Reaktionen der Umwelt auf barfuß- ein paar Gedanken (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 13.05.2007, 16:30 (vor 6341 Tagen)

Hi zusammen,

gestern habe ich einen kleinen Ausflug nach Eßlingen gemacht und Franz (S) besucht (herzliche Grüße an alle, die ihn mögen).
Meine Beobachtungen auf der Fahrt möchte ich zum Anlaß nehmen, um ein bißchen über die Wirkung der Barfüßigkeit auf andere Menschen nachzudenken. Jeder hier hat ja hierzu seine speziellen Erfahrungen, die ja immer jeweils ganz von der Situation, der Struktur ders gegenübers sowie der eigenen Persönlichkeit abhängen. Bei mir ist es so, daß ich meine Barfüßigkeit inzwischen als den "Normalzustand" und Schuhe als Beeinträchtigung empfinde. Daher denke ich gewöhnlich auch nicht darüber nach, daß ich barfuß bin, werde aber hin und wieder von meinen Mitmensche daran erinnert. Als ich auf der Hinfahrt im Speisewagen des ICE saß und eine Kleinigkeit verzehrte, wurde ich von einem Kellner nett & höflich bedient, während seine Kollegin offenbar eine Giftziege war, denn als der Zug sich allmählich Stuttgart näherte, hörte ich sie plötzlich keifen: "Hat der sich inzwischen die Schuhe wieder angezogen?" "Der hat, soweit ich sehen konnte, gar keine Schuhe dabei." "Wahrscheinlich hat er nicht einmal Geld dabei. Unverschämtheit!" "Er hat bereits bezahlt." (Der geschilderte Dialog spielte sich zwischen dem Kellner, der mich bedient hatte, und seiner giftigen Kollegin ab. Weil sie sich dabei in ihrem "Kabuff" befanden, konnte ich die beiden auch nicht sehen, sondern nur hören.) Hier begegnete mir also das Vorurteil, daß jemand, der echt barfuß, also ohne Schuhe reist, wahrscheinlich kein Geld und vermutlich nicht einmal eine Fahrkarte besitzt, so daß man ihn am besten gleich vorbeugend rausschmeißt. Als ich mich spätabends auf der Rückfahrt befand, waren zwischen Eßlingen und Stuttgart viele Jugendliche in der S- Bahn. Als ich durch die wagen ging, ium mir einen Platz zu suchen, hörte ich verschiedentlich etwas wie "barfuß" und "ohne Schuhe", was sich zweifellos auf mich bezog, aber weiter nix Besonderes. Im Stuttgarter Hauptbahnhof waren etliche Polizisten, die mich nicht beachteten; ansonsten bemerkte ich nur einzelne verwunderte Blikke, und auch als schließlich eine größere Menge besoffener Fußballfans angegrölt kam, geschah nichts weiter (ich hatte allerdings als Vorsichtsmaßnahme meinen entschlossenen Blick drauf). Die nächtliche Fahrt mit dem Zug nach München verlief ereignislos, ebenso die Fahrt mit der letzten, ziemlich vollen Münchener U- Bahn und schließlich auch die Wanderung durch nächtliche stille Straßen zu meinem Domizil (es fuhr kein Bus mehr).

Alles in allem also eine angenehme, völlig unspektakuläre Reise, die eigentlich kaum einen Bericht lohnt, ein Stück meines Barfuß- Alltages halt. Andere, wie beispielsweise Michael aus Zofingen, erleben auf ihren barfüßigen Reisen spannende Abenteuer und gerdezu sensationelle Reaktionen ihrere Umwelt, wovon ich gern lese und was ich auch durchaus für glaubwürdig befinde, aber darüber, daß ich dergleichen selbst nicht erlebe, bin ich kein bißchen neidisch, sondern lobe mir vielmehr das völlig Unspektakuläre an meiner Barfüßigkeit (vielleicht paßt barfuß zu mir ja besonders gut?), was ich mit niemandem tauschen mag.

Barfüßige, ganz unspektakuläre Sommergrüße,
Markus U.

Reaktionen der Umwelt auf barfuß- ein paar Gedanken

summerbarefooter, Sunday, 13.05.2007, 20:02 (vor 6341 Tagen) @ Markus U.

