Zwei barfüßige Wanderungen Dachsen - Neuhausen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 16.04.2007, 12:41 (vor 6368 Tagen)

Samstag, 14.3.2007, 150-jähriges Bestehen der Rheinfallbahn:
http://209.85.135.104/search?q=cache:-Bk7gBWfVXcJ:mct.sbb.ch/mct/reiselust/freizeit/messen_events/events/reisen-rheinfallbahn.htm+rheinfallbahn+dachsen&hl=de&ct=clnk&cd=2&gl=ch

Im Programm des Jubiläums sollte auch eine geführte Wanderung entlang von Bahnanlagen stattfinden (mit Erklärungen usw.), und zwar zwischen Dachsen und Neuhausen. Andererseits stand im Programm auch etwas von einem extra beschilderten Weg. Natürlich wußte ich nichts über die Wegbeschaffenheit. Es wäre mir unangenehm als einziger Barfüßer unter fett beschuhten Teilnehmern zum Bremsklotz zu werden. Was lag da näher als die Strecke eigenmächtig vorher zu testen? Genug Zeit hatte ich ja vorher noch.

Anstatt mit der S33 von Winterthur bis Schaffhausen durchzufahren, unterbrach ich sie in Dachsen. Ich fand die Beschilderung. Zuerst führte der Weg über Asphalt, dann aber begann ein Feldweg. Neben dem Weg aber war Gras, das an diesem frühen Morgen noch herrlich frisch war. Erst führte er an der Jubliäumsstrecke lang, die dann aber nicht mehr sichtbar war. Dafür sah man den Viadukt der "anderen" Bahn von Zürich nach Schaffhausen (über Bülach, Eglisau). Dann war ich bereits bei Schloß Laufen, von wo ein Fußweg neben dem Gleis der Jubiläumsbahn über den Rhein führt. Auch von hier konnte man den Rheinfall beobachten:

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Parallel zum Rhein führte ein asphaltierter Weg bis zum Steg nach Flurlingen, von dort waren es nur noch wenige Schritte zum Bahnhof Neuhausen, von wo mich in wenigen Minuten ein Zug nach Schaffhausen bringen würde. Mein Entscheid: Der Weg ist barfußtauglich, ich würde kein Bremsklotz sein. mich wunderte nur, daß die offizielle Führung 2,5 Stunden dauern würde.

13.40 Uhr, Bahnhof Dachsen. Die Führung kann beginnen. Zuerst die Einleitung von fachkundigen Leuten. Die Teilnehmer trugen meist fette Wanderschuhe, jedoch einige waren auch in Treckingsandalen (ein paar Männer mit Socken, die Frauen und einige Männer ohne Socken) unterwegs. Auch waren welche in Halbschuhen dabei. Keiner trug Turnschuhe, keiner Stöckelschuhe, keiner Flipflops oder Sandalen ohne Fersenriemen. Und nur einer war barfuß, und das war ich. Aber keiner störte sich daran.

Nur wenige Meter, und dann kam die Überraschung: Die geführte Wanderung führte nicht auf dem ausgeschilderten Weg, sondern ganz anders. Erst kam noch Asphalt, dann aber war der Weg fies geschottert. Ein Grasstreifen führte aber daneben, so daß ich ihn benutzen konnte. Einer der Leiter sagte zu mir: "Ohne Schuhe Velo fahren ist sicher einfacher", was ich bestätigte. Dann führte der Weg auf einem Fußgängersteg über den Rhein.

Der Weg parallel zum Rhein war schmal und gar nicht mal schlecht barfuß begehbar, wenn man rechtzeitig die Unebenheiten sieht. Solche Wege bringen barfuß (und vermutlich auch beschuht) mehr Spaß, wenn man alleine ist und nicht in einer Gruppe, wo man auch noch auf den Vordermann achten muß. Dann folgte ein Weg den Berg hoch. Auch dieser war fies geschottert. Hier benutzte ich von Mountainbikern verursachte Abkürzung, die barfuß ausgezeichnet begehbar war, noch dazu kürzer, so daß ich hier im Vorteil war. Dann aber wurde es noch ekliger. Grobe Steine, und der Waldboden daneben mit Bucheckern verunziert.

