Arm und barfuss (Hobby? Barfuß! 2)

Michael_F @, Stammposter, Wednesday, 20.06.2007, 14:17 (vor 6303 Tagen)

Also, heute in meiner Mittagspause habe ich das Büro verlassen, um etwas zu kaufen. Für diesen kurzen Weg habe ich die (Büro-)Schuhe angelassen. Es sind in Hamburg zwar ca. 27 Grad, aber ich mag hinterher nicht so gerne die staubigen Füsse wieder in die Schuhe packen.

Was hat das mit barfuss zu tun? Gar nichts. Aber auf meinem Weg zum Laden musste ich ans Forum denken. Mir kam nämlich ein Mann entgegen, der scheinbar sehr arm war. Man sah es an seiner Kleidung. Und auch sonst so. Er kann sich wohl auch keine Schuhe leisten. Aber er trug ein paar Badeschuhe, so was wie Adiletten oder so. Aber es war eigentlich nur die Sohle. Der Riemen oben rüber war defekt und teilweise nicht mehr vorhanden. Stattdessen waren die Reste dieses Riemens mit Teilen einer Plastik- Einkaufstüte notdürftig geflickt.

Was mir da so alles im Kopf rum- ging. Schön, dass es mir besser geht. Ich kann Schuhe anziehen oder nicht. Wie ich will. Ich verstehe auch, dass manchmal Schuhe ihre Vorteile haben. Aber bei diesem Wetter? Da braucht man doch eigentlich keine. Und kann barfuss gehen, wenn man will. Oder um die Schuhe zu schonen. Oder wird man in der Öffentlichkeit noch schräger angesehen, wenn man sichtbar arm ist und DANN AUCH NOCH barfuss?

Nachdenkliche Grüße an alle (mit oder ohne Schuhe)

Michael_F

P.S. Ich trage übrigens nicht nur Designer- Klamotten, sondern eher leger bis bequem.

Arm und barfuss

Jay, Stammposter, Wednesday, 20.06.2007, 20:00 (vor 6302 Tagen) @ Michael_F

Also, heute in meiner Mittagspause habe ich das Büro verlassen, um etwas zu kaufen. Für diesen kurzen Weg habe ich die (Büro-)Schuhe angelassen. Es sind in Hamburg zwar ca. 27 Grad, aber ich mag hinterher nicht so gerne die staubigen Füsse wieder in die Schuhe packen.

Was hat das mit barfuss zu tun? Gar nichts. Aber auf meinem Weg zum Laden musste ich ans Forum denken. Mir kam nämlich ein Mann entgegen, der scheinbar sehr arm war. Man sah es an seiner Kleidung. Und auch sonst so. Er kann sich wohl auch keine Schuhe leisten. Aber er trug ein paar Badeschuhe, so was wie Adiletten oder so. Aber es war eigentlich nur die Sohle. Der Riemen oben rüber war defekt und teilweise nicht mehr vorhanden. Stattdessen waren die Reste dieses Riemens mit Teilen einer Plastik- Einkaufstüte notdürftig geflickt.

Was mir da so alles im Kopf rum- ging. Schön, dass es mir besser geht. Ich kann Schuhe anziehen oder nicht. Wie ich will. Ich verstehe auch, dass manchmal Schuhe ihre Vorteile haben. Aber bei diesem Wetter? Da braucht man doch eigentlich keine. Und kann barfuss gehen, wenn man will. Oder um die Schuhe zu schonen. Oder wird man in der Öffentlichkeit noch schräger angesehen, wenn man sichtbar arm ist und DANN AUCH NOCH barfuss?

Nachdenkliche Grüße an alle (mit oder ohne Schuhe)

Michael_F

P.S. Ich trage übrigens nicht nur Designer- Klamotten, sondern eher leger bis bequem.

