21. Urlaubstag, 1. Teil: Sinsheim - Bretten (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 09.08.2007, 16:04 (vor 6317 Tagen)

Donnerstag, 26.7.2007: Nun hieß es Abschied nehmen von meinen Gastgebern. Barfuß und mit den letzten bisher ungetragenen und somit noch sauberen (und nicht ausgefransten) Kleidungsstücken verließ ich mit dem Fahrrad die Große Kreisstadt Sinsheim. In der Melanchthonstadt Bretten war ich noch Lebensmittel einkaufen, eigentlich nichts besonderes. Als ich die eingekauften Dinge beim vor dem Laden abgestellten Velo einpacken wollte, entdeckte ich, daß die eine Packtasche (die schwerer beladene) etwas beschädigt war. Um den Schaden auf ein Minimum zu beschränken, lud ich die schweren Dinge in die andere Packtasche, bevor ich weiter radelte. Früher waren Packtaschen wirklich stabiler!

So machte ich mich auf den Weg. Ich dachte mir auch nichts dabei, als mir ein Polizeifahrzeug entgegen kam, kann ja immer mal passieren in einer Stadt. Aber weit gefehlt. Kurze Zeit später überholte mich dasselbe Polizeifahrzeug (oder war es ein anderes?) und fuhr dann so scharf an den Bordstein, daß ein Vorbeifahren rechts vom Auto nicht möglich war. Bevor ich überprüfen konnte, ob ein Vorbeifahren auf der anderen Seite möglich war, ohne mich selbst oder andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden, waren die Polizisten ausgestiegen: ein dicker Fahrer, ein schlanker Mann mit Brille und eine nicht gerade schlanke Polizistin mit aufgedunsenem Gesicht. Sie nötigten mich zum Anhalten und zwangen mich, mein Velo auf dem Bürgersteig abzustellen. Nachdem ich mein schwer beladenes Velo mühsam über die recht hohe Bordsteinkante auf den Fußsteig befördert hatte, fuhr der Fahrer den Wagen an eine Stelle, wo er den übrigen Verkehr nicht mehr behinderte. Der bebrillte Beamte sprach mich an: "Wir erhielten eine Meldung, daß sich vor einem Supermarkt ein Mann ohne Schuhe und in kurzen Hosen ungewöhnlich lange vor einem wertvollen Fahrrad aufhielt und dann unsicher damit wegfuhr. Der Verdacht liegt nahe, daß diese Person das Fahrrad entwendet hat. Und die Personenbeschreibung könnte auf Sie zutreffen. Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?" Während ich meine Ausweistasche aus dem Seitenfach der Packtasche kramte, wurde die Polizistin ungeduldig und rief barsch: "Wird es nun bald! Wir haben nicht ewig Zeit." Ich blieb ruhig und sagte eher leise und jede Silbe einzeln und akzentuiert: "A-ber bit-te nicht in die-sem Ton!" Ich gab dem bebrillten meine Schweizer Identitätskarte, dieser gab sie dann weiter an den Fahrer, der zurückgekommen war. Dieser sagte: "Aha, ein Ausländer! Genau wie wir vermutet haben. Sagen Sie ja nicht, daß das Ihr Fahrrad ist. Ein Mensch, der keine Schuhe und ärmliche Kleidung trägt, paßt wirklich nicht zu einem teuren Fahrrad! Sicher haben Sie auch mit den anderen Diebstählen teurer Fahrräder in dieser Gegend zu tun." Darauf entgegnete ich: "Das ist aber mein Fahrrad! Ich habe es erst vor wenigen Wochen gekauft." "Haben Sie denn die Kaufquittung?" fragte der Dicke. "Seit wann ist das denn Vorschrift, so etwas immer dabei zu haben? So etwas pflege ich immer zu Hause zu lassen." "Pflicht ist es nicht. Aber man kann sich erhebliche Schwierigkeiten einsparen, wenn man sie dabei hat", sagte der Beamte mit Brille.

Ich wies auf das Schutzblech, auf dem das Siegel mit Anschrift und Telefon meines Velohändlers klebte und auf die Haftpflichtversicherungsplakette, wie sie in der Schweiz Pflicht ist. "Haftpflichtversicherung für Fahrräder? Solchen Quatsch können Sie anderen erzählen, uns nicht", sagte die Polizistin, die mir von den dreien am allerwenigsten sympathische war (nicht weil sie eine Frau war und nicht wegen ihres aufgedunsenen Gesichtes, sondern wegen des Gesamteindruckes. Nach einiger Zeit sagte sie: "So etwas dummes ist mir noch nie begegnet. Stiehlt ein Fahrrad und trägt so auffällige Kleidung. Und dann noch barfuß!" Darauf entgegnete ich: "Barfuß Fahrrad fahren ist auch nicht verboten. Ich bin ohne Schuhe aus der Schweiz bis in die Gegend von Dresden geradelt und bin nun auf dem Rückweg in die Schweiz." "Erzählen Sie mir keine Märchen, aus dem Alter bin ich raus", sagte der Dicke. "Wer sich bereits beim Befördern des Rades auf den Bürgersteig so abquält, ist niemals in der Lage, so weite Strecken zurückzulegen. Sie sind doch nicht einmal in der Lage, mit dem Rad bis nach Karlsruhe zu fahren!"

Diese Beamten schienen nicht allzu viel Ahnung zu haben. Auch hatte ich den Eindruck, als ob sie nicht an einer zügigen Bearbeitung interessiert waren. Möglicherweise verzögerten sie das ganze, weil sie auf Verstärkung warteten. Kaum kam ein Polizei-Kleinbus in Sicht, da sprach der Bebrillte: "Wir müssen das Fahrrad zur Überprüfung auf die Wache nehmen." Zwei Beamte stiegen aus dem Polizeibus, wollten mein Velo samt Gepäck ins Fahrzeug laden. Als sie merkten, daß es nicht so einfach ging, befahl einer: "Nehmen Sie die Sachen vom Fahrrad!" Ich tat es, darauf versuchten sie es noch mal, und das nicht gerade schonend, wobei ich sagte, diesmal recht laut: "Gehen Sie gefälligst vorsichtig mit meinem Rad um!" Darauf der Dicke: "Das wird sich zeigen, ob das wirklich Ihr Rad ist!" Darauf ich: "Solange das Fahrrad nicht IHNEN gehört, haben Sie nicht das Recht, so schofelig damit umzugehen, wem immer es auch gehören mag. Oder wurde Ihnen das Rad gestohlen?" Schweigen! "Na bitte!"