Unterwegs wurde ich auch gefragt, ob ich öfters barfuß unterwegs bin, auch ob ich es im Winter praktiziere. Ich gab die üblichen Antworten und konnte es nicht lassen, die Ereignisse mit der Polizei zu erwähnen. Die empörte Antwort: "Das geht doch die Polizei nichts an, es entsteht doch niemandem ein schaden!" Insgesamt war die Einstellung zu meiner Barfüßigkeit positiv. Wir unterquerten den Viadukt der Bahn nach Bülach und machten den nächsten Halt, wo diese Bahn im Tunnel verschwand. Dann ging es weiter, endlich kamen wir in besiedeltes Gebiet, die Wege waren asphaltiert. Auch kamen wir an einem Brunnen vorbei, durch den ich schritt. Ich hörte, wie eine Frau sagte: "Der hat es gut, der hat keine Schuhe an!" Ich unterließ es zu antworten. Am liebsten hätte ich gesagt, daß es durchaus möglich ist, die Schuhe auszuziehen.

So gelangten wir zum Badischen Bahnhof von Neuhausen an der Bahnlinie Schaffhausen - Waldshut (nicht zu verwechseln mit dem SBB-Bahnhof an der Strecke Schaffhausen - Bülach bzw. Winterthur). Das schmucke Bahnhofsgebäude ist frisch renoviert worden und wird sicher nicht abgerissen, wenn der badische Bahnhof verlegt wird. Vor dem Bahnhof war jedoch eine Baustelle mit Splitt, auch war hier kein Schatten, so daß der Asphalt unter meinen Fußsohlen brannte. Dann ging es teilweise über baufälligen Asphalt hinunter zum Rhein. Dann folgte ein bekannter Weg, weil ich ihn am Morgen schon gegangen bin. Aber in der Hitze war er deutlich weniger angenehm barfuß begehbar. Wir kamen an einem Spielplatz vorbei, wo zwei Kinder fröhlich barfuß wippten. Ihre Schuhe standen weit abseits unter Aufsicht der fett beschuhten Eltern (damit sie ja keiner klaut).

Wir erreichten den SBB-Bahnhof, dessen Bahnhofsgebäude vor einiger Zeit abgerissen wurde. Es folgten abschließende Worte. Der Dampfzug kam von Andelfingen, hielt kurz und fuhr weiter nach Schaffhausen. Und ich fuhr mit dem nächsten Zug hinterher. Auch wenn diese barfüßige Wanderung recht anstrengend war, so hat sie mir doch gefallen. Ich habe interessante Dinge erfahren, die ich nicht gewußt hatte, über die Eisenbahnen im Raum Schaffhausen, über den Rheinfall, der trotz einiger Entfernung so laut rauschte, daß man ihn am liebsten hätte abstellen wollen, um die Worte der Wanderleiter zu verstehen, die Industrialisierung Neuhausens usw. Wäre auch mit Schuhen interessant gewesen, aber sicher nicht interessanter. Also lieber barfuß!

Schöne Grüße (besonders an eisenbahnbegeisterte Barfußwanderer)

Michael aus Zofingen

en der jauch ein Kurz vor 10 Uhr verließ ich Schaffhausen, nachdem ich dort Munot, die Kirche St. Johann und die Altstadt besichtigt hatte. Mit dem Thurbo-Zug fuhr in nach Andelfingen, wo um 10.15 Uhr eine Zugstaufe stattfinden sollte. Ich genoß es, wie der Zug über die Rheinfallbrücke fuhr.
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Der Wasserfall ist sicher immer einen Besuch wert, war für diesen Tag aber nicht eingeplant (ich war schon mal dort vor meiner Barfußzeit, damals war eine junge Frauen barfuß und trug ihre Rollerblades in der Hand, ihre Begleiterin ging auf Socken). In Dachsen wartete der Zug am Bahnhof, um einem Gegenzug abzuwarten. Kein planmäßiger Zug, sondern ein historischer Dampfzug, beidseitig mit eine Lokomotive bespannt.

Ich erreichte Andelfingen rechtzeitig. Viele Leute waren dort. Die meisten waren gewöhnliches Publikum, meist recht sommerlich gekleidet (aber außer mir niemand ohne Schuhe, wohl aber viele in Flipflops oder anderen Schlappen). Dann aber auch Kameraleute und Leute in besten Anzügen. Politiker waren anwesend, darunter der Gemeindepräsident von Andelfingen, verschiedene ranghohe Bahnfritzen, Regierungsrätin Rita Fuhrer und Bundesrat Christoph Blocher, letzterer ist verantwortlich für das Justiz- und Polizei(!)department. Und bei so hoher Prominenz ist natürlich die Polizei nicht weit. Trotz der Politprominenz blieb alles friedlich. Und da auch ich friedlich blieb und sich weder ein "normaler" Mensch, noch einer der Politiker an meiner Barfüßigkeit gestört hatte, hätte es sicher kein gutes Licht auf die Bahnpolizei geworfen, wenn sie gegen mich eingeschritten wäre.

