Erste Reaktion einer Chinesin (Hobby? Barfuß! 2)
Hi!
In meinem Frühstücks-Stammcafe´ in einer Mall in einem Industriegebiet nördlich des Münchner Flughafens sehe ich nicht selten Chinesen, die wohl hauptsächlich bei der deutschen Texas Instruments-Dependance [früher ein Paradies, heute strikte BF-Prohibition sozusagen auf gesamtem Werksgelände, Bewerbungen überflüssig] arbeiten. So war´s auch gestern, Aprilwetter war strahlendstem Sonnenschein gewichen & das Thermometer hatte einen von mir zeitlebens noch nie erlebten Temperatursturz nach oben vollführt. Normalerweise vermeide ich immer, Sa vormittag einzukaufen (wg. Zeitverschleiß etc.), ich hatte jedoch fürs Wochenende etwas vergessen & "mußte".
Asiaten, jedenfalls Chinesen, Japaner, Vietnamesen* haben, zumindest, wenn sie bei uns sind, ein Charakteristikum: Sie reagieren auf BF überhaupt nicht. Wie in der früheren After 8-Werbung tun sie zumindest perfekt so, als hätten sie es nicht bemerkt & praktizieren die feine englische Art. Der vorgestrige Tag hatte noch eine Besonderheit: Noch nie habe ich pro Flächeneinheit so viele Menschen BF in Flipflops gesehen, scheinbar scheint jeder Haushalt inzwischen welche zu besitzen.
So auch jene Chinesin, die in den Menschentrauben mit Einkaufswägen vor mir in einer der Kassen-Gateways war. Sie war relativ klein & zierlich, wirkte ausgesprochen jugendlich, hatte relativ lange schwarze, strohige Haare und ein blaugrünes Hemdchen an. Ihre Jeans war eigentlich um einige cm zu kurz, von Haus aus schon von engem Schnitt & verjüngte sich nach unten noch einmal. Ihre ungemein gepflegten Füße (keine geröteten Druckstellen, keine Hühneraugen, Klarlacknägel mit sorgfältig leicht rund zurechtgefeiltem weißen Rand) transportierten blaugrüne Flipflops mit sich herum. Um den linken Knöchel hatte sie ein dezentes goldenes Fußkettchen [!, höchst untypisch für eine Asiatin].
Sie warf mir einen freundlichen, interessierten Blick ins Gesicht zu, was ich zunächst mit ganz leichtem Hochziehen der Augenbrauen, einem betont aufgeschlossenem Gesicht und ganz dezentem Achselzucken erwiderte. Dann lächelte ich an der Grenze der Wahrnehmbarkeit & exakt unmittelbar vorher ließ ich meine Schultern so entspannt & lässig wie möglich herabhängen. Ich war überzeugt davon, daß sie mich nur vom Gesicht her wahrgenommen hatte, jedoch:
"Oh..." [hauchte sie an der Grenze der Hörbarkeit, & dann nur ganz geringfügig lauter:] "...Barefoot..."
"Yeah", sagte ich dezent in meinem bestem Südweststaaten-Amerikanisch (es würde sämtliche Oxford-Englischlehrer zur Weißglut bringen) dezent, grad' so, daß sie mich noch sicher hören konnte. "I like it." [Ich liebe es].
"You´re from the United States?" [Sie sind aus USA?]
"No, but I´ve often been there..." [Nein, aber ich bin oft dort gewesen].
Wir unterhielten uns dann noch, bis sie dann mit dem Auflegen ihrer Ware auf das Kassen-Laufband 'dran war. Sie selbst war aus Shanghai, gelernte Dolmetscherin, "Biz Assistentin" & hatte 2 Jahre in Washington verbracht. Genauer wollte & konnte ich sie natürlich nicht ausfragen, mit fiel nur ihre exzellente Verständlichkeit auf. Deutsch sprach sie nur das Allernotwendigste.
