Hi,
nach etwas Überlegung habe ich für mich den folgenden Standpunkt eingenommen, den ich auch bisher sozusagen automatisch praktiziert habe:
Fremde BFige Personen in der Öffentlichkeit werden vor mir nicht angesprochen, es wird keine Kontaktaufnahme gesucht. Eine Ausnahme könnte in der Tat nur bilden, wenn zunächst die andere Seite einen betont freundlicher Gesichtskontakt per Anlächeln (ggf. im Wechsel mit leichtem Hochziehen der Augenbrauen) initiiert, vor allem, wenn es sich dabei um eine Frau handelt. In der Regel erwidere ich dann diese nonverbale Kommunikation etwas dezenter & warte ab, ob sie sich bei der Gegenseite verstärkt. Es liegt an ihr, ob sie das Schweigen bricht & den Kontakt in der verbale Form übergehen läßt.
Selbst wenn ich ein Engagement in Sachen Gesprächsanbahnung hätte, hätte ich unmittelbar zwar keine direkte Angst davor, mit einer Wahrscheinlichkeit von ungleich 0 plötzlich & überraschend als "schwul" zusammengebrüllt zu werden (so wie [asc] berichtete), jedoch wäre es ausgeprochen negativ zu bewerten, wenn derlei Gebrüll in bezug auf mich von Dritten in der Öffentlichkeit unscharf wahrgenommen wird, da dem u. U. irgendwo Glauben geschenkt werden könnte.
Man wird jetzt einwenden, ich hätte an anderer Stelle geschrieben, daß es mir völlig egal sei, was andere Leute über mich & speziell mich als BF-Typ denken bzw. reden. Durch die hiesige Konversation mit Kai(Ostfildern) und Michael aus Zofingen wurde ich aber doch darauf gebracht, daß das bei mir zwar in allgemeiner Dimension richtig ist (wenn Leute z. B. sagen: "Dieser barfußlaufende Typ ist einfach unmöglich!"), jedoch glaube ich, daß wohl bei jedem Menschen ein individuell-spezifischer Cocktail an Verbalanwürfen gegeben ist, die je nach Art & Intensität dann zu stören beginnen. Da das Thema dieses Threads ein anderes ist, gehe ich jetzt nur mit 3 Beispielen darauf ein:
x "arm" erzeugt bei mir ein ganz dezentes, rätselhaftes Mona Lisa-Lächeln;
x "asozial" höre ich gar nicht ungern, erzeugt freundlich-glückliches Lächeln (vor allem Worte wie "nicht angepaßt" machen mich richtig happy);
x Unterstellung abnormer sexueller Neigungen wird keinesfalls toleriert. Dann rede ich blöd zurück*.
Tatsächlich kann man nicht wissen, mit wem man es bei einem Kontaktaufnahmeversuch mit einer "in wilder Öffentlichkeit gesichteten" barfußlaufenden Person X eigentlich zu tun bekommt. Historisch erinnere ich mich z. B. daran, daß Mitte der 1970er an schönen Sommertagen manchmal bis gelegentlich meine Freunde "einfach so", "frei Schnauze" BF in die Stadt liefen, um sich die neueste LP (CDs gab´s noch nicht) einer Rockband aus einem "Schallplattengeschäft" zu holen. Hätte sie wer euphorisch-positiv angesprochen, sie hätten recht verwundert reagiert, etwa: "Ja...[KOPFSCHÜTTEL]...barfuß...na gut, na und?" Ab ca. 1976 hatten sie dann "keinen Bock" mehr darauf. Dann gibt es noch die Einmal- (oder Selten-)Barfüßer, die man meist bei extremer Sommerhitze im Sportlerdress z. B. einkaufen sieht (ist es nicht extrem warm, könnten z. B. [bei nicht mehr ganz jugendlich wirkenden Herren] situative Gründe a 'la [Sämtliche Socks in der Wäsche, festumschließende Schuhe ohne Socks werden (z. B. von mir) als extrem unangenehm empfunden] - so jemand wäre hochgradig verwundert, würde man sie/ihn in bezug auf BF "authentisch" ansprechen. Meine sporadisch BFigen Mitabiturienten (heute BF = 0) hätten vermutlich damals (das war eine ganz andere Zeit) einfach verlegen gesagt: "Ja mei..."
