Bayerische Schlösser: Die lokalen Hunde schlafen wieder (Hobby? Barfuß! 2)

Leo, Stammposter, Tuesday, 17.04.2007, 10:48 (vor 6432 Tagen)

Hallo,

wie schon in einer Antwort an Jay kurz geschrieben, schaute ich mir in der (vor-)letzten Gültigkeitswoche meiner Jahreskarte noch einige Schlösser an:

Am Dienstag, 10.4. schaute ich mir an: Schloß und Park Rosenau (bei Coburg), Schloß Ehrenburg und Veste Coburg. Es gab hier keinerlei Bemerkung von Seiten des Personals, aber in Coburg rief ich als offenbar extrem ungewöhnlicher Barfüßer großes Aufsehen hervor: Ungläubige Blicke, heimliches Fotogrfieren aber verstohlenes Wegdrehen nach Blickkontakt, bis hin zur Bemerkung "kommt der von der Nervenklinik da oben?". In Oberfranken scheint das Barfußlaufen dann wohl doch noch wesentlich ungewöhnlicher zu sein als in Unter- oder Mittelfranken.

Am Mittwoch in Würzburg gab es kaum Reaktionen und im Gegensatz zum nahegelegenen Veitshöchheim vor einem knappen Jahr war auch die barfüßige Besichtigung der Residenz gar kein Problem. Allerdings wurde meine Jahreskarte neuerdings überall sehr aufmerksam kontrolliert, und verstohlene Blicke auf meine Füße waren zwar zu bemerken - aber ansonsten keinerlei Bemerkungen. War ich hier der allererste Barfußläufer (so dass für den Fall noch kein Reaktionsmuster vorlag) oder habe ich jetzt in der letzten Woche Narrenfreiheit?

Am Freitag, dem 13. (eher mein Glückstag statt Unglückstag) gab es in Aschaffenburg keine Probleme bei der barfüßigen Besichtigung von Schloß Johannisburg mit der Sonderausstellung "Cranach im Exil" und der anderen Ausstellungsorte der Sonder-Ausstellung (Kunsthalle Jesuitenkirche, Stift St. Peter und Alexander). Die Bilder gefielen mir ausnahmsweise (oder vielleicht lässt meine Phobie 10 Jahre nach dem gewaltsamen Trieb von meiner Ex-Frau durch die Münchner Pinakotheken usw. ja auch langsam nach), und so ging ich freiwillig mit Interesse auch zu den anderen Ausstellungsorten, ebenfalls unbeanstandet barfuß. Beim Gang zum Pompejanum (Nachbildung eines römischen Hauses) wurde ich von 2 Filmstudenten interviewt, was mir zum Thema Schloß Aschaffenburg einfalle. Das war fast nichts, was ich damit erklärte, dass ich in Nähe von München wohne. Den Kameraschwenk auf meine Füße nahm ich daher auch zum willkommenen Anlaß, meinerseits auf ein Gebiet zu schwenken, zu dem ich mehr zu sagen hatte: Ich liefe seit längerem barfuß, hier hätte es zwar keine Probleme gegeben aber eine sehr schroffes Ablehnungsschreiben der BSV... Die ganze Aktion war wohl ein Film-Projekt und soll auch zu Werbung für die Schlösser eingesetzt werden. Auch wenn meine Antworten dafür kaum geeignet sind, schienen die beiden mit diesem außergewöhnlichen Interview sehr zufrieden zu sein.

Auf der Rückfahrt lag in München in der Bahn-Lounge das "Oberbayern-Magazin" zum Mitnehmen aus - eine aufwendig gemachte Reklame-Illustrierte zum Ankurbeln des Oberbayern-Tourismus. Der Haupt-Aufmacher war passenderweise: Bayerische Schlösser! Einige Seiten weiter waren dann barfüßige Kinder (auf einem Barfußpfad oder einer Kneipp-Anlage) abgebildet! Nach dieser Vorlage juckt es mich nun in den Fingern, ein paar passende Worte als Leserbrief zu schreiben; ich warte zu diesem Zweck schon gespannt auf die offizielle Antwort der BSV auf die Anfrage an unseren verhinderten Touristen... J

Wie angekündigt, begab ich mich gestern in die Höhle des Löwen und besichtigte in München Schloß Nymphenburg und dann das Marsstall-Museum in unmittelbarer Nahe der BSV-Verwaltung! Wider Erwarten gab es keinerlei Probleme! (2004 war ich da aber schon unbehelligt barfuß gewesen.) Ich hatte noch etwas Zeit und begab mich in die Münchner Residenz - im Gegensatz zu meinem ersten Besuch am Rosenmontag diesmal mit Kamera. Hier schritt dann tatsächlich jemand ein, und der Einlaß-Kontrolleur eilte mir (wie er betonte auf Geheiß von jemand an der Kasse) zur Garderobe nach, um das Anziehen von Schuhen anzumahnen. Auf meine erstaunte Frage "Ach, wirklich? Ich war gerade unbeanstandet barfuß in Schloß Nymphenburg!" antworte seine Kollegin entrüstet: "Die sind ja gut! Machen uns die Vorgabe und halten sich dann selbst nicht dran!" Aber so musste ich hier dann zur schnellen Foto-Runde leider doch noch Flip-Flops anziehen.

Die Fotografier-Erlaubnis korreliert anscheinend stark mit dem Besucher Ansturm von uneingeschränkt (d.h. auch mit Blitz) erlaubt über ohne Blitz erlaubt, offiziell nicht erlaubt aber toleriert zu verboten und durch sofortige Ermahnung verhindert (sofern in der Masse bemerkt...). Ich durfte jedenfalls unbeanstandet fotografieren, und zwar freiwillig ohne Blitz, da ich mich ja auch immer von der Bitzerei anderer gestört fühle.

Mein Fazit: Anscheinend sind die lokalen Hunde jetzt wieder eingeschlafen (d.h. haben die zentrale Vorgabe vergessen) und erlauben die barfüßige Besichtigung oder nicht nach eigenem Gusto wie früher. (Die m.E. extrem hohe Erfolgsquote der letzten Woche ist aber vielleicht z.T. auch mit Narrenfreiheit oder statistischen Effekten zu erklären.) Ich tendiere daher dazu, höchstens an das Oberbayern-Magazin und die dahinter stehende Tourismus-Werbung in nicht zu agressiver Weise zu schreiben, und die Hunde ansonsten nicht noch mal zu wecken. Für mich persönlich hat sich das Thema "Bayerische Schlösser" mit Ablauf dieser Woche ohnehin für längere Zeit erledigt.

Gruß

Leo


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