1. Urlaubstag: Zofingen - Blaubeuren (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 31.07.2007, 13:28 (vor 6327 Tagen)

Freitag, 6.7.2007: Endlich Ferien! Der Wetterbericht hatte wolkiges, jedoch weitgehend niederschlagsfreies Wetter versprochen. Das wurde nach einer längeren "Kälteperiode" auch mal Zeit. Auf ging's, in Richtung Elbsandsteingebirge. Barfuß, im Trägerleibchen und in "infantiler" Behosung, um mal einen im Forum gefallenen Ausdruck zu gebrauchen, radelte ich los, mit neuem Fahrrad und viel Gepäck (mit dem Schild "Schuhe? Nein danke!" Ulrich hat dieses ja schon im Forum veröffentlicht). In der Tat gab es nur wenig Regen, mehr Sonne, und der Wind kam meistens von hinten. So kam ich einigermaßen gut voran, über Lenzburg und Baden in Richtung Schaffhausen. Im Raum Dielsdorf kamen mir einige Kinder entgegen, alle mit Jacken, langen Hosen und fett beschuht, teilweise sogar bemützt, wie im Winter. Einige starrten mich an, als ich vorbeiradelte. In Eglisau mußte ich eine Straße mit starker Steigung befahren. Wegen des schweren Gepäcks war es zwar mühsam, aber meine Barfüßigkeit war dank der barfußfreundlichen Pedalen wirkte sich nicht erschwerend aus

In Schaffhausen schob ich mein Velo ein Stück durch die malerische Altstadt, es gab kaum Reaktionen. An der deutsch-schweizerischen Grenze, die ich mehrmals überquerte, interessierte sich auch kein Zöllner für mich. In Radolfzell erreichte ich den Bodensee, wo ich meine erste Pause einlegte.

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Hier war es besonders windig, niemand außer mir hielt sich barfuß am Seeufer auf. von den Radfahrern, die unterwegs waren, trugen zwar etliche kurze Hosen, aber fast alle eine Windjacke.

Hinter Radolfzell war wieder eine starke Steigung zu befahren. Ein paar ältere Radfahrerinnen hatten kapituliert und schoben. Als ich vorbeifuhr, hörte ich, wie eine Frau sagte: "Der hat aber viel Gepäck und schafft trotzdem die Steigung!" Worauf eine andere sagte: "Aber wenigstens das Gewicht für die Schuhe spart er!"

Ein paar jüngere Männer mit Mountainbikes und ohne Gepäck dagegen kamen noch besser zurecht als ich. Einer holte mich langsam ein und sagte: "Sie haben aber eine enorme Kondition, mit dem Gepäck!" Erstaunt war er, als ich ihm erzählte, daß ich in Zofingen gestartet sei. Und noch erstaunter, als er von meinem Ziel erfuhr. "Und alles barfuß?" fragte er. "Ja, das ist gesünder", war meine Antwort.

Über Stockach radelte ich nach Meßkirch, wo ich das Rad durch die Altstadt schob, das Pflaster war angenehm unter den Füßen. Hier glotzten einige Leute dumm, speziell Kinder. An einem Autorastplatz an der Landstraße rastete eine Familie. Die Tochter (ca. 10) war barfuß, aber ansonsten eher winterlich gekleidet. Die Schuhe hatte sie wohl im Auto zurückgelassen. Sie beachtete meine Barfüßigkeit nicht, während ihr jüngerer (fett beschuhter) Bruder auf meine Füße starrte. Die Toilette, die ich dort aufsuchte, besaß zwar keinen Boden, vor dem sich empfindliche Barfüßer ekeln, für die Klobrille traf das jedoch nicht zu. Sie war mit dem "braunen Analogon" zu Jays berühmter "weißer Sch." verschmiert.

Weiter radelte ich nach Mengen. Hier hatte ich mal einen Verkehrsunfall gebaut, als ich das erste Mal mit dem Fahrrad (jedoch mit Schuhen) in die ehemalige DDR radelte. Diesmal überquerte ich die Unfallkreuzung ohne Unfall, aber sicher nicht wegen der fehlenden Schuhe.

Ich verließ die Hauptverkehrsstraße und wechselte auf den Donauradweg über. Dieser folgte allerdings nicht immer stur dem Fluß, es gab auch einige fiese Steigungen, und das bei nicht gerade idealem Belag. In Riedlingen machte ich einen Abstecher in die Altstadt.
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Auch Munderkingen ist eine schöne Stadt.
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Weniger schön fand ich jedoch, daß 5 besoffene Jugendliche so über den Radweg torkelten, daß ich nur mühsam vorbeikam. Dann grölte einer: "In der Kleidung darf man doch nicht in die Stadt, noch dazu ohne Schuhe!" "Und alkoholisiert am Straßenverkehr teilnehmen ist Verkehrsgefährdung!" war meine Antwort.

In Uhingen lungerten auch etliche Jugendliche auf der Straße, irgendwo tönte laute Musik (ich vermute die Nähe einer Diskothek). Auch diese gaben unverständliche Worte von sich. Ich folgte nicht dem heutigen Lauf der Donau in Richtung Ulm, sondern dem früheren Donaulauf in Richtung Blaubeuren. Noch heute kann man aufgrund der Bergketten den früheren Donaulauf, bevor sich der Fluß sein heutiges Bett gesucht hat. Heute benutzen der Schmiech (in "falscher Richtung) und die Blau (in "richtiger" Richtung) das ehemalige Donautal. Ich folgte dem Schmiech in Richtung Schelkingen, dann radelte ich weiter nach Blaubeuren.

In der Stadt (es war schon dunkel) lästerten einige über meine Aufmachung. Am Blautopf dagegen fiel meine Barfüßigkeit nicht auf.

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Später fuhr ich auf einem Radwanderweg, der der Blau folgt bis kurz vor Gerhausen. Dann schob ich mein Velo einen nicht gerade barfußidealen Weg einen bewaldeten Hügel hinauf, dort suchte ich mir einen Schlafplatz. Ich hatte Glück, daß ich einen Platz fand, der waagerecht war, nicht schräg. In der Nacht blieb es trocken.

Mein erster Urlaubstag war um, an diesem hatte ich wohl die längste Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt. Und alles ohne Schuhe, weder an den Füßen, noch im Gepäck.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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