"Nein, Du bist gewiß kein Deutscher" (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 05.07.2007, 17:59 (vor 6287 Tagen)

Hi zusammen,

eigentlich sollte man meinen, daß meine Kommilitonen sich längst daran gewöhnt haben sollten, daß ich zumeist barfuß und stets sokkenlos (meine "Maximalbeschuhung" sind Sandalen im Winter) in der Uni bin, aber hin und wieder erregt es offensichtlich doch noch bisweilen Verwunderung. Zur Zeit sind die Temperaturen in München sehr gemäßigt, und es regnet zeitweise. Trotzdem erschien ich mit Jeans, T- Shirt, ohne Jakke und selbstverständlich barfuß. Da meinte ein serbischer Kommilitone, nachdem ich zunächst die obligatorische Frage, ob ich nicht kalt hätte, verneint hatte: "Nein, Du bist gewiß kein Deutscher!" Darauf fragte ich ihn, wie er zu dieser Ansicht komme. Er erwiderte: "Barfuß und ohne Jakke bei der Kälte, das hält kein Deutscher aus!" Nun war ich neugierig und wollte wissen, für welch einen Landsmann er mich statt dessen halte. Antwort: "Weiß nicht, aber vielleicht ein Kelte... oder ein Wikinger oder so..."

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

"Nein, Du bist gewiß kein Deutscher"

Barpfotenbaer, Stammposter, Thursday, 05.07.2007, 19:41 (vor 6287 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus,

Da meinte ein serbischer Kommilitone, nachdem ich zunächst die obligatorische Frage, ob ich nicht kalt hätte, verneint hatte: "Nein, Du bist gewiß kein Deutscher!" Darauf fragte ich ihn, wie er zu dieser Ansicht komme. Er erwiderte: "Barfuß und ohne Jakke bei der Kälte, das hält kein Deutscher aus!" Nun war ich neugierig und wollte wissen, für welch einen Landsmann er mich statt dessen halte. Antwort: "Weiß nicht, aber vielleicht ein Kelte... oder ein Wikinger oder so..."

Da hätt'ste sagen müssen: "Nö, bin Kroate!" Das hätte ihn sehr gefreut.

Grüße vom Barpfotenbären

Das größte Paradoxon an der Sache...

Jay, Stammposter, Friday, 06.07.2007, 14:10 (vor 6287 Tagen) @ Markus U.

Hi zusammen,

eigentlich sollte man meinen, daß meine Kommilitonen sich längst daran gewöhnt haben sollten, daß ich zumeist barfuß und stets sokkenlos (meine "Maximalbeschuhung" sind Sandalen im Winter) in der Uni bin, aber hin und wieder erregt es offensichtlich doch noch bisweilen Verwunderung. Zur Zeit sind die Temperaturen in München sehr gemäßigt, und es regnet zeitweise.

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Hi Markus,
ich würde das, was 'draußen abgeht, nicht gemäßigt, sondern ekelhaft nennen (der letzte Oktober/Anfang November machte weit mehr Spaß) & empfehle jedem, der irgendwelche Hoffnungen hegt, schöne & insbesondere sonnig-warme BFige Erlebnisse in diesem Sommer zu tätigen, diese in Deutschland nunmehr mit 87,5% Wahrscheinlichkeit zu begraben. Außer ein paar sonigeren & wärmeren Einzeltagen wird nichts sein. Soweit meine Barfußwettervorhersage bis Ende August; wg. Fehlens eines off-topic-Ausweichforumsbereiches erspare ich mir die Begründung. Im Versuch, es philosophisch auf den Punkt zu bringen, würde ich sagen: In diesem Sommer ist Outdoor-BF weitaus mehr Gewohnheits- als Genußsache [zumindest für mich, grad' beantwortete ich an der Tankstelle wieder die berühmte Frage "Ist Ihnen nicht kalt?" mit einem ganz kurz knapp-bündigen "Nein." (obwohl ich bei 11° absolut kein vor Happiness überschäumender Barfüßer bin), stieg ein & fuhr davon]. Punkt.
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Trotzdem erschien ich mit Jeans, T- Shirt, ohne Jakke und selbstverständlich barfuß. Da meinte ein serbischer Kommilitone, nachdem ich zunächst die obligatorische Frage, ob ich nicht kalt hätte, verneint hatte: "Nein, Du bist gewiß kein Deutscher!"

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Dies ist politisch ein Paradoxon. BF in der Öffentlichkeit erregt in südosteuropäischen Ländern weitaus mehr Verwunderung als hier; besonders stark wird es offenbar mit Armut assoziiert, scheint aus Gründen des "optischen Sozialprestiges" verpönt zu sein & man übt sich deshalb in Polen, Ex-UdSSR, Ex-Jugoslawien & Co sowie der Türkei in Barfuß-Enthaltsamkeit. Wenn hier jemand aus Osteuropa eine Zeitlang gelebt hat, müßte er eigentlich gesehen haben, daß die statistische Wahrscheinlichkeit, einer BFigen Person zu begegnen, insbesondere sommers viel größer ist als in seiner Heimat. Hätte ich gewußt, daß der fragende Gegenüber aus diesem Teil der Welt stammt, wäre meine Überraschung über die Annahme, KEIN Deutscher zu sein, genau aufgrund dieser Pyschodimension sehr groß gewesen. Zwar kenne ich nicht viel von der Welt [USA nur der Südwesten, Taiwan, Philippinen, Tokyo, irgendeine Vorstadt von Moskau sowie Zürich & das war´s auch schon], aber aufgrund der mir vorliegenden Infos & Indizien glaube ich: Wer in D lebt, lebt in einem äußerst BF-toleranten Fast-Paradies. Gestern sprach ich beim Lunch mit einem Industriekunden darüber, wo man überhaupt hinsoll, wenn man hier z. B. aufgrund untragbar hoher Lebenshaltungskosten (sie kommen im Unterschied zu früher nicht mehr den Armen, Alten, Schwachen & Kranken zugute) emigrieren muß.
Kurz: Es gibt verdammt wenig, wo man - Fortsetzung der "westlichen Lebensart", am besten subtropisches Klima für Ganzjahres-BF und gleiche/noch bessere Nonchalance der allgemeinen dortigen Öffentlichkeit in Bezug auf BF erwartend - als am liebsten nur noch BF Lebender überhaupt hin kann! Ich wollte hierüber auch schon posten, aber das verschiebt sich wohl auf weithin oder es macht zwischenzeitlich wer anders.
Vielleicht schwang aber in dem "Nein, du bist gewiß kein Deutscher!" auch die allgemeine Wahrnehmung vieler Deutscher als Spießer mit. Laufen Spießer barfuß? Wohl nur auf Befehl, wenn in der orthopädischen Klinik ihre Pranken zwecks Begutachtung zu entpacken sind. Oder weil man eben in Kneipp-Wassertretanlagen BF zu laufen hat. Weiß der Teufel, wie sie Lorenz' BF-Parks interpretieren. Wahrscheinlich völlig falsch & ganz anders als das, was sich Lorenz gedacht hat, wie ich inzwischen weiß.
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Darauf fragte ich ihn, wie er zu dieser Ansicht komme. Er erwiderte: "Barfuß und ohne Jakke bei der Kälte, das hält kein Deutscher aus!" Nun war ich neugierig und wollte wissen, für welch einen Landsmann er mich statt dessen halte. Antwort: "Weiß nicht, aber vielleicht ein Kelte... oder ein Wikinger oder so..."

