby? Barfuß! 2)

Achim @, Saturday, 11.08.2007, 19:07 (vor 6250 Tagen)

Hallo Barfußfans,

ich habe soeben in der Wochenendbeilage der Stuttgarter Zeitung
( S. 44 unten Mitte) folgenden Artikel über diese Forum gelesen:

Hier der Text im Originalwortlaut:

Barfuß durch die Stadt
Zeigt her eure Füße

Noch sieht man sie nur vereinzelt. Aber so ist das immer mit Modetrends. Als die ersten jungen Menschen mit Flip-Flops durch die Innenstädte schlapptn, dachten viele: "So ein Quatsch! Warum sollte man mit dünnen Badeschlappen, in denen man jedes Steinchen spürt, durch die Stadt spazieren?"

Inzwischen tragen selbst diese Verächter oft Flip-Flops, finden sie zwar nich immer unbequem, aber total cool. Folglich müssen sich die Trendsetter etwas Neues ausdenken. Warum nicht auch noch die Flip-Flops weglassen?

Im Kaufhaus, in den Fußgängerzonen und im Eissalon kann man derzeit die ersten Wagemutigen beobachten. So kündigt sich in diesem Sommer an, was im nächsten Jahr möglicherweise zur Massenmode wird. Mode verhält sich zyklisch. Der letze Barfusstrend liegt etwa 30 Jahre zurück.Damals, in den Siebzigern, zogen Hippies schuhlos durch die Städte. Heutzutage verfolgt man Trends am besten im Internet. Auf einer Internetseite zum Thema sind bereits 44000 Erfaharungsberichte, Tipps und Hinweise gesammelt. Die Schuhindustrie sollte sich also schnellstens auf eine Anti-Barfuß-PR-Kampagne vorbereiten, bevor ihr die Sohlen davonschwimmen.

Für alle anderen bleibt der Trost, dass sie endlich ihre unbequemen Flip-Flops loswerden.

Barfuß durch die Stadt

Horst (München), Stammposter, Sunday, 12.08.2007, 13:16 (vor 6249 Tagen) @ Achim

Hallo Barfußfans,
ich habe soeben in der Wochenendbeilage der Stuttgarter Zeitung
( S. 44 unten Mitte) folgenden Artikel über diese Forum gelesen:
Hier der Text im Originalwortlaut:
Barfuß durch die Stadt
Zeigt her eure Füße
Noch sieht man sie nur vereinzelt. Aber so ist das immer mit Modetrends. Als die ersten jungen Menschen mit Flip-Flops durch die Innenstädte schlapptn, dachten viele: "So ein Quatsch! Warum sollte man mit dünnen Badeschlappen, in denen man jedes Steinchen spürt, durch die Stadt spazieren?"
Inzwischen tragen selbst diese Verächter oft Flip-Flops, finden sie zwar nich immer unbequem, aber total cool. Folglich müssen sich die Trendsetter etwas Neues ausdenken. Warum nicht auch noch die Flip-Flops weglassen?
Im Kaufhaus, in den Fußgängerzonen und im Eissalon kann man derzeit die ersten Wagemutigen beobachten. So kündigt sich in diesem Sommer an, was im nächsten Jahr möglicherweise zur Massenmode wird. Mode verhält sich zyklisch. Der letze Barfusstrend liegt etwa 30 Jahre zurück.Damals, in den Siebzigern, zogen Hippies schuhlos durch die Städte. Heutzutage verfolgt man Trends am besten im Internet. Auf einer Internetseite zum Thema sind bereits 44000 Erfaharungsberichte, Tipps und Hinweise gesammelt. Die Schuhindustrie sollte sich also schnellstens auf eine Anti-Barfuß-PR-Kampagne vorbereiten, bevor ihr die Sohlen davonschwimmen.
Für alle anderen bleibt der Trost, dass sie endlich ihre unbequemen Flip-Flops loswerden.

Hallo aus München
Da ich ja selbst der Meinung bin das die besten Schuhe keine Schuhe sind muß ich bei dem Artikel doch meine Zweifel anmelden.
Ich denke mir halt das Barfuss sicher nicht die grosse Mode wird da man doch von Schmutz und Verletzungsgefahren abgeschreckt wird.
Wie wir das als Mitglieder des Forum's wieder sehen steht natürlich auf einem anderen Blatt.
So nun mache ich mich auf den Weg zum Olympiapark München.Da läuft zur Zeit das Sommerfest.Ich gehe logischerweise Barfuss dorthin,wie auch sonst.Einen schönen Sonntag aus München wünscht
Horst München

Barfuß durch die Stadt

Gothica, Sunday, 12.08.2007, 20:07 (vor 6249 Tagen) @ Achim

Also ich bin auch der Meinung das sich das Barfußlaufen, wieder zum Modetrend entwickelt, das heißt das man wieder mehr barfüßige sehen wird. Hat schon dieses Jahr stark zugenommen, sogar hier auf dem Land, sieht man diese Jahr sehr viele barfuß laufen. Habe in der letzten Zeit wenn die Temperaturen hoch gingen, immer wieder welche barfuß im Supermarkt gesehn, was sonst nicht so war. Auch in Köln sind diese Jahr viel mehr barfüßige zusehn als sonst, und auch auf Flohmärkten sieht man immer wieder die ihre Schuhe in der Hand tragen. Wenn wir eine richtige Super Sommer hätten, glaube dann wäre barfuß total angesagt. Ob wohl ich sagen muss bei Temperaturen ab 30 Grad ist das dann hier auch schon so, aber leider haben wir die viel zu wenig diesen Sommer. Na dann wollen wir auf eine Super barfüßigen Sommer 2008 hoffen. Wo sich barfuß laufen noch mehr zu trend entwickelt

Barfuß durch die Stadt

Jörg (Hanna) ⌂, Stammposter, Sunday, 12.08.2007, 23:46 (vor 6249 Tagen) @ Gothica

Na dann wollen wir auf eine Super barfüßigen Sommer 2008 hoffen. Wo sich barfuß laufen noch mehr zu trend entwickelt

Naja, das dachten wir vor 8 Jahren auch schon mal.

Guggst Du hier:

[image] damals

Barfuß durch die Stadt

Detlev (MKK), Monday, 13.08.2007, 08:22 (vor 6249 Tagen) @ Gothica

So ziemlich jedes Jahr wird hier ein "Modetrend barfuß" herbei geredet.
Natürlich wird er auch diesmal wieder nicht kommen. Warum?
Denkt doch einmal nach, wo Modetrends herkommen! Am Anfang steht immer das Interesse, etwas Neues zu verkaufen! Was will man denn verkaufen, wenn der Trend im Weglassen besteht?
Mit einem "Modetrend barfuß" wird niemand Geld verdienen, die Schuhbranche müsste gar Verluste fürchten!
Also wird barfuß dieses Jahr und in den Folgejahren weiterhin das "Hobby" einer Minderheit bleiben.

Barfuß durch die Stadt

RainerL @, Stammposter, Monday, 20.08.2007, 10:04 (vor 6242 Tagen) @ Detlev (MKK)

Hallo Detlev,

So ziemlich jedes Jahr wird hier ein "Modetrend barfuß" herbei geredet.

Das beobachte ich auch schon einige Zeit. Aber lass uns doch davon träumen dass es mal so wird ;-)

Natürlich wird er auch diesmal wieder nicht kommen. Warum?
Denkt doch einmal nach, wo Modetrends herkommen! Am Anfang steht immer das Interesse, etwas Neues zu verkaufen! Was will man denn verkaufen, wenn der Trend im Weglassen besteht?

Modetrends werden nicht nur von der Modeindustrie initiiert sondern es gibt in einer "Vorstufe" sog. Trendscouts die schauen in den Städten was gerade "angesagt" ist und liefern ihre Informationen an Presse und Modeindustrie. Aus einigen Trends wird dann Mode so wie die gefärbten Haare ja ursprünglich von den Punkern abgeschaut sind. Wenn die Trendscouts also viele Barfüßige entdecken kann durchaus ein Trend daraus abgeleitet werden.

Mit einem "Modetrend barfuß" wird niemand Geld verdienen, die Schuhbranche müsste gar Verluste fürchten!

Na die Schuhindustrie wird daran nichts verdienen aber vielleicht die Modeindustrie die z.B. Fußkettchen und lockere Kleidung dazu verkaufen kann.

Also wird barfuß dieses Jahr und in den Folgejahren weiterhin das "Hobby" einer Minderheit bleiben.

Dieses Jahr ist für die Modeindustrie schon gelaufen es wird bereits Herbstmode verkauft aber es gibt ja noch viele Jahre man soll die Hoffnung nicht verlieren. Andererseits wenn Alle es machen ist es nichts Besonderes mehr was hier auch schon bedauert wurde nur so als kleiner Denkanstoß...

