Arm und barfuss (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Michael,
diese Geschichte hat mich tief betroffen gemacht. Wenn jemand in notdürftig reparierten Minimalschuhen 'rumläuft, muß er nicht nur scheinbar, sondern wirklich arm sein - die gesamte Legerität von Nichtschickimicki-Minimalschuhen ist dahin, wenn diese in der beschriebenen Weise mit dem, was grad' verfügbar ist, notdürftig wieder zum "Funktionieren" gebracht werden.
Der Mann wird niemals oder nicht mehr verstehen können, in welcher Welt wir - die wir aus purem Jux, weil uns das grad' Spaß macht, weil wir uns grad' wohl oder toll "als wir selbst" fühlen, BF laufen - leben. Er läuft BF in seinen Provisoriums-Schuhen, um das Geld für Socken einzusparen & hat mit unserer mehr "idealistischen" Sache [BF per se] nichts oder wenig am Hut.
Rezepte, um das immer größer werdende Elend eines immer größer werdenden Teils der Menschheit zu lindern, sind hier wg. off-topic sowieso nicht anbringbar, grad' ging mir aber noch folgender Gedanke durch den Kopf: Was hätte ich getan, wäre ich jenem Herrn als DERZEIT sorgenfrei & unbeschwert lebender Barfüßer begegnet? Ich glaube, er hätte mir angesehen, daß es mir nicht schlecht geht - weil er wahrscheinlich unterscheiden kann zwischen Jeans, die wirklich an der Verwesung sind und solchen, die zwar dreckig sind, aber noch lange keines NeuKAUFS bedürfen...
Genau wie der soziale Kommunikationsinstinkt eines jeden hiesigen Lesers erkennen wird: Es gibt keine Chance, mit dem betreffenden Quasi-"BF" überhaupt ins Gespräch zu kommen, weil er ja auch keinen Hut für Geldspenden ausgebreitet hat. Soll man ihn ansprechen (wenn er z. B. eine lange Hose anhat): Ich geb' Ihnen ein wenig Geld, "so" allein für Beliebiges oder für neue Badelatschen, damit "Sie sich in Würde in der Öffentlichkeit zeigen können"? Da wird man sich eine voll Unverständnis geäußerte Abfuhr einholen...
Ja, und genau da "liegt der Hase im Pfeffer". Es kann nicht darum gehen, alle Nöte dieser Welt zu lindern, aber wie gehen wir mit einer Not, die uns in der beschriebenen Form begegnet, um? Ich würde ebenfalls einem solch armen Menschen Geld abnbiten, damit er sich neue Latschen kaufen kann, aber ich würde es nicht tun - aus lauter Angst vor der besagten Abfuhr, welche mich verletzen würde. So hinterließe eine solche Begegnung - bei der meine eigene (Nicht-) Barfüßigkeit übrigens keine Rolle spielte - bei mir ein tiefes Unbehagen, weil ich einerseits nicht den Mut fände, Hilfe anzubieten (auch wenn diese nur im Kauf neuer Latschen und ggf. einer preiswerten neuen Jeans bestünde) und mir andernfalls vorstellen müßte, daß ich mir, wenn ich diesen Mut fände, die auch von Dir als wahrscheinlich beschriebene Abfuhr einhandeln würde.
Die UNTERBRECHUNG DER KOMMUNIKATIONSBASIS ZWISCHEN SOZIALEN SCHICHTEN ist überhaupt ein Charakteristikum der Gegenwart (sorry, off-topic).
Was tun?
Ratlose barfüßige Grüße,
Markus U.