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Be proud of! Das waren harte, rauhe & kluge Völker, die wohl einst genau gefragt haben: Was bringen mir/uns Schuhe ?
--

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

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Ebenfalls BFige Grüße, aber von irgendwas Sommerlichem stammen sie garantiert nicht. Derzeit beruflich bis aufs äußerste gefordert, gerne hier lesend, momentan weggetreten & auf Schreiben 0 Bock, Jay

Das größte Paradoxon an der Sache...

Descalzar, Stammposter, Friday, 06.07.2007, 16:45 (vor 6287 Tagen) @ Jay

Hi Jay,

Wer in D lebt, lebt in einem äußerst BF-toleranten Fast-Paradies. Gestern sprach ich beim Lunch mit einem Industriekunden darüber, wo man überhaupt hinsoll, wenn man hier z. B. aufgrund untragbar hoher Lebenshaltungskosten (sie kommen im Unterschied zu früher nicht mehr den Armen, Alten, Schwachen & Kranken zugute) emigrieren muß.
Kurz: Es gibt verdammt wenig, wo man - Fortsetzung der "westlichen Lebensart", am besten subtropisches Klima für Ganzjahres-BF und gleiche/noch bessere Nonchalance der allgemeinen dortigen Öffentlichkeit in Bezug auf BF erwartend - als am liebsten nur noch BF Lebender überhaupt hin kann! Ich wollte hierüber auch schon posten, aber das verschiebt sich wohl auf weithin oder es macht zwischenzeitlich wer anders.

Grad läuft auf ARTE die Serie "High sein, frei sein, überall dabei sein"
Es geht in dieser Serie um die damaligen Hippieziele und was aus ihnen geworden ist. Zum Thema wurden Ibiza und Formentera,Marrakesch,Kabul und Goa gemacht. Außerdem wurden Menschen portraitiert, die seinerzeit die Hippietrails bereist haben und am Zielort geblieben sind.
Oft hab ich mit Arbeitskollegen darüber diskutiert, wo man in ca 20 Jahren hin soll und wo die spärliche Rente dann ein lebenswertes Leben ermöglicht. Ich sagte immer, wenn ich alt bin, gehe ich nach Indien. Dort sind die Lebenshaltungskosten "noch" niedrig und es fällt keine "weiße Sch..." ;-)
Gestern lief nun der Bericht über Goa und ich muß sagen, daß was ich da sah, hat mir sehr gefallen. Dieses Ziel wurde mir auch schon einml von einem indischen Arzt empfohlen, der mich bei Walmart auf meine Barfüßigkeit und meinen Fußschmuck ansprach. Er meinte, daß ich dort wunderbar hinpassen würde und es wäre ein Paradies.
Man muß nur das Klima und die dortigen ärmlicheren Verhältnisse mögen.
Sollte ich wieder zu mehr Geld kommen, werde ich garntiert noch einmal nach Goa reisen.

Vielleicht schwang aber in dem "Nein, du bist gewiß kein Deutscher!" auch die allgemeine Wahrnehmung vieler Deutscher als Spießer mit. Laufen Spießer barfuß? Wohl nur auf Befehl, wenn in der orthopädischen Klinik ihre Pranken zwecks Begutachtung zu entpacken sind. Oder weil man eben in Kneipp-Wassertretanlagen BF zu laufen hat. Weiß der Teufel, wie sie Lorenz' BF-Parks interpretieren. Wahrscheinlich völlig falsch & ganz anders als das, was sich Lorenz gedacht hat, wie ich inzwischen weiß.

Lorenz Enmgagement in Ehren, aber meine Gedanken gingen vorher schon in die Richtung: Barfußpark= auf Befehl barfuß laufen und danach sofort wieder die Schuhe anziehen. Viele werden diesen Park wohl wie eine Art Animationsveranstaltung erleben. "Was die anderen machen, machen wir mit", so wahrscheinlich der Gedanke vieler.
So mancher braucht eben einen Vorturner.

Gruß und Fuß,

Descalzar

Das größte Paradoxon an der Sache...

Markus U., Stammposter, Friday, 06.07.2007, 18:10 (vor 6286 Tagen) @ Descalzar

Hi Descalzar!

Grad läuft auf ARTE die Serie "High sein, frei sein, überall dabei sein"
Es geht in dieser Serie um die damaligen Hippieziele und was aus ihnen geworden ist. Zum Thema wurden Ibiza und Formentera,Marrakesch,Kabul und Goa gemacht. Außerdem wurden Menschen portraitiert, die seinerzeit die Hippietrails bereist haben und am Zielort geblieben sind.

In Kabul dürfte von denen keiner mehr übriggeblieben sein. Auch in Marrakesch stelle ich mir das Leben für Europäer angesichts der dort herrschenden islamischen Kultur eher schwierig vor. Ibiza und Formentera sind vom Tourismus schon bis zu Gehtnichtmehr ausgeschlachtet worden (dorthin zieht es mich gar nicht), und über Goa weiß ich sehr wenig. Allerdings schent Indien seit jeher ein sehr barfußfreundliches Land zu sein, in dem auch ein großer Teil der Bevölkerung bis heute barfuß geht. Zudem hat Indien seit vielen Jahrhunderten Erfahrung mit "Aussteigern" (Asketen, Yogis und so) und kommt daher wohl auch für Hippies und esoterisch angehauchte Menschen einladend rüber.

Oft hab ich mit Arbeitskollegen darüber diskutiert, wo man in ca 20 Jahren hin soll und wo die spärliche Rente dann ein lebenswertes Leben ermöglicht. Ich sagte immer, wenn ich alt bin, gehe ich nach Indien. Dort sind die Lebenshaltungskosten "noch" niedrig und es fällt keine "weiße Sch..." ;-)

Ob das für ein erfülltes Leben reicht? Immerhin ist Indien kulturell ein ganz anderer Kontext als Europa, und die indischen Sprachen sollen auch ziemlich schwierig zu erlernen sein. In Deutschland fällt zwar im Winter manchmal "weiße Scheiße", aber die Temperaturen sind eigentlich das ganze Jahr über recht barfußtauglich, sofern man nicht gerade im Fichtelgebirge wohnt.

Vielleicht schwang aber in dem "Nein, du bist gewiß kein Deutscher!" auch die allgemeine Wahrnehmung vieler Deutscher als Spießer mit. Laufen Spießer barfuß? Wohl nur auf Befehl, wenn in der orthopädischen Klinik ihre Pranken zwecks Begutachtung zu entpacken sind. Oder weil man eben in Kneipp-Wassertretanlagen BF zu laufen hat. Weiß der Teufel, wie sie Lorenz' BF-Parks interpretieren. Wahrscheinlich völlig falsch & ganz anders als das, was sich Lorenz gedacht hat, wie ich inzwischen weiß.


Lorenz Enmgagement in Ehren, aber meine Gedanken gingen vorher schon in die Richtung: Barfußpark= auf Befehl barfuß laufen und danach sofort wieder die Schuhe anziehen. Viele werden diesen Park wohl wie eine Art Animationsveranstaltung erleben. "Was die anderen machen, machen wir mit", so wahrscheinlich der Gedanke vieler.
So mancher braucht eben einen Vorturner.

Das mag zwar sein, aber ich habe meine vormals sehr kritische Meinung zu Lorenzens Engagement für Barfußparks und so geändert. Ich brauche zwar FÜR MICH keinen Barfußpark, weil ich in meinem Alltage barfuß laufe, aber ich bin inzwischen davon überzeugt, daß Lorenz durch seinen unermüdlichen Einsatz sehr viel für die allgemeine Akzeptanz des Barfußlaufens in der Öffentlichkeit bewirken kann.
Und vielleicht ist sogar sein betont konventionelles Auftreten diesbezüglich von Nutzen: Barfußlaufen ist eben nicht nur etwas für "langhaarige Hippies", wobei ich mich selbst trotz langer Haare nicht unter die Hippies rechne (erstens ist die Zeit der "echten Hippies" seit Jahrzehnten vorbei; zweitens liefen die keineswegs immer barfuß, und drittens habe ich mit Drogen nix am Hut).

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

Das größte Paradoxon an der Sache...

Descalzar, Stammposter, Saturday, 07.07.2007, 00:19 (vor 6286 Tagen) @ Markus U.

Hi Descalzar!

Grad läuft auf ARTE die Serie "High sein, frei sein, überall dabei sein"
Es geht in dieser Serie um die damaligen Hippieziele und was aus ihnen geworden ist. Zum Thema wurden Ibiza und Formentera,Marrakesch,Kabul und Goa gemacht. Außerdem wurden Menschen portraitiert, die seinerzeit die Hippietrails bereist haben und am Zielort geblieben sind.

In Kabul dürfte von denen keiner mehr übriggeblieben sein. Auch in Marrakesch stelle ich mir das Leben für Europäer angesichts der dort herrschenden islamischen Kultur eher schwierig vor. Ibiza und Formentera sind vom Tourismus schon bis zu Gehtnichtmehr ausgeschlachtet worden (dorthin zieht es mich gar nicht), und über Goa weiß ich sehr wenig. Allerdings schent Indien seit jeher ein sehr barfußfreundliches Land zu sein, in dem auch ein großer Teil der Bevölkerung bis heute barfuß geht. Zudem hat Indien seit vielen Jahrhunderten Erfahrung mit "Aussteigern" (Asketen, Yogis und so) und kommt daher wohl auch für Hippies und esoterisch angehauchte Menschen einladend rüber.

Nach Kabul würde mich auch nichts mehr ziehen. Im Beitarg kam aber ganz gut rüber, daß es bis Anfang der 70er eine traumhafte Stadt gewesenm sein muß. Leider hat der Krieg alles zerstört, aber inzwischen zieht es wieder die ersten Touristen nach Kabul. Leider haben die Fundamentalisten die Überhand gewonnen. In den frühen 70ern scheint Afghanistan noch ein ziemlich liberales Land gewesen zu sein.
Mit der Mentalität der Inder könnte ich mich schon arrangieren.
Ein muslemisches Land wäre auch nix für mich.

Oft hab ich mit Arbeitskollegen darüber diskutiert, wo man in ca 20 Jahren hin soll und wo die spärliche Rente dann ein lebenswertes Leben ermöglicht. Ich sagte immer, wenn ich alt bin, gehe ich nach Indien. Dort sind die Lebenshaltungskosten "noch" niedrig und es fällt keine "weiße Sch..." ;-)

Ob das für ein erfülltes Leben reicht? Immerhin ist Indien kulturell ein ganz anderer Kontext als Europa, und die indischen Sprachen sollen auch ziemlich schwierig zu erlernen sein. In Deutschland fällt zwar im Winter manchmal "weiße Scheiße", aber die Temperaturen sind eigentlich das ganze Jahr über recht barfußtauglich, sofern man nicht gerade im Fichtelgebirge wohnt.

Für mich uist mein Leben erfüllt, wenn es einigermaßen warm ist, ich in Ruhe leben kann und nicht Streß und Hektik aufkommt. Ich ergötze mich weder an großen Reichtum oder einen tollen Job, der eventuell meinen sozialen Status hebt oder mehr Geld in die Kasse spült.
Man kann schon sagen, daß Deutschland von den Temperaturen her ziemlich barfußfreundlich ist. Es ist kaum zu heiß oder zu kalt zum Barfußlaufen.

Vielleicht schwang aber in dem "Nein, du bist gewiß kein Deutscher!" auch die allgemeine Wahrnehmung vieler Deutscher als Spießer mit. Laufen Spießer barfuß? Wohl nur auf Befehl, wenn in der orthopädischen Klinik ihre Pranken zwecks Begutachtung zu entpacken sind. Oder weil man eben in Kneipp-Wassertretanlagen BF zu laufen hat. Weiß der Teufel, wie sie Lorenz' BF-Parks interpretieren. Wahrscheinlich völlig falsch & ganz anders als das, was sich Lorenz gedacht hat, wie ich inzwischen weiß.

Lorenz Enmgagement in Ehren, aber meine Gedanken gingen vorher schon in die Richtung: Barfußpark= auf Befehl barfuß laufen und danach sofort wieder die Schuhe anziehen. Viele werden diesen Park wohl wie eine Art Animationsveranstaltung erleben. "Was die anderen machen, machen wir mit", so wahrscheinlich der Gedanke vieler.
So mancher braucht eben einen Vorturner.

Das mag zwar sein, aber ich habe meine vormals sehr kritische Meinung zu Lorenzens Engagement für Barfußparks und so geändert. Ich brauche zwar FÜR MICH keinen Barfußpark, weil ich in meinem Alltage barfuß laufe, aber ich bin inzwischen davon überzeugt, daß Lorenz durch seinen unermüdlichen Einsatz sehr viel für die allgemeine Akzeptanz des Barfußlaufens in der Öffentlichkeit bewirken kann.
Und vielleicht ist sogar sein betont konventionelles Auftreten diesbezüglich von Nutzen: Barfußlaufen ist eben nicht nur etwas für "langhaarige Hippies", wobei ich mich selbst trotz langer Haare nicht unter die Hippies rechne (erstens ist die Zeit der "echten Hippies" seit Jahrzehnten vorbei; zweitens liefen die keineswegs immer barfuß, und drittens habe ich mit Drogen nix am Hut).

Och stelle Lorenz' engagement auch nicht in Frage und bewundere es, wenn jemand unermütlich für seine Sache einsteht. Für mich wäre es nur ein Grauen, einem Vorturner hinterherzulaufen. Aber jeder, wie er mag.
Der Begriff Hippie ist in meinen Augen ein dehnbarer Begriff. Die Originalhippies sterben langsam aus und was danach kommt sieht in ihnen gegebenenfalls ein Orientierungspunkt. Jeder muß dann eben für sich erforschen, was ihm guttut oder wie er leben möchte. Das dabei so manche dann eventuell ein Hippie-Image bekommen, bleibt nicht aus. Mehr dazu in meinem Beitrag: 500 m in einer Stunde

Gruß und Fuß,

Descalzar

Das größte Paradoxon an der Sache...

Markus U., Stammposter, Friday, 06.07.2007, 17:43 (vor 6287 Tagen) @ Jay

Hi Markus,
ich würde das, was 'draußen abgeht, nicht gemäßigt, sondern ekelhaft nennen (der letzte Oktober/Anfang November machte weit mehr Spaß) & empfehle jedem, der irgendwelche Hoffnungen hegt, schöne & insbesondere sonnig-warme BFige Erlebnisse in diesem Sommer zu tätigen, diese in Deutschland nunmehr mit 87,5% Wahrscheinlichkeit zu begraben. Außer ein paar sonigeren & wärmeren Einzeltagen wird nichts sein. Soweit meine Barfußwettervorhersage bis Ende August; wg. Fehlens eines off-topic-Ausweichforumsbereiches erspare ich mir die Begründung. Im Versuch, es philosophisch auf den Punkt zu bringen, würde ich sagen: In diesem Sommer ist Outdoor-BF weitaus mehr Gewohnheits- als Genußsache [zumindest für mich, grad' beantwortete ich an der Tankstelle wieder die berühmte Frage "Ist Ihnen nicht kalt?" mit einem ganz kurz knapp-bündigen "Nein." (obwohl ich bei 11° absolut kein vor Happiness überschäumender Barfüßer bin), stieg ein & fuhr davon]. Punkt.

Hi Jay,

ich gebe Dir ja recht, daß "Outdoor- BF" derzeit mehr Gewohnheits- als Genußsache ist, aber ich gebe den Sommer noch längst nicht verloren, zumal wir ja auch schon in Oberbayern im Mai und Juni sehr heiße Tage hatten. Und der diesjährige April war sogar seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen im Jahre 1901 der trokkenste Monat von allen. Und an meinem Geburtstag (29. Juli) hatte ich bisher eigentlich immer Glück mit dem Wetter.

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Trotzdem erschien ich mit Jeans, T- Shirt, ohne Jakke und selbstverständlich barfuß. Da meinte ein serbischer Kommilitone, nachdem ich zunächst die obligatorische Frage, ob ich nicht kalt hätte, verneint hatte: "Nein, Du bist gewiß kein Deutscher!"


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Dies ist politisch ein Paradoxon. BF in der Öffentlichkeit erregt in südosteuropäischen Ländern weitaus mehr Verwunderung als hier; besonders stark wird es offenbar mit Armut assoziiert, scheint aus Gründen des "optischen Sozialprestiges" verpönt zu sein & man übt sich deshalb in Polen, Ex-UdSSR, Ex-Jugoslawien & Co sowie der Türkei in Barfuß-Enthaltsamkeit. Wenn hier jemand aus Osteuropa eine Zeitlang gelebt hat, müßte er eigentlich gesehen haben, daß die statistische Wahrscheinlichkeit, einer BFigen Person zu begegnen, insbesondere sommers viel größer ist als in seiner Heimat.

Der betreffende Kommilitone ist neu bei uns, stammt aus Bosnien- Hercegovina und wohnt in Linz an der Donau. Ob diese Angaben zur Klärung seiner Verwunderung beitragen, weiß ich nicht. Mir ist freilich schon aufgefallen, daß Barfüßigkeit und Sokkenlosigkeit bei Personen aus orthodox geprägten Kulturen selten vorkommt; besonders bei Serben, Russen und Griechen scheint es weitgehend verpönt zu sein. Woran das liegt, weiß ich nicht, aber klimatische Gründe können kaum ausschlaggebend sein.

Hätte ich gewußt, daß der fragende Gegenüber aus diesem Teil der Welt stammt, wäre meine Überraschung über die Annahme, KEIN Deutscher zu sein, genau aufgrund dieser Pyschodimension sehr groß gewesen. Zwar kenne ich nicht viel von der Welt [USA nur der Südwesten, Taiwan, Philippinen, Tokyo, irgendeine Vorstadt von Moskau sowie Zürich & das war´s auch schon], aber aufgrund der mir vorliegenden Infos & Indizien glaube ich: Wer in D lebt, lebt in einem äußerst BF-toleranten Fast-Paradies. Gestern sprach ich beim Lunch mit einem Industriekunden darüber, wo man überhaupt hinsoll, wenn man hier z. B. aufgrund untragbar hoher Lebenshaltungskosten (sie kommen im Unterschied zu früher nicht mehr den Armen, Alten, Schwachen & Kranken zugute) emigrieren muß.
Kurz: Es gibt verdammt wenig, wo man - Fortsetzung der "westlichen Lebensart", am besten subtropisches Klima für Ganzjahres-BF und gleiche/noch bessere Nonchalance der allgemeinen dortigen Öffentlichkeit in Bezug auf BF erwartend - als am liebsten nur noch BF Lebender überhaupt hin kann! Ich wollte hierüber auch schon posten, aber das verschiebt sich wohl auf weithin oder es macht zwischenzeitlich wer anders.

Vielleicht nach Mallorca? (Ich möchte nicht dorthin, aber eine ältere Frau, die dort mehrere Jahre lebte und nach dem Tode ihres Mannes nach Deutschland zurückkehrte, um näher bei ihren Kindern und Enkeln zu sein, berichtete mir, daß dort ansäßige Deutsche auch ohne Spanischkenntnisse auf der Insel gut leben und zurechtkommen können).

Vielleicht schwang aber in dem "Nein, du bist gewiß kein Deutscher!" auch die allgemeine Wahrnehmung vieler Deutscher als Spießer mit. Laufen Spießer barfuß? Wohl nur auf Befehl, wenn in der orthopädischen Klinik ihre Pranken zwecks Begutachtung zu entpacken sind. Oder weil man eben in Kneipp-Wassertretanlagen BF zu laufen hat. Weiß der Teufel, wie sie Lorenz' BF-Parks interpretieren. Wahrscheinlich völlig falsch & ganz anders als das, was sich Lorenz gedacht hat, wie ich inzwischen weiß.

Ich habe Deutschland nie als besonders spießig empfunden, obwohl es natürlich überall Spießer gibt, denen es ein Vergnügen ist, solchen Personen, die nicht in ihr bescheidenes Weltbild passen, das Leben schwerzumachen. Andererseits ist unser Land im internationalen Vergleich eher barfußfreundlich, und das sollten wir nicht geringschätzen.

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Darauf fragte ich ihn, wie er zu dieser Ansicht komme. Er erwiderte: "Barfuß und ohne Jakke bei der Kälte, das hält kein Deutscher aus!" Nun war ich neugierig und wollte wissen, für welch einen Landsmann er mich statt dessen halte. Antwort: "Weiß nicht, aber vielleicht ein Kelte... oder ein Wikinger oder so..."


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Be proud of! Das waren harte, rauhe & kluge Völker, die wohl einst genau gefragt haben: Was bringen mir/uns Schuhe ?

Die Kelten und Wikinger waren gewiß harte, rauhe & Kluge Völker, aber zumindest bezüglich der Wikinger, die ja bekanntlich im kalten Skandinavien lebten, erscheint es mir zweifelhaft, daß sie in ihrer unwirtlichen Heimat ohne Schuhe auskamen. Die Kelten hingegen lebten in Mitteleuropa, bevor sie von den Germanen verdrängt wurden, so daß es durchaus denkbar ist, daß viele Deutsche auch keltisches Blut aufgenommen haben.

Jenseits solch tiefsinniger Gedanken meine ich aber, daß diese Bemerkung einfach nur Staunen und Bewunderung ausdrükken sollte, daß jemand es bei kühlem Wetter (Temperaturen um 13° C) ohne Jakke und barfuß aushielt, ohne kalt zu haben. Ist ja auch meine Rede: Echte, harte Kerle gehen eben bei Wind und Wetter barfuß...

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

"Nein, Du bist gewiß kein Deutscher"

Descalzar, Stammposter, Friday, 06.07.2007, 15:48 (vor 6287 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus,
das paradoxe an der Geschichte ist der Satz "Du mußt kein Deutscher sein, eher ein Kelte. " Meines Wissens war Mittelöaeuropa und dazu zähltz auch das heutige Deutschland von den Kelten besiedelt.

Ebenso hätte er sagen können: "Hätte nicht gedacht, daß Du ein Skandinavier bist, eher ein Wikinger"

Gruß und Fuß,

Descalzar

"Nein, Du bist gewiß kein Deutscher"

Otto, Sunday, 08.07.2007, 16:20 (vor 6285 Tagen) @ Markus U.

Hast Du Probleme mit der Rechtschreibung ("kk" statt "ck")? Und Du bist an einer Uni? Armes Pisa-Deutschland.

"Nein, Du bist gewiß kein Deutscher"

Markus U., Stammposter, Sunday, 08.07.2007, 17:31 (vor 6285 Tagen) @ Otto

Hast Du Probleme mit der Rechtschreibung ("kk" statt "ck")? Und Du bist an einer Uni? Armes Pisa-Deutschland.

Nein, ich habe keine Probleme mit der Rechtschreibung. Aber seit sich irgendwelche Knallköppe haben einfallen lassen, die Rechtschreibung zu ändern, und folglich jeder so schreiben kann, wie er will, habe ich mich inspirieren lassen, analog zu den alten Trennungsregeln "ck" in "kk" zu ändern, weil mir das so besser gefällt.

Alptraum-Schulfach Deutsch, fleißige & BF-freundliche Lehrer & Orthografie

Jay, Stammposter, Monday, 09.07.2007, 08:13 (vor 6284 Tagen) @ Markus U.

Hi,
wie längst bekannt, kam ich in den späten golden 70s mit viel Glück durchs Abitur. Die Einführung der Kollegstufe stellte die Schule vor immense administrative Aufgaben; da das Gros der "Kollegiaten" meist nicht mehr zum Fixzeitpunkt 8 Uhr morgens einrückte, hatte es die Schulleitung aufgegeben, ihr wachendes Auge vor allem auf das Entree´ von Oberschülern zu richten (sie galten zu Recht als die Unzuverlässigsten in Sachen Befolgung des BF-Verbots).
Tatsächlich erinnere ich mich meist nicht mehr, wie meine Prüfungen genau stattfanden. Da´s damals Mai oder Juni war, müßte ich sie eigentlich alle BF geschrieben haben, definitv weiß ich, daß ich mein Deutschabitur barfuß im sog. Großen Zeichensaal der Schule geschrieben & verhaut habe (3 "Punkte" = alte Note "5"). Das Fach war 3. Prüfungsfach & leicht, weil Grundkursfach, niemand nahm es ernst. So rückte nicht nur ich BF in der Vermutung ein, daß uns niemand deswegen die Teilnahme an der Prüfung verwehren konnte [während ich in der mündlichen Religionsprüfung (4. sehr bequemes Paukfach, man mußte nur bestimmte "Meinungen" zum Besten geben) höchstwahrscheinlich wg. Kundtun des "auf der richtgien Linie Liegens" irgendwie minimalbeschuht* war.]
Früher sollten wir uns darauf einrichten, im Abitur "Besinnungs-Aufsätze" über viele Seiten zu Themen wie "Freiheit ist das höchste Gut. Nehmen Sie dazu Stellung!" zu schreiben. Dem war überraschenderweise dann gar nicht so; ein Gedicht war zu interpretieren & ich interpretierte Mist hinein. Beigebracht hatte uns das in der 12. & 13. Klasse eine Lateinlehrerin (die niemals Germanistik studiert hatte) und uns vor allem Literaturgeschichte pauken ließ. In der Mittelstufe hatte sie in "ihrem" Fach BFige Schüler unter keinen Umständen geduldet; bei "uns" signalisierte sie per hochgezogener Augenbrauen und einer ganz bestimmten Mimik, daß sie "es" gesehen hatte & es mißbilligte, sagte aber verbal nichts dazu.
Die Korrektur der Deutsch-Abiturarbeiten durfte [?!] sie dann gar nicht vornehmen. Das machten dann richtige, qualifizierte Deutschlehrer.

Vielleicht ist im Rahmen dieses Forums der Zusammenhang zwischen Mentalität des betreffenden Lehrers und Nicht-Barfuß-Law & Order-Konsequenz interessant. BF an unserer "Penne" war in der Hausordung verboten & in der Praxis aufgreweicht; es hing voll vom jeweiligen Lehrer ab, ob er es in seiner Unterichtsstunde duldete oder nicht (Lateiner duldeten es z. B. nie). Deutsch war mittel.
In meiner ersten 11. Klasse (Ehrenrunde wg. Latein & Geschichte) hatten wir einen Deutschlehrer, der sich überhaupt nicht um BF kümmerte. Er war überaus beliebt & nicht ehrgeizig ("was solls, ihr könnt doch alle Deutsch, habt es ja im Kindesalter gelernt") & arbeitete niemals daheim. 4 Klassenarbeiten mußte er pro Schuljahr schreiben, die korrigierte er selbstverständlich in der Klasse [in diesen Stunden war "Stillbeschäftigung" angesagt]. Es war sehr praktisch, denn offene Fragen konnten bequem geklärt werden. Nie werde ich die 'ambulante' Korrektur der letzten Schulaufgabe wohl ca. Juni/Juli 1975 vergessen (auch mein Sauf- & Drogenkumpan, die spätere BF-Häufigkeits-Platznr. 4, war selbstverständlich um diese Jahreszeit in seiner Stunde BF). Er sah kurz von seinem Pult zu mir auf:
"NN, i bin jetz grad bei Eahna. Des kon i grad ned lesn - schaung' S´amoi schney hea ?" [NN, ich bin jetzt gerade bei Ihnen. Da kann ich gerade was nicht lesen - schauen Sie einmal schnell her?]
"Ach, eine 3fach-Schlangenlinie. Das kann nur 'nun' heißen, weil andere Buchstabenkombinationen aus n & u keinen Sinn machen."
"A ja. Dangsche." [Ach ja. Dankeschön.]
Vorher war bereits jener bereits erwähnte, auch oft BFige & extrem langhaarige Mitschüler 'drangekommen, der übrigens gemein aggressiv aussah & in Wirklichkeit ein sehr freundlicher Mensch war. Er war noch seltener in der Schule als ich (ging als absoluter Rekordinhaber in die Schulgeschichte ein), weil nur im Wirtshaus (hatte trotzdem ein besseres Abitur als ich).
Auf einmal ging der Lehrer zu Schriftdeutsch über, was er sonst nie tat:
"Ich hab hier einen Absatz...Was soll das heißen? Was wollen Sie damit sagen?"
Mein Kumpan watschelte heraus (er hatte eigenartigerweise einen solchen Gang, wenn er barfuß lief), kraulte sich am Hinterkopf & sagte:
"Ja mei...jetz nach 3 Wocha...des is a so kompliziert...i woass jetz a nimmer..." [jetzt, nach 3 Wochen...ich weiß es jetzt auch nicht mehr]
"Schon gut." Er machte eine senkrechte rote Schlangenlinie am Rand und ein Fragezeichen daneben. "Nacha kumma grad no auf an 3er." [Danach kommer wir gerade noch auf die Note 3].

Ein vorbildlicher, verbeamteter Pädagoge, der sich zu benehmen wußte & niemals über Kleidungsusancen seiner Schüler auch nur 1 Wort verlor. Arbeit adelt - wir bleiben bürgerlich. Befördert wurde er nicht oft, er war mit "Oberstudienrat" zufrieden. Das Beschriebene war natürlich nur in den 70er Jahren möglich. Heute ist er über 80 & erfreut sich bester Gesundheit.