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Hi Michael,
diese Geschichte hat mich tief betroffen gemacht. Wenn jemand in notdürftig reparierten Minimalschuhen 'rumläuft, muß er nicht nur scheinbar, sondern wirklich arm sein - die gesamte Legerität von Nichtschickimicki-Minimalschuhen ist dahin, wenn diese in der beschriebenen Weise mit dem, was grad' verfügbar ist, notdürftig wieder zum "Funktionieren" gebracht werden.
Der Mann wird niemals oder nicht mehr verstehen können, in welcher Welt wir - die wir aus purem Jux, weil uns das grad' Spaß macht, weil wir uns grad' wohl oder toll "als wir selbst" fühlen, BF laufen - leben. Er läuft BF in seinen Provisoriums-Schuhen, um das Geld für Socken einzusparen & hat mit unserer mehr "idealistischen" Sache [BF per se] nichts oder wenig am Hut.
Rezepte, um das immer größer werdende Elend eines immer größer werdenden Teils der Menschheit zu lindern, sind hier wg. off-topic sowieso nicht anbringbar, grad' ging mir aber noch folgender Gedanke durch den Kopf: Was hätte ich getan, wäre ich jenem Herrn als DERZEIT sorgenfrei & unbeschwert lebender Barfüßer begegnet? Ich glaube, er hätte mir angesehen, daß es mir nicht schlecht geht - weil er wahrscheinlich unterscheiden kann zwischen Jeans, die wirklich an der Verwesung sind und solchen, die zwar dreckig sind, aber noch lange keines NeuKAUFS bedürfen...
Genau wie der soziale Kommunikationsinstinkt eines jeden hiesigen Lesers erkennen wird: Es gibt keine Chance, mit dem betreffenden Quasi-"BF" überhaupt ins Gespräch zu kommen, weil er ja auch keinen Hut für Geldspenden ausgebreitet hat. Soll man ihn ansprechen (wenn er z. B. eine lange Hose anhat): Ich geb' Ihnen ein wenig Geld, "so" allein für Beliebiges oder für neue Badelatschen, damit "Sie sich in Würde in der Öffentlichkeit zeigen können"? Da wird man sich eine voll Unverständnis geäußerte Abfuhr einholen...
Die UNTERBRECHUNG DER KOMMUNIKATIONSBASIS ZWISCHEN SOZIALEN SCHICHTEN ist überhaupt ein Charakteristikum der Gegenwart (sorry, off-topic). Die Geschichte mit der alten Frau, die mit ausgestreckten Beinen (eines in einem blutigen Verband wg. offener Venen) in einer Ladenzeile in Münchens Bayerstr. lag & von mir mit 20 DM bedacht wurde (zuvor konnte ich mich wg. BF in der S-Bahn als "asozial" anschnauzen lassen & mußte nach der "Spende" vor demselben Verfolger bis auf das WC im "Goldenen Anker" [einer einstmals üblen Spelunke in Münchens Schillerstr.] fliehen) habe ich bereits erzählt, Resumee:
Ob jemand beim Finanzamt alles korrekt angibt, weil er der Überzeugung ist, damit soziales Elend zu lindern oder weil es sich für 'uns einfaches Volk' gehört, als Wohlfahrtsinstitut für Herrn Ex-Siemens-CEO Kleinfeld zu fungieren (er braucht in seinem neuen Domizil in Malibu Beach/USA [?] sicher ein kräftiges Airconditioning, um als Permanent-Schuhträger keine Schweißfüße zu bekommen, die -zig1000 in D Entlassenen kann er nicht als Butlers* übernehmen), ist jedermanns eigene Sache. Meine Empfehlung ist insgesamt: Man versuche, einen Blick dafür zu entwickeln, welchem in der Öffentlichkeit meist in Down-Position sitzenden oder liegenden Mitmenschen es WIRKLICH schlechtgeht. Schon ein quasi nichtspürbares Opfer kann ihm helfen, ein klein wenig leichter über die Runden zu kommen & das übrige Publikum "denkt" sich seinen Teil über BFs. Ob die Rechnung "Vergelt´s Gott!" aufgeht, läßt sich natürlich nicht sagen.