Andere, wie beispielsweise Michael aus Zofingen, erleben auf ihren barfüßigen Reisen spannende Abenteuer und gerdezu sensationelle Reaktionen ihrere Umwelt, wovon ich gern lese und was ich auch durchaus für glaubwürdig befinde, aber darüber, daß ich dergleichen selbst nicht erlebe, bin ich kein bißchen neidisch, sondern lobe mir vielmehr das völlig Unspektakuläre an meiner Barfüßigkeit (vielleicht paßt barfuß zu mir ja besonders gut?), was ich mit niemandem tauschen mag.

Da kann ich Dir eigentlich nur zustimmen. Mein heutiger Ausflug nach Freiburg verlief genauso ohne große nennenswerte Zwischenfälle. Lediglich eine allein vorbeilaufende Frau nuschelte ein verständnisloses "Barfuß, barfuß..." vor sich hin und eine weitere Frau meinte zu ihrem Begleiter "...da liegen aber viele Scherben rum...", was an der Stelle aber überhaupt nicht der Fall war.
Aber auch ich bin durchaus froh darüber, wenn nix weiteres passiert.

Viele Grüße
summerbarefooter

BF & persönliche Souveränität

Jay, Stammposter, Thursday, 17.05.2007, 08:15 (vor 6337 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus,
dies ist in Wirklichkeit in "BF-philosophischer" Hinsicht ein sehr schwieriges Post, sodaß es nicht verwundern darf, wenn bislang kaum etwas "draufgeschrieben" wurde. Eine mir äußerst wichtige Nebenbemerkung @ all: Wenn ich mich zu einem - auch aus Sicht der allgemeinen HBF-Userschaft - offenkundig interessanten/wesentlichen Post- oder Replikenbeitrag NICHT äußere, BESAGT DAS in meinem Fall GAR NICHTS. Es darf keineswegs dahingehend gewertet werden, daß ich den Beitrag "links liegen" lasse, weil ich davon nichts hielt (während "paradoxerweise" zu beobachten ist, daß ich auf 'Belangloses' [sei das nun berechtigt oder nicht] reagiere). Das kann einfach daran liegen, daß mir zu 'Höherem' grad' nichts einfällt - es ist ein Unterschied, ob man sich spätabends nach einem äußerst stressigen Arbeitstag - er wird nicht weniger stressig, wenn man ihn barfuß verbracht hat, man erleichtert sich nur die "äußeren Umstände" (so wie ich mir Kragenhemd & Schlips & den dadurch bewirkten dunkelrot aufgescheuerten Hals erspare) - mit schwierigen teils [barfuß-]philosophischen, teils [BF-]psychologischen Fragen befassen muß oder sich "nette" BF-Alltagsreports 'reinzieht (@ Descalzar: Danke für "Schokolade", ich war sehr happy über diese nächtliche Entspannungslektüre, das Forum bräuchte mehr in diesem Stil). Eines ist mir schon seit geraumer Zeit klargeworden: Schreiberische Aktivitätspausen zum Refresh der eigenen Kreativität sind Gold wert...ich hatte es eigentlich für diesen beruflich völlig überlasteten Monat vor.
Es gibt viel zu tun. Arbeiten wir´s ab:
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Hi zusammen,
gestern habe ich einen kleinen Ausflug nach Eßlingen gemacht und Franz (S) besucht (herzliche Grüße an alle, die ihn mögen).

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Grüße auch von mir zurück (schade, daß er so selten schreibt).
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Meine Beobachtungen auf der Fahrt möchte ich zum Anlaß nehmen, um ein bißchen über die Wirkung der Barfüßigkeit auf andere Menschen nachzudenken. Jeder hier hat ja hierzu seine speziellen Erfahrungen, die ja immer jeweils ganz von der Situation, der Struktur ders gegenübers sowie der eigenen Persönlichkeit abhängen. Bei mir ist es so, daß ich meine Barfüßigkeit inzwischen als den "Normalzustand" und Schuhe als Beeinträchtigung empfinde. Daher denke ich gewöhnlich auch nicht darüber nach, daß ich barfuß bin, werde aber hin und wieder von meinen Mitmensche daran erinnert. Als ich auf der Hinfahrt im Speisewagen des ICE saß und eine Kleinigkeit verzehrte, wurde ich von einem Kellner nett & höflich bedient, während seine Kollegin offenbar eine Giftziege war, denn als der Zug sich allmählich Stuttgart näherte, hörte ich sie plötzlich keifen: "Hat der sich inzwischen die Schuhe wieder angezogen?" "Der hat, soweit ich sehen konnte, gar keine Schuhe dabei." "Wahrscheinlich hat er nicht einmal Geld dabei. Unverschämtheit!" "Er hat bereits bezahlt." (Der geschilderte Dialog spielte sich zwischen dem Kellner, der mich bedient hatte, und seiner giftigen Kollegin ab. Weil sie sich dabei in ihrem "Kabuff" befanden, konnte ich die beiden auch nicht sehen, sondern nur hören.) Hier begegnete mir also das Vorurteil, daß jemand, der echt barfuß, also ohne Schuhe reist, wahrscheinlich kein Geld und vermutlich nicht einmal eine Fahrkarte besitzt, so daß man ihn am besten gleich vorbeugend rausschmeißt.

