Sechzehnter Urlaubstag: Meiningen - Gmünden (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 07.08.2007, 17:12 (vor 6319 Tagen)

Samstag, 21.7.2007: Ich hatte eine Nacht im Wald bei Meiningen im trockenen Schlafsack verbracht, nun ging es weiter mit dem Velo. Genauer gesagt: Ich mußte erst einmal den Reifen des Hinterrades aufpumpen, war wieder platt (am Tag zuvor hatte ich insgesamt dreimal nachpumpen müssen. Es war neblig und ging anfangs recht steil bergan. Aber nach der Grenze zum Freistaat Bayern (hier zeugen noch einige Reste von Grenzanlagen davon, daß es nicht immer so einfach war, von Thüringen nach Bayern zu kommen) ging es dafür auch wieder bergab, ich fühlte die Kälte des Fahrtwindes an den Füßen (und nicht nur dort).

Aber bald hörte der Nebel auf, die Sonne kam durch, und die Temperatur stieg erstaunlich schnell. Meine Lebensmittelvorräte waren erschöpft, also steuerte ich den nächsten Aldi-Markt an, Aldi Süd vor den Toren von Mellrichstadt. Der Laden öffnete gerade, niemand im Laden sagte was zu meiner Aufmachung. Als ich jedoch den Laden verließ, kamen gerade ein Vater und seine Kinder (Junge und Mädchen) vom Parkplatz. Das Mädchen rief entsetzt: "Der war ja barfuß beim Einkaufen!" Am liebsten hätte ich "Na und?" gesagt, aber ich ließ es bleiben.

Mellrichstadt mit seinen Mauern und Türmen kannte ich noch nicht, es ist sehenswert. Einige Wege entlang der Befestigungsanlagen waren dagegen weniger barfußfreundlich (oder kam mir das nur so vor). Ich folgte einem Radweg, der weitgehend einem Flußlauf folgt. Einmal gelangte ich aber auf einen Wanderweg, der zeitweise matschig war. Ich mußte schieben, wobei ich darauf achtete, daß das Rad den Schlamm nicht abbekam. Schlamm an den Füßen störte mich nicht, im Gegenteil.

Ich erreichte Bad Neustadt an der Saale (der fränkischen Saale, nicht der "richtigen", die ja einen nicht unerheblichen Teil meinen barfüßigen Weg begleitet hat). Auch diese Stadt ist sehenswert. Ich machte einen Abstecher in die Altstadt, wo meine Aufmachung kaum beachtet wurde. Danach begab ich mich in eine Grünanlage nahe des Flusses. Endlich konnte ich mich aufraffen, mein Fahrrad zu reparieren (Das Hinterrad läßt sich wegen der komplizierten Gangschaltung bei meinem Velo nicht so einfach ausbauen wie bei normalen Rädern). Jetzt aber hatte ich Platz und Wasser zum Händewaschen. Wenn ich Reparaturen am Fahrrad unternehme, dann am liebsten draußen bei trocknem Wetter auf einem etwas feuchtem Rasen. Und selbstverständlich barfuß. Das trifft für zu Hause zu und für unterwegs. Und hier herrschten "ideale" Dinge, fast wie zu Hause. Nur daß ich nicht mal eben in den Keller säckeln kann, um was zu holen. Ich fand auch das Loch im Schlauch, setzte jedoch einen neuen Schlauch ins Velo (dieser hielt tatsächlich bis zum Ende der Tour).

Während ich das Rad reparierte, kamen gerade zwei Leute vorbei. Ein Mann interessierte sich nur dafür, woher ich kam und wohin ich noch wollte, zu meinen Füßen nahm er keine Stellung. Da mein Gepäck ziemlich weit verteilt war (Werkzeuge liegen meistens irgendwo unten), hat er vielleicht angenommen, daß sich auch meine Schuhe irgendwo darunter befanden. Ein Junge dagegen fragte mich, weshalb ich ohne Schuhe und ohne T-Shirt war, worauf ich antwortete: Dann wird weniger dreckig."