Fahrrad und Gepäck wurden in den Kleinbus geladen, ich mußte ins andere Fahrzeug einsteigen. Dann fuhren wir zur Polizeistation im Stadtzentrum Brettens. Ich mußte in einen Raum, wobei ich meistens alleine war. Was zwischenzeitlich mit Fahrrad und Gepäck geschah, konnte ich nicht sehen. Nur ab und zu kam mal einer der Beamten vorbei und stellte irgendwelche Zwischenfragen. Einmal fragte die Polizistin: "Wieso tragen Sie den keine Schuhe? So etwas macht man am Strand, aber doch nicht in der Stadt. Das ist asozial. Und auf dem Fahrrad ist das bodenloser Leichtsinn!" Darauf entgegnete ich: "Barfußlaufen ist gesund und beim Radfahren hat man mehr Gefühl als beim Fahren mit Schuhen. Und verboten ist das auch nicht, genauso wie das Radfahren ohne Helm nicht verboten ist. Und solange kein Unfall passiert, kann man mir keine Geldbuße dafür aufbrummen." Die Polizistin entgegnete: "Irgendwann wird das aber verboten. Als die Gesetze gemacht wurden, hat keiner auch nur geahnt, daß es Verrückte geben könnte die barfuß radfahren. Auch wenn wir keine Buße dafür verhängen können, können wir aber unseren Arbeitsaufwand in Rechnung stellen." Irgendwie war ich überrascht, als ich die Antwort des "Flintenweibes" hörte. Wollte die Frau mich einschüchtern. Oder hatte sie keine Ahnung? Wenn die Polizei wirklich willkürlich entscheiden kann, ihren Aufwand in Rechnung zu stellen, dann kann ja barfuß Radfahren insgesamt einem teurer zu stehen kommen als wenn einem eine Buße für Fahrradfahren gänzlich ohne Kleidung (Ordnungswidrigkeit) aufgebrummt wird, jedoch der Aufwand nicht in Rechnung gestellt wird.

Etwa zwei Stunden haben mich die Polizeischergen festgehalten, dann durfte ich weiter. Der Bebrillte (der vernünftigste unter den Beamten) meinte, er hätte beim Fahrradhändler angerufen und mein Name wäre in dessen Kundenkartei vorhanden. Er empfahl mir, im nächsten Laden Schuhe zu kaufen, dann würde ich weniger Ärger haben. Das "Flintenweib" plärrte noch: "Diesmal kommen Sie noch ohne Kosten davon. Beim nächsten Mal werden wir den Aufwand in Rechnung stellen."

Ich war frei. Ich schaute um mich: Da war die Polizeistation, das Haus daneben eine Schule. Und vor dem Schulgebäude auch noch die Statue des Philipp Melanchthon. Und eine Straße war auch noch nach Pestalozzi benannt, wobei mir in diesem Zusammenhang auch immer barfüßige Kinder einfallen, egal ob auf Gemälden oder auf Statuen. Jetzt ins nächste Schuhgeschäft? Nein danke! Ich rechnete nicht damit, daß mich die Polizei weiter beobachtete, um zu sehen, ob ich ein Schuhgeschäft ansteuere. Und ich wurde auf der weiteren Rückfahrt nicht mehr von der Polizei schikaniert.

Sicher war Barfüßigkeit (bzw. Kleidung) nicht der Hauptgrund für das teilweise recht schäbige Verhalten der Brettener Polizei. Vermutlich scheint es im Raum Bretten irgendwelche schrägen Sieche zu geben, die "gewerbsmäßig" hochwertige Fahrräder entwenden und sie dann möglicherweise im Ausland zu verschachern. Und wenn das häufiger passiert, dann sind sowohl die Bevölkerung, als auch die Polizei sensibilisiert. Ich vermute aber, daß mir nichts passiert wäre, wenn ich "hochgestylte" Radfahrerkleidung (mit Schuhen) getragen hätte. Oder Dienstkleidung. Oder lange Jeans und barfuß. Kein Spießer hätte dann wegen vermeintlichem Velodiebstahl die Polizei gerufen. Und vielleicht wäre nicht einmal die Polizei eigenmächtig eingeschritten, wenn sie mich auf freier Strecke gesehen hätte (zumindest nicht bei Temperaturen über 20°C und strahlendem Sonnenschein). Es war halt eine unglückliche Verstrickung mehrerer Dinge. Aber soll man deswegen auf angenehme Dinge wie das Barfußlaufen verzichten? Nein!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

"POLIZEIWILLKÜR IN DER MELANCHTON-STADT BRETTEN"

Engel, Stammposter, Sunday, 12.08.2007, 09:58 (vor 6315 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael,
ich hätte mir von den dreien erst mal ihre Dienstnummern geben lassen!
Das gute an unserer Polizei ist, das es immer einen gibt der über dem anderen steht. Und bei dem hätte ich sofort ne schriftliche Beschwerde eingereicht.
Ein solches Verhalten seitens der Beamten ist nicht zu tolerieren, das erinnert mich irgendwie an Methoden die im 3. Reich angewandt wurden.
Immerhin gilt bei uns (noch), man ist solange unschuldig, bis einem die Schuld nachgewiesen werden kann. In Deinem Fall kam mir das aber anders herum vor.
Aus Deinem Bericht konnte ich nicht entnehmen, ob sich die Beamten wenigstens bei Dir entschuldigt haben, was mit einer (wenn auch an den Haaren herbeigezogenen) möglichen Erklärung für ihr schroffes Verhalten wohl das mindeste gewesen wäre.
Schon die Ankündigung, das Dir eventuelle Aufwandskosten in Rechnung gestellt werden könnten grenzt schon an Wegelagerei. Immerhin hast Du die Beamten nicht gerufen und Du hast sie auch nicht dazu genötigt Dich zu kontrollieren.
Wenn solche Methoden rechtens wären, würde ich morgen sofort in nen Streifenwagen rennen und mir anschließend n fettes Schmerzensgeld ausbezahlen lassen.
Kompliment an Dich, das Du in der Situation so ruhig geblieben bist. Ich wär an Deiner Stelle explodiert.
Schick doch Deinen Bericht mal an die örtliche Presse in Bretten, die werden ihre Freude dran haben.
"POLIZEI-WILLKÜR IN DER MELANCHTON-STADT BRETTEN"
In einer Stadt mit dem kulturellen und geschichtlichen Hintergrund sollte man einen Touristen nicht wie einen Terroristen behandeln. Die haben in Bretten schon genügend Probleme und fahren den Karren mit solchen Aktionen erst recht noch weiter in den Dreck.
Das einzig Gute an Bretten ist auch nur, das die noch n Raucherkino haben, in welchem aber die Filme bald nur noch in türkischer Sprache gezeigt werden, da 70% der Bevölkerung unserer Sprache nicht mächtig sind :-).

