21. Urlaubstag, 2. Teil: Bretten - Weitenung (Hobby? Barfuß! 2)
Donnerstag, 26.7.2007: "Glücklich" hatte ich den Aufenthalt in der Polizeistation in Bretten überstanden. Nun radelte ich weiter, barfuß und nur mit einer nicht ausgefransten Turnhose bekleidet (das Träger-T-Shirt zog ich aus, als die Polizeistation außer Sicht war). Die grobe Richtung war Karlsruhe, jedoch nicht über Bundesstraßen. Andere Barfüßer sah ich nur in einem Schwimmbädern, an denen ich vorbeiradelte. In Grötzingen jedoch (Oder war es noch in Söllingen? Ist ja egal) sah ich ein Mädchen, das mit dem Fahrrad barfuß (und ohne Helm) vor einem Kiosk stand. Somit sind schon zwei Personen anderer Meinung als die Polizistin, die behauptete, daß barfuß Radfahren bodenloser Leichtsinn sei.
Auf Radwegen, die teilweise parallel zur Bahn verliefen, radelte ich weiter nach Durlach. Hier verfuhr ich mich und gelangte unbeabsichtigt zu der Rampe am Durlacher Bahnhof, wo die Straßenbahn auf Eisenbahngleise überwechselt. In der Nähe des Bahnhofs fuhren zwei Kinder barfuß auf ihren Trottinetts. Ich unterquerte die Gleise am Bahnhof und gelangte zur Durlacher Altstadt. Obwohl ich nicht das erste Mal in diesem heutigen Karlsruher Stadtteil war, fiel es mir erstmalig auf, daß Durlach einen aus Häusern bestehenden Mauerring besitzt. Beim Schieben durch die Altstadt, durch die auch Straßenbahnen fahren, fiel meine Barfüßigkeit nicht auf. An einem Brunnen füllte ich meine Wasservorräte.
Ins Karlsruher Stadtzentrum wollte ich nicht, daher fuhr ich direkt in die Große Kreisstadt Ettlingen, auch hier ist die Altstadt barfußfreundlich. Weiter ging es vorbei am Bahnhof Ettlingen Stadt und dann, teilweise über Radwanderwege, weiter in Richtung Rastatt. In der Nähe von Malsch führt dieser Radweg durch Grünanlagen an Wasserläufen vorbei. Einige Kinder wateten durch den Bach. Und was trugen sie an den Füßen? Sandalen! Ja, richtige Sandalen! Aber wenigstens ohne Socken.
Ich erreichte die Große Kreisstadt Rastatt. Hier kam mir eine barfüßige Frau entgegen, und das in richtig städtischen Gebiet, ohne Wasserläufe und Grünanlagen n der Nähe. Es sah auch nicht so aus, als ob sie dort wohnte und nur mal eben das Haus verlassen hätte. Ihr Sohn dagegen trug Sandalen ohne Socken. Eigentlich wollte ich an diesem Tag noch bis südlich von Kehl kommen, aber das haben mir die Bullen gründlich vermasselt. Daher entschied ich mich, in Richtung Baden-Baden zu radeln, und zwar über Sandweier.
Ich gelangte zum heutigen Baden-Badener Bahnhof im Stadtteil Oos und unterquerte dort die Gleise in einer Unterführung. Von dort führt ein Radweg ins Stadtzentrum, der weitgehend der früheren Bahnlinie von Oos zum früheren Kopfbahnhof von Baden-Baden folgt. Der Belag dieses Radweges ist nicht übermäßig barfußfreundlich. Und zum Radfahren geht es noch. Jedoch quert dieser Radweg gelegentlich Straßen mit Ampelregelung. Und die Ampelphasen sind eher zu Ungunsten des 2-Rad-Verkehrs geschaltet, leider. So gelangte ich zum alten Bahnhof von Baden-Baden. Das Bahnhofsgebäude (ohne Bahnhofshalle, Teile davon wurden an den Albtalbahnhöfen in Bad Herrenalb und in Ettlingen Stadt wieder verwendet) wird heute für andere Dinge verwendet und befindet sich in baulich einwandfreiem Zustand, während andererseits Bahnhofsgebäude, vor denen noch Züge halten, in einem erbärmlichen Zustand sind (z.B. in Lohmen, was jeder, der von hier aus einen Barfußurlaub startete, wohl in Erinnerung behalten hat).
Im Park schob ich mein Velo. Hier waren einige Leute (meist Kinder, aber auch Erwachsene) barfuß auf den Rasenflächen, obwohl es ausdrücklich verboten war. Das Betreten der Grünflächen, nicht speziell das "barfuß" (Baden-Baden liegt doch nicht in den USA). Eine Familie mit zwei Kindern, vermutlich indischer Abstammung, schlenderte durch den Park. Der Junge wollte unbedingt auf ein Schild klettern. Mit Sandalen schaffte er es nicht. Da zog er sie aus. Barfuß schaffte er es mühelos. Die jüngere Schwester wollte es in Flipflops nachmachen, aber immer verlor sie ein Ding. Anstatt es barfuß zu probieren, versuchte sie es immer wieder mit. Bis schließlich der Junge die Flipflops weg nahm. Auch barfuß schaffte sie es nicht, der Vater mußte von unten schieben. Beide Kinder gingen nachher barfuß weiter, die Mutter durfte deren Schuhe tragen.
Der Bach, der durch den Park fließt, ist mit einer Art Kopfsteinpflaster belegt (dürfte sich also bei tiefem Wasserstand durchaus zum Radfahren eignen). Das tat ich aber nicht, aber immerhin watete ich barfuß durch das Wasser. Auch andere taten es, Erwachsene und Kinder. Aber in Gegensatz zu mir zogen sie hinterher immer wieder ihre Schuhe an. Ich konnte es ja nicht, selbst wenn ich gewollt hätte.
Dann schob ich das Velo durch den Park in Richtung Fußgängerzone. Ein wanderndes Ehepaar kam in meine Nähe, betrachtete interessiert das Schild "Schuhe? Nein danke!" an meinem Fahrrad. Dann fragte der Mann, ob ich immer barfuß laufe, worauf ich antwortete: "Nur in der Freizeit, nicht am Arbeitsplatz!" Dann erzählte er, daß er in Karlsruhe einen Menschen kenne, der sogar im Winter barfuß laufe. So kamen wir ins Gespräch. Ich erzählte von meiner Radtour ins Elbsandsteingebirge usw. Auch erzählte ich, daß ich in Karlsruhe schon mal von der Polizei aus der Straßenbahn geholt wurde, weil irgendeinem meine Aufmachung nicht paßte. Den Vorfall in Bretten erwähnte ich aber nicht. Beide fanden es gut, daß ich barfuß laufe (bzw. Fahrrad fahre) und wünschten mir noch eine schöne Heimfahrt.
Ich schob mein Fahrrad noch durch die Fußgängerzone (eigentlich barfußfreundlich, nur an einer baustellenbedingten Engstelle war es weniger angenehm) und radelte noch über Sinzheim (nicht zu verwechseln mit Sinsheim) bis an einen Baggersee bei Weitenung. Der Weg um den See herum war matschig, sehr matschig, aber das störte mich nicht, im Gegenteil. Es war mittlerweile dunkel geworden. Hier fand ich einen Schlafplatz.
Mein 21. Urlaubstag war vorbei.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen