Fünfzehnter Urlaubstag: Ichtershausen - Meiningen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 07.08.2007, 12:23 (vor 6254 Tagen)

Freitag, 20.7.2007: Ich hatte eine Nacht am Ufer der wilden Gera nahe Ichtershausen im trockenen Schlafsack verbracht, nun ging es weiter mit dem Velo. Genauer gesagt: Ich mußte erst einmal den Reifen des Hinterrades aufpumpen, war recht platt. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber diesmal hat wohl doch der 13. Urlaubstag Unglück gebracht. Würde das Luft pumpen nun häufiger werden?

Mein erster Ziel war Arnstadt, wo mein Bruder früher arbeitete, diese Stadt mit den Kirchen und Türmen kannte ich noch nicht.

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Auf dem Marktplatz wurden Stände aufgebaut, einige der Leute starrten auf mein beladenes Fahrrad und auf meine nackten Füße. Ich radelte auch zur Schloßruine:

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Innerhalb war auch eine Modellanlage aufgebaut, hinein kam man zu so früher Stunde aber noch nicht. Also radelte ich weiter auf dem Städteradweg in Richtung Gotha. Zunächst machte ich aber noch einen Abstecher nach Holzhausen am Fuße der Wachsenburg:

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In Holzhausen befuhr ich eine Siedlung, die man wohl in diesem Forum als "typische Spießergegend" bezeichnen würde. Die Häuser gleichen einander, wogegen ein Auto ganz und gar nicht "spießig" war: ein VW-Käfer mit kleiner Heckscheibe. Es war der Zweitwagen meines Bruders. Und nur dieser Wagen stand vor dem Haus, nicht der Erstwagen meines Bruders (Porsche), und auch nicht der Wagen meiner Eltern (Opel), die eine Woche vorher noch dort waren. Das Haus meines Bruders stand zu diesem Zeitpunkt leer, er kommt nur am Wochenende nach Hause, da sein Arbeitsplatz weiter weg ist. Da ich bereits am folgenden Montag in Sinsheim sein wollte, wurde es diesmal nichts mit einem Besuch. Auch wenn mein Bruder selbst nicht barfuß läuft, so würde er mir sicher nicht verbieten, barfuß sein Haus zu betreten. Er weiß schließlich, daß ich öfters barfuß unterwegs bin. Ich möchte an dieser Stelle nicht diskutieren, was ich getan hätte, wenn ein VW und ein Opel mit mir bekanntem Kennzeichen vor der Tür gestanden hätten.

Ich radelte nach Haarhausen und gelangte wieder auf den Radwanderweg, von dem ich sehr gut die "Drei Gleichen" erkennen konnte. Also nicht nur die Wachsenburg, sondern auch Burg Gleichen

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und die Mühlburg:

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Am Fuße der Mühlburg liegt das Dorf Mühlberg. In diesem befindet sich auch die Spring-Quelle:

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Ich schlenderte ein bißchen um die gefaßte Quelle, die Wege herum waren nicht allzu barfußfreundlich (oder kam es mir nur so vor?). Das Wasser ist recht salzhaltig, so daß ich mir damit nicht meine Wasservorräte auffüllen konnte.

Ich radelte weiter in Richtung Gotha, das letzte Stück Radwanderweg war ebenso wie kurz vor Erfurt eine Zumutung. Es war ziemlich viel Verkehr, so daß das barfüßige Radfahren über das Kopfsteinpflaster nicht sehr angenehm war. Weiterhin war der Weg teilweise recht steil, so daß auch die Straßenbahnen Mühe hatten.

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In Gotha gibt es übrigens eine "besondere Straßenbahn", die Thüringerwaldbahn. Diese Bahn sollte die Leitlinie auf meiner weiteren barfüßigen Radtour sein. Zunächst radelte ich zum Gleisdreieck, wo sich die Strecke aufteilt:

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Irgendwie trostlos bei der glühenden Hitze. Ich fand eine Stelle mit nicht gerade barfußfreundlichem Untergrund, als ich eine Bahn mit meiner nicht-malo-konformen Billig-Papierbildkamera fotografierte. Ich folgte dem Ast in Richtung Friedrichroda, verließ aber hinter einer Teichgegend auf steigungsreicher Strecke die Bahnlinie, um der Stadt Friedrichroda einen Besuch abzustatten. In der Fußgängerzone sagte keiner etwas zu meiner Aufmachung. Als ich an einem Brunnen meine Wasservorräte ergänzte, kam ein Vater mit seinen zwei Söhnen, der ältere in kurzer Hose, Wollpullover, Sandalen und Socken, der jüngere mit nacktem Oberkörper, langen Jeans und barfuß. Beide Kinder starrten mich fassungslos an, was vermutlich mehr meinem Fahrrad als meinen Füßen galt.