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Hier gelten eigentlich Strukturen, die ich als Grundregel pauschal für jene empfehle, die am Arbeitsplatz beispielsweise wg. BFigkeit gemobbt werden (sodaß ich das jetzt auch an Jerry2 nachhole): Es gibt Menschen, in deren Gehirnen bestimmte Programme einfach pauschal ablaufen, so wie sich der Coloradokäfer auf Kartoffelfelder stürzt, um sie leerzufressen, so gibt es durch nichts veränderbare Anti-Barfuß-Psychopathen, die je nach Situation etwas differenziert, per Sprachoutput ihre Gehirnspeicherinhalte 'rauslassen (zuerst BF-neurotisch, glaubte aber immer noch, du hättest Schuhe dabei & wärst bloß temporär BF, dann die Gleichung [Keine Schuhe dabei] = [Kein Geld dabei] = "Unverschämtheit" - diese Stil- & Etikettetante scheint gar nicht zu wissen, daß das Speisewagenpersonal jeden 'zechprellenden' Gast sogar quasi festnehmen kann, bis am nächsten Haltepunkt schlimmstenfalls die Polizei zwecks zwangsweiser Feststellung der Personalien eintrifft). Diese Menschen interessieren mich überhaupt nicht - wohl aber optimiere ich die Situation ingenieurmäßig. Es gibt sie einfach, die BF-Gegner - so wie halt eben im Winter draußen weiße Sch... & Glatteis 'rumliegen. Noch kurz zu Mobbing: Um mobbingresistent zu werden, besteht der 1. Schritt darin, zu differenzieren: Zwischen dem Theaterstück, das die mobbenden Kollegen mit dem Gemobbten aufführen (genau als solches muß man es sehen, dann wird es psychodimensional unwirksam, sie machen es eben einfach PAUSCHAL so, so wie morgens die Sonne aufgeht - unabhängig davon, ob man im Beruf oder allgemeinmenschlich als barfüßiger Typ IN DER WIRKLICHKEIT gut oder schlecht ist) - & eben dem Realteil (der kostet allerdings zusätzlichen Aufwand wie Schutz vor Sabotage an Arbeits"werken", Verzerrung des Leistungsbildes etc. beim Chef, ich möchte wg. off-topic nicht näher darauf eingehen, die Fa., deren Führungskräfte so etwas zulassen, kann man sowieso in der Pfeife rauchen). Zurück zum Thema: Barfußgegnerisches, genaugesagt, Barfuß-Nicht-Neutralität, gründet sich im Wesentlichen auf 3 Features:
1. Die Hygienedimension - ein "unappetitlicher, schmutziger" Körperteil wird freigelegt. Die Zerstörung des ["Käse"/"Stinke"]fußklischees ist denn auch die primäre & vordringlichste Aufgabe jedweder Öffentlichkeitsarbeit. Der Rest ist dann nur mehr irreal & ideologisch - während eben [leider] nicht geruchsneutrale Füße bei nicht wenigen "gewöhnlichen" Nicht-BF-Zeitgenossen real sind.
2. Überkommene Retro-Stil- & Etikette-Traditionalismen (ich weise darauf hin, daß in jedem Science Fiction-Film von Format Kragenhemd, Jackett & Krawatte bzw. Äquivalentes bei Damen abgeschafft ist, man trägt meist bequeme Pullover oder Shirts) bzw. "Moralismen" (fehlende Respektsbezeugung vor irgendwem oder der Gesellschaft allgemein durch Nicht-Schlips & Nicht-Schuhe... "Unhöflichkeits"-"Schuld"bewußtseinserzeugung), die man uns jetzt wieder als ultramodern und "in" verkaufen will;
3. Armutsdimension