"POLIZEIWILLKÜR IN DER MELANCHTON-STADT BRETTEN"

Gerd, Sunday, 12.08.2007, 10:39 (vor 6315 Tagen) @ Engel

Ein solches Verhalten seitens der Beamten ist nicht zu tolerieren, das erinnert mich irgendwie an Methoden die im 3. Reich angewandt wurden.

Gemach, Gemach.
Hast du das dritte Reich erlebt, weil du dich gleich daran erinnerst?
Wir sollten nicht bei jeder Gelegenheit die Faschismuskeule schwingen. Ein Vergleich mit den damaligen Methoden ist nicht angebracht.
Dazu kommt: Michael hat seine Eindrücke beschrieben. Dass er die während seiner zweistündigen Befragung gemachten Aussagen der Beamten noch nach mehreren Stunden so exakt wiedergeheben kann (er hat mehrfach wörtliche Rede verwendet), ist ungewöhnlich.

Das einzig Gute an Bretten ist auch nur, das die noch n Raucherkino haben, in welchem aber die Filme bald nur noch in türkischer Sprache gezeigt werden, da 70% der Bevölkerung unserer Sprache nicht mächtig sind :-).

Wer den Vergleich mit dem dritten Reich wagt, sollte sich solche Sprüche verkneifen. Oder ist unser Engelchen ein barfüßiger Skinhead?

Nicht ganz so freundliche Grüße

Gerd

Bitte...

MarkusII, Stammposter, Sunday, 12.08.2007, 19:28 (vor 6314 Tagen) @ Gerd

Nicht ganz so freundliche Grüße
Gerd

Hallo Gerd, hallo zusammen,

diese Antwort ist nicht ganz so freundlich; wir Admins wären Euch dankbar, wenn unnötiger Streit vermieden werden könnte.

Habt vielen Dank und viele Grüße,

MarkusII

Eine sachliche Feststellung

Jay, Stammposter, Monday, 13.08.2007, 03:02 (vor 6314 Tagen) @ Gerd

Auch wenn die Admin gemahnt hat, Eklats zu vermeiden, bitte ich jedoch dringend & höflich, auf einige real existierende Tatsachen verweisen zu dürfen.
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Ein solches Verhalten seitens der Beamten ist nicht zu tolerieren, das erinnert mich irgendwie an Methoden die im 3. Reich angewandt wurden.

Gemach, Gemach.
Hast du das dritte Reich erlebt, weil du dich gleich daran erinnerst?
Wir sollten nicht bei jeder Gelegenheit die Faschismuskeule schwingen. Ein Vergleich mit den damaligen Methoden ist nicht angebracht.

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Für mich gilt jedenfalls mit solchen Dingen wie Faschismus: Wehret den Anfängen! Das, was mit Michael aus Zofingen geschah, ist von einer reinen Überprüfung eines Verdächtigen in der in einem demokratischen Rechtsstaat üblichen Form weit entfernt. Die Polizistin äußert so richtige extrapolative Träume: "Irgendwann wird DAS [BF Radfahren oder BF in der Öffentlichkeit] aber verboten..."
Zwar ist die Polizei durch irgendeinen Querulanten ["BF", "unzüchtige Kleidung"] wahrscheinlich telefonisch angetriggert worden, sie hat jedoch nur aufgrund MaZ´ s Outfit sämtliche Register ihrer Einflußnahme gezogen. Normal wäre nämlich folgendes gewesen: Auf MaZ´ s Fahrrad steht ein Hersteller, eine Modellbezeichnung, evtl. auch eine Seriennummer 'drauf. Man telefoniert vom Dienstfahrzeug mit der Zentrale: "Ist ein solches Rad als gestohlen gemeldet?" Auch die Rückfrage bei MaZ´ s 2radhändler hätte vom Blaulichtauto aus erledigt werden können. MaZ´ s vorübergehende Freiheitsberaubung wäre üblicherweise nach wenigen Minuten beendet gewesen.
Solche ständigen Abwiegelungen & Beschwichtigungen in bezug auf massiv faschistoide Tendenzen genügen mir schon aus dem Mund von Hernn Innenminister Schäuble. Ich gebe allerdings zu, gegen soetwas äußerst allergisch zu sein.
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Dazu kommt: Michael hat seine Eindrücke beschrieben. Dass er die während seiner zweistündigen Befragung gemachten Aussagen der Beamten noch nach mehreren Stunden so exakt wiedergeheben kann (er hat mehrfach wörtliche Rede verwendet), ist ungewöhnlich.

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Einspruch! Einschneidende Ereignisse werden im menschlichen Computer "gründlich", Dialoge wortwörtlich über Tage gespeichert. Bist du selbst Polizist oder Staatsanwalt? Falls ja: Wie oft wurde bei Verhören schon die Frage gestellt: "Und ausgerechnet daran wollen Sie sich jetzt nicht mehr erinnern?"
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Das einzig Gute an Bretten ist auch nur, daß die noch n Raucherkino haben, in welchem aber die Filme bald nur noch in türkischer Sprache gezeigt werden, da 70% der Bevölkerung unserer Sprache nicht mächtig sind :-).

Wer den Vergleich mit dem dritten Reich wagt, sollte sich solche Sprüche verkneifen. Oder ist unser Engelchen ein barfüßiger Skinhead?

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Jaychen & Markus U. sind jederzeit vereidigbare Zeugen dafür, daß Engel am 11.08.2007 & somit im Zeitraum einiger Monate davor, ferner auch irgendwann im April/Mai 2007 [+ ebenso in der entspr. Zeit davor] ausgesprochen lange Haare gehabt hat. So wie Monaco in Frankreich liegt, gibt´s auch bei uns Kleinstaaten (sagen wir Stadtbezirke), in denen die türkische Sprache & Kultur weitgehend etabliert sind. Ich bin absolut sicher, daß es Engel (mit "Rechtem" hat er nichts am Hut) um nichts weiter als die Erwähnung dieser nüchternen Tatsache ging. Ein solcher Kleinstaat befindet sich auch in einem Wohnblock nicht weit von meiner Privacy entfernt, Markus U. kennt diese Location. Info: Die Youngsters tragen die schickesten Turnschuhe im ganzen Viertel. Sie geben sich äußerste Mühe, zu verbergen, daß sie BFs verstohlen & heimlich beäugen, verhalten sich aber sonst unauffällig. Etwa zeitgleich, als bei Frauen das Kopftuch massiv Einzug hielt, verschwand das BF bei deren auf der Straße spielenden Kids.