Barfüßige Sommergrüße
Rainer

Barfuß durch die Stadt

Georg @, Stammposter, Monday, 13.08.2007, 15:00 (vor 6248 Tagen) @ Gothica

Also ich bin auch der Meinung das sich das Barfußlaufen, wieder zum Modetrend entwickelt, das heißt das man wieder mehr barfüßige sehen wird. Hat schon dieses Jahr stark zugenommen

Hallo Gothica,
dieses Kaffeesatzlesen ist ziemlich problematisch. Obwohl wir aus der gleichen Region stammen (ich lebe in Köln - wo Du eigentlich etwas genauer?), mache ich diese Beobachtungen nicht.
Ich habe auch den Eindruck, dass Flipflops in diesem Jahr seltener getragen werden und die Fußschweißproduzenten wieder höher im Kurs stehen.
Sicher ist aber auch nach meinem Eindruck, dass stabile Hochdruckwetterlagen (wie wir sie in diesem Sommer leider nicht haben) für die meisten Mitmenschen eine wichtige Voraussetzung fürs Barfußlaufen sind.
Serfuß
Georg

Barfuß durch die Stadt

Olaf (K), Monday, 13.08.2007, 16:22 (vor 6248 Tagen) @ Georg

Hier in Köln kann ich ebenfalls keinen "Trend" feststellen. Ich werde weiterhin wie ein Außerirdischer angeschaut, selbst im Rheinpark am Wochenende waren Turnschuhe das beliebteste Schuhwerk. Flipflops sind zwar immer noch viel zu sehen (obwohl ich darauf nun gar nicht gehen könnte), aber eigentlich schon wieder auf dem Rückmarsch, so jedenfalls meine Beobachtung.

Und: besonders die Jugend (im Teenageralter) kann mit Barfuß so gar nichts anfangen...

Gruß
Olaf

Hallo Gothica,
dieses Kaffeesatzlesen ist ziemlich problematisch. Obwohl wir aus der gleichen Region stammen (ich lebe in Köln - wo Du eigentlich etwas genauer?), mache ich diese Beobachtungen nicht.
Ich habe auch den Eindruck, dass Flipflops in diesem Jahr seltener getragen werden und die Fußschweißproduzenten wieder höher im Kurs stehen.
Sicher ist aber auch nach meinem Eindruck, dass stabile Hochdruckwetterlagen (wie wir sie in diesem Sommer leider nicht haben) für die meisten Mitmenschen eine wichtige Voraussetzung fürs Barfußlaufen sind.
Serfuß
Georg

Barfuß durch die Stadt

Dieter H., Stammposter, Monday, 13.08.2007, 10:14 (vor 6249 Tagen) @ Achim

Die Schuhindustrie sollte sich also schnellstens auf eine Anti-Barfuß-PR-Kampagne vorbereiten, bevor ihr die Sohlen davonschwimmen.

Für alle anderen bleibt der Trost, dass sie endlich ihre unbequemen Flip-Flops loswerden.

Glaub ich nicht dran. Dazu höre ich viel zu oft den Satz: "Uh, ich hätte Angst, in was reinzutreten" (Scherben, Kacke und anderes). Oder "Auf Stein/Asphalt kann (mag) ich nich barfuß gehen" hab ich auch schon gehört.
Es wird wohl bleiben, wie es ist. Und ein paar seltene Genießer gibt's immer mal.

Barfuß durch die Stadt

Jan (NRW), Stammposter, Tuesday, 14.08.2007, 11:59 (vor 6247 Tagen) @ Achim

Hallo Achim,

( S. 44 unten Mitte) folgenden Artikel über diese Forum gelesen:

Mode verhält sich zyklisch. Der letze Barfusstrend liegt etwa 30 Jahre zurück.Damals, in den Siebzigern, zogen Hippies schuhlos durch die Städte.

Bei den Hippies war es wohl weniger ein Modetrend als viel mehr ein echtes Lebensgefühl - die Übereinstimmung des innen gefühlten mit dem aussen gelebten - einfach unwiderstehlich ehrlich..

Gruß
Jan (NRW)

Barfuß durch die Stadt

Descalzar, Stammposter, Tuesday, 14.08.2007, 20:22 (vor 6247 Tagen) @ Jan (NRW)

Hi Jan,
so sehe ich es auch.
Barfuß als Modetrend zu bezeichnen, finde ich generell falsch.
Vielmehr drückt das Barfußlaufen ein Lebensgefühl von Freiheit und Unabhängigkeit aus.
Außerdem signalisiert es, das man nicht lemminghaft jedem Trend und jeder meinung folgt, sondern seinen eigenen Weg sucht oder gar gefunden hat...