Ebenfalls nachdenkliche & respektvolle BF-Grüße für die Erwähnung der Sache & den damit verbundenen Denkanstoß, Jay

*) Egal, wo Herr Kleinfeld hingeht, er wird mit Sicherheit einen Extra-Schuhputzer wohl negrider Hautfarbe im angestellten Hauspersonal haben. In den USA ist das in feinen Heuschrecken-Nestern so üblich. Die alte aus der Sklavenzeit stammende Tradition faßt in immer minderwertigeren Hotels Fuß ("Dienstleistungsoase USA") und die [man weiß schon] spezielle unheimliche Begegnungsituation der besonderen Art tritt niemals ein, weil ja schon in besseren Spelunken außer im Übernachtungszimmer selbst BAREFOOT STRICTLY PROHIBITED ist.

Arm und barfuss

Markus U., Stammposter, Thursday, 21.06.2007, 13:50 (vor 6302 Tagen) @ Jay

Hi Michael,
diese Geschichte hat mich tief betroffen gemacht. Wenn jemand in notdürftig reparierten Minimalschuhen 'rumläuft, muß er nicht nur scheinbar, sondern wirklich arm sein - die gesamte Legerität von Nichtschickimicki-Minimalschuhen ist dahin, wenn diese in der beschriebenen Weise mit dem, was grad' verfügbar ist, notdürftig wieder zum "Funktionieren" gebracht werden.
Der Mann wird niemals oder nicht mehr verstehen können, in welcher Welt wir - die wir aus purem Jux, weil uns das grad' Spaß macht, weil wir uns grad' wohl oder toll "als wir selbst" fühlen, BF laufen - leben. Er läuft BF in seinen Provisoriums-Schuhen, um das Geld für Socken einzusparen & hat mit unserer mehr "idealistischen" Sache [BF per se] nichts oder wenig am Hut.
Rezepte, um das immer größer werdende Elend eines immer größer werdenden Teils der Menschheit zu lindern, sind hier wg. off-topic sowieso nicht anbringbar, grad' ging mir aber noch folgender Gedanke durch den Kopf: Was hätte ich getan, wäre ich jenem Herrn als DERZEIT sorgenfrei & unbeschwert lebender Barfüßer begegnet? Ich glaube, er hätte mir angesehen, daß es mir nicht schlecht geht - weil er wahrscheinlich unterscheiden kann zwischen Jeans, die wirklich an der Verwesung sind und solchen, die zwar dreckig sind, aber noch lange keines NeuKAUFS bedürfen...
Genau wie der soziale Kommunikationsinstinkt eines jeden hiesigen Lesers erkennen wird: Es gibt keine Chance, mit dem betreffenden Quasi-"BF" überhaupt ins Gespräch zu kommen, weil er ja auch keinen Hut für Geldspenden ausgebreitet hat. Soll man ihn ansprechen (wenn er z. B. eine lange Hose anhat): Ich geb' Ihnen ein wenig Geld, "so" allein für Beliebiges oder für neue Badelatschen, damit "Sie sich in Würde in der Öffentlichkeit zeigen können"? Da wird man sich eine voll Unverständnis geäußerte Abfuhr einholen...

Ja, und genau da "liegt der Hase im Pfeffer". Es kann nicht darum gehen, alle Nöte dieser Welt zu lindern, aber wie gehen wir mit einer Not, die uns in der beschriebenen Form begegnet, um? Ich würde ebenfalls einem solch armen Menschen Geld abnbiten, damit er sich neue Latschen kaufen kann, aber ich würde es nicht tun - aus lauter Angst vor der besagten Abfuhr, welche mich verletzen würde. So hinterließe eine solche Begegnung - bei der meine eigene (Nicht-) Barfüßigkeit übrigens keine Rolle spielte - bei mir ein tiefes Unbehagen, weil ich einerseits nicht den Mut fände, Hilfe anzubieten (auch wenn diese nur im Kauf neuer Latschen und ggf. einer preiswerten neuen Jeans bestünde) und mir andernfalls vorstellen müßte, daß ich mir, wenn ich diesen Mut fände, die auch von Dir als wahrscheinlich beschriebene Abfuhr einhandeln würde.

Die UNTERBRECHUNG DER KOMMUNIKATIONSBASIS ZWISCHEN SOZIALEN SCHICHTEN ist überhaupt ein Charakteristikum der Gegenwart (sorry, off-topic).

Was tun?

Ratlose barfüßige Grüße,
Markus U.

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