Freising, barfuß zur og. Beitragseingangszeit
Jay

"POLIZEIWILLKÜR IN DER MELANCHTON-STADT BRETTEN"

Engel, Stammposter, Monday, 13.08.2007, 16:54 (vor 6313 Tagen) @ Gerd

Gemach, Gemach.
Hast du das dritte Reich erlebt, weil du dich gleich daran erinnerst?

Erlebt hab ich es natürlich nicht, dazu bin ich doch etwas zu jung, aber im Gegensatz zu den meißten Leuten in meinem Alter verdränge ich unsere Vergangenheit nicht, oder interpretiere sie falsch, sondern versuche diese schreckliche Zeit durch erworbenes Wissen zu verarbeiten.

Wir sollten nicht bei jeder Gelegenheit die Faschismuskeule schwingen. Ein Vergleich mit den damaligen Methoden ist nicht angebracht.

Wieso sollte ich nicht tun was alle anderen auch tun. Ohne einen Vergleich sieht man die Paralellen nicht, und die sollte man rechtzeitig erkennen um dagegen vor zu gehen.

Dazu kommt: Michael hat seine Eindrücke beschrieben. Dass er die während seiner zweistündigen Befragung gemachten Aussagen der Beamten noch nach mehreren Stunden so exakt wiedergeheben kann (er hat mehrfach wörtliche Rede verwendet), ist ungewöhnlich.

Ich denke ein so einschneidenendes Erlebnis bleibt einem stärker im Gedächtnis als z.B. ein normales Gespräch mit ner Verkäuferin oder so.

Das einzig Gute an Bretten ist auch nur, das die noch n Raucherkino haben, in welchem aber die Filme bald nur noch in türkischer Sprache gezeigt werden, da 70% der Bevölkerung unserer Sprache nicht mächtig sind :-).

Dieser Satz sollte nur mal aufzeigen, das die dort andere Probleme haben um die sie sich kümmern sollten.
Ein BFiger Michael in gestandenem Alter wird als Ausländer sofort als Fahrraddieb eingestuft. Einen 18-jährigen Harz-4 empfangenden Murrat oder Ali fragt hingegen keiner wie er zu seinem nagelneuen 5er BMW oder Audi A8 gekommen ist.

Wer den Vergleich mit dem dritten Reich wagt, sollte sich solche Sprüche verkneifen.

Die Zeiten wo ich mir einen Spruch verkniffen habe sind schon lange vorbei. Ich sage was ich denke und stehe auch dazu.

Oder ist unser Engelchen ein barfüßiger Skinhead?

Ein BFiger Skinhead? Das hört sich genau so schräg an wie ein jüdischer Nazi.
Wär ich n Skinhead, oder sonst irgendwie Rechts eingestellt, hätte ich sicherlich nicht so viele Freunde aus der Türkei, Italien, Griechenland, etc., würde statt BF in Springerstiefeln herumrennen, keine lyrischen Texte verfassen und würde mich einen Sch... drum scheren was einem ausländischen BFler in Bretten widerfahren ist.

Nicht ganz so freundliche Grüße
Gerd

Immer freundlich grüßend,

Engel

POLIZEIWILLKÜR - Dienstaufsichtsbeschwerde?

Jörg (Hanna), Stammposter, Sunday, 12.08.2007, 14:57 (vor 6314 Tagen) @ Engel

Auch wenn ich mit Michaels Polizeiproblemen nicht so viel anfangen kann (wie schafft er das immer nur, so in deren Blickfeld zu kommen?) und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung bei echten (Fahrrad-) Diebstählen durchaus schätze (wir haben ja eigentlich zu viel Gleichgültigkeit, vor allem in großen Städten), geht das Verhalten dieser Bullen (sorry, aber hier trifft das Schimpfwort wohl zu) entschieden zu weit. Möglicherweise wäre eine Dienstaufsichtsbeschwerde sinnvoll, vielleicht können die Polizisten, die wir ja auch unter den Forumsteilnehmern haben, hier etwas zu sagen. Vor allem der Tonfalls ist unter aller Sau. Wenn Polizisten, die in der gesellschaftlichen Hierarchie ja auch nicht gerade sehr weit oben stehen und von den Innenministerien finanziell zudem noch sehr kurz gehalten werden, ihren Frust an vermeintlich Schwächeren auslassen, mag das menschlich zwar erklärbar sein, darf aber keinesfalls hinnehmbar oder tolerierbar sein! Der finanziell bestens ausgestattete Wirtschaftskriminielle, der einen deutlich höheren volkswirtschaftlichen Schaden anrichtet und Menschen reihenweise in den Ruin treibt (z.B. Schneider-Bau-Affäre ("Peanuts") in den 90ern) wird von der Polizei wohl besser behandelt als der gemeine Fahrraddieb (für den sie Michael ja hielten). Für mich kein Zeichen von falscher Priorisierung durch den "kleinen" Polizeibeamten, sondern ein Zeichen von Frust, daß man den "Großen" sowieso nix kann und nur den Kleinkriminellen mit zweifelhaften Methoden beikommen kann... Das i-Tüpfelchen hier ist natürlich, daß MaZ ja noch nicht mal ein Fahrraddieb ist!

Zurück zum Thema: Ich selber fahre sei Jahren barfuß ein auch nicht gerade billiges Treckingrad und wurde noch NIE deswegen von der Polizei behelligt, und das obwohl ich in Bayern lebe, das vielen als "Polizeistaat" gilt. Allerdings trage ich auf dem Fahrrad entweder spezielle Radkleidung (bei längeren Strecken) oder "normale" Alltagskleidung, aber keine "ärmlich" wirkende Kleidung. Scheinbar ist das bei Michael noch eher das Problem, als bf selbst. Aber das hatten wir hier ja auch schon ausführlich diskutiert und gibt den Beamten keinerlei Recht für den arroganten und menschenverachtenden Tonfall.

Serfuß aus dem (Fast-) Barfußparadies Olching,
Jörg

POLIZEIWILLKÜR - Dienstaufsichtsbeschwerde?

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 13.08.2007, 11:43 (vor 6314 Tagen) @ Jörg (Hanna)

Hallo Jörg,

Möglicherweise wäre eine Dienstaufsichtsbeschwerde sinnvoll, vielleicht können die Polizisten, die wir ja auch unter den Forumsteilnehmern haben, hier etwas zu sagen.