Von Bad Neustadt/Saale führen etliche Radwanderwege weiter. Ich folgte dem nach Bad Kissingen, der es steigungsmäßig teilweise auch in sich hatte. Während in Bad Neustadt noch kaum Wolken am Himmel sichtbar waren, hatte es sich in Niederlauer bereits total bezogen. Regen setzte ein, als ich den "Dicken Turm" erreichte. Hier konnte ich mich unterstellen. Als es einigermaßen trocken war, bestieg ich noch den auf einem Hügel liegenden steinernen Turm über die Wendeltreppe. Innen lagen etliche Glasscherben, in die ich jedoch nicht trat.

Kaum hatte der Regen aufgehört, da fing er schon wieder an, und wie. Die wenigen Kleidungsstücke, die ich an hatte, wurden total naß. Erst später entschloß ich mich, die Regenjacke überzuziehen. Teile des Radwanderweges waren nicht asphaltiert, es bestand erhebliche Rutschgefahr. Ich erreichte Bad Kissingen, viel sehen konnte ich von der Stadt nicht, als ich das Rad durch die regennasse Fußgängerzone schob. In der Stadt lief auch eine Frau barfuß, ohne Schuhe dabei zu haben.

Ich folgte dem Radwanderweg, der dem Lauf der fränkischen Saale folgt. Irgendwann hörte der Regen auf, zeitweise schien sogar die Sonne. Irgendwo spielten 2 Kinder barfuß an einem Bootsteg. Ich erreichte die Stadt Hammelburg, die auch sehenswert ist. Hier waren keine anderen Barfüßer zu sehen. Weiter ging es durchs Tal der kurvenreichen fränkischen Saale, der nicht nur der Radwanderweg, sondern auch eine Bahnlinie folgen. Sogar ein Zug fuhr dort, toll was?

Trübes Wetter herrschte, als ich Gmünden erreichte, dort, wo die fränkische Saale in den Main mündet. Ich schob mein Velo durch die barfußfreundliche Fußgängerzone, sah die hoch über der Stadt liegende Burg, auf der eine Veranstaltung war. In der Altstadt war noch einiger Betrieb in den Straßenrestaurants. Als aber Regen einsetzte, verschwand alles noch drinnen. Und ich fand einen Sitzplatz auf einer Bank am Postamt, hier war ich vor Regen geschützt, konnte was verzehren und hatte trotzdem einen Überblick über die Stadt. Ein paar Leute mit Schirmen hasteten durch die Stadt, auch ein Polizeifahrzeug rollte langsam durch die Fußgängerzone. Kontrolliert wurde ich nicht.

Es wurde dunkel, als der Regen aufhörte, aber es sah so aus, als ob es jederzeit wieder anfangen könnte. Ich hatte auch zu nichts mehr Lust. Also schwang ich mich aufs Velo, radelte über die Mainbrücke, um von dort auf den Main-Radweg überzuwechseln. Dieser führt an dieser Stelle direkt am Mainufer entlang, während die wenig befahrene Straße etwa 100 m weiter verläuft (Der Hauptverkehr benutzt die andere Mainseite). Nicht nur eine Straßenbrücke, sondern auch eine Eisenbahnbrücke führen hier über den Main, beide aus Beton. Als Schlafplatz wählte ich mir die Bahnbrücke aus, auf einer Wiese Feld direkt neben einem Pfeiler. So konnte man mich nicht sehen. Es war angenehm, barfuß das Rad durchs nasse Gras zu schieben, während das Gras unter der Brücke knochentrocken war. Mein Schlafsack war ebenfalls trocken, trotz der starken Regenfälle am Tag. Die Plastikfolien um den Schlafsack verhindern, daß Wasser eindringt, so bleibt ein trockner Schlafsack trocken (und ein nasser bleibt naß, wie ich es auf der Hintour erleben mußte. Während der Nacht fielen ergiebige Niederschläge, aber die Brücke verhinderte, daß ich naß wurde.

Mein sechzehnter Urlaubstag war vorbei.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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