Im folgenden entwickle ich nun mit Ingenieur-"Denke" optimierend meine generelle Konzeptempfehlung für souveränes barfüßiges Auftreten anhand des von dir berichteten Vorkommnisses im ICE. Für mich gilt die Maxime:
x Man sei ein ehrenwerter barfüßiger Gentlemen (oder im Falle anderen Geschlechts eine ehrenwerte barfüßige Lady) mit unauffälligem, aber ÜBERLEGENEN Verhalten. Ich möchte das als Erweiterung zu Descalzar´s Thesen "So sammelt man als Barfußläufer Pluspunkte" verstanden wissen. Ein paar kleine Beispiele:
xMan kauft BFig im Supermarkt ein. Man hat sich an einer Kasse angestellt, an der es wieder einmal mit irgendeiner Kreditkartenauthentifizierung hakt & jemand den ganzen Betrieb aufhält. So etwas darf einem BF niemals passieren, alles derartige muß perfekt funktionieren. Um fit zu bleiben, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, die Preise der gekauften Waren im Kopf zu addieren und das Geld (während ich in der Warteschlange stehe) im Portemonnaie nach Möglichkeit passend zusammenzusuchen. Obwohl ich natürlich nicht weiß, ob ich besser oder freundlicher aussehend oder charismatischer als Descalzar bin, kann ich den von ihm beschriebenen Kaufhaus-Freundlichkeits-Erzeugungseffekt Barfüßern gegenüber bestätigen; es geht mir oft so, mit wenigen Waren an der Kasse vorgelasen zu werden. Kann ich dann sagen: "Danke, Sie verlieren keine Zeit dadurch" und den Betrag passend an die Kasse legen, macht die Geschwindigkeit, mit der mein Einkaufsvorgang vonstatten geht, in der Sicht des "Publikums" etwas aus. Besonders die Person, die mich vorließ, wird es positiv verbuchen (seit der Entdeckung von LSD weiß man, daß jede einzelne Sekunde im Leben eines Menschen im Gehirn gespeichert wird, nur kann man nicht so ohne weiteres darauf zugreifen).
xHygienedimension: Ich empfehle jedem BF, darauf zu achten, auch in Sachen "allgemeiner Körpergeruch" absolut geruchsneutral zu sein, zuviel Deodorant wirkt aufgesetzt. Irgendwelche Gerüche aber (man kann sich bei dieser Wahrnehmungsdimension besonders leicht etwas nicht Vorhandenes einbilden) könnte man tatsächlich in die Füße geschoben bekommen! Es gibt ein Geruchsoptimum für BFs: Den etwas herben Duft nach total frischer Wäsche, den z. B. die sog. "aprilfrischen" Waschmittel haben - diese Substanz wäre das optimale Deospray für BFs, weil es der Komplementärgeruch zu Schweiß & "Käsigem" ist (ich glaube, dieses Prinzip hat erstmalig der französische L'Oreal-Konzern erforscht).
xBF-Gegner gegen andere voll ausspielen. Deswegen gibt es bei mir bei freundlichen Kellnern nur amerikanische Trinkgelder, dann steht in deinem Fall seine giftige Kollegin dumm da.
xArmutsdimension: Zu Psycho-K.O.schlagstrategien (werden meist von Superschwergewichts-Weltmeistervätern an ihre barfüßigen Söhne weitergegeben) hole ich jetzt noch nach, was ich terminbedingt an Juchz(Wien) nicht schreiben konnte (berichtete von einer alten Frau, die sich lautstark über "Gesindel, kann sich nicht 'mal Schuhe kaufen" verbreitete): Accessoire-Spielereien wie die bekannten nobel-preisigen Armbanduhren & Feuerzeuge [bzw. deren Imitate] will man weder ständig mit sich 'rumschleppen, noch kann eine alte Frau irgendwas damit anfangen. Trotz aller Risiken ist es jedoch zweckmäßig, einige "sperrige" 100-, 200 € -Noten (500er wirken ggf. übertrieben) in der Brieftasche zu haben (& wenn´s das letzte Geld ist, was man hat), dort situativ z. B. herumspielend "nach dem Rechten zu sehen" oder auch im vorliegenden Fall zu bezahlen. Viele reden von "Ethik" und "moralischen Werten" (wie z. B. auch ordentliche Kleidung & Beschuhung) - nur: noch nie war Geld ein derartiger Fundamentalparameter menschlichen Daseins wie gegenwärtig. Banknoten kennt auch der dümmste vergreiste BF-Gegner. Passender Kommentar ggf. in etwa: Warum sollte ich diese schönen Dinger - bloß für Schuhe - weniger werden lassen? Der BF-Gegner rennt bei mir in ein komplett zubereitetes Abwehrsystem, nicht grundlos prägte man für mich den Spitznamen "Barfuß-Außerirdischer", weil darin die Verhöhnung & Verulkung menschlicher Gefühle eine wesentliche Rolle spielt.
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Als ich mich spätabends auf der Rückfahrt befand, waren zwischen Eßlingen und Stuttgart viele Jugendliche in der S- Bahn. Als ich durch den Wagen ging, um mir einen Platz zu suchen, hörte ich verschiedentlich etwas wie "barfuß" und "ohne Schuhe", was sich zweifellos auf mich bezog, aber weiter nix Besonderes.

