Meine vielfältigen Gründe für Plastik-Badelatschen als MinimalSTschuhe (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Stammposter, Friday, 01.06.2007, 09:54 (vor 6322 Tagen) @ Markus U.

Hi Jay!
Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, was Du meinst, aber unter "Klapperln" verstehe ich diese Dinger, welche im wesentlichen nur aus einer massiven Holzsohle sowie einem breiten Lederband mit Schnalle über dem Zehenbereich bestanden und beim Gehen sehr laut klapperten (daher wohl die Bezeichnung "Klapperln"). Diese waren vor dreißig Jahren häufig, sind heutzutage aber nahezu ausgestorben, was ich keineswegs bedauere, da ich die Dinger häßlich finde und auch das laute Geklapper, da sie beim Gehen erzeugen, nicht mag.

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Hi Markus, hi Don Primo,
dieser Artikel hat die Bezeichnung "Berkemann´s" & ich konnte mit ihnen als Inhaber betont greiffreudiger Füße auch einen relativ dezenten Leisetreter machen, jedoch nur bis zur Geschwindigkeit zügigen Gehens, aber nicht Laufens. Das Original von Berkemann war auch in der Tat häßlich, weil das Lederband weiß und in seiner Dicke moduliert war, das erzeugte im Extremfall ein feminines Aussehen. So benutzte ich bis ca. 1990 noch schlichtere Nachbauten mit dünneren, ultraleichten [Balsa?-]Holzsohlen & einem schmäleren [Leder?-]band homogener Dicke, welches es in den Farben hellbraun, weiß & rot gab (letzteres kam natürlich für mich als Mann niemals in Frage). Sie kosteten nur ein paar DM, riß das Lederband, entsorgte man sie auf amerikanische Art. Holz als Sohlenmaterial hatte einige Positiva:
* Die Holzsohle war oben poliert & im exakt definierten Sollverlauf eines gesunden Fußes, also nicht zu tief [= SenkF] & nicht zu hoch [= HohlF] ausgeformt, Schuhe dieser Art standen übrigens damals bei WIRKLICH kompetenten Orthopäden auf Platz 2 (Platz 1 = Barfußlaufen).
* Das Sohlenmaterial Holz ist (zumindest bei mir) neben Kork das einzige Material, bei dem die Ausdünstungen der menschlichen Haut absolut geruchsneutral bleiben. Bei dem bei Plastik-Badelatschen vermutlich meist verwendeten mehr oder weniger gehärteten Polyurethanschaum-Polymer ist das angenähert der Fall, größte Vorsicht ist bei Leder geboten. Jeder Mensch hat eine individuelle Zusammensetzung seines [übrigens Hand = Fuß]Schweißes, treffen bestimmte Leder/Trägerperson-Kombinationen zusammen, stinkt´s fürchterlich. Dieser Effekt ist hier übrigens schon seit langem in oft ausgezeichneten Artikeln (zuletzt Kai[Ostfildern]) beschrieben worden, da ich damals auf diese experimental- & theoretischen Thesen terminbedingt nichts schreiben konnte, hole ich jetzt wenigstens die Bestätigung nach, ohne (wg. Länge) jetzt auf die möglichen chemisch/bakteriologischen Hintergründe eingehen zu wollen.
* Wer von der etwas Älteren hier einmal strumpflos Berkemannartiges getragen hat, müßte - neben der Feature, daß poliertes, leichtes Holz keineswegs hart & unangenehm ist - die Erfahrung gemacht haben, daß man immer richtig temperierte Fußsohlen hat, im Sommer relativ kühl, in herbstlichen "Oktoberfest"nächten warm. Zumindest mir ging´s so - dies ist offenbar ein Mysterium von Holz als relativ natürlichem Material.

Ich hatte nichts gegen die erwähnten, noch etwas schlichter-legereren, nach meinem Empfinden im Vergleich zum Berkemann-Original deutlich besser aussehenderen Ausführungen. Sie dienten mir oft als Fidibus, wenn in der Schule wieder mal der Autoritäts-Anerkennungs-Kotau durch Nicht-Barfuß abgeleistet werden mußte. Badelatschen sahen damals wirklich erbärmlich aus. Sie waren meist in den Farben weiß-rot & hatten weiße Noppensohlen (ähnlich wie Legosteine nach oben), die - damit wurde mächtig Werbung gemacht - den "ganzen Fuß gleichförmig massieren" sollten. Tatsächlich waren das Situationsschuhe für "unmittelbar dem Zuber entstiegen", man hätte auf der Straße eine mächtig komische Figur damit gemacht. Flipflops waren unbekannt - als ich Mitte der 80er fast durchweg in USA war, führten sie sich dort gerade - von Hawaii und Florida kommend - BREIT als Straßenschuhe ein. Vermerk: Es gab dort vorher keine eigentlichen Allgemein-Minimalschuhe. Wer jung, locker & FREI sein wollte, hatte hatte nur 2 Alternativen: Turnschuhe oder barfuß (das galt vor allem bei FREI).

