Hallo Percy,

auf den Kirchentagen herrscht eine, wie ich finde, ganz besondere Atmosphäre, die sehr positiv, angenehm und tolerant ist.

Dort kann man tatsächlich barfuß laufen, ohne dass man doofe Kommentare hört, und zwar überall, nicht nur in "Reservaten". Man kann Geistlichen und Prominenten ganz selbstverständlich barfuß zuhören (auch mit den öfters zitierten "pechscharzen Sohlen", die man sich in den Messehallen und der Innenstadt schnell "anläuft"), und selbst an Orten, wo Barfußlaufen ansonsten leicht als "unmöglich" eingestuft wird, große öffentliche Toilettenanlagen z.B., gibt's sie einfach nicht, die dummen Kommentare. In Hannover (vor zwei Jahren) hörte ich, wie jemand seinen Freund aufzog, nachdem ihnen ziemlich viele Barfußlaufende auf einmal entgegengekommen waren: "Guck mal, Du hast Schuhe an...!"

Den Kontrast erlebt man dann außerhalb, soeben in Bonn, von einer Gruppe Jugendlichen: "Guck mal, da ist einer vom Kirchentag! Barfuß! Unmöglich - da muss man durch den Kölner Hauptbahnhof!"

Im Unterschied von "innerhalb des Kirchentags" zu "außerhalb" merkt man nicht nur daran den enormen Unterschied in der Stimmung der Menschen und ihrem Verhalten. Für mich als Protestant ist die Erklärung dafür natürlich klar.

Viele Grüße,

MarkusII

>Doch bitte: Was ist das für ein Phänomen: Braucht es die Bestätigung durch andere oder die Anonymität einer Millionenstadt oder Massen auf den Straßen? - Muß man erst jemand anderen sehen, der barfuß läuft, um selbst die Schlappen auszuziehen? - Und multipliziert sich dies dann dann irgendwie lawinenartig, so dass man die Anzahl an Barfüßern am späten Abend kaum fassen mag?

Bei Massenevents ist eigentlich immer zu beobachten, daß die Menschen bereitwillig ihren alltäglichen Habitus ablegen und das Verhalten des Vordenker(kollektivs) übernehmen. Da schwenken Nichtraucher plötzlich Feuerzeuge, da begeistern sich plötzlich Hausfrauen für Fußball, da beschwören brave Mitbürger plötzlich den totalen Krieg, ... usw. Und warum sollte man ausgerechnet bei religiösen Ereignissen weniger empfänglich für induziertes Irresein sein? Da klebt sich dann auch der Autobahndrängler einen Fisch aufs Auto, singt der Headbanger "Oh happy day" und da fühlt sich im Schutze des Schwarms eben auch der Lackschuhträger barfuß mal so richtig wohl. Aber keine Sorge, das legt sich, sobald die Helden wieder alleine für ihr Handeln verantwortlich sind. In ein paar Tagen ist alles wieder so wie vorher. Leider -- in diesem Fall (Glücklicherweise -- in vielen anderen Fällen).

N´ Abend zusammen!
Das, worüber auf hobby-barfuß.de seit Jahren geschrieben wird ("Barfußlaufen - eine Selbstverständlichkeit"), findet aktuell auf dem Ev. Kirchentag in Köln statt: Barfüßer zuhauf - quer durch alle Generationen: auf den Festen, in der Stadt, in der U-Bahn...
Wenn Barfußlaufen immer und überall so "gesellschaftsfähig" wäre - und dies quer durch nahezu alle Generationen - wie derzeit in Köln

Hallo Percy,
ich glaube, es gibt mehrere Gründe für dieses interessante Phänomen, das ich auch beobachtet habe (die Reihenfolge ist in Maßen beliebig mit Ausnahme der ersten beiden Punkte):
1) es herrscht BARFUSSWETTER - in Köln steigt die Barfüßerquote regelmäßig an, wenn die Temperaturen um oder über 30 Grad betragen (allerdings sind es dann bei weitem nicht so viele Barfüßer(innen) wie derzeit).
2) ANDERE TUN ES AUCH. Ich bin ganz sicher, dass mehr Barfüßige im Alltag noch mehr Barfüßige mit sich bringen würden - denn wer tanzt schon gern aus der Reihe (der Beschuhten)? Einige, nicht viele ...
3) Kirchentage bringen reichlich LAUFWEGE mit sich. Da merkt mancher, wie unbequem das morgens gewählte Schuhwerk im Laufe des Tages - abseits der Quartiere - werden kann.
4) Kirchentagsteilnehmer fühlen sich wie in der FAMILIE. Und da ist Barfußlaufen ja in Ordnung, jedenfalls meistens.
5) Und schließlich ist da noch etwas FRIEDENSBEWEGTES o. ä., wozu sich die gewaltfreien Barfüße auch ganz gut machen.
Schade dass so selten Kirchentag ist ...
Serfuß
Georg