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Damit mußte man unbedingt rechnen, da die heutige Generation bis ca. 20 restlos schuhfixiert ist, um "Nike" & "Reebok" "rankt" & in samstagspätabendlicher Diskotheken- & allgemeiner Freizeitlaune nicht ganz schweigen wird, wenn jemand gänzlich auf das Stilmittel "Schuhe" verzichtet...
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Im Stuttgarter Hauptbahnhof waren etliche Polizisten, die mich nicht beachteten; ansonsten bemerkte ich nur einzelne verwunderte Blikke, und auch als schließlich eine größere Menge besoffener Fußballfans angegrölt kam, geschah nichts weiter (ich hatte allerdings als Vorsichtsmaßnahme meinen entschlossenen Blick drauf).

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Das war auch genau richtig. Ich unterstreiche nochmals, daß dieser wirklich geeignet ist, speziell BF-Gegnern das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Das hab' ich mit meinem nichtssagenden 0815-Gesicht leider nicht zur Verfügung. Bislang bin ich von alkoholisierten Fußballfans immer in Ruhe gelassen worden, ich könnte mir vorstellen (da man anhand von Wimpeln & Abzeichen schnell sieht, auf wessen Seite sie stehen), bei Bedarf ein paar zynische Äußerungen oder schmutzige Witze in bezug auf den jeweiligen Gegner (TSV 1860 München bei 1. FC Bayern-Typen & umgekehrt) loszulassen & schon müßte man einigermaßen akzeptiert sein & bekommt evtl. zusätzlich Bier angeboten. Bei Neonazis dürfte es sehr viel schwieriger sein - ob man mit kundigen Zitaten aus Führer´s "Mein Kampf" Eindruck schinden kann? Barfuß kommt darin nicht vor - der Führer schrieb aber öfters von einem "gesonden, schönen Körrperr, den jäderr mätthelfenn kann zo bildenn!!!" Bei den alten Germanen galten lange Haare zusätzlich als Symbol äußerster Würde...Ich weiß, es ist profillos, bloß kann´s im Fall des Falles lebensrettend sein...
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Die nächtliche Fahrt mit dem Zug nach München verlief ereignislos, ebenso die Fahrt mit der letzten, ziemlich vollen Münchener U- Bahn und schließlich auch die Wanderung durch nächtliche stille Straßen zu meinem Domizil (es fuhr kein Bus mehr).
Alles in allem also eine angenehme, völlig unspektakuläre Reise, die eigentlich kaum einen Bericht lohnt, ein Stück meines Barfuß- Alltages halt. Andere, wie beispielsweise Michael aus Zofingen, erleben auf ihren barfüßigen Reisen spannende Abenteuer und gerdezu sensationelle Reaktionen ihrere Umwelt, wovon ich gern lese und was ich auch durchaus für glaubwürdig befinde, aber darüber, daß ich dergleichen selbst nicht erlebe, bin ich kein bißchen neidisch, sondern lobe mir vielmehr das völlig Unspektakuläre an meiner Barfüßigkeit (vielleicht paßt barfuß zu mir ja besonders gut?), was ich mit niemandem tauschen mag.

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Es ist eine gemein schwierige Frage, die in einem eigenen Post behandelt werden müßte, zu wem BF evtl. besonders & zu wem es evtl.weniger paßt. Chronologisch war´s in meiner Jugend so, daß BF in den 70ern fast nur bei LH, Hippie & niemals winters vorkam, während das ja jetzt reichlich anders ist. Wie man gesehen hat, ist die Vielfalt der einzelnen BF-Gesamttypen in diesem Forum enorm. Bei der allgemeinen Leserschaft möchte ich mich für die unvermeidbare extreme Länge dieses Replikenbeitrages entschuldigen.
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Barfüßige, ganz unspektakuläre Sommergrüße,
Markus U.