Der Siegeszug von Bade'klapperl' als MinimalSTschuhe hat dann bei mir folgende Gründe gehabt:
1. Berkemannartiges nicht mehr available;
2. Badelatschen im äußeren Erscheinungsbild [nach meinem Geschmack] astronomisch verbessert & robuster geworden;
3. Totale Nichtakzeptanz von Birkenstockartigem aus persönlichen optischen Geschmacks- & ideologischen Gründen
4. Ablehnung von Zehentrennung durch Steg etc. auch bei anderen Schuhprinzipien

Punkt 1 ist bereits klar; 2 & 3 behandle ich wg. Längenersparnis gemeinsam. Sämtliche Aspekte gelten für strumpflosen Schuhgebrauch. In der 2. Hälfte der 1980er kamen Birkenstocks & form- sowie farbmäßig [dunkler] wesentlich elegantere Bade'klapperl' auf. Noch bevor ich wußte, daß sich Birkenstocks als der "salonfähige" Bequem[?]schuh (vor allem in Kombination mit dunklen oder beigefarbigen Strümpfen, NICHT weißer Tennissocken) der halbfeinen Gesellschaft & Insignien neurotisch-psychopathischer Grüner rasch zu etablieren begannen, gefielen sie mir optisch-geschmacklich überhaupt nicht. Der "Zehengreifwulst" war Pseudo & keine Greifaufgabe natürlich-gesunder Füße. Ein "Fußbett" im klassisch-orthopädischen Sinne war nicht vorhanden. Auch wenn es sich um keine Senk-Spreizfußpositioniergeräte handelte - keine Spur vom Abrollvorgang natürlichen Barfußgehens.
Die letzten 3 Sätze beruhen auf einer Birkenstock-Anprobe auf Wunsch meiner Mam' . Sie hatte äußerste Hoffnungen in diesen Schuhtyp als letztes Bekehrungsmittel vom ständigen, nur durch Kälte unterbrechbaren BF gesetzt. Vergebens. Sie wußte nicht, daß meine Zielsetzung bei der Inkaufnahme des letzten minimalistischen Übels "Schuhe" darin bestand, Schuhe zu Objekten werden zu lassen, die ich per Greifen mit den Zehen überall mithinnahm und die zweifelsfrei das Psychoflair erzeugten, daß ich ja eigentlich Total-Barfüßer sei - aber, kaum wollte jemand Gemecker anstimmen, dieses sofort abgeblockt war, weil ich ja eben doch nicht GANZ barfuß sei. Tatsächlich war sie der Meinung, man müsse für mich irgendeinen ERSATZ für BF finden "es werden sich doch für dich, verdammt noch mal, irgendwelche Schuhe finden lassen, die du tragen kannst & [in liebevolleren Momenten] dich nicht quälen". Das Bewußtsein um die o. erw. "Gesellschaftsfähigkeit" in diesen Dingern hatte sie bereits. Sehr im Unterschied zu den damals optisch & von der mechanischen Festigkeit revolutionär verbesserten Badepantoletten.
"In DIESEN Dingern & dann auch noch BARFUSS 'drin laufen nur Lastwagenfahrer!!! / Zigeuner!!! / Asoziale!!! / Asylbewerber!!!" Half nichts. Mir gefiel der z. B. bei schwarz/farbigen FILA-Produkten deutlich modernere, mehr futuristische Look einfach besser, dann sah ich zusätzlich auch viele Sportler in ihnen 'rumlaufen & - das war möglicherweise eine nur bei mir gegebene psychodimensionale Fehlwahrnehmung: sie wirkten auf mich sportlicher. Dann kam noch hinzu: Bei KONTRON, "meiner" langjährigen Fa., machten es sich bereits viele in Büros & Labors mit irgendwelchen Hausschuhen bequem, & bei locker 20% der Belegschaft hatten sich Bade'klapperl' etabliert, weil sie billiger waren als normale, typische Indoorschuhe, sie wurden außerdem als sehr angenehm empfunden, während Birkenstocks sauteuer waren, für den Namen zahlte man ein Vermögen [ferner (Dominik R. wies bereits darauf hin): Birkenstock ist in Sachen Wucher, globale Ausbeutung/Kinderarbeit ein absoluter Drecksladen], spätere Nachbauten kosteten 1/5. So schloß ich mich schnell an, da ich auch hochsommers für den Fall [Chefstimme]: "Jay, morgen kommt wichtige [& v. a. wenn verärgerte] Kundschaft zu einer Besprechung...alles klar?" irgendwas Schuhiges haben mußte.
Schnell merkte ich zusätzlich zum optischen Total-Nichtgefallen, wofür Birkenstocks noch standen. Mehr rustikale Elemente in "meiner" Stadt fragten mich oft: "San Sie a Greana?" [bayrisch für: Sind Sie ein Grüner?], worauf ich: "Nein, zum Donnerwetter nocheinmal, trag' ich Birkenstocks, Schafwollpullover & grobe Cordhosen?" Das Umfeld merkte dann rasch [auch deswegen bei mir nur Größt-PS-Stärkst4räder samt entsprechendem Fahrstil], daß Jeans, v. a. Muscleshirt & BF für was anderes standen & sagte oft: "Stimmt, Sie haben recht".
Weiterer Vorteil der von mir benutzten "klassischen" Adiletten (ich weiß, sie werden von anderer Seite als beschissen ausssehend gewertet): Sie sind enorm robust, das verwendete Polyurethanschaum[?]sohlenmaterial ist sehr hart. Sie halten länger als so mancher "ausgewiesene" Straßenschuh. Schottersplitstraßen? Überhaupt kein Problem, die Leute schauen allerdings gelegentlich mächtig.