Wenn einem etwas unangenehmes widerfährt, dann heißt es: Schlaf noch eine Nacht darüber. Es bringt also überhaupt nichts, sich unmittelbar nach einem Vorfall bei der vorgesetzten Dienststelle zu beschweren. Wegen dieses Vorfalls wollte ich natürlich nicht in Bretten bleiben und mich am nächsten Tag persönlich beschweren. Und Beschwerden per Post, noch dazu aus dem Ausland, sind natürlich mühsam. Und extra deswegen hinterher wieder nach Bretten reisen? Wer bezahlt mir die Unkosten? Und selbst wenn man sie mir erstatten sollte, so wäre mir der zeitliche Aufwand zu hoch. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, weshalb mich die Beamten so schroff behandelt haben. Die Wahrscheinlichkeit einer Beschwerde ist geringer wie wenn der Mensch, der irrtümlich für den Täter gehalten wurde, aus der näheren Umgebung kommt. Das Einschüchtern ist sicher auch üblich. Zwar haben die Beamten irgendwelche Ausweise dabei, manchmal nennen sie auch ihren Namen (in vorliegendem Fall war es aber nur der "bebrillte", während die weitaus unsympathischeren Beamten das nicht taten).

Vor allem der Tonfalls ist unter aller Sau. Wenn Polizisten, die in der gesellschaftlichen Hierarchie ja auch nicht gerade sehr weit oben stehen und von den Innenministerien finanziell zudem noch sehr kurz gehalten werden, ihren Frust an vermeintlich Schwächeren auslassen, mag das menschlich zwar erklärbar sein, darf aber keinesfalls hinnehmbar oder tolerierbar sein! Der finanziell bestens ausgestattete Wirtschaftskriminielle, der einen deutlich höheren volkswirtschaftlichen Schaden anrichtet und Menschen reihenweise in den Ruin treibt (z.B. Schneider-Bau-Affäre ("Peanuts") in den 90ern) wird von der Polizei wohl besser behandelt als der gemeine Fahrraddieb (für den sie Michael ja hielten). Für mich kein Zeichen von falscher Priorisierung durch den "kleinen" Polizeibeamten, sondern ein Zeichen von Frust, daß man den "Großen" sowieso nix kann und nur den Kleinkriminellen mit zweifelhaften Methoden beikommen kann...

So ist es leider. Wer in der Hierarchie nicht sehr hoch ist und dann plötzlich auf einen trifft, der noch niedriger ist (oder wer für noch niedriger gehalten wird), dann zeigt er, wie mächtig und wichtig er ist. Der "Putzhausmeister" an der Berner Uni, der einen barfüßigen Studenten anpflaumt, der "Domschweizer", der einen Barfüßer aus "seinen" heiligen Hallen rausschmeißt, der Türsteher vor Lidl, mit dem Ulrich mal Ärger wegen barfuß hatte, sind nur einige Beispiele dafür. Wenn etwa ein kleiner Dieb ertappt wird, kann es durchaus vorkommen, daß der Polizist den Dieb duzt, er selber aber Wert darauf legt, vom Dieb gesiezt zu werden. Und wenn der Dieb (oder auch nur der vermeintliche Dieb) den Beamten zurückduzt, hat er gleich ein Verfahren wegen Beamtenbeleidigung am Hals. Die Beamten in Bretten haben mich wenigstens gesiezt.

Das i-Tüpfelchen hier ist natürlich, daß MaZ ja noch nicht mal ein Fahrraddieb ist!

Und entschuldigt haben sie sich auch nicht. Sich entschuldigen bedeutet andererseits, daß man zugibt, sich getäuscht zu haben.

Zurück zum Thema: Ich selber fahre sei Jahren barfuß ein auch nicht gerade billiges Treckingrad und wurde noch NIE deswegen von der Polizei behelligt, und das obwohl ich in Bayern lebe, das vielen als "Polizeistaat" gilt. Allerdings trage ich auf dem Fahrrad entweder spezielle Radkleidung (bei längeren Strecken) oder "normale" Alltagskleidung, aber keine "ärmlich" wirkende Kleidung. Scheinbar ist das bei Michael noch eher das Problem, als bf selbst.

Mein Treckingrad fällt dadurch auf, daß es aus dickeren Rohren konstruiert ist, damit es nicht gleich zusammenbricht unter der Last des Gepäcks.
Ein Mensch, der wehrlos oder scheinbar wehrlos ist, wird leichter Opfer eines Verbrechens oder auch nur eines unfairen Polizeiübergriffes. Wer barfuß ist, erscheint weniger wehrhaft als einer mit Kampfstiefeln. Wer ärmlich wirkt, bei dem rechnet man nicht, daß dieser sich einen Rechtsanwalt erlauben kann. Und einer, der vom Körperbau eher mager ist, wirkt auch wehrloser als ein Zweimetermensch oder ein Bodybuilder. Ich bin mit 182 cm Körpergröße und ca. 69 kg nicht gerade einer, von dem man erwartet, daß er zuschlägt. Und aufgrund der wenigen Kleidung ist auch ersichtlich, daß ich nicht mal eben jemanden ein Messer in die Brust rammen kann oder zur Schußwaffe greifen kann. Auch die Tatsache, daß mich die Zofinger Polizei auch mal verdächtigt hat, eine Kindesmißhandlung begangen zu haben, paßt in das Raster: Wer körperlich schwach ist, kann seine wenigen Kräfte nicht an anderen Erwachsenen ablassen. Also "muß" er sich an Kindern vergreifen. Dabei hat der Polizist, der mich damals derart schikaniert hat, nur von sich auf andere geschlossen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Barfüßigkeit = Hilflosigkeit?

Markus U., Stammposter, Monday, 13.08.2007, 22:25 (vor 6313 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Ein Mensch, der wehrlos oder scheinbar wehrlos ist, wird leichter Opfer eines Verbrechens oder auch nur eines unfairen Polizeiübergriffes. Wer barfuß ist, erscheint weniger wehrhaft als einer mit Kampfstiefeln.

Hier muß ich Dir widersprechen, denn Barfüßigkeit ruft nicht zwangsläufig Assoziationen wie "Wehrlosigkeit" oder "Hilflosigkeit" hervor; vielmehr kommt es auf den Gesamteindruck an. Was Du schreibst, mag auf Dich zutreffen, da ein älterer halbnackter Herr, der leicht vornübergebeugt durch die Gegend wandelt, möglicherweise hilflos erscheint. Bei anderen Personen, jungen muskulösen Männern etwa, kann Barfüßigkeit hingegen gerade besonders "tough" wirken.

Wer ärmlich wirkt, bei dem rechnet man nicht, daß dieser sich einen Rechtsanwalt erlauben kann. Und einer, der vom Körperbau eher mager ist, wirkt auch wehrloser als ein Zweimetermensch oder ein Bodybuilder. Ich bin mit 182 cm Körpergröße und ca. 69 kg nicht gerade einer, von dem man erwartet, daß er zuschlägt. Und aufgrund der wenigen Kleidung ist auch ersichtlich, daß ich nicht mal eben jemanden ein Messer in die Brust rammen kann oder zur Schußwaffe greifen kann.