Gruß und Fuß,

Descalzar

Barfuß durch die Stadt

Jan (NRW), Stammposter, Wednesday, 15.08.2007, 11:23 (vor 6246 Tagen) @ Descalzar

Hallo Descalzar,

Deinen Ansichten stimme ich zu. Trends kommen und gehen mit der Mode, die von aussen gemacht wird. Und das ist nichts wirklich eigenes, individuelles und persönliches, was aus den Menschen selbst hervorgeht.

So gesehen wird barfußgehen auch weiterhin nur etwas für die etwas mutigeren unter den Individualisten bleiben.

LG, Jan (NRW)

Hi Jan,
so sehe ich es auch.
Barfuß als Modetrend zu bezeichnen, finde ich generell falsch.
Vielmehr drückt das Barfußlaufen ein Lebensgefühl von Freiheit und Unabhängigkeit aus.
Außerdem signalisiert es, das man nicht lemminghaft jedem Trend und jeder meinung folgt, sondern seinen eigenen Weg sucht oder gar gefunden hat...
Gruß und Fuß,
Descalzar

Individualisten und die böse Mode

Ein Barfussfan, Thursday, 16.08.2007, 11:12 (vor 6245 Tagen) @ Jan (NRW)

Hallo liebe Barfüssler

Trends kommen und gehen mit der Mode, die von aussen gemacht wird. Und das ist nichts wirklich eigenes, individuelles und persönliches, was aus den Menschen selbst hervorgeht.

Ich habe gerade diesen Thread gelesen und ich finde es amüsant wie sehr sich hier einige voller Ehrgeiz auf ihren Individualismus berufen und Modetrends negieren. Ein richtiger Barfüssler hat natürlich seine Lebensart voll und ganz selbst erfunden und würde sich nie dazu herablassen, einer kapitalistisch motivierten Modeströmung zu folgen.

Aber ob ihr es wahrhaben wollt oder nicht. Der Mensch ist nun mal ein Herdentier und die Gruppendynamik spielt weit mehr als jeder Individualist zugeben will. Wir alle folgen Modeströmungen, ohne es zu merken. Die beste Werbung gibt sich nicht als Werbung zu erkennen sondern lässt die Leute glauben, es sei ihre eigene Idee gewesen.

Aber auch den grossen Konzernen gelingt es nicht immer, Modetrends auf dem Reissbrett zu entwerfen und in der Gesellschaft durchzudrücken. Es gab auch dort, wo genug Geld ist, immer wieder millionenschwere Flops. In der Gesellschaft gibt es Strömungen und Pendelbewegungen, gegen die man nur schwer ankommt. Zur Flowerpowerzeit lehnten sich die Hippies gegen die US-Regierung, gegen ihre konservativen Familienwerte und gegen den Vietnamkrieg auf. Dazu kam noch die Bewusstseinserweiterung durch LSD, die viel in der Musik und Mode bewirkte. Man suchte in der Kleidung Möglichkeiten, Freiheit und Unkonventionalität auszudrücken. Barfuss zu sein, war ein Ausdruck dieser Freiheit und passte in die Zeit.

Heute schlägt das Pendel (leider) in eine andere Richtung. Seit 9/11 geht es nur noch um Angst und Sicherheit. Man investiert wieder Millionen in Polizei und Überwachung. Die Leute verstecken sich hinter Konventionen und suchen nach Vorschriften, die ihnen sagen, wie sie leben sollen. Totalitäre Organisationen, Parteien und Sekten haben Hochkonjunktur, die Mode wird immer prüder, Andersartige werden ausgegrenzt, man hat Angst vor allem Fremden. Insbesondere die Jugendlichen stehen unter einem starken Druck, in sein zu müssen.

Vielen Leuten ist unterdessen jedoch aufgefallen, dass mehr Sicherheit durch immer weitere Einschränkungen der persönlichen Freiheit auch nicht mehr Lebensqualität bringt. In den USA heisst es schon seit Jahren überall "For your safety: no bare feet" und "Do not", "Do not", "Do not". Viele möchten aus der regulierten Welt ausbrechen, trauen sich aber nicht, aufzufallen.

