Freikirchliche Gemeinden (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Peter!
die Frauenkirche in Dresden ist schon ein besonderer Ort. Natürlich kannst Du den Respekt vor solchen Plätzen auch gerade dadurch zeigen, dass Du barfuß läufst. In vielen Kulturen war und ist das üblich, um "heilige Orte" zu ehren. Nördlich der Alpen hat sich der Brauch leider weitgehend verloren.
Soweit ich weiß, rührt der Brauch, Schuhe im Gottesdienst zu tragen, daher, daß man Gott "das Beste" anbieten soll, sich also so elegant wie möglich kleidet, wenn man "bei Gott zu Besuch" ist (zu einem Empfange der englischen Königin ginge schließlich auch keiner barfuß in Jeans & T- Shirt). Früher trugen die Leute zum Kirchgange ihren "Sonntagsstaat", kleideten sich also besonders fein, und noch heute sind in einigen traditionsbewußten Orten Oberbayerns (z. B. in Bayrischzell) zumindest hohe Festtage wie Fronleichnam Anlässe, kostbare alte Trachtenkleider, die nicht selten über mehrere Generationen vererbt worden sind, zur Messe anzulegen.
Überhaupt behandeln wir die schönen, alten Kirchengebäude ziemlich steif. Dabei ging dort zu ihrer Bauzeit im Mittelalter das pralle Leben ab. Vor, nach und während der Messe wurde geredet, Handel getrieben, Ehen ausgeklüngelt usw. Und die ärmeren Leute, die fast das ganze Jahr über barfuß liefen, gingen natürlich auch ohne Schuhe zur Messe.
In einem alten katholischen Katechismus (Franz Spirago) aus dem Jahre 1926 steht sogar ausdrücklich geschrieben, daß arme Leute ohne weiteres barfuß in die Kirche gehen können.
Vielleicht ist es in Freikirchen so normal, barfuß zum Gottesdienst zu gehen, weil der fast nie in einer alten Kirche stattfindet. So schön diese Gebäude sind, freier fühlen sich viele Christinnen und Christen in neuen, eher "wohnlichen" Räumen. Sie laden eher ein zum Barfußlaufen. Mir geht es zumindest so, obwohl ich auch schon viele alte Kirchen barfuß besucht habe.
In Freikirchen geht es ohnehin, zumindest auf den ersten Blick, "freier" und ungezwungener zu als in den traditionellen Kirchen, so daß es dort nichts Besonderes ist, wenn dort jemand barfuß oder in kurzen Hosen zum Gottesdienst erscheint.
In alten Kirchengebäuden ist es allerdings häufig kühl, und neben den befürchteten Blikken anderer Gottesdienstbesucher dürften die kalten Fliesen manchen abhalten, barfuß hineinzugehen (weil man es dann angeblich "an die Nieren kriegt").
Ich besichtige alte Kirchen gerne barfuß, und ich habe das Gefühl, daß man barfuß den Kirchenraum viel bewußter wahrnimmt als in Schuhen.
Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.