Ich bin mit meinen 176 cm Körpergröße deutlich kleiner als Du, andererseits freilich mit 83 kg Körpermasse deutlich schwerer und somit "kompakter". Zwar bin ich kräftemäßig kein Herkules, aber ich kaschiere das einigermaßen, indem ich den größten Teil meines Körpers (mit Ausnahme des Kopfes, der Hände und der Füße) bedekke. Wenn ich dann auch noch entschlossen gukke, wirke ich wie jemand, mit dem man sich nicht ohne weiteres anlegt. Auf diese Weise bleibe ich allermeist unbehelligt; allerdings geriet ich letzes Wochenende um Mitternacht mit meinem Auto in eine Polizeikontrolle (aber nicht wegen barfuß, und da ich das Auto nicht zu verlassen brauchte, bemerkten die Polizisten meine Barfüßigkeit auch nicht, und weil ich diesmal auch keine Schuhe im Fahrzeug dabeihatte, war ich sogar im Auto echt barfuß). Wenn ich barfuß durch die Stadt wandele, kontrollierte mich die Polizei bisher nicht einmal im Winter, aber wenn eine Fahrzeugkontrolle stattfindet, gehört das Fahrzeug, in dem ich sitze, garantiert zu denjenigen, welche die Polizei sich etwas genauer ansieht, egal ob ich am Steuer sitze oder nicht oder ob ich barfuß oder beschuht bin. Warum das so ist, weiß ich nicht.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

21. Urlaubstag, 1. Teil: Sinsheim - Bretten

Horst (München), Stammposter, Sunday, 12.08.2007, 13:45 (vor 6314 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo aus München
Das müssen ja üble Polizisten gewesen sein,oder wurden die vorher schon zur Sau gemacht?
Im Winter 2004 wurde ich mal von Polizisten aufgehalten am späten Abend ca 21 Uhr als ich von einer Bekannten barfuss nach hause ging.Heimweg ca 800m.
Ich ging frohen Mutes meines Weges (Warm angezogen weil Winter aber barfuss)als plötzlich ein Streifenwagen neben mir angehalten hat.
"Entschuldigung,können wir Ihnen helfen,wurden Sie Überfallen?"
Ich verneinte das und sagte das ich auf dem Heimweg von einer Bekannten bin."Wir fragen nur weil sie bei diesem Wetter keine Schuhe tragen".Als ich erklärte das ich gerne Barfuss laufe auch mal im Winter wurde ich etwas seltsam angeschaut."Naja nix für ungut,wollten nur mal nachfragen.Schönen Abend noch."
Der Wagen fuhr seines Weges.Ich ging die letzten 200 Meter heim.
Nun kann man das ja so und so sehen,ich für meinen Teil sage,Ich finde das gar nicht schlecht das man nachgefragt hat,wieviele laufen im Winter barfuss rum? Auch waren die Beamten sehr freundlich,kann wirklich nichts negatives Sagen.
Es sind halt nicht alle gleich.
Ich fahre auch öfter Barfuss Fahrrad doch auf die Idee das es geklaut sein könnte ist auch noch keiner gekommen.
Das Ding ist ein Heidemann Spezial.Ich bin 203cm groß und komme mit den meisten Fahrrädern nicht zurecht.Nun habe ich extra eines für grosse Menschen.Das wird auch wohl eher selten geklaut werden da Otto Normalverbraucher damit nicht fahren kann.Die Rahmenhöhe ist extrem.Unter 180cm kommt man nicht ohne artistische Einlagen mit dem Füssen auf den Boden. :-)
Es grüsst Dich
Horst München

Trainiertes Einschüchterungs-Gebahren - sich darauf einrichten

Jay @, Stammposter, Sunday, 12.08.2007, 14:47 (vor 6314 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Früher waren Packtaschen wirklich stabiler!

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Ist alles made in China. Die Gelben können allerdings nichts für mangelnde Robustheit ihrer Produkte; weil ihnen die weißen Manager gesagt haben: Das darf maximal so&soviel kosten, weil für uns genug Geld zur Aufrechterhaltung unseres Lebensstandards (Anzug, Krawatte, Shoes & Socks, Oberklasse4räder etc.) übrigbleiben muß!
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Kurze Zeit später überholte mich dasselbe Polizeifahrzeug (oder war es ein anderes?) und fuhr dann so scharf an den Bordstein, daß ein Vorbeifahren rechts vom Auto nicht möglich war.

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Gehobenes, imposantes 4radfahren lernen die in ihren Spezialfahrtrainings. Es ist keine gottgegebene, überlegene autofahrerische Naturbegabung, die Bullen auszeichnet.
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...waren die Polizisten ausgestiegen: ein dicker Fahrer, ein schlanker Mann mit Brille und eine nicht gerade schlanke Polizistin mit aufgedunsenem Gesicht. Sie nötigten mich zum Anhalten und zwangen mich, mein Velo auf dem Bürgersteig abzustellen. Nachdem ich mein schwer beladenes Velo mühsam über die recht hohe Bordsteinkante auf den Fußsteig befördert hatte, fuhr der Fahrer den Wagen an eine Stelle, wo er den übrigen Verkehr nicht mehr behinderte. Der bebrillte Beamte sprach mich an: "Wir erhielten eine Meldung, daß sich vor einem Supermarkt ein Mann ohne Schuhe und in kurzen Hosen ungewöhnlich lange vor einem wertvollen Fahrrad aufhielt und dann unsicher damit wegfuhr. Der Verdacht liegt nahe, daß diese Person das Fahrrad entwendet hat. Und die Personenbeschreibung könnte auf Sie zutreffen. Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?"

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Der Melder dürfte wohl echt ein totaler Neurotiker gewesen sein. Woran kann man eigentlich aus größerer Entfernung sehen, ob ein Velo besonders wertvoll ist oder nicht?
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Während ich meine Ausweistasche aus dem Seitenfach der Packtasche kramte, wurde die Polizistin ungeduldig und rief barsch: "Wird es nun bald! Wir haben nicht ewig Zeit." Ich blieb ruhig und sagte eher leise und jede Silbe einzeln und akzentuiert: "A-ber bit-te nicht in die-sem Ton!"