Sie war schon verwundert, hatte bereits auch schon andere BFige Personen in der Öffentlichkeit in D gesehen, diese waren aber meist mit betonten Freizeitaktivitäten beschäftigt. In ihrer Heimat sei es "totally unusual", signalisiere vor allem "poverty" [Extrem-Armut] & man werde vor allem in der Stadt in Kombination damit als eine Art komische Person (es fiel das Wort "madness") betrachtet. Auf meinen Einwand hin, sie sei ja selbst in "extreme western style" entgegnete sie, sie sie heute bis zum Äußersten gegangen. Sie fragte mich darauf, ob meine Gewohnheit irgendein "sign" für etwas sei, worauf ich endlich sagen konnte, das sei bei uns neu, die ganz Reichen der Reichen machen es, "because they don´t need to show via clothing, how rich they are. I put my money in my car, because it costs 100 times more & I´m getting back more. It´s more convenient than silk suits, ties & so on." [weil sie nicht per Kleidung zeigen müssen, wie reich sie sind. Ich stecke mein Geld ins Auto, weil es das 100fache kostet & weil ich dafür mehr zurückbekomme. Es ist angenehmer als Anzüge, Krawatten usf. (gemeint war Schuhe)].
Sie war schon mächtig westlich angehaucht & insbesondere für eine Chinesin gewaltig extravertiert, Sinoasiaten kommen mir immer ein wenig wie in einem Trancezustand vor, was daran liegen könnte, daß "unsere" Welt für sie wohl sehr fremdartig ist (als ich auf Taiwan war, fehlte dieser Trancezustand völlig). Den gegenwärtigen Chinesen imponiert nur eines: Geld. So sah ich eine Möglichkeit, BF für sie zum perplexen Enigma werden zu lassen, was dazu führen könnte, in ihrer Heimat (Shanghai ist eine extreme Kapitalistenstadt) doch ab & zu 'mal Sprechblasen 'rauszulassen wie: BF steht für äußerste Armut, & die ganz Reichen in Germany, die sich aus Klamotten nichts mehr machen, machen es dann doch wieder.
Leider kam ich dann wg. Abfertigung an der Kasse nicht mehr dazu, unter Bezugnahme auf ihr Fußkettchen zu fragen, ob sie nicht doch insgeheim davon träumen würde, einmal genau so wie sie jetzt ist, aber ohne Flipflops einzukaufen...wenn sie irgendwelchen Sorgen bei der Umsetzung eines solchen Traumes in die Realität begegnet wäre, hätte sie ja nicht allein sein müssen...
Ich bin menschlich enttäuscht, weil ich mir nach unserem 1. Blickkontakt eigentlich mehr erhofft hatte, vor allem, daß wir uns stärker als Individualpersonen füreinander interessieren würden. Die Wissenschaft, wie man als BFmann nichtBFigen Frauen den Kopf verdreht, ist so kompliziert, daß sie hier niemals dargestellt werden kann. Ein Grundprinzip, dessen ich mich bediene, besteht darin, daß man als BF zunächst ein größtmögliches Mysterium aufbaut, ein Rätsel aufgibt, den in jedem Menschen vorhandenen natürlichen Forscherdrang zur Abklärung von Phänomenen & Paradoxa (häufig treten ja auch bei der Landung von UFOs verrückte physikalische Effekte auf) unstillbar werden läßt. Häufig ist dann z. B. eine Fransenjeans noch besser als eine kultivierte, weil sie zu einem extremen Oberklasse-Auto noch paradoxer wirkt. Simultan damit läßt man jedoch wahrnehmen (& das möglichst eindeutig), daß man ein freundlicher Mensch ist.
Das ganze Wochenende hab' ich über sie nachgedacht. Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Falls sie eine bessere Hälfte oder einen Chef hat, kann man sie unmöglich in bestimmte aus diesem Forum einschlägig bekannte Regionen außerhalb des Münchner Flughafenumlandes verreisen lassen.
Frustriert & traurig, in ein paar Stunden in den zwar BFigen, aber tristen Alltag gehend, Jay
*) Koreaner schauen 'drauf & setzen einen sehr speziellen Gesichtsausdruck auf. Sie sind offenbar extravertierter.