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"Derr toittsche Volkskörperr, seine Volksgenossinnen und Volksgenossen haben gesonde Füss-se zo haben!!! Äch befähle daherr: Äs ist im gesammtenn Rreichsgebiett mät Ausnahme zwängender Ärfordernisse stäts barr-foss zo gehen!!! Wir brauchen Läderr ond andere Schohmaterialien fürr Panzerr ond Kanonen!!!!"
Könnte man das vom Führer zitieren, wären Neonazis für BFs weit weniger gefährlich. Trotzdem wäre ich kein Anhänger dieser Ideologie.

Barfüßige Grüße an diesem verregneten, gar nicht sommerlichen Tag, Jay

BF & persönliche Souveränität

Kai (Ostfildern) ⌂, Stammposter, Thursday, 17.05.2007, 20:07 (vor 6337 Tagen) @ Jay

Hallo Jay,

Du schriebst:

Im folgenden entwickle ich nun mit Ingenieur-"Denke" optimierend
meine generelle Konzeptempfehlung für souveränes barfüßiges Auftreten
anhand des von dir berichteten Vorkommnisses im ICE. Für mich gilt
die Maxime:

1. Überangepasstes Verhalten an der Supermarktkasse, um ja nicht negativ aufzufalle

2. Übertriebene Körperhygiene, völlige Verleugnung von individuellem Körpergeruch.

3. Beeindrucken des Kellners/Ausspielen von Kellnern durch unmäßiges Geben von Trinkgeld.

4. "sperrige" 100-, 200 € -Noten in der Brieftasche zu haben und dort situativ z. B. herumspielend "nach dem Rechten zu sehen"

Ich bedauere Dich ja sehr, dass Du soviel Zeit und Energie damit verschwenden musst, Dich auf Konfrontationen mit Barfußgegnern vorzubereiten und dabei auf solche Ideen kommst. Deine Autosucht zur Selbstdarstellung hattest Du ja schon beschrieben gehabt.

Mit etwas Selbstbewusstsein (und vielleicht etwas geringerer "ingeneurmäßiger Denke" ließe sich all dieser Popanz vermeiden und ein ganz normales barfüßiges Leben führen.

Kopfschüttelnd
Kai

[image] Barfußwandern - nicht nur im Sommer

BF & persönliche Souveränität - Nachtrag

Kai (Ostfildern), Stammposter, Thursday, 17.05.2007, 20:10 (vor 6337 Tagen) @ Kai (Ostfildern)

... kleiner Nachtrag. Der Titel des Beitrags "persönliche Souveränität" ist natürlich durch die von Jay genannten Beispiele völlig ad absurdum geführt worden.

Künstliches, zwanghaftes Verhalten, ständig auf den Anderen achten und diesen beeindrucken wollen ist exakt das Gegenteil von persönlicher Souveränität.

K.

Wenn manche es so handhaben wollen...

Jay, Stammposter, Friday, 18.05.2007, 08:50 (vor 6336 Tagen) @ Kai (Ostfildern)

Hi Kai,
ich weiß nicht, ob das, worauf ich jetzt schreibe, als Test für Nicht-streitinduzierendes Verhalten gedacht ist...
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Hallo Jay,
Du schriebst:

Im folgenden entwickle ich nun mit Ingenieur-"Denke" optimierend meine generelle Konzeptempfehlung für souveränes barfüßiges Auftreten anhand des von dir berichteten Vorkommnisses im ICE. Für mich gilt die Maxime:


1. Überangepasstes Verhalten an der Supermarktkasse, um ja nicht negativ aufzufalle

Ich weiß nicht, ob es überangepaßt ist, an der Supermarktkasse das Geld passend bereitzuhalten. Die Preise im Kopf zu addieren & den Zaster dann herauszusuchen [falls er überhaupt wirklich oder einigermaßen passend in der Geldbörse ist] ist ja kein allzu großer Aufwand und spart auch mir Zeit. Wenn ich z. B. wen an der Kasse vorlasse, weiß ich es zu schätzen, wenn er sich dafür erkenntlich zeigt, indem er wenigstens bemüht ist, seinen Warenabfertigungs- & Bezahlvorgang zügig abzuwickeln. Ich bin nicht danach süchtig, aber finde es nicht schlecht, wenn an der Kasse weiter hinten in der Warteschlange Passanten tuscheln: "Ein freundlicher & höflicher junger Mann, ich meine den, der da vorn barfuß geht..."
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2. Übertriebene Körperhygiene, völlige Verleugnung von individuellem Körpergeruch.