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Calming von Polizisten wirkt in dieser Form etwas niedlich. Vollkommen richtig war es, ruhig zu bleiben. Ich hätte einfach kopfschüttelnd mit strengem Blick in die Augen der Polizistin zurückgefragt: "Wie lange darf denn das Ihrer Meinung nach dauern? 1/2 Sekunde?" Nicht verschwiegen sei allerdings, daß der Versuch, der Bullin ihren fehlenden Realitätsbezug bewußt zu machen, zu zusätzlichem 'Rummaulen, Aggressivität etc. geführt hätte. Die Polizei muß immer Sieger sein. Sollte das einmal nicht der Fall sein, dreht sie durch.
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Ich gab dem Bebrillten meine Schweizer Identitätskarte, dieser gab sie dann weiter an den Fahrer, der zurückgekommen war. Dieser sagte: "Aha, ein Ausländer! Genau wie wir vermutet haben."

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Aha, ein Bulle aus dem rechtsradikalen politischen Spektrum! Übrigens hat die Schweiz von ihrem Status her als entwickeltes Land international eine äußerst hohe Reputation. Der spinnt wohl, dich mit einem Kanaken gleichzusetzen (dieses Wort benutzt er wohl am Stammtisch).
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"Sagen Sie ja nicht, daß das Ihr Fahrrad ist. Ein Mensch, der keine Schuhe und ärmliche Kleidung trägt, paßt wirklich nicht zu einem teuren Fahrrad! Sicher haben Sie auch mit den anderen Diebstählen teurer Fahrräder in dieser Gegend zu tun."

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Weiß der Teufel, warum die sich so an dem Spezifikum "Velos in exclusiver Top-Preisklasse" aufgeilen. Mangels Bildung (& auch Interesse, zugegeben) weiß ich jetzt gar nicht, was bei Fahrrädern einem Rolls-Royce-, Bentley-, Aston Martin-Analogon entspricht. Ich hab' auch schon manchmal beim obrigkeitlichen Check, ob mein 4rad auch wirklich mein Eigentum ist, gehört: "So jemand wie Sie..." (das Wort Barfuß wurde schon etwas pikiert ausgesprochen) ..."gehört nicht in dieses Auto!"
Ich nehme an, daß bei dir Hochwertigkeit beim Fahrrad dadurch begründet ist, astronomische Strecken pannenfrei zurücklegen zu können. Grad' kommt mir aber doch die Idee (wenn ich ein Bike-Faible hätte): Man müßte sich ein Velo mit einem galvanisch oberflächenvergoldeten Rahmen bauen lassen...irgendetwas Irrwitziges...
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Darauf entgegnete ich: "Das ist aber mein Fahrrad! Ich habe es erst vor wenigen Wochen gekauft." "Haben Sie denn die Kaufquittung?" fragte der Dicke. "Seit wann ist das denn Vorschrift, so etwas immer dabei zu haben? So etwas pflege ich immer zu Hause zu lassen." "Pflicht ist es nicht. Aber man kann sich erhebliche Schwierigkeiten einsparen, wenn man sie dabei hat", sagte der Beamte mit Brille.

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Die spinnen ja komplett! Denen hätte ich glatt gesagt: Leider gibt es in der Schweiz noch kein Eigentums-Amt, das eine Bescheinigung ausstellt, daß das Bike mein Eigentum ist - mit einer rund um die Uhr anrufbaren Krisen-Hotline zur Bestätigung - ein Service für Polizei & Obrigkeit.
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Ich wies auf das Schutzblech, auf dem das Siegel mit Anschrift und Telefon meines Velohändlers klebte und auf die Haftpflichtversicherungsplakette, wie sie in der Schweiz Pflicht ist. "Haftpflichtversicherung für Fahrräder? Solchen Quatsch können Sie anderen erzählen, uns nicht", sagte die Polizistin, die mir von den dreien am allerwenigsten sympathische war (nicht weil sie eine Frau war und nicht wegen ihres aufgedunsenen Gesichtes, sondern wegen des Gesamteindruckes. Nach einiger Zeit sagte sie: "So etwas dummes ist mir noch nie begegnet. Stiehlt ein Fahrrad und trägt so auffällige Kleidung. Und dann noch barfuß!" Darauf entgegnete ich: "Barfuß Fahrrad fahren ist auch nicht verboten. Ich bin ohne Schuhe aus der Schweiz bis in die Gegend von Dresden geradelt und bin nun auf dem Rückweg in die Schweiz." "Erzählen Sie mir keine Märchen, aus dem Alter bin ich raus", sagte der Dicke. "Wer sich bereits beim Befördern des Rades auf den Bürgersteig so abquält, ist niemals in der Lage, so weite Strecken zurückzulegen. Sie sind doch nicht einmal in der Lage, mit dem Rad bis nach Karlsruhe zu fahren!"
Diese Beamten schienen nicht allzu viel Ahnung zu haben. Auch hatte ich den Eindruck, als ob sie nicht an einer zügigen Bearbeitung interessiert waren.

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Zwischen Bullen & wirklichem Profi-Detektiv besteht ein gewaltiger Unterschied, auch wenn Bullen dieser Sorte gerne hobbydetektivische Schlüsse ziehen. Der im letzten Satz erwähnte Eindruck trifft absolut zu. Man zeigt, welchen Aufwand man als Obrigkeit treiben kann & zelebriert ein joviales Unterwerfungsritual, das vor allem das Opfer möglichst viel Zeit & Nerven kostet. Dieses "dominante Auftreten" wurde ihnen beigebracht; es dient vor allem einer Psychodimension: VERUNSICHERUNG des "Betroffenen"! So wird mit dem Opfer gerne in herablassender Manier, manchmal pseudo-leger herumblödelnd gesprochen. Ich wurde selbst einmal erkennungsdienstlich behandelt (Fingerabdrücke), als ich mein wg. Falschparken abgeschlepptes eigenes Auto "stahl", es hieß: "Sie laufen immer barfuß? Dann müssen wir auch Ihre Zehen aufnehmen!" (was sie dann doch nicht taten).
Man entwaffnet Derartiges dadurch, indem man kurz angebunden & emotionslos sagt:
"Ich hab' schon gemerkt, daß Sie mich ärgern wollen. Könnten wir die Amtshandlung aber dennoch - vielleicht auch zu Ihrem Vorteil - ganz einfach dadurch abwickeln, indem Sie jetzt auf geeignete Weise feststellen, daß das Fahrrad mir gehört?"
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Möglicherweise verzögerten sie das Ganze, weil sie auf Verstärkung warteten. Kaum kam ein Polizei-Kleinbus in Sicht, da sprach der Bebrillte: "Wir müssen das Fahrrad zur Überprüfung auf die Wache nehmen." Zwei Beamte stiegen aus dem Polizeibus, wollten mein Velo samt Gepäck ins Fahrzeug laden. Als sie merkten, daß es nicht so einfach ging, befahl einer: "Nehmen Sie die Sachen vom Fahrrad!" Ich tat es, darauf versuchten sie es noch mal, und das nicht gerade schonend, wobei ich sagte, diesmal recht laut: "Gehen Sie gefälligst vorsichtig mit meinem Rad um!" Darauf der Dicke: "Das wird sich zeigen, ob das wirklich Ihr Rad ist!" Darauf ich: "Solange das Fahrrad nicht IHNEN gehört, haben Sie nicht das Recht, so schofelig damit umzugehen, wem immer es auch gehören mag. Oder wurde Ihnen das Rad gestohlen?" Schweigen! "Na bitte!"