Ganz anders die junge Karrierezicke, die ich in meiner zweiten 11. Klasse als Deutschlehrerin hatte. Sie strich Worte wie 2fellos und Abkürzungen wie u. [& ist relativ kompliziert zu malen] einfach rot an (das persiflierende Wort 4rad für "Auto" stammt übrigens aus dem Buch "Statussymbole. Wie jeder jeden beeindrucken will" von Peter Lauster, eine höchst empfehlenswerte Lektüre für BFs, darin allerdings geschrieben Vierrad). Sie maulte mich an:
"Barfuß gibt´s nicht. Es steht in der Hausordnung. Haben Sie keine Schuhe mit?"
"Nein."
"Morgen gehe ich zum Direktor!"
"Der ist auch morgen nicht da."
"Soll das heißen, daß Sie auch morgen barfuß zu kommen gedenken?"
"Also gut, für Sie nehm' ich Schuhe mit..."
"ICH VERBITTE MIR DIESE ANSPIELUNG!!!"
...so schnell konnten solche Dialoge quasi versehentlich dumm laufen (ihre BF-Acceptance unterlag starken Schwankungen, überwiegend schwieg sie aber - je nach Laune - dazu). Völlig entnervt war sie jedoch schon wenige Tage nach einer Klassenarbeit, nachdem sie "ihre halbe Nacht für Ihren haarsträubenden Mist, meine Damen & Herren" geopfert hatte, dann brauchte ich für ihr Deutsch wie für Latein Schuhe (in allen anderen Fächern nicht).
Und was hat´s ihr gebracht? Eine glanzvolle Karriere war schon in relativ jungen Jahren per "Frühpensionierung aus gesundheitlichen Gründen" beendet. Sie brach vor allem psychisch zusammen...

Meines Erachtens sollte "Deutsch" kein Grund sein, sich hier zu streiten. Sokkenlosigkeit stört mich genausowenig wie Sockenlosigkeit, & Ziffern & Zeichen haben doch riesige Vorteile. Ich bin gegenwärtig gar nicht darüber informiert, was jetzt eigentlich korrekte Rechtschreibung ist; die Mehrzahl meiner zahlreichen Bücher ist alt. Die Rechtschreibreform hat nun einmal stattgefunden; Hauptsache, man kann den Text inhaltlich & begriffsmäßig [= Wörter als Begriffs/Bedeutungsträger] nachvollziehen. Meine Vorliebe für das Ineinanderschreiben von Ziffern & Buchstaben soll auch ausdrücken, was ich von Deutsch- & Schreibkultur-Spießertum halte, für den teilweise fast wütenden Streit zwischen Ulrich(Berlin) [hat ein Buch über die U-Bahn-Geschichte Berlins geschrieben] & Markus U. auf der Rückfahrt von Kelheim über Orthografie-Fragen fehlt mir jedes Verständnis, allein der Inhalt ist wichtig.

BFige Grüße an einem verregneten Montagmorgen eines teutschen Standardsommers, Jay
*) Kotau-Leistung: Schuhe als Zeichen der Anerkennung von Autoritäten, um sie gnädig zu stimmen. Mein Abitur war knapp & konnte davon abhängen...

Ich habe mich doch nicht gestritten

Ulrich (Berlin), Stammposter, Monday, 09.07.2007, 19:18 (vor 6283 Tagen) @ Jay

Hallo Jay

... für den teilweise fast wütenden Streit zwischen Ulrich(Berlin) [hat ein Buch über die U-Bahn-Geschichte Berlins geschrieben] & Markus U. auf der Rückfahrt von Kelheim über Orthografie-Fragen fehlt mir jedes Verständnis, allein der Inhalt ist wichtig.

Habe ich mich mit Markus U. gestritten? Ich hatte nicht den Eindruck. Ich hatte lediglich beiläufig erwähnt, dass ich für mein Buch die neue deutsche Rechtschreibung gewählt habe, damit nicht in späteren Jahren eine bis dahin herangewachsene Generation über meine altertümliche Schreibweise in diesem Buch schmunzelt. Daraufhin erklärte Markus U. sofort, dass mein Buch "Dreck" wäre und er es deshalb nicht kaufen wolle. Daraus hätte sicher ein Streit entstehen können, aber da ich für meinen Lebensunterhalt nicht darauf angewiesen bin, dass Markus U. mein Buch kauft, habe ich nichts dagegen, wenn er es bleiben lässt. Warum sollte er es auch kaufen, wenn es ihn nicht interessiert? Wenn er es aber trotz Interesse nicht kaufen will, dann muss er Verzicht üben, und nicht ich. Das sagte ich ihm auch auf ruhige Art. Hast Du das anders in Erinnerung?
Ich kann es zwar nicht ausschließen, dass sich Markus mit mir streiten wollte, da er durchaus die dazu nötigen Voraussetzungen erfüllte und mächtig aufgeregt schien, aber zu einem Streit gehören immer noch zwei. Wenn ich mich aber nicht streiten will, weil es sich z. B. nicht lohnt, dann streite ich auch nicht. ;-)
Einen Streit hat es daher aus meiner Sicht nicht gegeben. Ich glaube jedenfalls nicht, dass jemand behaupten kann, dass ich laut geworden wäre oder sonst irgendwie typische Streitsymptome gezeigt hätte. Oder?

Barfüßige Grüße aus dem zwar kühlen aber im Moment trockenen Berlin zurück nach Freising

Ulrich

Ich habe mich doch nicht gestritten

Leo, Stammposter, Monday, 09.07.2007, 21:42 (vor 6283 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo

... für den teilweise fast wütenden Streit zwischen Ulrich(Berlin) [hat ein Buch über die U-Bahn-Geschichte Berlins geschrieben] & Markus U. auf der Rückfahrt von Kelheim über Orthografie-Fragen fehlt mir jedes Verständnis, allein der Inhalt ist wichtig.

In der Tat!

Habe ich mich mit Markus U. gestritten? Ich hatte nicht den Eindruck. Ich hatte lediglich beiläufig erwähnt, dass ich für mein Buch die neue deutsche Rechtschreibung gewählt habe, damit nicht in späteren Jahren eine bis dahin herangewachsene Generation über meine altertümliche Schreibweise in diesem Buch schmunzelt. Daraufhin erklärte Markus U. sofort, dass mein Buch "Dreck" wäre und er es deshalb nicht kaufen wolle. Daraus hätte sicher ein Streit entstehen können ... Das sagte ich ihm auch auf ...

wirklich bewundernswert und für mich in solchen Situationen nicht zu realisierender

... ruhige Art. Hast Du das anders in Erinnerung?

Ich nicht.

Wenn ich mich aber nicht streiten will, weil es sich z. B. nicht lohnt, dann streite ich auch nicht. ;-)

Diese Erkenntnis kommt mir leider meist erst hinterher.

Einen Streit hat es daher aus meiner Sicht nicht gegeben. Ich glaube jedenfalls nicht, dass jemand behaupten kann, dass ich laut geworden wäre oder sonst irgendwie typische Streitsymptome gezeigt hätte. Oder?

Nein, bis jetzt noch nicht ...

Barfüßige und hoffentlich abschließende Grüße aus dem kühlen und im Moment verregneten Holzkirchen nach Freising, Berlin und München/Ratingen

Leo

Roch nur brenzlig - unscharfe Erinnerung

Jay @, Stammposter, Monday, 09.07.2007, 22:21 (vor 6283 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Jay

... für den teilweise fast wütenden Streit zwischen Ulrich(Berlin) [hat ein Buch über die U-Bahn-Geschichte Berlins geschrieben] & Markus U. auf der Rückfahrt von Kelheim über Orthografie-Fragen fehlt mir jedes Verständnis, allein der Inhalt ist wichtig.

