Die 9. Etappe der Berlin-Umrundung (Hobby? Barfuß! 2)

Barfuß-Initiative Berlin-Brandenburg JohnK, Stammposter, Monday, 21.05.2007, 01:04 (vor 6334 Tagen)

Gestern trafen sich Timo, Ulrich und ich um 10 Uhr in Potsdam an der Straßenbahnhaltestelle "Viereckremise", um unter der kundigen Führung von Ulrich einen wunderbaren Barfußerlebnistag zu verbringen.

Wir machten uns unweit der nördlichen Stadtgrenze auf den Weg längs der Nedlitzer Straße (B2) Richtung Norden und streiften auf dem Weg nach Neu Fahrland mit alten, un- und umgenutzten Kasernen Spuren preußischer Armeegeschichte. Bei strahlender Sonne und steigenden Temperaturen verließen wir die Brandenburgische Landeshauptstadt und überquerten auf der alten, rostigen Stahlbrücke den Verbindungsarm zwischen Lehnitzsee und Weißen See. Auf den wenigen Hundert Metern zur neuen Nedlitzer Brücke ließen wir das Verwaltungsgebäude der Sielmanns Naturgesellschaft Döberitzer Heide gGmbH links liegen und wandten unseren Schritt nach der Brücke nach links, um den 68 Meter hohen Kirchberg zu erklimmen, von dessen Anhöhe man einen wunderbaren Blick auf den Fahrländer See im Westen, Jungfernsee im Südosten und Potsdam im Süden genießt.

Auf den nächsten zwei Kilometern auf dem glatten Asphalt des neuen, kombinierten Geh- und Radweges längs der Bundesstraße 2 ließen wir uns vom regen Ausflugsverkehr der PKW und Motorräder auf der Straße, sowie der Radfahrer auf dem gemeinsamen Streifen nicht stören. Die Mehrheit der Drahteselritter verringerte angesichts dreier sich schneckengleich auf ihrer Fahrbahn fortbewegenden Aliens zuvorkommend ihre Geschwindigkeit und passierten, nachdem sie höflich auf sich aufmerksam machten, vorsichtig die seltsame Erscheinung. Einige jedoch ließen sich in ihrem strampelnden Ehrgeiz in keiner Weise beirren und verschafften sich statt dessen mit Klingeln, Rufen und Schreien freie Bahn, einmal nicht ohne noch das Wort "Penner" nach hinten zu grölen (eine Dame).

Lehnitzsee und Krampnitzsee rechts liegenlassend, erreichten wir schließlich den Südosten der Döberitzer Heide, die man neuerdings in diesem Bereich auf Wegen betreten darf, die nach Räumung von Munitionsresten freigegeben wurden. Von dort wollten wir in nördlicher Richtung nach Dallgow-Döberitz gehen. Genaue Ortskenntnis ist hierbei dringend vonnöten. Dieses Gebiet war jahrhundertelang gesperrt und wurde ausschließlich als milit. Übungsgelände genutzt. Ansiedlungen wurden verlegt und keine Straße mehr gebaut. Reste des alten Dorfes Döberitz und historischer Straßen konnte mir Ulrich in einem der vergangenen Sommer inmitten des großen Geländes zeigen. Wegweiser , Antennenmasten oder andere Zeichen der Zivilisation gibt es nicht.

Eine wunderbare Landschaft lag uns zu Füßen: duftende Eichen und Robinienwälder, blühender Ginster, Fahrwege aus festem und lockerem Sand, immer wieder unterbrochen von Pfützen und Schlammsuhlen. In diesen bis zu mehreren Metern langen Wasserstellen planschten Ulrich und ich mit den Füßen in Wasser und Schlamm. Teils waren sie noch kühl, teils schon von der Sonne aufgeheizt. Die heftigen Regenfälle der letzten Tage hatte den Boden stellenweise so aufgeweicht, daß ich bis über die Knöchel im Modder versank. An anderen Stellen wiederum war der nasse Boden so getrocknet, wie er vom Regen aufgeworfen war. Für die Fußsohlen ein stetiger Wechsel von schlammig-weich, sandig und trocken-hart.

Nach drei Stunden Barfußwanderns erreichten wir eine Anhöhe inmitten der Döberitzer Heide. Hier sind Reste eines Bunkers vorhanden, der in den letzten Jahrzehnten als Aussichtspunkt genutzt wurde. Von dort hat man immer noch einen tollen Blick nach Berlin und sieht aus der völlig zivilisationsfreien Heide auf den Fernsehturm am Alexanderplatz inmitten der größten Stadt Deutschlands.

Die Sonne schien warm und wärmer und wir suchten auf dem Aussichtsbunker einen Schattenplatz, um unsere Pause zu verbringen. Danach ging’s weiter und wir erreichten nach weiteren zwei Stunden das Einkaufszentrum Havelpark Dallgow. Unweit des Dallgower Bahnhofs bestand Ulrich auf seinem Eis und wir sanken kurz vor 16 Uhr vom Sommer ermattet in die Gartenstühle des Café Madler, um uns inmitten von sauberen, adrett gekleideten, fröhlich schwatzenden Sonntagsgästen aufzupäppeln. 0,5 l gekühltes Erfrischungsgetränk fand bei Timo und mir in weniger als 5 min. den Weg an seinen Bestimmungsort. Ulrich war kurz darauf auch mit seinem Eis fertig und wir fuhren vom Bahnhof Dallgow Richtung Berlin zurück.

Ich danke Ulrich sehr für seine Arbeit und Mühe, diese Tour auszukundschaften und für seine sichere und kundige Führung. Ein phänomenaler Barfußsommersonntag ging zu Ende. Ich freue mich schon auf seine Schilderung und seine Fotos.

Johannes


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