Hallo Jay

was ich im vorliegenden Fall absolut nicht verstehe bzw. was mich erschüttert ist folgendes: Wurden denn Kinder derart abgerichtet, daß sie sich gegen derartige Drecksschuhe nicht wehren?

Ja! Vor der Zeit der antiautoritären Erziehung hatten Kinder gefälligst zu gehorchen, sonst konnte es Prügel geben. Wir beide können froh sein, dass wir sowas nicht erleben mussten.
Meine Großmutter hatte auch ganz extremen Hallux Valgus an beiden großen Zehen. Die Zehen standen fast quer und drückten die anderen Zehen nach außen. Im Alter musste sie stets Maßschuhe tragen, da keine handelsüblichen Schuhe breit genug für ihre verformten Füße waren.
Ihre Eltern waren keineswegs wohlhabend, aber als Bewohner eines 1920 eingemeindeten Vororts von Berlin "gehörte" es sich auch schon zur Kaiserzeit, dass die Kinder schuhe trugen. Da sie aber die jüngste von drei Schwestern war, musste sie ganz selbstverständlich die schuhe ihrer Schwestern übernehmen, ob sie nun wirklich passten, erschien dabei wohl nicht so wichtig.

Die ständige Wirkung als Fußverformungsgerät muß doch furchtbar unangenehm sein.

Ich glaube nicht, dass dabei ständige Schmerzen auftreten. Da das Wachstum der Füße doch recht langsam vorangeht, passen sie sich vermutlich einfach nur dem zur Verfügung stehenden Platz an, ähnlich wie Baumwurzeln auch dorthin wachsen, wo sie Platz haben. Um Felsen wachsen sie einfach herum. So passt sich vermutlich auch der Fuß im Kindesalter den Schuhen an und erleidet dabei irreparable Schäden.

Viele Grüße nach Freising

Ulrich