Habe ich mich mit Markus U. gestritten? Ich hatte nicht den Eindruck. Ich hatte lediglich beiläufig erwähnt, dass ich für mein Buch die neue deutsche Rechtschreibung gewählt habe, damit nicht in späteren Jahren eine bis dahin herangewachsene Generation über meine altertümliche Schreibweise in diesem Buch schmunzelt. Daraufhin erklärte Markus U. sofort, dass mein Buch "Dreck" wäre und er es deshalb nicht kaufen wolle. Daraus hätte sicher ein Streit entstehen können, aber da ich für meinen Lebensunterhalt nicht darauf angewiesen bin, dass Markus U. mein Buch kauft, habe ich nichts dagegen, wenn er es bleiben lässt. Warum sollte er es auch kaufen, wenn es ihn nicht interessiert? Wenn er es aber trotz Interesse nicht kaufen will, dann muss er Verzicht üben, und nicht ich. Das sagte ich ihm auch auf ruhige Art. Hast Du das anders in Erinnerung?
Ich kann es zwar nicht ausschließen, dass sich Markus mit mir streiten wollte, da er durchaus die dazu nötigen Voraussetzungen erfüllte und mächtig aufgeregt schien, aber zu einem Streit gehören immer noch zwei. Wenn ich mich aber nicht streiten will, weil es sich z. B. nicht lohnt, dann streite ich auch nicht. ;-)
Einen Streit hat es daher aus meiner Sicht nicht gegeben. Ich glaube jedenfalls nicht, dass jemand behaupten kann, dass ich laut geworden wäre oder sonst irgendwie typische Streitsymptome gezeigt hätte. Oder?
Barfüßige Grüße aus dem zwar kühlen aber im Moment trockenen Berlin zurück nach Freising
Ulrich

--
Hi Ulrich, hi Leo,
ich wollte niemandem Streitlust oder real ausgebrochenen Streit unterstellen - als ich aber das spontane Wort "Dreck" zum neuen Buch hörte [kombiniert mit definitiver Nichtkaufabsichts-Bekundung deswegen] war ich zunächst etwas geschockt, weil ich dachte, jetzt kracht´s, letzten Endes ist das ja ein heftiges Wort. Ich bin natürlich auch selbst niemand, der dann deswegen in die Luft geht, aber natürlich sehr betrübt.
Selbst an Straßenbahnen sehr (an U-Bahnen leider gar nicht) intereessiert & leidenschaftlich gerne BF Tram fahrend (hier viele schöne Jugenderinnerungen), einen schönen wohl auch bei euch BFigen Abend

Jay

Roch nur brenzlig - unscharfe Erinnerung

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 09.07.2007, 23:37 (vor 6283 Tagen) @ Jay

Hallo Jay

ich wollte niemandem Streitlust oder real ausgebrochenen Streit unterstellen ...

Das habe ich auch nicht angenommen, ich fand aber, dass der Eindruck entstehen könnte, ich hätte mich mit Markus gestritten. Da ich aber stets um Frieden bemüht bin und eher dazu neige Streitereien schlichten zu wollen, als mich selbst mit jemandem zu streiten, wollte ich das klar stellen.

... - als ich aber das spontane Wort "Dreck" zum neuen Buch hörte [kombiniert mit definitiver Nichtkaufabsichts-Bekundung deswegen] war ich zunächst etwas geschockt, weil ich dachte, jetzt kracht´s, letzten Endes ist das ja ein heftiges Wort. Ich bin natürlich auch selbst niemand, der dann deswegen in die Luft geht, aber natürlich sehr betrübt.

Geschockt war ich natürlich auch, aber was hilft es zu streiten? In dieser Situation hätte ich keine Chance gehabt Markus davon zu überzeugen, dass mein Buch kein Dreck sein wird. Dazu war er auch viel zu aufgeregt. Möglicherweise regte er sich auch am meisten darüber auf, dass ich mich nicht aufregte. :-)
Was meinst du, was ich mir manchmal für einen Stuss von meinen Fahrgästen anhören muss? Da ich aber nie die nötige Zeit hätte, jemanden von meiner Ansicht zu überzeugen, versuche ich es gar nicht erst. Ich teile grundsätzlich die Ansichten meiner Fahrgäste, auch wenn es schwer fällt, denn so habe ich Frieden und vielleicht auch besseres Trinkgeld. :-) Ich habe also jahrelange Übung darin Streitereien zu vermeiden.

Selbst an Straßenbahnen sehr (an U-Bahnen leider gar nicht) intereessiert & leidenschaftlich gerne BF Tram fahrend (hier viele schöne Jugenderinnerungen), ...

Bei mir beschränken sich die Erinnerungen aus Kindheit und Jugend eben eher auf die U-Bahn, da es in West-Berlin keine Straßenbahn gab. Die ersten Begegnungen mit Straßenbahnen hatte ich in Hamburg (nur gesehen) und in München (erste fahrt mit einer Straßenbahn). Das war in den 70er Jahren, als ich noch recht klein war. Die Erinnerungen sind so unscharf, dass ich nicht einmal mehr weiß, wo ich in München gefahren bin.
Ich habe aber auch schon ein Buch über die Entwicklung der Berliner Straßenbahn begonnen, mir fehlt aber leider die Zeit es fertig zu stellen.

... einen schönen wohl auch bei euch BFigen Abend
Jay

Schöne Unterschrift :-) Den Abend verbringe ich selbstverständlich seit meinem Feierabend (ca 17:30) barfuß. :-)
Auch dir einen schönen barfüßigen Abend

Ulrich

Alptraum-Schulfach Deutsch, fleißige & BF-freundliche Lehrer & Orthografie

Markus U., Stammposter, Tuesday, 10.07.2007, 15:46 (vor 6283 Tagen) @ Jay

Hi,
wie längst bekannt, kam ich in den späten golden 70s mit viel Glück durchs Abitur. Die Einführung der Kollegstufe stellte die Schule vor immense administrative Aufgaben; da das Gros der "Kollegiaten" meist nicht mehr zum Fixzeitpunkt 8 Uhr morgens einrückte, hatte es die Schulleitung aufgegeben, ihr wachendes Auge vor allem auf das Entree´ von Oberschülern zu richten (sie galten zu Recht als die Unzuverlässigsten in Sachen Befolgung des BF-Verbots).

Hi Jay,
wie Du weißt, gab es zu meiner Schulzeit in dem von mir besuchten Ratinger Gymnasium (1977 bis 1986) kein förmliches Barfußverbot, und auch sonst ist mir keine förmliche Kleiderordnung aus jener Zeit erinnerlich, aber dafür wurde sehr genau auf das Entreé auch der Oberstufenschüler geachtet, und zwar hinsichtlich vollzähligen und pünktlichen Erscheinens zum Unterrichte. Wenn jemand fehlte oder zu spät kam, wurde das sogleich in dem jeweiligen Kursbuche vermerkt. Über fehlende Schuhe gab es hingegen keinen Vermerk (weils bei uns nicht vorkam ;-))) *kicher*), denn es wäre dem Lehrkörper vermutlich egal gewesen. Als kleiner Sextaner hatte ich ja noch des Sommers barfüßig erscheinende Oberstufenschüler in nennensweter Zahl gesehen, aber nach 1980 war damit ganz ohne iregendwelche administrativen Maßnahmen der Schulleitung ziemlich schlagartig damit Schluß (vereinzelt mag es später wohl noch vorgekommen sein; ich habe nicht Buch darüber geführt, aber in unserer Jahrgangsstufe lief definitiv NIEMAND barfuß).