Diesen Punkt halte ich sogar für den allerwichtigsten, man tut als BF gut daran, seinen Körpergeruch total zu verleugnen [siehe das weitverbreitete Fußgeruchsklischee]. Riecht man nämlich tatsächlich, egal von woher und sei es auch nur schwach, hat man ein Problem - weil der BF-Gegner Recht hat, es ist eine real existierende Tatsache, daß irgendwas riecht (beweis' ihm & evtl. vorhandenen Dritten situativ mal, daß der Geruch nicht von den Füßen herstammt). Sicher möchtest auch du nicht in diese Lage geraten...
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3. Beeindrucken des Kellners/Ausspielen von Kellnern durch unmäßiges Geben von Trinkgeld.

10...15 % sind in den USA Standard, bei erstklassigem Service noch etwas mehr. Da man nicht weiß, ob im von Markus U. berichteten Fall des ICE-Bordrestaurants sich der freundliche & höfliche Kellner nur perfekt zurückgehalten hat (wenn eben seine Kollegin bereits nach allen Regeln der Kunst stänkert, Kellner sind durchaus darauf getrimmt, "appetitlich" und "unappetitlich" [ich mußte diesen 1 Wort-Kommentar zu meiner BFigkeit 1993 im "Gasthaus zur Post" in Wolnzach hören] zu empfinden), könnte es das gewesen sein, was man erstklassigen Service nennen könnte. Ob ein Trinkgeld als unmäßig oder künstlich imponierend (zu hoch kann auch als schwülstig-herablassende Beleidigung gewertet werden) gesehen wird, ist des Kellners Sache. Im Fall von Markus U. hätte ich das Trinkgeld so dimensioniert, daß der Kellner einfach zusätzlich noch so etwas wie absolute Gewißheit bekommt, daß die Anti-BF-Argumente seiner Kollegin haltlos sind.
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4. "sperrige" 100-, 200 € -Noten in der Brieftasche zu haben und dort situativ z. B. herumspielend "nach dem Rechten zu sehen"

Läßt du dir denn [Fall: Juchz(Wien)] von einer alten Schachtel sagen: "Gesindel, das sich nicht mal Schuhe kaufen kann"? Ist das persönliche Souveränität? Ganz falsch wäre natürlich, zurückzubrüllen a 'la "ich verbitte mir das!"
U. U. hätte man in dieser Situation auch gar nichts machen können - mit "situativ" meinte ich, daß sich das Spiel nur aufführen läßt, wenn z. B. eine Parkbank o. dgl. zur Verfügung steht, auf die man sich "rein zufällig" niederläßt, um 'mal "nachzusehen", und man lächelt ihr dann huldvoll-mitleidserfüllt zu, evtl. mit dem Kommentar: "ich hab' übrigens noch viel mehr davon". Der Fall brachte mich auf die Idee, mich einmal mit der Kürschnerei zu befassen, weil alte, schrullige, etikettebewußte Frauen oft auf so etwas abfahren. Man kann dann ggf. sagen: Was wollen´s denn, Sie haben ja gar keinen [Nerz/Zobel/etc.] an, sondern nur...[z. B. ein Imitat]...das hat maximal XXXX gekostet (man signalisiert Pelz-Expertenwissen. Wem Bluff nichts ausmacht [ich mag ihn nicht], fügt hinzu: Gestern hab ich für meine Freundin einen ... gekauft), da ist sie platt. Fast sollte man dann noch 'draufsetzen: "Ich kann es mir leisten, auf Schuhe zu verzichten. Sie nicht." Dann versteht Frau Alzheimer die Welt nicht mehr.
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Ich bedauere Dich ja sehr, dass Du soviel Zeit und Energie damit verschwenden musst, Dich auf Konfrontationen mit Barfußgegnern vorzubereiten und dabei auf solche Ideen kommst.