Ich muß sagen, daß ich - insbesondere als ich noch nicht wußte, daß es überhaupt BF-Foren im Web gibt - auf allzu "euphorische" Ansprache recht distanziert reagieren würde. Zwar bin ich natürlich ein ausgesprochener Freak, d. h. die primären 3 Gründe
x fühle mich einfach so am wohlsten
x gefalle mir in Kombination mit "wilden" Klamotten, wenn ich mich z. B. in Industrie-Glastüren spiegele, am besten, bin irgendwie am meisten ich selbst
x Schuhe & Socken: ICH MAG SIE NICHT. Auch gegen bestimmte Speisen hab' ich z. B. eine äußerst heftige Aversion, ein stärkerer Geruch von Sauerkraut kann Erbrechen auslösen.
führen natürlich dazu, daß ich am liebsten nur noch BF gehen würde - aber erst seit Kenntnis des HBF wäre bei mir so etwas wie eine Art "kollegial empfindende" Psychodimension möglich, würde mir ein "Barfuß per se - Kollege" begegnen - und auch jetzt müßte er noch Eis brechen, wenn auch etwas weniger als früher. Einen praktischen & menschlich irgendwo verbindenden Vorteil hätte dieses Forum schon - würde mich jemand bei einer solchen Ansprache fragen: "Kennen Sie im Internet das HBF?", würde ich weitaus schneller auftauen.
Meist geht es mir so, daß bei wiederholt stattfindenden flüchtigen Sichtkontakten die andere Seite irgendwann einmal das Wort ergreift. Als ich vor ca. 3 Jahren mein Frühstücks-Stammcafe´ kennenlernte (es befindet sich in einer Mall) und dann einkaufte, fragte mich dann auch schon nach 3...4 mal eine Kassenkraft freundlich & interessiert: "Laufen Sie eigentlich immer barfuß?", ich erklärte ihr (selbstverständlich ebenfalls freundlich & aufgeschlossen) dann, daß das bei mir eine rein temperaturgesteuerte Sache sei...
Man kann nun einwenden, daß man bei einem solchen Kontaktverhalten keinerlei Chance hätte, jemals mit einem anderen BF ins Gespräch zu kommen. Es gibt jedoch einen Ausweg, den jemand benutzen kann, falls er unbedingt etwas von dem gesichteten BFigen Gegenüber erfahren möchte.
Dieser besteht darin, bestimmte Zwangssituationen auszunutzen (nur müssen diese auch wirklich vorliegen). Die [Lebens-]Erfahrung lehrt, daß bei (krasses Beispiel)
x Mitnehmen eines BFigen Anhalters im Auto
das Schweigen immer nach kurzer Zeit gebrochen wird, weil solche Fahrten einfach nie schweigend stattfinden! Klischee: Im Lift steckenbleiben & stundenlang festhängen bzw. mit dem anderen BF gemeinsam schiffbrüchig werden & sich auf eine Insel retten (Realisierung des Sprichwortes: Man sitzt in 1 [unguten] Boot).
Auch die 1 Thread weiter unten stehende Zwangssituation [Barfuß auf der Autobahn] (ich hab' hier in meinen Erinnerungen viele schöne Barfuß-Stimmungsbilder), ist, wenn man dem 4rad entsteigt, um 'mal zu sehen, wie lange es voraussichtlich noch dauern wird, bis sich der Stau löst & es wieder weitergeht, bestens geeignet, um Communication auszulösen, vor allem, wenn man 'mal länger als 1/2 h festhängt. Man wird natürlich zunächst mit allgemeinen Themen beginnen & muß sich natürlich darüber im klaren sein, daß sommerliche BFige Autofahrer auch einfach "nur" zu der Spezies gehören können, die im [My car is my castle] BF ist wie in der Privacy (nur wirkliche Spießer mit einer spezifischen Fuß-Aversion oder Phobie sind bei Sommerhitze nicht in ihren Privaträumlichkeiten/Gärten BF).
Vor 30 Jahren war die Streubreite größer. Es konnte viel häufiger vorkommen, daß vor allem hippiehafte Erscheinungen einfach sporadisch/zufallsbedingt in der Öffentlichkeit mal BF, mal nicht BF liefen, ohne daß sie - so wie z. B. ich - als restlos Barfuß-"Durchgeknallte", d. h. Freaks definierbar gewesen wären & auf dezente Ansprache so reagiert hätten wie ich: "Ja, ich gehe irrwitzig gerne BF & würde am liebsten nur noch."
Sorry für die schon wieder irrwitzige Länge dieses Beitrages. Ich hoffe aber, daß verständlich wurde, daß der Inhalt unmöglich kürzer entwickelt werden konnte.
Freundliche BF-Grüße an einem verregneten Feiertag, Jay
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*) wird man als BF von einer beliebigen Person als "schwul" (kam mir bisher noch nie vor) bzw. "lesbisch" angeredet, empfehle ich, mit dezenter, gleichgültig-emotionsloser, aber scharf drohender Stimme zu sagen:
"Sie haben offenbar ein Problem, daß Sie derart davon angetan sind, daß ich jetzt grad' [günstig, wenn man hinzufügen kann: zufällig wegen der Hitze] barfuß bin. Wollen Sie der Öffentlichkeit noch mehr von sich erzählen?"
Dieses Verfahren blockt in "beengtem" Ambiente wie Bus/Bahnabteilen jeden bescheuerten, z. B. auch fetischistischen Sprachoutput eines Gegenübers normalerweise sofort ab.