Zwei moderne Thurbo-Triebzüge sollten getauft werden, und zwar mittels einer Handspritze, die das Wasser aus einem Eimer beförderte. Der erste Zug wurde mit Thurwasser getauft. Der zweite Zug wurde mit dagegen mit Rheinwasser getauft, diese Arbeit verrichtete Christoph Blocher persönlich. Der Herr Bundesrat ließ es sich nicht nehmen, nach einiger Zeit den Eimer zu nehmen und das restliche Wasser direkt gegen den Zug zu schleudern. Natürlich gelangte nicht alles Wasser gegen die Züge, auch auf dem Bahnsteig blieben Pfützen, ohne jedoch miteinander in Verbindung zu stehen. Es dauerte aber nicht lange, da gingen die Leute durch die Pfützen, ich auch. Und ich als einziger barfuß. Keiner kam auf die Idee, die Schuhe in die Hand zu nehmen. So etwas machen wohl eher Kinder, aber sicher nicht dann, wenn ihre Eltern dabei sind und die Politprominenz zusieht. Bei der Gelegenheit muß ich sagen, daß ich mit den Füßen keinerlei Unterschied zwischen Thur- und Rheinwasser feststellen konnte. Auf jeden Fall war dieses Wasser auf dem Bahnsteig deutlich wärmer als am Originalort. Mit der nächsten S33 fuhr ich nach Neuhausen, wo unter anderem ein Wagenschiebe-Wettbewerb und Fun-Velofahrten möglich waren.

Schöne Grüße (besonders an barfußbegeisterte Eisenbahnfans)

Michael aus Zofingen

Korrektur: Zwei barfüßige Wanderungen Dachsen - Neuhausen

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 16.04.2007, 12:47 (vor 6368 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Ein Copy-Paste-Fehler ist entstanden, für den ich mich entschuldige. Hier der reichtige Text:

Samstag, 14.3.2007, 150-jähriges Bestehen der Rheinfallbahn:
http://209.85.135.104/search?q=cache:-Bk7gBWfVXcJ:mct.sbb.ch/mct/reiselust/freizeit/messen_events/events/reisen-rheinfallbahn.htm+rheinfallbahn+dachsen&hl=de&ct=clnk&cd=2&gl=ch

Im Programm des Jubiläums sollte auch eine geführte Wanderung entlang von Bahnanlagen stattfinden (mit Erklärungen usw.), und zwar zwischen Dachsen und Neuhausen. Andererseits stand im Programm auch etwas von einem extra beschilderten Weg. Natürlich wußte ich nichts über die Wegbeschaffenheit. Es wäre mir unangenehm als einziger Barfüßer unter fett beschuhten Teilnehmern zum Bremsklotz zu werden. Was lag da näher als die Strecke eigenmächtig vorher zu testen? Genug Zeit hatte ich ja vorher noch.

Anstatt mit der S33 von Winterthur bis Schaffhausen durchzufahren, unterbrach ich sie in Dachsen. Ich fand die Beschilderung. Zuerst führte der Weg über Asphalt, dann aber begann ein Feldweg. Neben dem Weg aber war Gras, das an diesem frühen Morgen noch herrlich frisch war. Erst führte er an der Jubliäumsstrecke lang, die dann aber nicht mehr sichtbar war. Dafür sah man den Viadukt der "anderen" Bahn von Zürich nach Schaffhausen (über Bülach, Eglisau). Dann war ich bereits bei Schloß Laufen, von wo ein Fußweg neben dem Gleis der Jubiläumsbahn über den Rhein führt. Auch von hier konnte man den Rheinfall beobachten:

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Parallel zum Rhein führte ein asphaltierter Weg bis zum Steg nach Flurlingen, von dort waren es nur noch wenige Schritte zum Bahnhof Neuhausen, von wo mich in wenigen Minuten ein Zug nach Schaffhausen bringen würde. Mein Entscheid: Der Weg ist barfußtauglich, ich würde kein Bremsklotz sein. mich wunderte nur, daß die offizielle Führung 2,5 Stunden dauern würde.

13.40 Uhr, Bahnhof Dachsen. Die Führung kann beginnen. Zuerst die Einleitung von fachkundigen Leuten. Die Teilnehmer trugen meist fette Wanderschuhe, jedoch einige waren auch in Treckingsandalen (ein paar Männer mit Socken, die Frauen und einige Männer ohne Socken) unterwegs. Auch waren welche in Halbschuhen dabei. Keiner trug Turnschuhe, keiner Stöckelschuhe, keiner Flipflops oder Sandalen ohne Fersenriemen. Und nur einer war barfuß, und das war ich. Aber keiner störte sich daran.