Eventuelles Mitleid hat übrigens keine Grundlage. Das ganze System ist nicht durch ständiges nervendes Durchwalken von Gehirnschmalz entstanden, sondern einfach im Laufe von fast 33 Jahren Barfuß-Lebenspraxis [mit Winter-Interrupts] "gereift", ich empfand es nicht als zeit- & kräfteraubend.
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Mit etwas Selbstbewusstsein (und vielleicht etwas geringerer "ingeneurmäßiger Denke" ließe sich all dieser Popanz vermeiden und ein ganz normales barfüßiges Leben führen.
Kopfschüttelnd
Kai
Künstliches, zwanghaftes Verhalten, ständig auf den Anderen achten und diesen beeindrucken wollen ist exakt das Gegenteil von persönlicher Souveränität.

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Selbstbewußtsein ist bei mir vor allem Selbstrealismus, d. h. ich weiß genau, was ich kann (das erzeugt dann bei mir Selbstsicherheit) & was ich nicht kann. Ich betrachte mein BFiges Leben als ganz normal, zufällig ist es derzeit das Leben eines Bohemiens (da gab es auch schon ganz andere Abschnitte, 2001 war ich fast pleite, meine finanzielle Situiertheit unterliegt enormen Schwankungen). Wenn ich heute meine BFigen Schritte aus der Privacy hinauslenke, geschieht dies übrigens sehr entspannt, locker & natürlich, es ist nicht so, daß ich jede andere Person im Fadenkreuz oder auf einem Radarscreen habe. Allerdings darf ich sagen, daß der bekannte Vorspann bei James Bond-Filmen realistisch ist, dasselbe Behaviour Pattern ist auch bei mir zu haben. Barfußgehen in der Öffentlichkeit ist ein hervorragendes situatives Intelligenztraining. Man lernt, wohlüberlegt & ggf. blitzschnell zu handeln, sei es z. B. auch nur beim BFigen Betreten eines Nobelrestaurants. Wenn ich BF-Gegnerisches in mein "System" rennen lasse oder blöd zurückrede, tue ich dies ohne große geistige Anstrengung, weil ich - wie ich schon oft schrieb - im Wesentlichen auf ein bereits im Hirn vorgespeichertes Repertoire zurückgreife. Der ultraschlagfertig rotzfrech zurückredende tolle Typ bin ich gar nicht so sehr, ich hab' eher einen autistischen Einschlag.
Persönliche Souveränität kann bei einem BF-Geher bedeuten, daß ihm andere Personen einfach wurscht sind. Das ist auch bei mir letzten Endes der Fall. Einigen wir uns darauf, daß die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Es gibt einen quantitativ definierbaren Grad, ab welchem es jemandem nicht mehr wurscht ist, wie andere Personen reagieren. Zu deinem obigen Punkt 2 "Übertriebene Körperhygiene" mag der eine sagen: Ja mei... (ist er dann souveräner, als derjenige, der Deospray benutzt?) und dann gibt´s noch Perfektion in Form von teils Beseitigung (Vernichtung der schweißzersetzenden Bakterien), teils Kaschierung mit dem erwähnten optimalen Komplementärgeruch.
Persönliche Souveränität ist außerdem schwer zu definieren (dann müßte aus deiner Sicht bei Politikern & hohen Industriemanagern die persönliche Souveränität = 0 sein, weil sie ja wie irrwitzig sogar von zahlreichen Beratern permanent darauf schauen lassen, wie sie auf andere wirken, mit etwas anderem beschäftigen sie sich ja fast gar nicht, ihre Entscheidungen treffen in Wirklichkeit oft ebenfalls Berater), ferner hat sie viele persönliche Facetten. Ich könnte mir vorstellen, daß du - als Familienvater - das Wort "asozial" auf deine BFigkeit vielleicht doch nicht so ganz gerne hörst, mir macht dieses Wort z. B. nichts aus. Aus Gründen, die jetzt viel zu lang werden würden, zaubert es mir sogar oft ein leichtes, leuchtendes Lächeln aufs Gesicht.
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... kleiner Nachtrag. Der Titel des Beitrags "persönliche Souveränität" ist natürlich durch die von Jay genannten Beispiele völlig ad absurdum geführt worden.

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Echt? Die Menschen sind wohl verschieden. Einigen wir uns darauf, daß es bei uns 2 Barfußmenschen wahrscheinlich sehr unterschiedliche Dinge gibt, die den einen auf die Palme bringen & den anderen gar nicht und umgekehrt. Sollten wir das evtl. auf dem Streetlife-Festival in München einmal durchdiskutieren? Kommt auch jemand von der Admin?

Freundliche barfüßige BMW-Fahrergrüße, Jay (dieses 4rad fahre ich primär wg. dem angenehmen Fahrfeeling & -handling & um schneller von A nach B zu kommen)

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