Tatsächlich erinnere ich mich meist nicht mehr, wie meine Prüfungen genau stattfanden. Da´s damals Mai oder Juni war, müßte ich sie eigentlich alle BF geschrieben haben, definitv weiß ich, daß ich mein Deutschabitur barfuß im sog. Großen Zeichensaal der Schule geschrieben & verhaut habe (3 "Punkte" = alte Note "5"). Das Fach war 3. Prüfungsfach & leicht, weil Grundkursfach, niemand nahm es ernst. So rückte nicht nur ich BF in der Vermutung ein, daß uns niemand deswegen die Teilnahme an der Prüfung verwehren konnte [während ich in der mündlichen Religionsprüfung (4. sehr bequemes Paukfach, man mußte nur bestimmte "Meinungen" zum Besten geben) höchstwahrscheinlich wg. Kundtun des "auf der richtgien Linie Liegens" irgendwie minimalbeschuht* war.]

Barfuß zu Prüfungen zu erscheinen, wäre mir niemals eingefallen, und zwar weder in der Schule noch später, auch bei meinem gegenwärtigen Studium nicht. Der Grund ist der, daß ich bei Prüfungen zu angespannt bin; der Lebensfreude- Faktor sinkt gewissermaßen unter den "kritischen Barfußgrenzwert", so daß dann auch bei mir "Minimalbeschuhung" angesagt ist, freilich nicht auf Rücksicht auf die Prüfer, sondern auf die eigene Befindlichkeit, oder ganz einfach ausgedrückt: Wenn ich mich unsicher fühle, gehe ich nicht barfuß, und bei Prüfungen fühle ich mich stets unsicher.

In meiner ersten 11. Klasse (Ehrenrunde wg. Latein & Geschichte) hatten wir einen Deutschlehrer, der sich überhaupt nicht um BF kümmerte. Er war überaus beliebt & nicht ehrgeizig ("was solls, ihr könnt doch alle Deutsch, habt es ja im Kindesalter gelernt") & arbeitete niemals daheim. 4 Klassenarbeiten mußte er pro Schuljahr schreiben, die korrigierte er selbstverständlich in der Klasse [in diesen Stunden war "Stillbeschäftigung" angesagt]. Es war sehr praktisch, denn offene Fragen konnten bequem geklärt werden. Nie werde ich die 'ambulante' Korrektur der letzten Schulaufgabe wohl ca. Juni/Juli 1975 vergessen (auch mein Sauf- & Drogenkumpan, die spätere BF-Häufigkeits-Platznr. 4, war selbstverständlich um diese Jahreszeit in seiner Stunde BF). Er sah kurz von seinem Pult zu mir auf:
"NN, i bin jetz grad bei Eahna. Des kon i grad ned lesn - schaung' S´amoi schney hea ?" [NN, ich bin jetzt gerade bei Ihnen. Da kann ich gerade was nicht lesen - schauen Sie einmal schnell her?]
"Ach, eine 3fach-Schlangenlinie. Das kann nur 'nun' heißen, weil andere Buchstabenkombinationen aus n & u keinen Sinn machen."
"A ja. Dangsche." [Ach ja. Dankeschön.]
Vorher war bereits jener bereits erwähnte, auch oft BFige & extrem langhaarige Mitschüler 'drangekommen, der übrigens gemein aggressiv aussah & in Wirklichkeit ein sehr freundlicher Mensch war. Er war noch seltener in der Schule als ich (ging als absoluter Rekordinhaber in die Schulgeschichte ein), weil nur im Wirtshaus (hatte trotzdem ein besseres Abitur als ich).
Auf einmal ging der Lehrer zu Schriftdeutsch über, was er sonst nie tat:
"Ich hab hier einen Absatz...Was soll das heißen? Was wollen Sie damit sagen?"
Mein Kumpan watschelte heraus (er hatte eigenartigerweise einen solchen Gang, wenn er barfuß lief), kraulte sich am Hinterkopf & sagte:
"Ja mei...jetz nach 3 Wocha...des is a so kompliziert...i woass jetz a nimmer..." [jetzt, nach 3 Wochen...ich weiß es jetzt auch nicht mehr]
"Schon gut." Er machte eine senkrechte rote Schlangenlinie am Rand und ein Fragezeichen daneben. "Nacha kumma grad no auf an 3er." [Danach kommer wir gerade noch auf die Note 3].

Welch ein angenehmes Lotterleben, dem Du da verständlicherweise nachtrauerst. Bei uns war das, was du da schreibst, ganz undenkbar, und ich nehme die Berichte aus Deiner Schulzeit immer wieder staunend zur Kenntnis.

Meines Erachtens sollte "Deutsch" kein Grund sein, sich hier zu streiten. Sokkenlosigkeit stört mich genausowenig wie Sockenlosigkeit, & Ziffern & Zeichen haben doch riesige Vorteile. Ich bin gegenwärtig gar nicht darüber informiert, was jetzt eigentlich korrekte Rechtschreibung ist; die Mehrzahl meiner zahlreichen Bücher ist alt. Die Rechtschreibreform hat nun einmal stattgefunden; Hauptsache, man kann den Text inhaltlich & begriffsmäßig [= Wörter als Begriffs/Bedeutungsträger] nachvollziehen.

Ich kann in der sogenannten "Rechtschreibreform", die in Wahrheit eine Schlechtschreib- Deform ist, keinen einzigen Vorteil, dafür aber sehr viele Nachteile entdekken, denn dadurch ist unsere schöne deutsche Muttersprache bis zur Unkenntlichkeit verhunzt und verunstaltet worden. Vor allem aber bringt es mich auf die Palme, daß diese Deform (mit "D", jawoll!) uns gewissermaßen handstreichartig und ohne jeden vernünftigen Zweck nur um ihrer selbst willen (weil irgendwelche Fuzzi's sich damit ein Denkmal setzen wollen) übergestülpt wurde, ohne daß man "ordentlich" dagegen hätte vorgehen oder sie verhindern können! Als Barfüßer (und damit komme ich zurück zum Thema) bin ich jedoch freiheitsliebend, so daß ich mir das nicht einfach so bieten lasse, sondern unter bewußter Nichtkenntnisnahme und weitgehendem Boykott (Totalboykott kann ich mir leider nicht leisten, weil ich meine Gesetzbücher immer wieder erneuern und bald auch wieder neue Kommentarliteratur anschaffen muß) so heftig wie möglich dagegen anbollere.
Was ich auch nicht verstehe, ist die Behäbigkeit der meisten Deutschen: kaum jemand liebt die Schlechtschreib- Deform, aber nach einem gewissen anfänglichen Murren fügen sich schließlich die meisten, weil es ja schließlich "von oben" befohlen worden ist, in dumpfem Untertanengeiste. Aber in demselben Geiste tragen die meisten Zeitgenossen ja auch Schuhe, ohne darüber nachzudenken, warum sie es tun, und gukken (falls sie es überhaupt mitkriegen) deppert aus der Wäsche, wenn sie jemanden barfuß laufen sehen...

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

Re:

Manfred (Ten), Stammposter, Sunday, 08.07.2007, 19:24 (vor 6284 Tagen) @ Otto

Hast Du Probleme mit der Rechtschreibung ("kk" statt "ck")? Und Du bist an einer Uni? Armes Pisa-Deutschland.

Ja, und "skurril" schreibt man mit zwei "r" !

Trotz "ohne Abi" !,
Manfred

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