Zu Punkt 4: Flipflops werden von mir abgelehnt. Ich mag diese Zehentrennung nicht & bevorzuge bei den kleinsten aller möglichen Schuh-Übeln Konstruktionen, die nach dem Sandwichprinzip mit seitlicher Einhüllung Fußhalt erzeugen. Ich hab' zeitlebens noch keine Sekunde lang Flipflops angehabt & kann über Rooter´s Problem nur Hypothesen anstellen. Evtl. kann er dieses lösen, in dem er beim Gehen/Laufen die Zehen leicht nach unten drückt (dann müßte das andere Ende gegen die Ferse gedrückt werden) und seine Flipflops doch etwas greift, es könnte aber noch etwas anderes eine Rolle spielen:
Es gibt Materialien, die - evtl. auch abhängig von der Oberflächenbeschaffenheit - eine natürliche Adhäsion auf der Haut erzeugen & leicht "kleben", dabei entsteht dann bei der Trennung - also auch beim Gehen - das bekannte leichte PFFZZT-Geräusch. Hat Rooter diesen Adhäsionseffekt materialbedingt nicht zur Verfügung, muß er schon wesentlich mehr Zehengreifkunst einsetzen. Evtl. geht´s gar nicht - wenn die Flipflops relativ harte, unbewegliche Sohlen haben & an der Oberseite zur Fußsohle hin "stoff-samtig" sind.
Wer mit Mode & Trend gehen will, liegt bei Flipflops derzeit absolut richtig. Ich habe noch nie so viele Quasi-BFs in ihnen gesehen wie dieses Jahr.

Noch ein Wort zum bayerischen 'Klapperl' & zum Sound von Schuhen. Auch ich liebe geräuscharme Schuhe, das bayerische Wort 'Klapperl' ist aber nicht lautenmalerisch gedacht, sondern hat sich auf sämtliche Schuhtypen a la Berkemanns, also auch richtige Ledersandalen ohne Fersenriemen, bei denen die vordere Öffnung aus 2 dicken, breiten, etwas kreuzweise liegenden Lederschlaufen entsteht, eingebürgert. Den Berkemanns-Sound hab' ich immer minimiert & mochte ihn nie besonders, während dezentes, leises Holzclog-Gehen bei mir & anderen durchaus nicht ganz reizlos war. Socken in Holzclogs sind totaler Sch..., man hat fast keinen Halt in ihnen, ich hab' aber auch z. B. für sie die idealen mehr breit als langen Zehennägel, die z. B. auch an Dominik R´s zusätzlich wunderbar gebräunten Füßen nach meinem Geschmack Spitze ausschauen. Schuhe werden bei mir rein temperaturgesteuert bis auf 0 minimiert.
Das PFFZZT-Geräusch bestimmter "leicht hautklebriger" Schuhe schätze ich gar nicht. Es erinnert u. U. an Flatulenz & man könnte dies unterstellt bekommen.
Ein letztes Statement noch: Auch Barfußgehen wie z. B. zügiges Steigen auf Steinteppen in halligen Treppenhäusern hat seine ganz dezenten akustischen Reize. Manchmal befleißige ich mich aus purem Jux auf Steinböden bewußt des Kinderfuß-Patschgeräusches.

NIE WIEDER SCHUHE!!!! (wenn´s bloß ginge)

Dir zeitlebens größtmögliche schuh- & sockenfreie Zeiten wünschend, mit BFigen Frühsommergrüßen,
Jay


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