Grosse Modekonzerne bezahlen teure Trendscouts, um Trends in der Bevölkerung aufzuspüren, solange sie noch ganz neu sind, um früh einsteigen und den Trend zu einem Massenhype aufbauen zu können. Aber gegen die starken Strömungen der Gesellschaft werden sie sich kaum richten. Vielleicht sucht mal ein kleineres Modelabel nach einer Marktlücke und machmal wird ein grosser Erfolg daraus...

Ich glaube aber eher, dass der Zeitungsartikel über den vermeindlichen "Modetrend 2008 Barfuss" ein netter Vorstoss eines freiheitsliebenden Redaktors ist. Eine willkommene Hilfe für alle, die eine Ausrede brauchen, um das zu tun, was sie vielleicht schon immer wollten. Als Barfussfans sollten wir dankbar sein, diese Idee aufgreifen und den Trend unterstützen, auch wenn es vielleicht nur ein Scheintrend ist. Wenn genügend Leute dran glauben und sich trauen, mitzumachen, kann sich vielleicht tatsächlich ein richtiger Trend draus entwickeln, denn die Gesellschaft ist heute bald wieder in einer ähnlichen Situation wie Ende der 50er, als viele aus den Konventionen ausbrechen wollten. Und wenn tatsächlich einmal 5% der Menschen an schönen Sommertagen barfuss laufen, bin ich wohl der Letzte, der sich über diesen "von oben herab diktierten Modetrend" aufregt.

LG
K.

Meine Hochachtung!

Jay @, Stammposter, Thursday, 16.08.2007, 19:05 (vor 6245 Tagen) @ Ein Barfussfan

Hi,
z. Zt. bin ich grade beruflich aufs Äußerste gestreßt, lese von einem Casino aus & wollte eigentlich nichts schreiben, jedoch: Wow! Das war Spitzenklasse & ich stimme vollständig zu. Kein Mensch kann für sich Individualität uneingeschränkt autonom aus seinem eigenen Hirn heraus auf die Beine stellen, sondern er braucht natürlich eine Basis, auf die er aufbauen kann.

Zwar hab' ich schon von Kleinstkindertagen eine Aversion gegen einklemmende & einzwängende Objekte am Körper gehabt & mir war somit BF schon von Anfang an irgendwie auf den Leib geschrieben, die 'große Prägung' erfolgte bei mir aber selbstverständlich durch die Hippiekultur, sie faszinierte mich bereits im Alter von knapp 10 Jahren. Kein Mensch kann sich das, sei´s Musik & anderes, aus sich heraus, ohne äußere Anregungen, aus dem Hirn saugen.

Als dann Anfang der 1980er "modemäßig" Jahre Schluß damit war, bekam ich Gebrüll zu hören: "Du bist stehengeblieben & gehst nicht mit der Zeit, entwickelst dich nicht weiter! Mit deinen langen Haaren & deinem Gesamtoutfit lockst du niemand mehr hinter dem Ofen hervor!" Meine Antwortthese war: "Ich betrachte das, was jetzt kommt, insbesondere für mich, als Verschlechterung. Warum sollte ich mich verschlechtern? Ich sehe mit kurzen Haaren nicht gut aus, & BF ist für mich angenehmer. Zieht irgendjemand aus einem ihm gut gefallenden, schönen Haus freiwillig in eine Hundehütte um?"

Kreativität ist wesentlich ein Multiplying Factor, es muß natürlich schon eine gewisse Daten-Grundsubstanz in die Gehrinsoftware eingeschrieben sein, aus der man dann durchaus auch rein auswählen kann, ohne weiterzuentwickeln (das ist dann Geschmack). 0 multipliziert mit Kreativität ergibt natürlich 0. Das ist zwar "multidimensional" (manchmal sagt man auch "ganzheitlich") nicht vollständig richtig, aber kein großer Komponist hätte seine Musik schreiben können, hätte er nicht auf seine Vorgänger aufbauen können.

So ist Individualität bei mir natürlich auch von außen an mich herangetragen worden.