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Deine Rückäußerungen waren optimal.
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Fahrrad und Gepäck wurden in den Kleinbus geladen, ich mußte ins andere Fahrzeug einsteigen. Dann fuhren wir zur Polizeistation im Stadtzentrum Brettens. Ich mußte in einen Raum, wobei ich meistens alleine war. Was zwischenzeitlich mit Fahrrad und Gepäck geschah, konnte ich nicht sehen. Nur ab und zu kam mal einer der Beamten vorbei und stellte irgendwelche Zwischenfragen.

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Ist eigentlich die 'vorläufige Festnahme' in rechtsverbindlicher Form erklärt worden?
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Einmal fragte die Polizistin: "Wieso tragen Sie denn keine Schuhe? So etwas macht man am Strand, aber doch nicht in der Stadt. Das ist asozial. Und auf dem Fahrrad ist das bodenloser Leichtsinn!" Darauf entgegnete ich: "Barfußlaufen ist gesund und beim Radfahren hat man mehr Gefühl als beim Fahren mit Schuhen. Und verboten ist das auch nicht, genauso wie das Radfahren ohne Helm nicht verboten ist. Und solange kein Unfall passiert, kann man mir keine Geldbuße dafür aufbrummen." Die Polizistin entgegnete: "Irgendwann wird das aber verboten. Als die Gesetze gemacht wurden, hat keiner auch nur geahnt, daß es Verrückte geben könnte die barfuß radfahren."

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Meine Rückäußerung wäre gewesen: "Ich bin gerne asozial - solange ich gut verdiene & viel Geld habe..." Hinzugefügt hätte ich noch die Gegenfrage:
"Sie würden gerne Gesetze selber machen. Stimmt´s?"
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"Auch wenn wir keine Buße dafür verhängen können, können wir aber unseren Arbeitsaufwand in Rechnung stellen." Irgendwie war ich überrascht, als ich die Antwort des "Flintenweibes" hörte. Wollte die Frau mich einschüchtern? Oder hatte sie keine Ahnung? Wenn die Polizei wirklich willkürlich entscheiden kann, ihren Aufwand in Rechnung zu stellen, dann kann ja barfuß Radfahren insgesamt einem teurer zu stehen kommen als wenn einem eine Buße für Fahrradfahren gänzlich ohne Kleidung (Ordnungswidrigkeit) aufgebrummt wird, jedoch der Aufwand nicht in Rechnung gestellt wird.

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Da stellt sich echt die Frage einer Rechtsgrundlage. Prüfung eines Sachverhaltes, ob eine Straftat (Diebstahl eines Fahrrades) und/oder eine Ordnungswidrigkeit vorliegt, mit negativem Ergebnis? Das soll jetzt kostenpflichtig sein? Passender Kommentar, falls zur Kasse gebeten werden sollte: "Es ehrt mich, daß Sie sich von der Leistungsfähigkeit meiner Rechtsanwälte [immer im Plural sprechen!] überzeugen wollen. Machen Sie gleich einen Termin beim zuständigen Amtsgericht. Vortäuschung einer Ordnungswidrigkeit durch Radfahren in unzüchtiger Kleidung & barfuß."
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Etwa zwei Stunden haben mich die Polizeischergen festgehalten, dann durfte ich weiter. Der Bebrillte (der vernünftigste unter den Beamten) meinte, er hätte beim Fahrradhändler angerufen und mein Name wäre in dessen Kundenkartei vorhanden. Er empfahl mir, im nächsten Laden Schuhe zu kaufen, dann würde ich weniger Ärger haben. Das "Flintenweib" plärrte noch: "Diesmal kommen Sie noch ohne Kosten davon. Beim nächsten Mal werden wir den Aufwand in Rechnung stellen."

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Passender Kommentar zu den letzten beiden Polizei-Emanzen-Sätzen: "Das muß in die Tagesschau." Insgesamt sieht man aber aufgrund der ausschließlichen Erwähnung der fehlenden Schuh-Ausrüstung, daß dies wieder 'mal der Hauptstein des Anstoßes war...
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Sicher war Barfüßigkeit (bzw. Kleidung) nicht der Hauptgrund für das teilweise recht schäbige Verhalten der Brettener Polizei. Vermutlich scheint es im Raum Bretten irgendwelche schrägen Sieche zu geben, die "gewerbsmäßig" hochwertige Fahrräder entwenden und sie dann möglicherweise im Ausland zu verschachern. Und wenn das häufiger passiert, dann sind sowohl die Bevölkerung, als auch die Polizei sensibilisiert.

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Ich muß sagen, daß ich das - wie grad' erwähnt - nicht so sehe. Siehe auch deine weiteren folgenden Ausführungen:
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Ich vermute aber, daß mir nichts passiert wäre, wenn ich "hochgestylte" Radfahrerkleidung (mit Schuhen) getragen hätte. Oder Dienstkleidung.

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Kannst du sicher sein.
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Oder lange Jeans und barfuß.

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Sollte Bretten tatsächlich eine abnorm hohe Diebstahlstatistik an insbesondere hochpreisigen Fahrrädern aufweisen, hätten "sie" sich auf jeden Fall an dich 'rangemacht, sofern du insbesondere wie ich (wenn auch mit derzeit relativ kultivierten T-Shirts) eher als schräger Vogel aussehen würdest. Lange Jeans & BF bewahren Oberklasse-4radfahrer jedenfalls nicht im geringsten vor "Sicherheitskontrollen" der Obrigkeit, im Gegenteil. Wie´s mit kurzen Hosen aussieht, darüber fehlen zumindest mir Erfahrungswerte. Hätte ich aber zusätzlich dein Gesicht mit identischer Frisur (kenne dich ja von einem kürzlich hier 'reingesetzten Foto), könnte es sein, daß man sagt: Ein sportlicher Gentleman - dem ist halt heiß. Lassen wir ihn Revue passieren.

Schöne Grüße nach Zofingen,
Jay

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