Nur wenige Meter, und dann kam die Überraschung: Die geführte Wanderung führte nicht auf dem ausgeschilderten Weg, sondern ganz anders. Erst kam noch Asphalt, dann aber war der Weg fies geschottert. Ein Grasstreifen führte aber daneben, so daß ich ihn benutzen konnte. Einer der Leiter sagte zu mir: "Ohne Schuhe Velo fahren ist sicher einfacher", was ich bestätigte. Dann führte der Weg auf einem Fußgängersteg über den Rhein.

Der Weg parallel zum Rhein war schmal und gar nicht mal schlecht barfuß begehbar, wenn man rechtzeitig die Unebenheiten sieht. Solche Wege bringen barfuß (und vermutlich auch beschuht) mehr Spaß, wenn man alleine ist und nicht in einer Gruppe, wo man auch noch auf den Vordermann achten muß. Dann folgte ein Weg den Berg hoch. Auch dieser war fies geschottert. Hier benutzte ich von Mountainbikern verursachte Abkürzung, die barfuß ausgezeichnet begehbar war, noch dazu kürzer, so daß ich hier im Vorteil war. Dann aber wurde es noch ekliger. Grobe Steine, und der Waldboden daneben mit Bucheckern verunziert.

Unterwegs wurde ich auch gefragt, ob ich öfters barfuß unterwegs bin, auch ob ich es im Winter praktiziere. Ich gab die üblichen Antworten und konnte es nicht lassen, die Ereignisse mit der Polizei zu erwähnen. Die empörte Antwort: "Das geht doch die Polizei nichts an, es entsteht doch niemandem ein schaden!" Insgesamt war die Einstellung zu meiner Barfüßigkeit positiv. Wir unterquerten den Viadukt der Bahn nach Bülach und machten den nächsten Halt, wo diese Bahn im Tunnel verschwand. Dann ging es weiter, endlich kamen wir in besiedeltes Gebiet, die Wege waren asphaltiert. Auch kamen wir an einem Brunnen vorbei, durch den ich schritt. Ich hörte, wie eine Frau sagte: "Der hat es gut, der hat keine Schuhe an!" Ich unterließ es zu antworten. Am liebsten hätte ich gesagt, daß es durchaus möglich ist, die Schuhe auszuziehen.

So gelangten wir zum Badischen Bahnhof von Neuhausen an der Bahnlinie Schaffhausen - Waldshut (nicht zu verwechseln mit dem SBB-Bahnhof an der Strecke Schaffhausen - Bülach bzw. Winterthur). Das schmucke Bahnhofsgebäude ist frisch renoviert worden und wird sicher nicht abgerissen, wenn der badische Bahnhof verlegt wird. Vor dem Bahnhof war jedoch eine Baustelle mit Splitt, auch war hier kein Schatten, so daß der Asphalt unter meinen Fußsohlen brannte. Dann ging es teilweise über baufälligen Asphalt hinunter zum Rhein. Dann folgte ein bekannter Weg, weil ich ihn am Morgen schon gegangen bin. Aber in der Hitze war er deutlich weniger angenehm barfuß begehbar. Wir kamen an einem Spielplatz vorbei, wo zwei Kinder fröhlich barfuß wippten. Ihre Schuhe standen weit abseits unter Aufsicht der fett beschuhten Eltern (damit sie ja keiner klaut).

Wir erreichten den SBB-Bahnhof, dessen Bahnhofsgebäude vor einiger Zeit abgerissen wurde. Es folgten abschließende Worte. Der Dampfzug kam von Andelfingen, hielt kurz und fuhr weiter nach Schaffhausen. Und ich fuhr mit dem nächsten Zug hinterher. Auch wenn diese barfüßige Wanderung recht anstrengend war, so hat sie mir doch gefallen. Ich habe interessante Dinge erfahren, die ich nicht gewußt hatte, über die Eisenbahnen im Raum Schaffhausen, über den Rheinfall, der trotz einiger Entfernung so laut rauschte, daß man ihn am liebsten hätte abstellen wollen, um die Worte der Wanderleiter zu verstehen, die Industrialisierung Neuhausens usw. Wäre auch mit Schuhen interessant gewesen, aber sicher nicht interessanter. Also lieber barfuß!

Schöne Grüße (besonders an eisenbahnbegeisterte Barfußwanderer)

Michael aus Zofingen

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