Ich habe mir auf meinem Privat-PC einen Ordner "BOHBF" (Best of HBF) angelegt. Sobald ich wieder zuhause bin, werde ich deinen Beitrag dort abspeichern. Solltest du dir nicht doch einen authentischeren Namen zulegen & hier öfters schreiben?
Kompliment! Auch das Übrige ("Zeitgeist" seit 9/11) verdient nur 1: Bravo, Bravissimo!
Mir fehlen die Worte für eine passende Barfuß-Grußformel.
Jay

Individualisten mit und ohne Mode

Jan (NRW), Stammposter, Saturday, 18.08.2007, 19:04 (vor 6243 Tagen) @ Ein Barfussfan

Hallo Barfußfan K.,
hallo Jay,

Danke für Eure wirklich sehr gut formulierten Statements, die das Thema um interessante Perspektiven erweitern. Wenn man alles im Gesamtzusammenhang betrachtet, besteht die einzige Freiheit der Menschen "lediglich" darin, (aus)wählen und Entscheidungen treffen zu können. Und wenn sich das dann im Ergebnis "gut und richtig" anfühlt, sich also in Übereinstimmung mit dem jeweiligen Individuum befindet, könnte man von seiner eigenen Individualität sprechen - es ist nicht mehr, aber auch nicht weniger. Natürlich wird die "Innenwelt" durch die "Aussenwelt" beeinflusst und umgekehrt, aber eines ist sicher: jeder Mensch ist eine Welt für sich.

LG, Jan

Hallo liebe Barfüssler

Trends kommen und gehen mit der Mode, die von aussen gemacht wird. Und das ist nichts wirklich eigenes, individuelles und persönliches, was aus den Menschen selbst hervorgeht.

Ich habe gerade diesen Thread gelesen und ich finde es amüsant wie sehr sich hier einige voller Ehrgeiz auf ihren Individualismus berufen und Modetrends negieren. Ein richtiger Barfüssler hat natürlich seine Lebensart voll und ganz selbst erfunden und würde sich nie dazu herablassen, einer kapitalistisch motivierten Modeströmung zu folgen.
Aber ob ihr es wahrhaben wollt oder nicht. Der Mensch ist nun mal ein Herdentier und die Gruppendynamik spielt weit mehr als jeder Individualist zugeben will. Wir alle folgen Modeströmungen, ohne es zu merken. Die beste Werbung gibt sich nicht als Werbung zu erkennen sondern lässt die Leute glauben, es sei ihre eigene Idee gewesen.
Aber auch den grossen Konzernen gelingt es nicht immer, Modetrends auf dem Reissbrett zu entwerfen und in der Gesellschaft durchzudrücken. Es gab auch dort, wo genug Geld ist, immer wieder millionenschwere Flops. In der Gesellschaft gibt es Strömungen und Pendelbewegungen, gegen die man nur schwer ankommt. Zur Flowerpowerzeit lehnten sich die Hippies gegen die US-Regierung, gegen ihre konservativen Familienwerte und gegen den Vietnamkrieg auf. Dazu kam noch die Bewusstseinserweiterung durch LSD, die viel in der Musik und Mode bewirkte. Man suchte in der Kleidung Möglichkeiten, Freiheit und Unkonventionalität auszudrücken. Barfuss zu sein, war ein Ausdruck dieser Freiheit und passte in die Zeit.
Heute schlägt das Pendel (leider) in eine andere Richtung. Seit 9/11 geht es nur noch um Angst und Sicherheit. Man investiert wieder Millionen in Polizei und Überwachung. Die Leute verstecken sich hinter Konventionen und suchen nach Vorschriften, die ihnen sagen, wie sie leben sollen. Totalitäre Organisationen, Parteien und Sekten haben Hochkonjunktur, die Mode wird immer prüder, Andersartige werden ausgegrenzt, man hat Angst vor allem Fremden. Insbesondere die Jugendlichen stehen unter einem starken Druck, in sein zu müssen.
Vielen Leuten ist unterdessen jedoch aufgefallen, dass mehr Sicherheit durch immer weitere Einschränkungen der persönlichen Freiheit auch nicht mehr Lebensqualität bringt. In den USA heisst es schon seit Jahren überall "For your safety: no bare feet" und "Do not", "Do not", "Do not". Viele möchten aus der regulierten Welt ausbrechen, trauen sich aber nicht, aufzufallen.
Grosse Modekonzerne bezahlen teure Trendscouts, um Trends in der Bevölkerung aufzuspüren, solange sie noch ganz neu sind, um früh einsteigen und den Trend zu einem Massenhype aufbauen zu können. Aber gegen die starken Strömungen der Gesellschaft werden sie sich kaum richten. Vielleicht sucht mal ein kleineres Modelabel nach einer Marktlücke und machmal wird ein grosser Erfolg daraus...
Ich glaube aber eher, dass der Zeitungsartikel über den vermeindlichen "Modetrend 2008 Barfuss" ein netter Vorstoss eines freiheitsliebenden Redaktors ist. Eine willkommene Hilfe für alle, die eine Ausrede brauchen, um das zu tun, was sie vielleicht schon immer wollten. Als Barfussfans sollten wir dankbar sein, diese Idee aufgreifen und den Trend unterstützen, auch wenn es vielleicht nur ein Scheintrend ist. Wenn genügend Leute dran glauben und sich trauen, mitzumachen, kann sich vielleicht tatsächlich ein richtiger Trend draus entwickeln, denn die Gesellschaft ist heute bald wieder in einer ähnlichen Situation wie Ende der 50er, als viele aus den Konventionen ausbrechen wollten. Und wenn tatsächlich einmal 5% der Menschen an schönen Sommertagen barfuss laufen, bin ich wohl der Letzte, der sich über diesen "von oben herab diktierten Modetrend" aufregt.
LG
K.

