Osterreise 2. Tag (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Tuesday, 17.04.2007, 12:51 (vor 6432 Tagen)

Am zweiten Tag unserer Reise begaben wir uns zunächst auf den Weg nach Weißwasser, unterbrachen unsere Fahrt aber spontan in Friedrichshain bei Döbern, wo wir auf der stillgelegten Eisenbahnstrecke Forst - Weißwasser im Vorbeifahren eine Draisine zu sehen glaubten. Tatsächlich handelte es sich aber nur um eine mit einem Signalmast beladene Lore, die einem Eisenbahnfan gehört, der sich das dortige Bahnhofsgebäude gekauft und saniert hat. Der sprach uns an, erkannte unsere Neugierde und zeigte uns stolz, was er dort geleistet hat. So hat er sich im Haus ein riesiges Stellwerk eingebaut, das einst zum Bahnhof Jüterbog gehörte, mit dem er mal eine Modellbahn steuern will. Unsere Barfüssigkeit störte ihn zwar nicht, aber wies uns darauf hin, dass man in Monaten mit "R" nicht barfuß gehen sollte und wir die Folgen schon noch tragen werden. Ich bin gespannt darauf. :-)
Anschließend erreichten wir Weißwasser, wo die Muskauer Waldbahn ihr Domizil hat. An jedem ersten Wochenende im Monat gibt es dort Dampfzugbetrieb, an einem Wochentag konnten wir aber froh sein, dass uns immerhin jemand ein Tor öffnete, damit wir uns das Gelände ansehen konnten. http://www.waldeisenbahn.de/

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Der Bahnhof in Weißwasser der Muskauer Waldeisenbahn

Als nächstes führte uns unser Weg nach Rothenburg/OL. Das "OL" steht dabei für Oberlausitz, die Stadt liegt aber im "Niederschlesischen Oberlausitzkreis" mit dem Autokennzeichen "NOL". Gibt es wohl einen Landkreis mit einem längeren Namen?
Die Stadt wirkt ganz hübsch, aber irgendwie auch wie ausgestorben. Mitten an einem Wochentag konnten wir problemlos direkt am Marktplatz kostenlos parken, kaum jemand war auf der Straße.

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Der Marktplatz von Rothenburg mit dem Rathaus in der Mitte

Weiter ging es dann nach Deschka, wo sich in einem Bogen der Neiße der östlichste Punkt Deutschlands befindet. Eigentlich wollte ich dorthin, aber gerade dort wachsen am Neißeufer jede Menge Brennnesseln, so dass ich auf die Berührung dieser Stelle verzichtete. Immerhin kam ich bis auf etwa zwei Meter heran.

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Das Neißeufer am östlichsten Punkt Deutschlands

In Deschka wird es demnächst auch einen Grenzübergang für Fußgänger nach Polen geben. Warum der noch nicht eröffnet ist, obwohl die Brücke über die Neiße längst fertig ist, bleibt rätselhaft.
Schließlich erreichten wir Görlitz, die östlichste Stadt Deutschlands. Wir parkten das Auto etwas außerhalb und fuhren mit der Straßenbahn ins Zentrum. Wir waren begeistert von der überraschenden Schönheit dieser Stadt, die den zweiten Weltkrieg ohne nennenswerte Schäden überstanden hat.

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Der Obermarkt in Görlitz

Die Altstadt besteht aus einer lückenlosen Bebauung aus Barock und Renaissance mit wunderschönen Fassadenmalereien, malerischen Plätzen, mittelalterlichen Stadttürmen, gotischen Kirchen und einem Rathaus, dessen Turm stündlich in einer Führung bestiegen werden kann. Da sich außer uns niemand zu dieser Führung einfand, konnten wir ungestört den Worten des jungen Mannes, der uns nach oben geleitete, lauschen und die herrliche Aussicht genießen. Über den südwestlichsten Zipfel Polens hinweg konnten wir sogar bis zum teilweise in Tschechien liegenden Riesengebirge blicken.

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Blick vom Rathausturm über den Untermarkt auf St. Peter und Paul

Als Johannes an einem der Stadttürme jemanden fragte, was das denn für ein Turm sei, wurde er erkannt, als derjenige, der am Vorabend im Fernsehen war. Auch ein schönes Erlebnis.

In der Touristeninformation holten wir uns dann noch unsere Zipfelpässe http://de.wikipedia.org/wiki/Zipfelpass ab. Nun müssen wir innerhalb von vier Jahren auch noch den nördlichsten, westlichsten und südlichsten Ort Deutschlands erreichen, um als echte Zipfelstürmer zu gelten. :-)

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Die Neiße unterhalb von St. Peter und Paul. Hinter den Häusern im Vordergrund beginnt Polen.

Wir besichtigten dann noch kurz die Kirche St. Peter und Paul und erreichten die Neiße, an deren Ufer wir zum Stadtpark weitergingen. Nach einem ausführlichen Besuch des Spielplatzes, der von Berno und Johannes genauestens getestet wurde, erreichten wir schließlich noch den Stein, der den 15. Meridian kennzeichnet, jenen Längengrad, nach dem die Mitteleuropäische Zeit definiert ist und der durch Görlitz verläuft. Der weitere Verlauf dieses Meridians ist durch eine Reihe von Stiefmütterchen sehr hübsch deutlich gemacht worden.

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Berno auf dem Meridianstein und . . . . . . . . . . . . Johannes auf dem 15. Längengrad in Görlitz

Über die Touristeninformation hatten wir dann noch zwei Zimmer in Markersdorf gebucht, die wir aber nicht weiterempfehlen können. Der Vermieter zeigte deutlich, dass ihm sein eigener Preis zu niedrig war, wies dabei auf die Zimmerpreise in Berlin hin, er war unfreundlich und die Zimmer waren nicht mal beheizbar!

Fortsetzung folgt ...


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