Durch eine Nebenstraße gelangte ich wieder an eine stärker befahrene. Ich glaubte, mich auf dem Rückweg zu befinden. Da die Straße aber immer mehr anstieg, merkte ich, daß ich falsch war. Aber immerhin fand ich dabei zwei Quellen und einen Kneipp-Pfad. Mir kam auch ein Polizeifahrzeug entgegen, was aber folgenlos blieb. Zum "richtigen" Bahnhof von Friedrichroda an der DB-Strecke von Fröttstedt, die früher mal nach Georgenthal führte, kam ich nicht:

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Dafür kam ich wieder zur Thüringerwaldbahn, der ich über einen Feldweg folgte. Dieser Feldweg entfernte sich aber von der Bahn. Ich bog in einen Trampelpfad ein, hier mußte ich schieben, aber wenigstens war er sehr angenehm barfuß zu begehen. Er näherte sich wieder der Bahn und stieß vorher auf einen Feldweg, der die Bahn auf offiziellem Bahnübergang (ohne Schranken) kreuzt. Mir blieb es also erspart, meine Füße mit Gleisschotter zu martern!

Ich folgte der Bahnlinie auf einer Straße bis zur Wendeschleife in Tabarz und wartete dort die Ankunft eines Zuges ab. Dann ging es wieder zurück in Richtung Gleisdreieck und in die Stadt Waltershausen, die auch sehenswert ist.

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Die Thüringerwaldbahn fährt allerdings nicht mehr durch die Straßen der Stadt, sondern auf eigenem Gleiskörper. In unmittelbarer Nähe zum "richtigen" Bahnhof der Bahnlinie Fröttstedt-Friedrichroda hat die Thüringerwaldbahn in einer parkähnlichen und barfußfreundlichen Anlage ihre Wendeschleife. vor dieser Wendeschleife steht auch noch ein Gebäude aus der früheren Bahnära. In dieser Anlage machte ich eine längere Pause.

Mein nächstes Ziel war Eisenach:

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Ich kam zu spät, viel zu spät: Die Straßenbahnzeit in dieser Stadt ist längst vorbei. Mittlerweile hatte sich der Himmel bezogen, während ich mein Velo durch die barfußfreundliche Fußgängerzone schob. Am Westende der Altstadt stieß ich auf eine Kirche. Mittlerweile waren dunkle Wolken am Himmel, es blitzte und donnerte. Ich schob mein Velo unter ein Vordach, diesmal kam ich aber nicht zu spät. Kaum war ich unter dem Dach, da setzte der Regen ein. Und es stürmte derart, daß Sonnenschirme in den Straßencafes umkippten. Und die Leute, die Regenschirme dabei hatten, hatten Mühe, ein Umklappen zu vermeiden. Leute, die keinen Schirm dabei hatten, hetzten unter Vordächer. Eine Frau hatte sich ihrer Schuhe entledigt, barfuß konnte sie so schneller vorankommen.

Es dauerte fast eine Stunde, dann hörte der Regen auf. Ich schob mein Velo wieder durch die Altstadt, wobei ich um Pfützen bewußt keinen Bogen machte (um nasse Hosensäume mußte ich mir ja keine Gedanken machen). Etwas aufgeweicht wurden meine Füße allerdings. Die folgende Radstrecke führte steil bergan, da merkte ich den Druck der Pedalen. Diese Sonne kam wieder durch, aber es wurde längst nicht mehr so warm wie früher. Als ich Meiningen erreichte, mußte ich sogar mein Träger-T-Shirt anziehen.

Vor der doppeltürmigen Kirche machte ich eine Pause, um was zu verzehren.

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Ein paar fett beschuhte Teenager lästerten über meine Aufmachung. Hinterher radelte ich noch wenige Kilometer weiter, dann bog ich in einen Waldweg ein, um mir einen Schlafplatz zu suchen. Ich fand auch einen.

Die Nacht blieb trocken, war jedoch recht kühl. Mein Schlafsack war (immer noch) trocken.

Mein fünfzehnter Urlaubstag war vorbei.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

Fünfzehnter Urlaubstag: Ichtershausen - Meiningen

NorbertH, Friday, 10.08.2007, 00:45 (vor 6252 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Vor der doppeltürmigen Kirche machte ich eine Pause, um was zu verzehren.

Schade,daß du nicht mehr Bilder aus Meiningen hast,denn in dieser Kirche haben meine väterlichen Großeltern geheiratet und wurde mein Vater getauft!
Aber ,daß nun in Meiningen Winter ist,hätte ich nicht erwartet! :-)))

Mit Freundlichen Füßen
NorbertH

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