Vergiß nicht Kreativität & Weiterentwicklung!

Jay @, Stammposter, Sunday, 19.08.2007, 02:29 (vor 6243 Tagen) @ Jan (NRW)

Hallo Barfußfan K.,
hallo Jay,

Danke für Eure wirklich sehr gut formulierten Statements, die das Thema um interessante Perspektiven erweitern. Wenn man alles im Gesamtzusammenhang betrachtet, besteht die einzige Freiheit der Menschen "lediglich" darin, (aus)wählen und Entscheidungen treffen zu können.

Hi Jan,
ich möchte jetzt nicht zu plump widersprechen & mich natürlich auch für die Komplimente bedanken, aber der Mensch ist meiner Meinung nach mehr als bloß jemand, der Selections trifft. Was auswählen & Pro- bzw. Contra-Entscheidungen treffen anbelangt, war ich im Kleinkindesalter ein Extrem. Der Kinderpsychologe, der mich screente, brachte es zwar hin, daß ich socken- & schuhfähig wurde, aber er konnte nichts dagegen ausrichten, daß ich 'oral gestört' war (& bin). Das heißt: Ich bin ein ganz schlechter Esser. Es gibt nur wenige Speisen, die ich mag. Gäbe es kein Wienerschnitzel & dgl., keine Sachen wie Schokoladen- & Vanillepuddings, ich müßte jämmerlichst verhungern*.
Allerdings hat sich der Kinderpsychologe mit der Behebung dieser 'oralen Störung' auch weit weniger Mühe gegeben. Mit meiner höchst individualistischen Speisen- & Getränkeauswahl wurde ich als lebensfähig eingestuft, mit meiner Unfähigkeit zum Socken- & Schuhgebrauch eigenartigerweise nicht. Naja, mit 16 fiel ich wieder in mein altes kleinkindliches Fahrwasser zurück & fühle mich barfuß höchst lebensfähig...wenn nur der Winter & das heutige Amerika nicht wären...
Ich habe diese Beispiele nicht deswegen gewählt, um den Forumsgegenstand quasi an den Haaren herbeizuziehen, sondern weil sich an ihnen besonders illustrativ zeigen läßt, daß Selektion im Sinne von Pro (Caramelcreme-Desserts) und Contra (Schuhe & Socken) zwar ein individuelles persönliches Profil schafft, aber geistig nicht realproduktiv ist. Das allein bringt die Welt nicht weiter & keinen Fortschritt. Ich glaube immer fester daran, daß es das Schöpferisch-Kreative ist, was den individuellen Menschen zum wirklich individuellen Menschen macht. Auch kleine Geistes"blitze", die ständige kleine Verbesserung von bereits (durch Auswahl) Bestehendem können ungeheuere Wirkungen haben. Sei´s z. B., daß man eine Improvisation einer Rockband zusätzlich um ein paar wenige Töne erweitert (eine sehr einschlägige Nummer der Beatles ist so aus einer seit vielen Jahren brachliegenden Komposition entstanden). Macht Barfuß kreativer? Ich glaube schon (hab' allerdings auch schon, wenn ich winters indoor bei strenger Kälte in den flauschig-weichen weißen Tennissocken** 'rumlief, genug Einfälle gehabt). Darüber ließe sich sicher mächtig 'was schreiben, wenn man grad' entsprechend drauf ist - ich könnte es jetzt nicht, vor allem nicht kurz.

Und wenn sich das dann im Ergebnis "gut und richtig" anfühlt, sich also in Übereinstimmung mit dem jeweiligen Individuum befindet, könnte man von seiner eigenen Individualität sprechen - es ist nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Nun, jedem Menschen ist wohl auch ein bestimmtes "Profil" in die Wiege gelegt. Du hast wahrscheinlich folgendes gemeint: Wenn das, was man von dem von Außen kommenden ausgewählt hat, damit harmoniert.

Natürlich wird die "Innenwelt" durch die "Aussenwelt" beeinflusst und umgekehrt, aber eines ist sicher: jeder Mensch ist eine Welt für sich.

Ja. Wenn man 'wen wirklich gut kennt, entdeckt man oft, daß dieser ein kleiner Kosmos ist. Es wird sicher dem einen oder anderen so gegangen sein, via dieses Forum Leute persönlich kennengelernt zu haben, zu denen man den Kontakt u. U. zeitlebens nicht mehr missen will.

LG, Jan

Freundliche BF-Grüße, Jay
--
*) BFs sind möglicherweise mit Aversionen gegen bestimmte Speisen & Gerüche vereinzelt nicht uninteressant. So wie ich z. B. vor Sauerkraut (stärkerer Geruch danach löst bei mir fast augenblicklich Erbrechen aus) fliehen muß, so nimmt z. B. Leo vor Fischgeruch Reißaus (gesehen auf dem Streetlife in München). Für meine Stilbrüchigkeit in den feinen Fischspezialitäten-Restaurants von Nordenham & Umland möchte ich mich bei meinen Urlaubsgästen fast schon entschuldigen - das lag aber nur daran, daß ich einfach zu faul bin, per Gräten-Rausbasteln feinmechanische Intelligenztests zu absolvieren. Essen muß Entspannung & nicht ständige Konzentration sein. Man muß es einfach nehmen & in den Mund schieben können, ohne lange nachzudenken. Fisch mag ich nämlich sehr gerne - aber nur als Astronautennahrung, die garantiert grätenfrei ist.
**) Schuhe beeinträchtigen mich auf jeden Fall. Sie sind eine störende, lästige Mißempfindung.

Vergiß nicht Kreativität & Weiterentwicklung!

Jan (NRW), Stammposter, Sunday, 19.08.2007, 10:03 (vor 6243 Tagen) @ Jay

Hallo Jay,

..wenn man alles im Gesamtzusammenhang betrachtet, besteht die einzige Freiheit der Menschen "lediglich" darin, (aus)wählen und Entscheidungen treffen zu können.


..aber der Mensch ist meiner Meinung nach mehr als bloß jemand, der Selections trifft. Was auswählen & Pro- bzw. Contra-Entscheidungen treffen anbelangt,.. >..Ich glaube immer fester daran, daß es das Schöpferisch-Kreative ist, was den individuellen Menschen zum wirklich individuellen Menschen macht.

Das Schöpferisch-Kreative ist m.E. dabei nur ein weiterer Teilaspekt, der die Möglichkeiten der Entscheidungsfreiheit.. noch erweitert.

Natürlich wird die "Innenwelt" durch die "Aussenwelt" beeinflusst und umgekehrt, aber eines ist sicher: jeder Mensch ist eine Welt für sich.


Ja. Wenn man 'wen wirklich gut kennt, entdeckt man oft, daß dieser ein kleiner Kosmos ist. Es wird sicher dem einen oder anderen so gegangen sein, via dieses Forum Leute persönlich kennengelernt zu haben, zu denen man den Kontakt u. U. zeitlebens nicht mehr missen will.

"Jeder Mensch ist eine Welt für sich", das soll s.Zt. mal der italienische Unternehmer Enzo Ferrari gesagt haben. So einfach dieser Satz es auf den Punkt bringt, so schwierig scheint es doch für viele Menschen zu sein, das im toleranten Umgang miteinander anzuerkennen. Man könnte sagen, dass jeder Mensch ein Individualist ist - mehr oder weniger ferngesteuert..

Wenn ein Mensch barfuß geht, einfach weil ihm dieses gute Körpergefühl Spaß macht, ist er innerlich freier als Jemand, der das aus Protest gegen irgend etwas z.B. persönlich, familiär oder gesellschaftlich Unbewältigtes macht. Und damit stimme ich Descalzar vom Anfang der Diskussion her auch weiterhin völlig zu: "..vielmehr drückt das Barfußlaufen ein Lebensgefühl von Freiheit und Unabhängigkeit aus. Außerdem signalisiert es, das man nicht lemminghaft jedem Trend und jeder meinung folgt, sondern seinen eigenen Weg sucht oder gar gefunden hat.. Descalzar"

LG, Jan (NRW)
(der aus zeitlichen Gründen aus dieser Diskussion jetzt leider aussteigen muss)

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